High-throughput phenotyping of yield parameters for modern grapevine breeding

Autor/innen

  • Anna Kicherer Institut für Rebenzüchtung

DOI:

https://doi.org/10.5073/dissjki.2015.008

Abstract

Weinbau wird auf 1% der deutschen Agrarfläche betrieben. Auf dieser vergleichsweise kleinen Anbaufläche wird jedoch ein Drittel aller in der deutschen Landwirtschaft verwendeten Fungizide appliziert, was auf die Einführung von Schaderregern im 19. Jahrhundert zurück zu führen ist. Für einen nachhaltigen Anbau ist eine Reduktion des Pflanzenschutzmittelaufwands dringend notwendig. Dieses Ziel kann durch die Züchtung und den Anbau neuer, pilzwiderstandsfähiger Rebsorten erreicht werden. Die Rebenzüchtung als solche ist sehr zeitaufwendig, da die Entwicklung neuer Rebsorten 20 bis 25 Jahre dauert. Der Einsatz der markergestützten Selektion (MAS) erhöht die Effizienz der Selektion in der Rebenzüchtung fortwährend. Eine weitere Effizienzsteigerung ist mit der andauernden Verbesserung der Hochdurchsatz Genotypisierung zu erwarten. Im Vergleich zu den Methoden der Genotypisierung ist die Qualität, Objektivität und Präzision der traditionellen Phänotypisierungsmethoden begrenzt. Die Effizienz in der Rebenzüchtung soll mit der Entwicklung von Hochdurchsatz Methoden zur Phänotypisierung durch sensorgestützte Selektion weiter gesteigert werden. Hierfür sind bisher vielfältige Sensortechniken auf dem Markt verfügbar. Das Spektrum erstreckt sich von RGB-Kameras über Multispektral-, Hyperspektral-, Wärmebild- und Fluoreszenz- Kameras bis hin zu 3D-Techniken und Laserscananwendungen. Die Phänotypisierung von Pflanzen kann unter kontrollierten Bedingungen in Klimakammern oder Gewächshäusern beziehungsweise im Freiland stattfinden. Die Möglichkeit einer standardisierten Datenaufnahme nimmt jedoch kontinuierlich ab. Bei der Rebe als Dauerkultur erfolgt die Aufnahme äußerer Merkmale, mit Ausnahme junger Sämlinge, deshalb auch überwiegend im Freiland. Variierende Lichtverhältnisse, Ähnlichkeit von Vorder- und Hintergrund sowie Verdeckung des Merkmals stellen aus methodischer Sicht die wichtigsten Herausforderungen in der sensorgestützen Merkmalserfassung dar. Bis heute erfolgt die Aufnahme phänotypischer Merkmale im Feld durch visuelle Abschätzung. Hierbei werden die BBCH Skala oder die OIV Deskriptoren verwendet. Limitierende Faktoren dieser Methoden sind Zeit, Kosten und die Subjektivität bei der Datenerhebung. Innerhalb des Züchtungsprogramms kann daher nur ein reduziertes Set an Genotypen für ausgewählte Merkmale evaluiert werden. Die Automatisierung, Präzisierung und Objektivierung phänotypischer Daten soll dazu führen, dass (1) der bestehende Engpass an phänotypischen Methoden verringert, (2) die Effizienz der Rebenzüchtung gesteigert, und (3) die Grundlage zukünftiger genetischer Studien verbessert wird, sowie (4) eine Optimierung des weinbaulichen Managements stattfindet. Stabile und über die Jahre gleichbleibende Erträge sind für eine Produktion qualitativ hochwertiger Weine notwendig und spielen daher eine Schlüsselrolle in der Rebenzüchtung. Der Fokus dieser Studie liegt daher auf Ertragsmerkmalen wie der Beerengröße, Anzahl der Beeren pro Traube und Menge der Trauben pro Weinstock. Die verwandten Merkmale Traubenarchitektur und das Verhältnis von generativem und vegetativem Wachstum wurden zusätzlich bearbeitet. Die Beurteilung von Ertragsmerkmalen auf Einzelstockniveau ist aufgrund der genotypischen Varianz und der Vielfältigkeit des betrachteten Merkmals komplex und zeitintensiv. Als erster Schritt in Richtung Hochdurchsatz (HT) Phänotypisierung von Ertragsmerkmalen wurden zwei voll automatische Bildinterpretationsverfahren für die Anwendung im Labor entwickelt. Das Cluster Analysis Tool (CAT) ermöglicht die bildgestützte Erfassung der Traubenlänge, -breite und -kompaktheit, sowie der Beerengröße. Informationen über Anzahl, Größe (Länge, Breite) und das Volumen der einzelnen Beeren liefert das Berry Analysis Tool (BAT). Beide Programme ermöglichen eine gleichzeitige Erhebung mehrerer, präziser phänotypischer Merkmale und sind dabei schnell, benutzerfreundlich und kostengünstig. Die Möglichkeit, den Vorder- und Hintergrund in einem Freilandbild zu unterscheiden, ist besonders in einem frühen Entwicklungsstadium der Rebe aufgrund der fehlenden Laubwand schwierig. Eine Möglichkeit, die beiden Ebenen in der Bildanalyse zu trennen, ist daher unerlässlich. Es wurde eine berührungsfreie, schnelle sowie objektive Methode zur Bestimmung des Winterschnittholzgewichts, welches das vegetative Wachstum der Rebe beschreibt, entwickelt. In einem innovativen Ansatz wurde unter Kombination von Tiefenkarten und Bildsegmentierung die sichtbare Winterholzfläche im Bild bestimmt. Im Zuge dieser Arbeit wurde die erste HT Phänotypisierungspipeline für die Rebenzüchtung aufgebaut. Sie umfasst die automatisierte Bildaufnahme im Freiland unter Einsatz des PHENObots, das Datenmanagement mit Datenanalyse sowie die Interpretation des erhaltenen phänotypischen Datensatzes. Die Basis des PHENObots ist ein automatisiert gesteuertes Raupenfahrzeug. Des Weiteren umfasst er ein Multi-Kamera- System, ein RTK-GPS-System und einen Computer zur Datenspeicherung. Eine eigens entwickelte Software verbindet die Bilddaten mit der Standortreferenz. Diese Referenz wird anschließend für das Datenmanagement in einer Datenbank verwendet. Um die Funktionalität der Phänotypisierungspipeline zu demonstrieren, wurden die Merkmale Beerengröße und -farbe im Rebsortiment des Geilweilerhofes unter Verwendung des Berries In Vineyard (BIVcolor) Programms erfasst. Im Durschnitt werden 20 Sekunden pro Weinstock für die Bildaufnahme im Feld benötigt, gefolgt von der Extraktion der Merkmale mittels automatischer, objektiver und präziser Bildauswertung. Im Zuge dieses Versuches konnten mit dem PHENObot 2700 Weinstöcke in 12 Stunden erfasst werden, gefolgt von einer automatischen Bestimmung der Merkmale Beerengröße und -farbe aus den Bildern. Damit konnte die grundsätzliche Machbarkeit bewiesen werden. Diese Pilotpipeline bietet nun die Möglichkeit zur Entwicklung weiterer innovativer Programme zur Erhebung neuer Merkmale sowie die Integration zusätzlicher Sensoren auf dem PHENObot.

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Veröffentlicht

2015-10-20

Ausgabe

Rubrik

Dissertation