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Originalarbeit: Kurze Mitteilung

Erstnachweis von Aecidium atragenes an künstlichen Hybriden von Clematis spp.

First report of Aecidium atragenes on artificial hybrids of Clematis spp.

Gerhard Bedlan
Institut
Universität für Bodenkultur, Institut für Garten-, Obst- und Weinbau, Wien, Österreich

Journal für Kulturpflanzen, 61 (12). S. 450–452, 2009, ISSN 0027-7479, DOI: 10.5073/JfK.2009.12.04, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Univ.-Doz. Dr. Gerhard Bedlan, Universität für Bodenkultur, Institut für Garten-, Obst- und Weinbau, Gregor-Mendel-Straße 33, A 1180 Wien, Österreich, E-Mail: gerhard.bedlan@alva.at
Zur Veröffentlichung angenommen
November 2009

Zusammenfassung

Im Juni 2009 wurde erstmals der Rostpilz Aecidium atragenes an künstlichen Hybriden von Clematis spp. nachgewiesen. Dieser Nachweis ist auch der erste bekannte Fund dieses Rostpilzes seit dem Erstfund durch N.I. Kusnezow im Jahre 1886 an Atragene alpina var. sibirica.

Stichwörter: Erstnachweis, Aecidium atragenes, künstliche Hybride von Clematis spp.

Abstract

In June 2009 the occurrence of the rust fungus Aecidium atragenes was first reported on artificial hybrids of Clematis spp. This report is the first since the finding of this rust fungus by N.I. Kusnezow in the year 1886 on Atragene alpina var. sibirica.

Key words: First report, Aecidium atragenes, artificial hybrid of Clematis spp.

Einleitung

Im Juni 2009 wurde an künstlichen Clematis-Hybriden der Sorten ‚Miss Bateman’ und ‚Pillu’, die aus den Niederlanden nach Österreich importiert wurden, ein Rostpilz im Aecidium-Stadium auf den Blattunterseiten entdeckt. Bereits mit freiem Auge waren die länglichen, zylindrischen Aecidien zu erkennen.

Ergebnisse

Längliche, zylindrische, bis zu 1,5 mm lange Aecidien an Clematis sind als Aecidium atragenes beschrieben. Dieses Aecidium atragenes ist aus dem Typusbeleg und der Originalbeschreibung von Tranzschel (1891) bekannt. Er beschreibt dieses Aecidium als an Atragene alpina var. sibirica (= Clematis alpina ssp. sibirica) vorkommend und zwar im Gouverment Archangelsk Rossiae (gesammelt von N.I. Kusnezow im Juli 1886 in den Gouvernements Wologda und Archangelsk, längs den Ufern der Waga und Dwina). Seit diesem Erstfund wurde ein Vorkommen dieses Rostpilzes nicht mehr erwähnt.

Aus der Originalbeschreibung von Tranzschel (1891): Fundort ist im Schenkurskschen Kreis (Ignatiowskaja [es müsste vollständig Ignatiowskaja Uliza heißen]) des Gouverments Archangelsk, Anfang Juli. Die Aecidien stehen gruppenweise auf der Blattunterseite, auf der Oberseite und auf den Blattstielen braune Flecke ver­ursachend. Die Pseudoperidien sind lang zylindrisch (bis 1,5 mm lang), mit unregelmäßig zerschlitztem Rande. Die leeren Pseudoperidien sind zuweilen kurz-zylindrisch. Die Sporen polygonal-rundlich, 16–26 µ im Durchmesser; Membran feinkörnig, farblos; Inhalt orangegelb(?).

Zu diesem Fragezeichen von Tranzschel kann bemerkt werden, dass die frischen, lebenden Aecidiosporen der Belege aus Wien einen orange gefärbten Inhalt hatten, wahrscheinlich Öltröpfchen, die den Aecidiosporen des Isotypus als auch in Folge den herbarisierten Belegen aus Wien späterhin fehlen.

Die Aecidien des in Wien gefundenen Isolates befinden sich auf den Blattunterseiten, bis zu 27 (meist 14–16) in Gruppen zusammen und sind bis zu 1,5 mm lang, zylindrisch.

Auf den Blattoberseiten verursachen die Aecidien zunächst gelbe, späterhin braune Flecken. Die zylindrischen Pseudoperidien befinden sich auf den Blattunterseiten, sind bis 1,5 mm lang, aufrecht und reißen mit unregelmäßig zerschlitzten Rändern auf, die weiß sind. In der Folge werden die Aecidiosporen abgegeben. Diese sind eckig, kugelig oder ellipsoidisch, 20–25 × 17–22 µ groß. Ihre Membran ist feinkörnig strukturiert und sie enthalten orange Tröpfchen (wahrscheinlich Öltröpfchen), die sie beim Herbarisieren verlieren. Die leeren Pseudoperidien sind kurz, etwa ¼ mm lang (s. Abb. 1 bis 4).

Abb. 1. Symptome von Aecidium atragenes an Blattober- und Blattunterseite.

Abb. 1. Symptome von Aecidium atragenes an Blattober- und Blattunterseite.

Abb. 4. Aecidiosporen, ungefärbt in Chloralhydrat + Milchsäure.

Abb. 4. Aecidiosporen, ungefärbt in Chloralhydrat + Milchsäure.

Die Merkmale der in Wien gefundenen Isolate entsprechen jenen des Isotypus, der zu Vergleichsuntersuchungen herangezogen wurde (Beleg 00610925 aus dem Herbar des New York Botanical Garden, Sammlung Sydow).

Gäumann (1959) erwähnt Aecidium atragenes lediglich im Zusammenhang mit der Diskussion von Wirtspflanzen von Puccinia actaeae-elymi. Bei Brandenburger (1985) wird Aecidium atragenes als an Clematis spp. vorkommend erwähnt, die Daten und Maße entsprechen der Originalbeschreibung von Tranzschel (1891).

Die Hauptmenge an Clematis werden heute hauptsächlich in den Niederlanden, in größeren Mengen auch in Dänemark, Deutschland und Belgien produziert, Neuzüchtungen kommen u.a. aus dem Baltikum (Praskac, 2009). Berichte über ein Auftreten von Aecidium atragenes fehlen jedoch.

Danksagung

Für die Zurverfügungstellung von mit Aecidium atragenes befallenen Blattproben von Clematis spp. bedanke ich mich bei Frau Ines Gabl und Herrn Ing. Martin Plank, für die Überlassung des Isotypus dem New York Botanical Garden (Mrs. Ellen Diane Bloch, Collections Manager Cryptogamic Herbarium) sowie Herrn Dr. Anton Igersheim (Naturhistorisches Museum in Wien, Kurator der Kryptogamensammlung) für die Unterstützung mit Literatur, im spe­ziellen mit der Originalbeschreibung von Tranzschel.

Literatur

Brandenburger, W., 1985: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa. Stuttgart, New York, Gustav Fischer Verlag 1248 S.

Gäumann, E., 1959: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz. Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz XII, 1407 S.

Tranzschel, W., 1891: Zur Uredineenflora der Gouvernements Archangelsk und Wologda. Scripta botanica Horti Universitatis Imperialis Petropolitanae III:II, 134, 136.

Praskac, F., 2009: (Persönliche Mitteilung).

Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykolo­gischer Präparate. Pflanzenschutzberichte Band 41, Heft 5/6/7, S. 91-94.


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ISSN (print): 1867-0911
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