Mitteilungen und Nachrichten
Neues aus der Deutschen Genbank Obst (DGO)
9. Sitzung des Fachbeirates der Deutschen Genbank Obst
Journal für Kulturpflanzen, 71 (1). S. 28–29, 2019, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2019.01.04, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Am 15. und 16. Mai 2018 fand in Quedlinburg die 9. Sitzung des Fachbeirates der Deutschen Genbank Obst (DGO) statt. Die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt mit dem Zentrum für Technik und Gartenbau ist Sammlungshaltender Partner in den DGO-Netzwerken Apfel, Kirsche, Birne und Pflaume.
Im Rahmen dieser Fachbeiratssitzung berichtete Frau Dr. Höfer, Koordinationsstelle der DGO, über die bislang geleisteten Arbeiten. Die DGO besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus den sechs obstartenspezifischen Netzwerken Apfel, Kirsche, Erdbeere, Rubus, Pflaume und Birne. Insgesamt sind 21 Partner mit 46 Sammlungen sowie das Informations- und Koordinationszentrum für biologische Vielfalt der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in die Arbeiten integriert. Herr Dr. Schulte, Prüfstelle Wurzen des Bundessortenamtes, gab einen detaillierten Bericht zum Stand des Rubus- und Birnen- Netzwerkes und informierte über die Arbeiten zur Gründung des Wildobst-Netzwerkes mit dem Teilnetzwerk Sanddorn. Herr Dr. Hadersdorfer, Technische Universität München, präsentierte die Fortschritte beim Aufbau des Netzwerkes Pflaume.
Einen wesentlichen Teil der Berichterstattung durch die Koordinationsstelle nahmen detaillierte Informationen zu Aktivitäten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der DGO ein. Aufgrund des 10-jährigen Bestehens wurde deren Arbeit auf der Internationalen Grünen Woche 2018 in Berlin in der Halle des BMEL sowie auf zwei internationalen Symposien vorgestellt. Seitens der DGO wurde aktiv an der Vorbereitung für die Symposien „Deutsche Obstsortenvielfalt – Neue Wege für die Erhaltung und Nutzung“ im September 2015 und „Nutzung der Obstsortenvielfalt in der Züchtung“ im November 2017 mitgewirkt. Insgesamt sind bis zum heutigen Tag 32 Beiträge im Journal für Kulturpflanzen unter der Rubrik „Neues aus der DGO“ erschienen. Der Flyer der DGO wurde in der dritten Version erarbeitet und kann jetzt auf der Internetseite der DGO abgerufen werden. Die Öffentlichkeitsdarstellung konnte durch die zweite Version der DGO-Datenbank, die im Oktober 2016 online gestellt wurde, erheblich verbessert werden. So verdoppelten sich 2017 sowohl die Anzahl der Besuche als auch die Anzahl der unterschiedlichen Besucher im Vergleich zu 2015.
Ein wesentliches Ziel der DGO besteht darin, die Obstsorten langfristig und effizient zu erhalten, indem jede DGO-Sorte mindestens an zwei verschiedenen Standorten erhalten wird. Nach den ersten Sortenechtheitsprüfungen bei Apfel und Kirsche fanden gezielte Austausche von Reisermaterial statt. Gegenwärtig sind bei Apfel ca. 61% der Sorten und bei Kirsche ca. 55% gedoppelt. Bei Erdbeere wurde durch den Aufbau der Kryokonservierung am Standort Dresden-Pillnitz eine Doppelung von 75% erreicht.
Frau Dr. Höfer berichtete über den Stand der zweiten Sortenechtheitsprüfungen bei Apfel und Kirsche, die 2017 begannen, und stellte geplante Untersuchungen unter Anwendung der SNP-Technologie vor. Die finanziellen Mittel für die Echtheitsprüfungen werden im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen von Erhebungen, Bestandsaufnahmen und nicht wissenschaftlichen Untersuchungen im Bereich Biologische Vielfalt durch die BLE bereitgestellt. Die molekularen Untersuchungen werden für beide Obstarten seitens der Firma ecogenics GmbH, Schweiz, durchgeführt. Die pomologische Bestimmung des Apfels wird durch die Bietergemeinschaft Bannier und Dr. Schuricht sowie bei Kirsche durch Frau Dr. Braun-Lüllemann organisiert.
Des Weiteren gab Herr Schuboth als Vertreter des NABU im Fachbeirat einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Erhaltungsaktivitäten bei Obst durch den NABU. Frau Dr. Braun-Lüllemann präsentierte das Projekt „Erfassung von traditionellen Kirschsorten im Alten Land“. Ziel der DGO ist es, einen Partner im Alten Land zur Erhaltung dieser Sorten zu gewinnen.
Herr Dr. Schlegel stellte die Arbeiten des Gastgebers, der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, Sachsen-Anhalt, Außenstelle Quedlinburg, zunächst mit einem Vortrag vor. Für den darauffolgenden Tag war eine Führung durch die Versuchsanlagen einschließlich der Genbanksammlungen organisiert.