Antikoagulantien-Resistenz bei kommensalen Nagern

Autor/innen

  • H.-J. Pelz
  • J. Freise

Abstract

Zusammenfassung Punktmutationen im Gen VKORC1 vermitteln Resistenz gegenüber Antikoagulantien und bilden damit die Voraussetzung für die Entwicklung rodentizidresistenter Wanderratten- und Hausmauspopulationen. In verschiedenen geographischen Regionen sind an unterschiedlichen Positionen des Gens jeweils gebietsspezifische Mutationen mehrfach unabhängig entstanden. Während Hausmäuse auch mit Akutgift (Zinkphosphid) oder bei kleineren Vorkommen mit Fallen bekämpft werden können, sind Antikoagulantien derzeit die einzigen verfügbaren Mittel zur wirksamen Bekämpfung von Wanderratten. Die Mutation vermittelt Resistenz gegenüber Warfarin, wobei die Erfahrung zeigt, dass bei anhaltendem Selektionsdruck innerhalb kurzer Zeit nach dem ersten Auftreten von Warfarin-Resistenz auch Resistenzprobleme gegenüber anderen Wirkstoffen (Chlorphacinon, Coumatetralyl, Bromadiolon und teilweise Difenacoum) auftreten. Somit sind fünf der acht in Deutschland zugelassenen Wirkstoffe der Antikoagulantien betroffen. Neu entwickelte molekulargenetische Resistenztests können nicht nur mit Gewebe, sondern auch mit Kotproben der Nager durchgeführt werden und erlauben eine vollständig nicht–invasive Probenahme. Sie bieten eine relativ einfache und zeitsparende Methodik für das Resistenzmonitoring bei Wanderratten und Hausmäusen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und Privatpersonen wurde unter Anwendung dieser Methodik in den Jahren 2005 bis 2008 ein Wanderratten-Resistenzmonitoring mit Schwerpunkt Nordwestdeutschland durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das nordwestdeutsche Resistenzgebiet mittlerweile auf rund 25.000 km2 ausgedehnt hat und damit etwa 7 % der Fläche Deutschlands einnimmt. Sobald sich die Resistenzmutation etabliert hat, lassen sich Wanderrattenpopulationen mit den betroffenen Wirkstoffen nicht mehr in der gewohnt effizienten Weise bekämpfen. Es muss dann auf die hochpotenten Wirkstoffe Brodifacoum, Flocoumafen und Difethialon zurückgegriffen werden, bei deren Anwendung, gute Köderannahme vorausgesetzt, keine Bekämpfungsprobleme zu erwarten sind. Besonders in den Randbereichen des Resistenzgebietes müssen die betroffenen Anwender rechtzeitig informiert werden, um eine erfolgreiche Schadnagerbekämpfung zu gewährleisten und die Ausbringung unwirksamer Rodentizide zu vermeiden. Außerhalb des Resistenzgebietes sollten die geringer toxischen und weniger persistenten Wirkstoffe der Antikoagulantiern bevorzugt zur Anwendung kommen.

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Veröffentlicht

2010-03-24