The challenge of targeted and effective insecticide treatment of flowering oilseed rape (Brassica napus L.) avoiding non–target effects on pollinators and ichneumon parasitic wasps by using dropleg technique

Autor/innen

  • Johannes Hausmann Julius Kühn Institute (JKI) - Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Plant Protection in Field Crops and Grassland

DOI:

https://doi.org/10.5073/20221115-081525

Schlagworte:

Dasineura brassicae, Ceutorhynchus obstrictus, parasitism rates, tersilochus heterocerus

Abstract

Raps (Brassica napus L.) wird von einer Vielzahl an Schadinsekten befallen und als Folge regelmäßig mit Insektiziden behandelt. Ab der Blüte treten der Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus obstrictus (Marsham)) und die Kohlschotenmücke (Dasineura brassicae (Winnertz)) in Erscheinung, deren Larvenstadien gemeinsam bis zu 30% Ertragsverluste verursachen können. Dabei gilt der Kohlschotenrüssler als Wegbereiter für einen starken Befall durch die Kohlschotenmücke. Aus diesem Grund richtet sich die Schadschwelle für eine Insektizid Behandlung nach dem Auftreten des Rüsslers zur Vollblüte. Es gibt jedoch kein integriertes Schädlingsmanagement, insbesondere in Bezug auf die Kohlschotenmücke. Die Applikation von Insektiziden während der Rapsblüte gefährdet potentiell Blütenbesucher und eine Vielzahl parasitoider Schlupfwespen, die zu dieser Zeit im Bestand aktiv sind. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln können durch Honigbienen (Apis mellifera L.) aufgenommen werden und zu einer Belastung von Imkereiprodukten wie Honig oder Pollen führen. Mit der sogenannten Dropleg-Technik können Pflanzenschutzmittel räumlich platziert unter den Blütenhorizont ausgebracht werden. Dadurch können Pflanzenschutzmittelrückstände in Nektar und Pollen minimiert werden. Die innovative Applikationstechnik wird daher seitens der Imkereiverbände begrüßt. Bislang fehlen aber Daten zur Wirksamkeit von Insektiziden nach Applikation mit Dropleg-Technik auf die Schotenschädlinge. Auch Nebeneffekte auf Nicht-Zielarten wie beispielsweise Parasitoide des Rapsglanzkäfers sowie des Kohlschotenrüsslers müssen untersucht werden.

In mehrjährigen Feldversuchen (2016–2020) wurde die Dropleg-Technik in der Umgebung von Braunschweig unter praxisüblichen Bedingungen in Großparzellen getestet und mit konventioneller Applikation von oben in den blühenden Pflanzenbestand verglichen. Dabei wurden Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide (Biscaya (a.i. Thiacloprid, 72 g ha-1) und Mospilan SG/SL (a.i. Acetamiprid, 40/42 g ha-1)) und ein Pyrethroid (Mavrik (a.i. tau-Fluvalinat 48 g ha-1)) jeweils zum Hauptflug der Kohlschotenmücke (BBCH 65–67) appliziert. Die Wirksamkeit der Insektizide auf Schotenschädlinge wurde mittels Auffangschalen untersucht, in denen von den Pflanzen fallende Adulte und Larvenstadien gefangen wurden. Zusätzlich wurden zweimal je Saison Schotenbonituren an ganzen Pflanzen durchgeführt. Effekte auf die Jungkäfergeneration wurden mit Hilfe von Photoeklektoren erhoben. Um mögliche Nebeneffekte der Dropleg-Applikation auf Parasitoide abzuleiten, wurde die vertikale Verteilung der Rapsschädlinge und ihrer Parasitoide mithilfe eines tragbaren Saugers während der Blütezeit in den Jahren 2018 und 2019 untersucht. Parallel wurden in den Jahren 2016–2019 die Parasitierungsraten der Rapsglanzkäferlarven (Brassicogethes aeneus Fabricius) aus den Feldversuchen mit Dropleg-Technik ermittelt. In den Jahren 2019 und 2020 wurden zusätzlich die Parasitierungsraten der Kohlschotenrüsslerlarven erhoben.

Die Ergebnisse der Feldversuche haben gezeigt, dass die Wirksamkeit von Insektiziden nach einer Applikation mit Dropleg-Technik im Vergleich zu konventioneller Applikationstechnik etwas geringer war. Dies deckt sich mit den Untersuchungen zur vertikalen Verteilung der Schotenschädlinge, die zu 80% im Blütenhorizont gefangen wurden. Die vertikale Verteilung der Parasitoide war nicht unabhängig von der Pflanzenschicht und unterschied sich artspezifisch. In Bezug auf die Larvenparasitoide des Rapsglanzkäfers deutet sich eine Separierung der Arten Phradis interstitialis (Thomson) und Tersilochus heterocerus (Thomson) anhand räumlich getrennter Nischen an. Während T. heterocerus zu 84% im Blütenhorizont gefangen wurde, hielt sich P. interstitialis meist unterhalb des Blütenhorizonts auf. Die Parasitierungsraten der Rapsglanzkäferlarven durch T. heterocerus waren nach konventioneller Applikation in drei von vier Jahren in mindestens einer Variante des Feldversuches reduziert. Der Einsatz der Dropleg-Technik führte dagegen nur im Jahr 2019 einmalig zu einer Reduktion der Parasitierung im Vergleich zur Kontrolle. Die Stärke der Effekte lässt sich mit der Koinzidenz zwischen dem Zuflug der Parasitoide und dem Applikationstermin begründen. Bezüglich der Larvenparasitierung des Kohlschotenrüsslers wurden durchschnittliche Parasitierungsraten von 60% festgestellt. Nur im Jahr 2019 traten Behandlungseffekte nach der Applikation von Biscaya auf, wobei schwache, positive Effekte der Dropleg Applikation auf die Art Mesopolobus morys (Walker), nicht jedoch auf Trichomalus perfectus (Walker) gefunden wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass es bezüglich des Einsatzes der Dropleg-Technik in blühendem Raps einen Trade-off zwischen einer abfallenden Wirkung der Insektizide auf Schotenschädlinge einerseits und der Schonung bestimmter Parasitoide andererseits vorliegt. Grundsätzlich kann die Applikation von Insektiziden zur Rapsblüte notwendig sein, um Ertragsausfälle zu verhindern. Es besteht jedoch der Bedarf an verbesserten Monitoring Methoden für die Kohlschotenmücke. Dies würde die Entwicklung von Schadschwellen ermöglichen und helfen nicht notwendige Behandlungen im Vorfeld zu unterlassen.

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Veröffentlicht

2022-12-02

Ausgabe

Rubrik

Dissertation