1. Rodentizidresistenzproblematik

Autor/innen

  • Alexandra Esther

Abstract

1. Problems of rodenticide resistance

Wanderratte (Rattus norvegicus) und Hausmaus (Mus musculus) verursachen als kommensale Nager jährlich erhebliche Schäden an Material und Vorräten. Sie sind Träger von Krankheitserregern von Mensch und Tier. Seit den 50er Jahren werden hauptsächlich Antikoagulanzien (Blutgerinnungshemmer) zur Bekämpfung eingesetzt. Gegen einige dieser Wirkstoffe haben die Nager genetisch bedingte Resistenzen, so dass der Bekämpfungserfolg ausbleibt. Der Fachausschuss Rodentizidresistenz am JKI beschäftigt sich seit 2006 mit der Thematik. Im letzten Jahr erschien eine Managementstrategie und verschiedene Flyer zum Thema „Resistenz erkennen“.
Während resistente Wanderratten vor allem im Resistenzgebiet im Nordwesten von Deutschland zu finden sind, gibt es zahlreiche über Deutschland verteilt Vorkommen resistenter Hausmäuse. Ein effektives Management von resistenten Tieren ist nur mit Flocoumafen, Brodifacoum und Difethialon möglich. Der Einsatz von Wirkstoffen der ersten Generation (Warfarin, Chlorphacinon, Coumatetralyl) und Bromadiolon ist nicht zielführend. Auch bei der Anwendung von Difenacoum kann der Erfolg ausbleiben. Die hochpotenten Wirkstoffe Flocoumafen, Brodifacoum und Difethialon sollten jedoch nur bei Resistenznachweis angewendet werden, um potentielle Risiken für die Umwelt niedrig zu halten. Diese drei Wirkstoffe sind toxischer und persistenter als die anderen genannten.
Im Pflanzenschutzbereich stehen für ein Management zu wenige Wirkstoffe zur Verfügung. Im Biozidbereich schränken Risikominderungsmaßnahmen (RMM) deren Anwendung ein. Dadurch dürfen nicht sachkundige Verbraucher nur Antikoagulanzien der ersten Generation anwenden, mit denen die Bekämpfung von resistenten Tieren nicht möglich ist. Es kann zur Akkumulation der unwirksamen Wirkstoffe in den Tieren und damit zum Umweltrisiko durch erhöhte Rückstände kommen und eine Selektion hin zur genetisch bedingten Resistenz erfolgen, da gerade diese Tiere die Bekämpfung überleben. Es ist fraglich, ob jeder Amateur bei erfolgloser Bekämpfung einen kostenpflichtigen Schädlingsbekämpfer hinzuzieht. Eine erfolglose Bekämpfung bedeutet Nagerrefugien und ein Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier aufgrund von nagetierassoziierten Krankheitserregern. Die RMM sollten noch mal überdacht werden.

Stichworte:
Resistenzverbreitung, Resistenzmanagement, Wirkstoffverfügbarkeit

Key words:
Distribution of resistance, management, availability of active substances

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Veröffentlicht

2014-12-02