Netzwerk Wildobst: Möglichkeiten und Grenzen der In-situ-Erhaltung von verwandten Wildarten am Beispiel von Wildobstarten in Wald und Forstwirtschaft

Autor/innen

  • Heino Wolf Staatsbetrieb Sachsenforst, Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft, Pirna
  • Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Forstliche Genressourcen und Forstsaatgutrecht“ Bund-Länder-Arbeitsgruppe

DOI:

https://doi.org/10.5073/jka.2020.466.005

Schlagworte:

In-situ-Erhaltung, forstliche Genressourcen, Wildobstarten, Möglichkeiten, Grenzen, Wald, Forstwirtschaft

Abstract

Deutschland ist zu 32 % mit Wald bedeckt. Die Verteilung des Waldes in der Landschaft, seine Artenzusammensetzung und seine Struktur sind das Ergebnis menschlicher Einflussnahme von unterschiedlicher Intensität. Hierzu gehören zum Beispiel die Rodung von Wäldern auf 2/3 der Fläche, die Übernutzung der verbliebenen Wälder, die Bevorzugung wirtschaftlich bedeutender Baumarten und Veränderungen der Standorte sei es durch Streunutzung oder Luftverschmutzung. Dadurch wurden die Vorkommen vieler anspruchsvoller Laubbaumarten stark zurückgedrängt, von Natur aus seltene Arten noch seltener. Zu der zuletzt genannten Gruppe von Baumarten zählen auch Wildobstarten wie der Wildapfel (Malus sylvestris [L.] MILL.), die Wildbirne (Pyrus pyraster [L.] BURGSD.) oder die Vogelkirsche (Prunus avium L.).

Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Ziele, Strategien und Aktivitäten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland vorgestellt. Die Arbeiten werden seit 1985 auf der Grundlage eines im Auftrag des Bundesrates erarbeiteten nationalen Konzeptes durch die heutige Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Forstliche Genressourcen und Forstsaatgutrecht“ koordiniert und von den zuständigen forstlichen Institutionen der Länder zusammen mit Institutionen des Bundes durchgeführt.

Von den drei Wildobstarten Wildapfel, Wildbirne und Vogelkirsche besitzt letztere die größte ökonomische und damit waldbauliche Bedeutung. Die Vogelkirsche unterliegt dem Forstvermehrungsgutgesetz. Sie kommt in ganz Deutschland vor, nimmt jedoch mit unter einem Prozent nur einen geringen Anteil an der Waldfläche ein. Auf Grund ihrer Bedeutung haben Erhaltungsmaßnahmen bei der Vogelkirsche sowohl in situ als auch ex situ stetig zugenommen. Darüber hinaus ist die Vogelkirsche Gegenstand von weiterführenden genetischen Untersuchungen und züchterischen Arbeiten.

Im Gegensatz zur Vogelkirsche sind Wildapfel und Wildbirne sehr seltene und in ihrem Bestand bedrohte Wildobstarten. Eine erste bundesweite Erhebung von Vorkommen dieser Arten fand im Rahmen des Vorhabens „Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen seltener und gefährdeter Baumarten in Deutschland“ statt, das durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wurde. Im Ergebnis der Erhebungen konnte ein Großteil der in Deutschland auf Waldstandorten noch vorhandenen Wildäpfel und Wildbirnen erfasst werden. Unter Berücksichtigung der Anzahl Individuen, der Altersstruktur und der Vitalität der jeweiligen Vorkommen müssen 80 % der erfassten Vorkommen als gefährdet eingestuft werden.

Am Beispiel von Ergebnissen des ebenfalls vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Modell- und Demonstrationsvorhabens „Erhaltung der innerartlichen Vielfalt gebietsheimischer Wildobstarten in Sachsen“ werden die Möglichkeiten und Grenzen der In-situ-Erhaltung seltener Wildobstarten im Wald und in der Forstwirtschaft vorgestellt und diskutiert. Bei der Umsetzung der Maßnahmen zur Erhaltung der genetischen Ressourcen von Wildobstarten kommt den öffentlichen Forstbetrieben des Bundes und der Länder einschließlich der Beratung von privaten und kommunalen Forstbetrieben eine besondere Rolle zu.

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Veröffentlicht

2020-12-09