Ein Beitrag zur Wirkung von Seltenen Erden im System Boden/Pflanze

Autor/innen

  • Hassan Ragab Hassan El-Ramady Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde

Abstract

Daten zur biologischen Wirksamkeit von Seltenen Erden sind nur begrenzt verfügbar und widersprüchlich. Es gibt keinerlei Hinweise, dass Seltene Erden lebensnotwendig für Menschen, Tiere und Pflanzen sind. Verschiedene Untersuchungen in der Literatur zeigen, dass die Zufuhr von Seltenen Erden in Abhängigkeit von deren Pflanzenverfügbarkeit, chemischer Speziierung und Höhe der Zufuhr den Ertrag steigerte und senkte bzw. ohne Einfluss blieb. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Einfluss Seltener Erden (La, Ce, Pr, Nd) auf morphologische, agronomische und physiologische Parameter von Raps und Mais sowie mikrobiologische Bodenmerkmale unter kontrollierten Bedingungen im Gewächshaus zu quantifizieren. Hierbei wurde die Wirkung einzelner Elemente der Seltenen Erden mit einem Düngemittel, welches La, Ce, Pr und Nd enthielt, einem essenziellen Schwermetall, Kupfer und Ca, welches vermutlich durch das physiologisch wirksamere Lanthan ersetzt werden kann, vergleichend gegenübergestellt. Zwei landwirtschaftliche Kulturen, Mais (Zea mays L.) und Raps (Brassica napus L.) wurden als Versuchspflanzen gewählt. In den Gewächshausversuchen wurden Gefäße mit 1 L Fassungsvermögen eingesetzt und jeweils mit 900 g Boden befüllt. Insgesamt 6 Mais- und 10 Rapssamen wurden am 29. April 2005 bzw. 14. Mai 2006 eingesät und am 5. Juli 2005 bzw. 17. Juli 2006 beerntet. Insgesamt wurde ein Gemisch an Seltenen Erden (La, Ce, Pr, Nd) in Form eines chinesischen Düngemittels in den folgenden Stufen appliziert: (REE0: Kontrolle, REE1: 2.7 µg g-1, REE2: 27 µg g-1, REE3: 135 µg g-1 und REE4: 270 µg g-1, in chloridischer Form als RECl3 x xH2O) zugeführt. Düngemittel sowie La, Ce, Ca und Cu wurden jeweils als Vielfaches ihrer pflanzenverfügbaren Konzentrationen im Boden ausgebracht (Kontrolle, 1-fach, 10-fach, 50-fach, 100-ach). Im Fall von Ca erfolgte die Zufuhr auf Basis der verfügbaren Gehalte im ersten Versuchsjahr und entsprechend der verfügbaren Gehalte an Seltenen Erden im Boden im zweiten Jahr. Essenzielle Nährstoffe (N, P, K, Mg und S) wurden vor Einsaat sorgfältig mit dem Boden vermischt, um den Bedarf der Pflanzen sicherzustellen. Jede Behandlung hatte 4 bzw. 6 Wiederholungen. Die wichtigsten Ergebnisse der vorliegenden Arbeit lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1) Eine gesteigerte Zufuhr des Seltene Erden Düngemittels reduzierte die Enzymaktivitäten (Dehydrogenase und alkalische Phosphatase) im Boden. So sank in den Varianten mit Mais die Dehydrogenase-Aktivität um 78% in 2005 und 96% in 2006. Für Raps betrugen die entsprechenden Werte 84% in 2005 und 96% in 2006. Bis auf wenige Ausnahmen waren in beiden Versuchsjahren die Enzymaktivitäten im bewachsenen Boden höher als im unbewachsenen. Steigende Ca- und Cu-Zufuhr führte zu einer Abnahme der Enzymaktivitäten (Dehydrogenase und alkalische Phosphatase), die im Fall von Cu auf dessen Toxizität zurückzuführen ist. Der stärkste Ca-Effekt trat bei Mais mit einer Reduzierung der Dehydrogenase-Aktivitäten um bis zu 24% auf. Im Vergleich hierzu reduzierte Cu die Dehydrogenase-Aktivität um bis zu 56% bei Mais und 62% bei Raps. Ca reduzierte die alkalische Phosphatase-Aktivität um bis zu 25% in den Varianten mit Raps in 2005. Cu reduzierte die alkalische Phosphatase-Aktivität um ca. 17% in beiden Kulturen. Generell waren beide Enzymaktivitäten um 25% (Dehydrogenase) und 38% (alkalische Phosphatase) höher, wenn Raps und nicht Mais angebaut wurde. Die Aktivitäten beider Enzyme waren höher in Böden auf denen Raps wuchs als in den Mais-Varianten.
2) Eine gesteigerte Zufuhr geringer Mengen des Seltene Erden Düngemittels sowie von La und Ce erhöhte regelmäßig die Aktivität ausgewählter mikrobieller Gemeinschaften im Boden, wobei dieser Effekt in den Mais-Varianten ausgeprägter war. Bei einer gesteigerten Ca-Zufuhr, die der von La und Ce entsprach, wurde ein signifikanter Anstieg der Anzahl heterotropher Bakterien und Actinomyceten in den Mais-Varianten bestimmt.
3) Die gesteigerte Zufuhr an Seltenen Erden erhöhte regelmäßig die Anzahl der mikrobiellen Gemeinschaften sofern geringe Mengen appliziert wurden, während hohe Dosen zu einer Reduzierung führten. Ähnliche Ergebnisse wurden zuvor in der Literatur beschrieben. Die gesteigerte Zufuhr des Seltene Erden Düngemittels reduzierte signifikant die Anzahl an Pilzen in Gefäßen mit Raps von 1,5·106 auf 6.9·105, wohingegen dieser Effekt bei Mais nicht signifikant war. Unabhängig von der Kulturart führte eine gesteigerte Cu-Zufuhr zu einer signifikanten Abnahme der Anzahl an Pilzen, Actinomyceten und heterotrophen Bakterien. Generell wurde festgestellt, dass Pilze am empfindlichsten auf die Behandlungen reagierten. Dies könnte in Zusammenhang mit den beobachteten signifikanten negativen Korrelationen zwischen Anzahl an Pilzen und pH sowie Leitfähigkeit und Enzymaktivitäten stehen.
4) Die Zufuhr gesteigerter Mengen an Seltenen Erden führte bei Mais in beiden Versuchsjahren und bei beiden Kulturen zu einer Abnahme der Keimrate von 100% auf 83% und eine Reduzierung der Wuchshöhe von 73 cm auf 52 cm. Die Wuchshöhe von Raps verringerte sich von 30 cm auf 22 cm. Vergleichbare Ergebnisse wurden in beiden Jahren gefunden. Dieser Effekt auf Keimrate (Mais) und Wuchshöhe (Raps) war signifikant bei einer Zufuhr des Seltene Erden Düngemittels in Höhe von (270 μg g-1).
5) Eine gesteigerte Zufuhr des Seltene Erden Düngemittels erhöhte die Gesamtbiomasse-Produktion in beiden Versuchsjahren sofern die Mengen 2,7 µg g-1 bei Mais und 27 µg g-1 bzw. 2,7 µg g-1 bei Raps in 2005 und 2006 nicht überschritten. In 2005 stieg die Biomasse von Mais von 15,5 auf 24,9 g Gefäß-1 und in 2006 von 14,0 auf 31,5 g Gefäß-1. Im Fall von Raps führte die Behandlung zu einer Steigerung der Biomasse-Produktion von 10,0 auf 20,9 g Gefäß-1 in 2005 und 12,5 auf 13,8 g Gefäß-1 in 2006. Im Gegensatz hierzu reduzierte eine Aufwandmenge von 270 µg g-1 signifikant die Biomasseproduktion von Mais um bis zu 47% und von Raps um bis zu 52%. Diese Ergebnisse stimmen mit denen aus anderen Untersuchungen in der Literatur überein. Diese und andere Ergebnisse zeigen, dass die Wirkung von Seltenen Erden nicht nur konzentrationsabhängig ist, sondern auch durch deren Zusammensetzung beeinflusst wird.
6) Die gesteigerte Zufuhr an Seltenen Erden (La, Ce, Seltene Erden Düngemittel) führte zu einem Anstieg der Gehalte an La, Ce, Pr und Nd in Wurzeln und Blattmasse. Hierbei wurden die höchsten Konzentrationen in den Wurzeln von Raps und Mais bestimmt. Der jeweils höchste La-, Ce, Pr- und Nd-Gehalt in den Wurzeln von Mais lag bei 120 (La), 180 (Ce), 17,9 (Pr) und 56,7 (Nd) μg g-1 und in der oberirdischen Blattmasse bei 1,7 (La), 1,8 (Ce), 0,18 (Pr) und 0,58 (Nd) μg g-1. Bei Raps betrugen die Maximalwerte 163 (La), 235 (Ce), 21.9 (Pr) und 67.2 (Nd) μg g-1 in den Wurzeln und 3,7 (La), 5,7 (Ce), 0,61 (Pr) und 2,0 (Nd) μg g-1 in der oberirdischen Blattmasse. Die La Ce, Pr und Nd-Gehalte waren durchschnittlich 100 Mal höher in den Wurzeln als in der oberirdischen Blattmasse von Mais. Unterschiede zwischen beiden Kulturen waren sehr ausgeprägt für Ca und Ce, wobei in Raps die Gehalte in der oberirdischen Biomasse ungefähr 10 Mal höher waren als in Mais. Die Pr- und Nd-Gehalte in der oberirdischen Blattmasse von Raps waren mit 0.61 und 2.0 μg g-1 ungefähr 27 bzw. 2,5 Mal höher als in Mais. Diese Unterschiede zwischen Raps und Mais sind auf kulturartspezifische Unterschiede bei der Aufnahme von Seltenen Erden durch monokotyle und dikotyle Pflanzen zurückzuführen. Die Ergebnisse zeigen, dass neben diesen kulturartabhängigen auch elementspezifische Unterschiede in der Aufnahme von Seltenen Erden in die Wurzel bestehen und dass deren Verlagerung in oberirdische Pflanzenteile offenbar durch unterschiedliche Transporter in Raps und Mais kontrolliert werden.
7) Die Gehalte an Seltenen Erden waren in Wurzeln immer höher als in der oberirdischen Blattmasse. In den beiden Pflanzenteilen nahmen die Elementgehalte bei beiden Kulturen in der folgenden Reihenfolge Ce > La > Nd > Pr ab. Die gesteigerte Zufuhr an La, Ce und Seltene Erden Düngemittel erhöhte Konzentration und Aufnahme an La, Ce, Pr und Nd in beiden Pflanzenteilen und Kulturen.
8) Hochsignifikante und signifikante Korrelationen bestanden zwischen der Höhe der Zufuhr an Seltenen Erden und dem Gehalt an Seltenen Erden in Wurzeln und oberirdischer Blattmasse von Raps und Mais. Für Mais konnte keine signifikante Beziehung zwischen dem Ca-Gehalt und dem Gehalt and La, Ce, Pr und Nd in Wurzeln bestimmt werden. Im Gegensatz hierzu waren die entsprechenden Beziehungen in der oberirdischen Blattmasse signifikant.
9) Generell war die Zufuhr gesteigerter Mengen an Seltene Erden Düngemittel bei Mais mit höheren Gehalten an lebensnotwendigen Nährelementen, mit Ausnahme von K, in der Wurzelmasse verbunden, während ein solcher Zusammenhang für Raps nicht nachgewiesen werden konnte. So stieg der S-Gehalt um 15% und der Zn-Gehalt um bis zu 45%. Darüber hinaus nahmen die Gehalte an K, Fe und Zn in der oberirdischen Blattmasse von Mais und Raps ab. Die höchste Nährstoffaufnahme in Wurzeln wurde für Mais bestimmt, während die Gehalte in Raps nur geringfügig beeinflusst wurden. Im Gegensatz hierzu war die Aufnahme von S, Ca und Mn in die oberirdischen Blattmasse von Raps signifikant höher als bei Mais.
10) Die individuellen Transferfaktoren für La, Ce, Pr und Nd sanken mit steigender Zufuhr der Elemente in Wurzeln und oberirdischer Blattmasse beider Kulturen. Die höchste Rate an Seltene Erden Düngemittel führte zu einer Abnahme des TransferfaktorsBoden/Wurzel in den Mais-Varianten von 4,24 auf 1,19 (La), 11,0 auf 2,2 (Ce), 4,5 auf 0,9 (Pr) und 4,7 auf 0,8 (Nd); der TransferfaktorBoden/Blatt sank von 0,096 auf 0,017 (La), 0,283 auf 0,022 (Ce) und 0,084 auf 0,008 (Nd). Im Vergleich hierzu führte die höchste Rate an Seltene Erden Düngemittel zu einer Reduzierung des TransferfaktorsBoden/Wurzel in den Raps-Varianten von 9,54 auf 1,52 (La), 23,9 auf 2,9 (Ce), 9,4 auf 1,1 (Pr) und 9,7 auf 0,95 (Nd); der TransferfaktorBoden/Blatt sank von 0,225 auf 0,037 (La), 0,468 auf 0,07 (Ce), 0,51 auf 0,031 (Pr) und 0,182 auf 0,029 (Nd). Hierbei nahmen die Transferfaktoren in der Reihenfolge Ce > La > Nd > Pr ab. Die Zufuhr gesteigerter Mengen an Seltene Erden Düngemittel führte auch zu einer Abnahme der Transferfaktoren für die Gesamtbiomasse (Wurzeln plus oberirdische Blattmasse) in beiden Kulturen. Im allgemeinen waren die Transferfaktoren für einzelne Elemente (La, Ce, Pr, Nd) sowie deren Summe in Wurzeln und oberirdischer Blattmasse höher für Raps als für Mais.
11) Im Vergleich zu Mais, wurde in Rapsblättern nach Zufuhr von Seltenen Erden jeweils der höchste Gehalt an Alpha–Tocopherol mit 248 μg g-1 (TM) und Gesamtchlorophyll mit 13.8 μmol g-1 (TM) bestimmt. Dies deutet darauf hin, dass monokotyle Pflanzen wie Mais sich in ihrer Reaktion auf Schwermetallstress von der dikotyler Pflanzen unterscheiden. Die gesteigerte Zufuhr an Seltene Erden Düngemittel erhöhte zwar auch den Gehalt an Alpha–Tocopherol von Mais von 59 auf 95 μg g-1 (TM), aber dieser Effekt war bei keiner Kultur signifikant. Der Gesamtchlorophyllgehalt in Blättern von Mais und Raps nahm mit steigender Zufuhr an Seltenen Erden ab.

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Veröffentlicht

2011-10-25

Ausgabe

Rubrik

Dissertation