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Personalien

Personalien

Zum Gedenken an Herrn Direktor und Professor a. D. Dr. Gerd Crüger *02.07.1928 † 11.11.2019

Journal für Kulturpflanzen, 72 (2-3). S. 52–55, 2020, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Dies ist ein Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0) zur Verfügung gestellt wird (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).
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Am 11. November 2019 ist Dr. Gerd Eugen Gustav Crüger, der langjährige Leiter des Instituts für Pflanzenschutz im Gartenbau der früheren Bio­logischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, nach langer Krankheit verstorben. Die Beisetzung fand im engsten Familienkreis statt. Sein unermüdliches Wirken in 42 Dienstjahren galt insbesondere der Fortentwicklung integrierter Verfahren des Pflanzenschutzes in gartenbaulichen Pflanzenkulturen sowie der zielgerichteten organisatorischen Entwicklung der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft. 

Abb. 1.

Abb. 1.

Gerd Crüger wurde am 2. Juli 1928 in Königsberg/Ostpreußen geboren. In seinen jungen Jahren blieben ihm Reichs­arbeitsdienst, Wehrmacht und kurze Gefangenschaft leider nicht erspart. Nach Ende des Krieges gelangte er im Jahr 1945 nach Oldenburg, beendete dort die Schulausbildung mit dem Abitur und absolvierte im Anschluss eine Lehre als Gärtner, die er am 17. März 1949 mit der sehr gut bestandenen Gehilfen­prüfung abschloss. Bis zur Aufnahme des Studiums in Hannover war er als Gärtner in Baumschulen und anderen Betrieben tätig und lernte den Gartenbau eingehend von der praktischen Seite her kennen. Im Herbst 1950 begann er das Studium des Erwerbs­gartenbaus an der Fakultät für Gartenbau und Landeskultur der Technischen Hochschule Hannover, das er erfolgreich mit dem Diplom im November 1953 abschloss. Ein zwischenzeitlicher Studienaufenthalt in England erweiterte seine fachlichen Kenntnisse und half ihm, seine englischen Sprachkenntnisse auszubauen.

Im Anschluss wurde er als wissenschaftlicher Assistent im Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz der Technischen Hochschule Hannover zunächst bei Dr. Jaenichen, später bei Prof. Dr. Eckart Meyer, tätig. Dort fertigte in den Jahren 1953 bis 1956 seine Dissertation mit dem Thema „Untersuchungen über die Bedeutung von Diffusion und Adsorption für eine Bodenbegasung mit Chlorpikrin“ an. Nach der Promotion zum Dr. rer. hort. am 20. Juli 1956 erhielt er eine Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft im Pflanzenschutzamt Oldenburg i.O. Dort befasste er sich vornehmlich mit Fragen der Feldmausbekämpfung in der Wesermarsch. Zugleich absolvierte er dort den Vorbereitungsdienst für den höheren landwirtschaftlichen Dienst (Referendariat) und legte im Jahr 1958 die 2. Staatsprüfung zum Assessor der Landwirtschaft ab.

Zum 1. Februar 1958 trat Dr. Gerd Crüger in die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) ein. Als wissen­schaftlicher Angestellter im Institut für Gemüsekrank­heiten und Unkrautforschung in Hürth-Fischenich (Rheinland) übernahm er unter der Leitung von Dr. Orth das Arbeitsgebiet „Pflanzenschutz im Gemüsebau“. Dort im Rheinland fand am 14. April 1963 auch seine Vermählung mit Frau Gesine Crüger, geb. Voss, statt. Am 3. November 1966 wurde er in das Beamten­verhältnis übernommen, die Beförderung zum Wissenschaftlichen Oberrat folgte im November 1969. Nach der Ernennung von Dr. Orth zum Leiter der Abteilung für Pflanzenschutzmittel und -geräte der BBA in Braunschweig im Jahr 1970 wurde Dr. Gerd Crüger die Leitung des Instituts übertragen. Die Ernennung zum Wissenschaftlichen Direktor erfolgte Ende 1971, die zum Direktor und Professor im Jahr 1975.

Auf Beschluss des übergeordnet zuständigen Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurde sein Institut im Jahr 1985 von Hürth-Fischenich nach Braunschweig verlagert und dort mit dem gleichzeitig aus Berlin-Dahlem verlegten Institut für Pflanzenschutz im Zierpflanzenbau zum Institut für Pflanzenschutz im Gartenbau vereinigt, und es bezog hier neue und modernste Laboratorien und Gewächshäuser. Durch diese Vereinigung erweiterten sich auch die Aufgaben auf das Gesamtgebiet des Gartenbaus mit Ausnahme des Obstbaus. Die wesentlich verbesserten Arbeitsbedingungen und der vergrößerte Personalbestand bilden die Grundlage für wichtige Forschungen und administrative Tätigkeiten zur Beratung der Bundesregierung bei der Fortentwicklung des Gartenbaues in Deutschland und Europa.

Mit der Wiederherstellung der deutschen Einheit wurde auch der staatliche Pflanzenschutz aus beiden Teilen Deutschlands wieder zusammengeführt. Dem von Dr. Crüger geleiteten Institut wurden Außenstellen in Kleinmachnow (Resistenzprüfung) und in Dresden-Pillnitz (Bodenmüdigkeit und Nachbaupro­bleme) angegliedert. Das Institut für Pflanzenschutz im Gartenbau war unter seiner Leitung nunmehr auf insgesamt rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 13 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, angewachsen. Großen Wert legte Crüger auf die Ausbildung des wissenschaftlichen und des beruf­lichen Nachwuchses. Regelmäßig wurden vier bis sechs Doktoranden und mehrere Diplomanden betreut sowie meh­rere Auszubildende im Gartenbau ihren erfolgreichen Berufs­abschlüssen zugeführt.

Unter der Leitung von Dr. Crüger wurden im Institut neben Arbeiten zum Pflanzenschutz an Gemüse und Zierpflanzen auch solche zum Pflanzenschutz an Ziergehölzen und in Baumschulen aufgenommen. Im Vordergrund stand die Entwicklung des integrierten Pflanzenschutzes. Dr. Crüger förderte hier insbesondere Arbeiten zur guten fachlichen Praxis und zur Entwicklung von nicht chemischen und alternativen Pflanzenschutzverfahren einschließlich biologischer Methoden und der Nutzung resistenter Sorten. Ein besonderes Interesse galt den aktuellen Problemen des Pflanzenschutzes im Haus- und Kleingartenbereich. Hier verfolgte Dr. Crüger den Leitgedanken einer vielfältigen Gartengestaltung und eines umweltfreund­lichen Pflanzenschutzes. Die wissenschaftlichen Arbeiten von Dr. Crüger sind in über 140 Veröffentlichungen dokumentiert. Sicherlich allen Fachleuten bekannt ist das bei Eugen Ulmer erschie­nene Standardwerk „Pflanzenschutz im Gemüsebau“, in dem er die in seiner langjährigen Tätigkeit gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen zusammenfasste und das inzwischen in vier Auflagen in deutscher Sprache sowie in ungarischer Sprache erschienen ist.

Im Jahr 1986 wurde Dr. Crüger mit der Koordinierung der Infor­mationstechnik der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft betraut; mit dem Aufbau eines modernen IT-Netzes hat er sich bleibende Verdienste für die BBA erworben. Doch damit nicht genug: Von 1987 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1993 hat Dr. Crüger nahezu sechs Jahre lang als Vizepräsident und Ständiger Vertreter des Präsidenten die Entwicklung der BBA maßgeblich mitgeprägt. Insbesondere die vielfältigen organisatorischen Zusammenführungen der staat­lichen Forschungseinrichtungen aufgrund der in diese Zeit fallenden Wiederherstellung der Einheit Deutschlands hat Dr. Crüger mit großem persönlichen Engagement mitgestaltet, seine Vorschläge und Planungen waren bei der Vereinigung der Biologischen Bundesanstalt mit Teilen der Biologischen Zen­tralanstalt der DDR richtungsweisend. Dr. Crüger hat sich in dieser wichtigen Zeit um die Ressortforschung des Bundes und um die BBA als Bundesoberbehörde und Bundesforschungsinstitut ganz besonders verdient gemacht. Am 3. Juli 1995 wurde er in Anerkennung seiner besonderen Verdienste mit dem Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Mit Ablauf des Monat Juli 1993 trat Dr. Crüger nach 35 Dienstjahren in der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in den Ruhestand ein. Der Zentralverband Garten­bau würdigte Dr. Crügers vielfältige Verdienste um den deutschen Gartenbau mit der Ernst-Schröder-Medaille, die ihm am 28. Juli 1993 vom damaligen Präsidenten des Zentral­verbandes Gartenbau, Karl Zwermann, persönlich verliehen wurde.

In Würdigung seiner Verdienste um die angewandte Phytomedizin wurde Dr. Crüger vom Vorstand der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft (DPG) am 25. September 2001 mit der Ehrennadel der DPG ausgezeichnet.

Auch nach seinem Ruhestand setzte sich Dr. Crüger aktiv weiter für die Biologische Bundesanstalt und dessen Nachfolgeorganisation, das Julius Kühn-Institut (JKI), ein, nicht zuletzt als langjähriger Vorsitzender der Gemeinschaft der Förderer und Freunde!

Er wurde dafür am 25. März 2014 von Präsident Dr. Georg F. Backhaus und dem GFF-Vorsitzenden Dr. Heinz Ganzelmeier mit der Ehrennadel des JKI ausgezeichnet.

Das Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen und alle Kolleginnen und Kollegen aus den Fach­gebieten des Gartenbaus und der Phytomedizin werden Herrn Dr. Gerd Crüger ein ehrendes Andenken bewahren.

(Dr. Georg F. Backhaus,
Dr. Martin Hommes, Braunschweig, im Dezember 2019)

Nachruf für Dr. Hans-Gerd Nolting

Journal für Kulturpflanzen, 72 (2-3). S. 52–55, 2020, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

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Am 31. Dezember 2019 ist Herr Dr. Hans-Gerd Nolting nach längerer, schwerer Krank­heit im Alter von 69 Jahren verstorben. Mit ihm hat der deutsche Pflanzenschutz einen verlässlichen Partner verloren, der sich stets für einen fairen Ausgleich zwischen den widerstreitenden berechtigen Interessen aller am Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln Beteiligten eingesetzt hat, ohne dabei die Bedürfnisse der Praxis aus den Augen zu verlieren. 

Abb. 2.

Abb. 2.

Hans-Gerd Nolting absolvierte ein Studium der Chemie an der Georg-August-Universität in Göttingen und schloss es mit einer Promotion auf dem Gebiet der organischen Chemie ab. Im Jahr 1977 nahm er seine Tätigkeit in der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig auf, aus der das Julius Kühn-Institut hervorgegangen ist. Ein Jahr später wechselte er in den Bereich Rückstandsanalytik und übernahm dann im Jahr 1985 die Leitung der Fachgruppe Chemische Mittelprüfung innerhalb der BBA-Abteilung für Pflanzenschutzmittel und Anwendungstechnik.

Hans-Gerd Nolting trieb in dieser Zeit die Entwicklung von rückstandsanalytischen Messmethoden zur Bestimmung von Pflanzenschutzmittelrückständen voran, befasste sich mit Grundsatzfragen im Bereich der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln und engagierte sich in der Umsetzung der euro­päischen Pflanzenschutzmittelrichtlinie 91/414/EWG. Darüber hinaus widmete er sich zulassungsbegleitenden Forschungsarbeiten über das Verhalten und den Verbleib von Pflanzenschutzmittelrückständen im Boden, im Wasser und in der Luft und war in der DFG aktiv. Aufgrund seiner umfassenden fachlichen Expertise aber auch durch seinen offenen und respektvollen Umgang sowohl mit Befürwortern als auch mit Kritikern des chemischen Pflanzenschutzes wurde er schnell zu einem national wie international sehr gefragten und von allen Seiten geachteten Experten auf dem Gebiet der Pflanzenschutzmittel.

Im Frühjahr 2001 wurde Hans-Gerd Nolting zum Leiter der Abteilung für Pflanzenschutzmittel und Anwendungstechnik der BBA bestellt. Sogleich begann er die gewachsenen Aufgabengebiete der Abteilung neu zu strukturieren, um zum einen für mehr Klarheit in den Verfahrensabläufen zu sorgen und zum anderen die Abläufe und Zuständigkeiten den neuen Anforderungen anzupassen. Konsequent verfolgte er dabei das Ziel, die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln sowohl für die Antragsteller als vor allem auch für die Öffentlichkeit transparenter zu gestalten. Antragsteller und Verwender, aber auch Umweltschützer und Verbraucher sollten sich umfassender und offener über die Entscheidungen in den Zulassungsverfahren informieren können. Ebenso war es Hans-Gerd Nolting ein Anliegen, die Zusammenarbeit mit den zuständigen europäischen und außer­europäischen Zulassungsbehörden zu entwickeln und zu vertiefen. Sein Wirken beschränkte sich aber nicht nur auf die internen Bereiche und Abläufe. Vielmehr suchte Hand-Gerd Nolting den Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Praxis und hier vor allem mit dem amtlichen Pflanzenschutzdienst der Länder. Die Kolleginnen und Kollegen des amtlichen Dienstes schätzten ihn als verlässlichen Partner.

Die Neuordnung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes in Folge der BSE-Krise und die damit einhergehende Überführung wesentlicher Teile der BBA-Abteilung in die Abtei­lung „Pflanzenschutzmittel“ des neugegründeten Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) brachten für Hans-Gerd Nolting neue Herausforderungen. Im Jahr 2002 wurde Hans-Gerd Nolting die Leitung der Abteilung „Pflanzenschutzmittel“ im BVL übertragen, und zudem wurde er mit der Vertretung des BVL-Präsidenten betraut. Beide Aufgaben hatte er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2014 inne. Er suchte stets wirklichkeitsnahe und pragmatische Lösungen und setzte sich dabei auch für die Belange seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Dabei war ihm immer auch der enge Bezug zu Braunschweig ganz wichtig und er brachte sich konsequent in die Planung und Gestaltung des BVL-Neubaus in der Bundesallee ein. Es ist tragisch, dass Hans-Gerd Nolting die Übernahme des Neubaus durch das BVL nicht mehr miterleben kann.

Als Abteilungsleiter des BVL hatte Hans-Gerd Nolting das Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel neu zu organisieren und dabei die Trennung von Risikobewertung und Risikomanagement umzusetzen. Konsequent, aber mit dem nötigen Fingerspitzengefühl, trieb er die Neuausrichtung der Arbeiten in der BVL-Abteilung „Pflanzenschutzmittel“ voran, ebenso wie die Einbindung der nun am Zulassungsverfahren beteiligten Behörden. Die beispielhafte Einführung der elektronischen Antrags­bearbeitung sowie die Umsetzung der europäischen Pflanzenschutzmittelverordnung (EG) 1107/2009 in Verbindung mit der Neugestaltung der nationalen Pflanzenschutz­gesetzgebung sind dabei Neuerungen, die eng mit dem Wirken von Hans-Gerd Nolting verbunden sind. Mit seiner ruhigen und sachlichen Art trat Hans-Gerd Nolting dafür ein, die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland EU-konform zu gestal­ten und dabei die hohen Standards für den Verbraucherschutz und den Schutz des Naturhaushaltes genauso zu berücksichtigen wie den Bedarf der Praxis für eine nachhaltige Erzeugung.

Nach 38 Jahren verantwortlicher Mitgestaltung der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland an vorderster Stelle wurde Hans-Gerd Nolting im Dezember des Jahres 2014 in den Ruhestand verabschiedet. Bei seiner Verabschiedung zeigte sich erneut die hohe Wertschätzung und Achtung, die ihm von allen Seiten entgegengebracht wurde. Mit Eintritt in seinen Ruhestand zog er sich auch aus der fachlichen Arbeit zurück.

Dass Hans-Gerd Nolting nun seiner schweren Erkrankung nichts mehr entgegensetzen konnte und seinem Leiden am Silvester­tag erlegen ist, macht uns fassungslos und stimmt uns sehr traurig. Wir werden Hans-Gerd Nolting als engagierten Verfechter eines auf wissenschaftlicher Grundlage stehenden Pflanzenschutzes und als einen verlässlichen, verbindenden und allseits geschätzten Wegbegleiter in dankbarer Erinnerung behalten.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Julius Kühn-Instituts und des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit werden Herrn Dr. Hans-Gerd Nolting stets ein ehrendes Andenken bewahren!

(Prof. Dr. Peter Zwerger,
Dr. Martin Streloke, Braunschweig, im Januar 2020)

Nachruf für Prof. Dr. Hartmut Fehrmann (1933 – 2020)

Journal für Kulturpflanzen, 72 (2-3). S. 52–55, 2020, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

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Am 27.01.2020 verstarb Professor Hartmut Fehrmann in Göttingen. Hartmut Fehrmann war von 1973 bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1998 Leiter der Mykologischen Abtei­lung im Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz in der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität in Göttingen. Nach seiner Habilitation an der Universität Gießen nahm er 1973 den Ruf auf die neu geschaf­fene Professur für Mykologie im Institut für Pflanzen­pathologie und Pflanzenschutz in Göttingen an. Er traf in Göttingen ein kurz nach dem Umzug des Instituts aus dem alten „Fuchsbau“ (benannt nach dem ersten Direktor Prof. Fuchs) im Nikolausberger Weg in den Neubau auf dem Nordcampus der Universität. Dort hat er die Mykologische Abteilung vollkommen neu eingerichtet und damit eine national und international anerkannte Forschungsstätte für pilzliche Krankheiten an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen geschaffen. Mit seinem Arbeits­schwerpunkt in der Epidemiologie und Bekämpfung von Pilzkrankheiten im Weizen und in der Gerste hat er wichtige Grundlagen für einen modernen Pflanzenschutz in diesen weltweit wichtigen Kulturpflanzen gelegt. Internationale Anerkennung genoss er durch zahlreiche Beziehungen und Projekte mit Kollegen vor allem in Mittel- und Südamerika, sowie in Afrika (Äthiopien).

Hartmut Fehrmann wurde am 3.06.1933 in Berlin geboren. Nach Absolvierung der Oberschule schloss er zunächst eine zweijährige Gärtnerlehre ab und arbeitete kurz als Gärtner­gehilfe auf dem Lehr- und Versuchsgut Prussendorf bei Berlin. Anschließend folgte die Studienzeit, die ihn neben Berlin auch nach Bonn und Göttingen führte, wo er in der Zeit zwischen 1952 und 1959 Botanik, Chemie, Geowissenschaften und Landwirtschaft studierte. Nach dem Landwirtschaftsdiplom in Bonn folgte 1962 die Promotion im Institut für Pflanzenkrankheiten in Bonn unter Prof. Braun mit einem Thema zur Pathogenese von Phytophthora infestans, welches Hartmut Fehrmann nach der Promotion bei einem zweijährigen Forschungsaufenthalt in New Haven/USA noch weiter vertiefte. Nach der Rückkehr hatte er im Institut für Phytopathologie an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Gießen zunächst die Stelle eines Assistenten, später Oberassistenten und schließlich Professors inne. Untersuchungen zur Ultrastruktur von P. infestans standen im Mittelpunkt seiner 1970 abgeschlossenen Habilitationsschrift. Anfang 1973 folgte der Ruf auf die unter Professor Heite­fuß in Göttingen neu eingerichtete Professur für Mykologie.

Der Schwerpunkt der Arbeiten von Hartmut Fehrmann in Göttingen lag auf der Epidemiologie und Bekämpfung von Getreide­krankheiten, insbesondere im Weizen, aber auch in der Gerste. Dabei richtete sich sein Augenmerk auf Aspekte wie die Nutzung von Sortenmischungen in Weizen gegen Mehltau, Rost und Septoria nodorum, die Analyse von Virulenzspektren bei Braunrost, Septoria tritici und Drechslera teres und vor allem auf Veränderungen der Fungizidsensitivität beim Halmbrucherreger. Untersuchungen zum Halmbruch nahmen über viele Jahre breiten Raum in der mykologischen Abteilung ein. Monitoring der Fungizidsensitivität, Interaktionen zwischen den verschiedenen Pathotypen von Pseudocercosporella (heute Oculimacula sp.), sowie Möglichkeiten einer biologischen Kontrolle standen hierbei im Mittelpunkt. Ein zu der Zeit ganz moderner Ansatz bestand in der Entwicklung eines PC-basierten Warndienstes zur Halmbruchbekämpfung, deren Vorarbeiten noch aus der Gießener Zusammenarbeit mit H. Schrödter stammten. Weitere Promotionsprojekte widmeten sich ökologischen Fragestellungen wie der Rolle der epiphytischen Pilzflora auf Getreideblättern für die Pflanzengesundheit oder der Ursache und Dynamik von Suppressivität in Ackerböden. Besonderes Interesse weckte das in den 80er Jahren stark aufkommende Thema des ‚Wald­sterbens' und veranlasste Hartmut Fehrmann, die Rolle von Luftschadstoffen als mögliche Schadfaktoren auch an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen zu untersuchen und hierzu einen neuen Arbeitsschwerpunkt in der mykologischen Abteilung zu begründen.

Wie die landwirtschaftlichen Studiengänge insgesamt, erfreute sich auch die mykologische Abteilung besonders ab Mitte der 70er Jahre eines starken Zulaufs. Dies bot die Möglichkeit für zahlreiche Diplom- und Promotionsarbeiten. Bei Letzteren war Hartmut Fehrmann für insgesamt 58 Doktorandinnen und Doktoranden als Doktorvater verantwortlich. Viele seiner Schüler haben nach der Promotion ihren Weg in Behörden, Beratung, Industrie oder Praxis gefunden und sich eine innere Verbundenheit mit dem Göttinger Institut bewahrt. Ihr Doktorvater ist den meisten in Erinnerung als ein zielstrebig und ehrgeizig Forschender, der den Dingen stets akribisch und mit großem Ernst auf den Grund ging und dabei mit dem Ergebnis nicht leicht zufrieden zu stellen war. In Erinnerung bleibt aber auch sein unvermutet aufkommender Humor, mit dem er seine Umgebung überraschen konnte. Ausgleich fand er durch sein Interesse an den schönen Künsten, in der Musik am eigenen Klavier oder in den kunstgeschichtlichen Studien vor allem seiner späteren Jahre. Die Agrarwissenschaftliche Fakultät in Göttingen, seine Schülerinnnen und Schüler und die Gemeinschaft der Phytomediziner werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau, seiner Tochter und den beiden Enkeltöchtern.

(Andreas von Tiedemann,
Göttingen)


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