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Editorial

Implementierung biologischer Pflanzenschutzverfahren – Probleme und Lösungen wissenschaftliches Fachgespräch anlässlich der Verabschiedung von Herrn Dr. Jürg Huber am 13./14. Oktober 2009 im Instituts für Biologischen Pflanzenschutz des JKI in Darmstadt – Einleitung

Journal für Kulturpflanzen, 62 (3). S. 61–62, 2010, ISSN 0027-7479, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Mit Ablauf des Monats September 2009 ist der lang­jährige Leiter des Instituts für Biologischen Pflanzenschutz des Julius Kühn-Instituts, Herr Direktor und Professor Dr. Jürg Huber, in den Ruhestand gegangen. Anlässlich seiner Verabschiedung fand am 13. und 14. Oktober 2009 in den Räumen des Instituts in Darmstadt ein wissenschaftliches Fachgespräch zum Thema „Implementierung biologischer Pflanzenschutzverfahren: Probleme und Lösungen“ statt, in dem namhafte Fachleute einen breiten Querschnitt an Themen aus dem Biologischen Pflanzenschutz darstellten und auch die Leistungen von Herrn Dr. Huber und seinem Institut würdigten. Die Beiträge der Referenten sind in dieser Ausgabe des Journals für Kulturpflanzen enthalten.

Herr Dr. Huber wurde am 14. September 1944 in der Schweiz geboren und besuchte von 1951 bis 1957 die Primarschule, anschließend bis 1963 das kantonale Gymnasium in Winterthur. Nach dem Abitur (Matura Typ B) studierte er in der Abteilung für Naturwissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich die Fachrichtung Biologie und legte dort am 25.10.1967 das Diplom als Naturwissenschaftler ab. Von 1967 bis Frühjahr 1968 absolvierte er einen Studienaufenthalt auf einer Teeplantage in Tansania.

Nach seiner Rückkehr wurde Herr Huber Vorlesungs­assistent am Entomologischen Institut der ETH und begann seine Dissertation im Fach Insektenpathologie zum Thema „Selektion einer Resistenz gegen perorale Infektion mit einem Granulosevirus bei einem Laborstamm des Apfelwicklers Laspeyresia pomonella.“ Am 15.08.1973 wurde Herrn Huber der Grad eines Doktors der Natur­wissenschaften verliehen.

Bereits zum 01.04.1973 war Herr Dr. Huber als wissenschaftlicher Mitarbeiter in die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) eingestellt und dem damaligen Institut für Biologische Schädlingsbekämpfung in Darmstadt unter der Leitung von Professor Dr. Franz zugewiesen worden. Hier erhielt er ein umfang­reiches Aufgabengebiet, das folgendermaßen lautete:

„a) Bei den Grundlagenarbeiten sind die Morphologie und Biologie der betreffenden Insektenviren u.a. durch elektronenmikroskopische Arbeiten zu klären. Ferner sind verlässliche Daten zur Lagerfähigkeit von Viren im Labor und ihrer Persistenz im Freiland zu ermitteln.

b) Als Voraussetzung für die Freilandanwendung sind zu entwickeln:

– eine Technologie zur Massenproduktion von Viren auf einem geeigneten Wirtstier

– eine Auswahl geeigneter Fraktionierungstechniken zur Reinigung der Virus-Einschlusskörper

– die Ausarbeitung eines Biotest-Systems zur Standardisierung von Präparaten und zur Kalkulation der Freilanddosis

– ein brauchbares Formulierungsverfahren.

c) Eine geeignete Applikationstechnik ist der Biologie des Schädlings und dem zu schützenden Substrat anzupassen. Dabei ist die Erfolgskontrolle entscheidend, bei der die EDV erfolgreich einzusetzen ist.

d) Die Klärung der Wirkungen von Insektenviren auf das Ökosystem.“


Im Februar des Jahres 1989 wurde Herr Dr. Huber mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Leiters des Instituts für Biologische Schädlingsbekämpfung beauftragt, nachdem Herr Professor Dr. Franz in den Ruhestand versetzt worden war. Auf Grundlage eines Berufungsverfahrens wurde er nach Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft ab 21. Februar 1991 unter Übernahme in das Beamtenverhältnis zum Direktor und Professor ernannt und zugleich mit der hauptamtlichen Leitung des Darmstädter Instituts beauftragt. Er leitete das Institut, das zwischenzeitlich in Institut für Biologischen Pflanzenschutz umbenannt und dessen Aufgabenbereich deutlich erweitert worden war, bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand.

Herr Dr. Huber übernahm die Leitung des Instituts zu Beginn einer schwierigen Zeit, die von Kürzungen der Ressourcen, insbesondere des Personals, geprägt wurde. Dies geschah trotz der großen Bedeutung des Fach­gebiets des biologischen Pflanzenschutzes zeitweise so dramatisch, dass vor wenigen Jahren nur noch drei planmäßige Wissenschaftlerstellen vorhanden waren und auch die technische Unterstützung erheblich ausgedünnt worden war. Erst auf Grundlage der Entscheidung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) unter Minister Seehofer für ein neues Forschungskonzept, das zum 01. Januar 2008 implementiert wurde, konnte diese Entwicklung revidiert werden. Trotz dieser schwierigen Zeiten gelang es Herrn Dr. Huber, teils mit sehr erfolgreicher Einwerbung von Drittmitteln für spezielle Forschungsprojekte, die Leistungen des Instituts aufrecht zu halten. Unter seiner Leitung hat das Institut wesentlich dazu beigetragen, dass heute biologische Verfahren des Pflanzenschutzes in vielen Bereichen der Pflanzenproduktion, insbesondere in den Sonderkulturen des Garten- und Obstbaus, eingeführt sind. Zu diesem Erfolg trugen sicherlich sein großes Geschick im kollegialen, aber zielführenden Umgang mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und sein vorausschauendes Denken in der Wissenschaft erheblich bei.

Herr Dr. Huber hat die Entwicklungen im Pflanzenschutz auch mit Hilfe seiner unmittelbaren Forschungsaktivitäten seit vielen Jahren geprägt. Besonders erfolgreich waren seine Arbeiten zur Anwendung von Granuloseviren gegen Wicklerarten im Obstbau, insbesondere gegen den gefährlichen Apfelwickler Laspeyresia pomonella, die er im Verbund mit weiteren Fachkollegen bis zur Praxisreife vorantrieb. Die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeiten haben breiten Eingang in die Praxis gefunden und haben maßgeblich dazu beigetragen, den integrierten Pflanzenschutz weiterzuentwickeln. Unter seiner Leitung konnte sich eine ganze Reihe junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen vielfältiger Forschungsprojekte profilieren.

Die Beschreibung seiner Lebensaktivitäten wäre nicht vollständig, ohne die vielfältigen nationalen und inter­nationalen Kooperationen aufzuführen. Ganz besonders engagierte sich Herr Dr. Huber in der IOBC, der Inter­national Organisation for Biological Control of Noxious Animals and Plants, in deren Managing Board er über lange Jahre mitgearbeitet hat, und deren Vizepräsident er war. Besonders engagiert war er auch in der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE), die ihm gemeinsam mit Herrn Dr. Dickler im Jahr 2005 die Karl-Escherich-Medaille für herausragende Gesamtleistungen auf dem Gebiet der angewandten Entomologie verlieh.

Die Präsidenten, mit denen Herr Direktor und Pro­fessor Dr. Huber zusammen gearbeitet hat, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der früheren BBA, dem heutigen Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI) danken ihm herzlich für sein erfolgreiches und weitsichtiges Wirken für die BBA, das JKI und für den biologischen und integrierten Pflanzenschutz und wünschen ihm und seinen Angehörigen für den verdienten Ruhestand vor allem Gesundheit und Wohlergehen und alles erdenklich Gute.


Dr. Georg F. Backhaus

Präsident und Professor des Julius Kühn-Instituts –
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen


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ISSN (print): 1867-0911
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