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Mitteilungen und Nachrichten

Mitteilungen und Nachrichten

Journal für Kulturpflanzen, 62 (7). S. 272–275, 2010, ISSN 0027-7479, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Mitteilungen und Nachrichten

Das Institut „Pflanzengesundheit“ des Julius Kühn-Instituts (JKI) teilt mit:

Fünftes Arbeitstreffen zum EU-Projekt PRATIQUE – Weiterentwicklung von Risikoanalysemethoden im Bereich der Pflanzengesundheit

Journal für Kulturpflanzen, 62 (7). S. 380–393, 2010, ISSN 0027-7479, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart


Vom 1. bis 4. März 2010 fand das 5. Treffen des EU-Projektes PRATIQUE (Enhancements of Pest Risk Analysis Techniques) in Windsor, Großbritannien statt. Wie schon im Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes (Band 60, 142-143, 2008) und im Journal für Kulturpflanzen (Band 61, 297-299, 2009) berichtet, befasst sich das Projekt mit der Überarbeitung und Verbesserung der Methodik phytosanitärer Risikoanalysen in Europa. An dem Vorhaben, dessen Koordination bei FERA (Food and Environment Research Agency), Großbritannien, liegt, sind insgesamt 15 Forschungseinrichtungen beteiligt.

Seit Projektbeginn vor zwei Jahren wurden umfangreiche Datenbankrecherchen, die Untersuchung von Risikoanalysemethoden weltweit, sowie die Entwicklung verschiedener Verfahren der Risikobewertung unter Einbeziehung von Unsicherheiten, die der Beurteilung mancher Faktoren anhaften können, durchgeführt. Diese sind teilweise abgeschlossen oder aber weit fortgeschritten, und erste Testphasen anhand konkreter Beispielschadorganismen haben begonnen.

Es ist bereits jetzt erkennbar, dass das Entscheidungshilfeschema für pflanzengesundheitliche Risikoanalysen (PRAs) im Bereich der EPPO (European and Mediterranean Plant Protection Organization) durch PRATIQUE einen erheblichen Zugewinn an Effizienz, Konsistenz und Nutzerfreundlichkeit erlangt. Erstmals ist eine Zusammenstellung der Datensätze, die für PRAs relevant sind, erfolgt und ihre Evaluierung wird in den nächsten Monaten abgeschlossen. Insgesamt wurden über 800 Datensätze ermittelt und von diesen wiederum 621 auf Brauchbarkeit und Qualität untersucht. Die Datensätze wurden eingeteilt in A) wichtig, hohe Qualität, breit anwendbar für die gesamte EU, B) gute Qualität, aber nur für bestimmte Regionen in der EU anwendbar, C) beschränkte Nutzbarkeit, Überlappung mit A und B; U) zurzeit nicht bewertbar aufgrund einer Sprachbarriere (eine Bewertung soll möglichst noch erfolgen). Die Datensätze werden in das von der EPPO entwickelte elektronische Risikoanalyseschema CAPRA (computer assisted PRA) integriert und sind damit „per Mausklick“ direkt verfügbar.

Zur besseren und konsistenteren Bewertung der Einschleppungs- und Etablierungswahrscheinlichkeit, sowie zum Ausbreitungs- und Schadpotenzial von Schadorganismen von Pflanzen, werden zurzeit Bewertungshilfen entwickelt, die später ebenfalls in CAPRA integriert werden. Die Bewertungshilfen sollen die Beantwortung der Fragen im Risikoanalyseschema, bei denen in den meisten Fällen eine fünfstufige Bewertungsskala (z. B sehr wahrscheinlich, wahrscheinlich, mittlere Wahrscheinlichkeit, unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich) vorgegeben ist, anhand von Beispielen, Unterfragen und Erläuterungen erleichtern. Die Beispiele umfassen in erster Linie Organismen der verschiedenen relevanten Taxa (Viren/Viroide, Bakterien/Phytoplasmen, Pilze, Nematoden, Insekten/Milben und invasive Pflanzen). Außerdem werden ein Ausbreitungs-Modell für die räumlich und zeitlich möglichst genaue Abbildung der natürlichen und vom Menschen unterstützten Ausbreitung von Schadorganismen sowie Module für die Bewertung von deren Schäden entwickelt. Am Beispiel dreier Schadorganismen (Kiefernholznematode (Bursaphelenchus xylophilus), Potato Spindle Tuber Viroid (PSTVd) und Westlicher Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera)) werden diese neuen Methoden intensiv getestet und validiert.

Neue Verknüpfungen innerhalb des Risikobewertungsschemas sollen den Informationsfluss zwischen dem Risikoanalyse-Teil und dem sich anschließenden Schadorganismen-Management-Teil verbessern, um dadurch Daten, Informationen und Bewertungen innerhalb des gesamten EPPO Entscheidungshilfe-Schemas (EPPO DSS – decision support scheme) konsistent und effizient anzuwenden. Als technische Umsetzungsmöglichkeit wird derzeit das Einbinden von „Pop up“ Fenstern in CAPRA diskutiert. Die Entscheidungsfindung über Ausrottungs- und Eindämmungsmaßnahmen sowie Notfallpläne im Falle von Schadorganismen-Ausbrüchen wurde ebenfalls wesentlich weiterentwickelt, um die Entscheidungsvorbereitung anhand klarer Auswahlkriterien zu den verschiedenen Maßnahmenoptionen zu unterstützen. Dabei wird auch das Durchführen von Kosten-Nutzen-Analysen für pflanzengesundheitliche Maßnahmen für Nicht-Ökonomen durch eine "Schritt-für Schritt-Anleitung" wesentlich erleichtert. Diese Anleitung wird in den kommenden Monaten anhand von rund 40 gesammelten Fallstudien zu unterschiedlichsten Schadorgansimen getestet und nach Fertigstellung in den Management-Teil des EPPO Entscheidungshilfe-Schemas integriert.

Für das verbleibende Jahr in PRATIQUE liegen die besonderen Herausforderungen vor allem in der Entwicklung der computergestützen Verfahren für die Bewertung ökonomischer, ökologischer und sozialer Schäden, die durch pflanzengesundheitlich relevante Schadorganismen hervorgerufen werden können. Auch die Techniken für die Zusammenfassung des Risikos und die Risikokartierung befinden sich noch weiter in der Entwicklung und Evaluierung der Ergebnisse anhand von Fallbeispielen. Zu berücksichtigen sind dabei auch Standpunkte anderer Arbeitsgruppen, wie dem EPPO Panel on PRA Development, welches bereits im Dezember 2009 erste Ergebnisse überprüfte und im Mai 2010 erneut tagte.

Insgesamt herrschte beim 5. Projekttreffen eine gute Atmo­sphäre, die von Engagement und Zielbewusstsein geprägt war.

Kristina Steffen, Hella Kehlenbeck, Gritta Schrader
(JKI Kleinmachnow und Braunschweig)

Ergebnisse der Erhebungen zum Auftreten des Kiefernholznematoden Bursaphelenchus xylophilus in Deutschland und der EU im Jahre 2009

Journal für Kulturpflanzen, 62 (7). S. 380–393, 2010, ISSN 0027-7479, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart


Gemäß der Entscheidung 2006/133/EG der Europäischen Kommission in der aktuellen Fassung wurde in Deutschland und den EU-Mitgliedstaaten bereits zum neunten Mal eine Erhebung zum möglichen Vorkommen des Kiefernholznematoden Bursaphelenchus xylophilus durchgeführt.

Wie in den vergangenen Jahren wurde die Erhebung in Deutschland unter der Koordination des Instituts Pflanzengesundheit des Julius Kühn-Instituts (JKI) von den Pflanzenschutzdiensten der Bundesländer in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Forstdienststellen durchgeführt.

Seit der letzten Berichterstattung zu der Kiefernholznematodenerhebung des Jahres 2008 gab es weitreichende Entwicklungen, die auch die deutsche Monitoringaktivität beeinflusst haben. Im Frühjahr 2008 teilte Portugal mit, dass im Land weitere Freilandauftreten festgestellt wurden. Auf dieser Grundlage wurde ganz Kontinentalportugal als Quarantänezone eingestuft, wobei an der Grenze zu Spanien eine 20 Kilometer breite befallsfreie Pufferzone etabliert wurde. Die Fläche innerhalb der Pufferzone wurde zur Befallszone erklärt. Seither müssen Holz und Holzprodukte einschließlich Rinde und Verpackungsholz, das aus Portugal exportiert werden soll, einer phytosanitären Maßnahme unterzogen werden, die sicher stellt, dass weder der Vektorkäfer noch der Kiefernholznematode überlebt. Im Herbst desselben Jahres wurden in Schweden bei der Importkontrolle aus Verpackungsholz mit Ursprung Portugal (mit und ohne ISPM 15 Markierung) lebende Kiefernholznematoden isoliert. Ähnliche Funde wiederholten sich in anderen Ländern. So wird in Spanien bis heute regelmäßig unbehandeltes Rund- und Schnittholz sowie Rinde aus Portugal aufgefunden. In diesem Zusammenhang hat die EU-Kommission im Jahr 2009 die Mitgliedstaaten aufgerufen, Holz mit Ursprung Portugal auf die Einhaltung der Bestimmungen zu untersuchen.

In Spanien wurde im November 2008 eine einzelne Kiefer in einer Entfernung von ca. 50 Kilometern zur portugiesischen Grenze und von 80 Kilometern zum nächsten Befallsherd auf portugiesischem Gebiet aufgefunden. In einem Radius von annähernd drei Kilometern wurden alle Nadelbäume gefällt und einschließlich des Schlagabraums von der Fläche entfernt. In den ca. 30 % der übrigen Fläche bis zum vollständigen Erreichen des drei Kilometer Radius erfolgt ein intensives Monitoring mit mehrmaligen Beprobungen der Bäume pro Jahr. Zum Ende des Jahres 2009 wurde schließlich festgestellt, dass auch die portugiesische Insel Madeira zu großen Teilen vom Kiefernholznematoden befallen ist.

Die oben beschriebene Situation führte im Rahmen einer internen Risikoabschätzung für Deutschland zu der Auffassung, dass das Risiko einer Einschleppung des Kiefernholznematoden noch nie so hoch war wie derzeit. Aus diesen Gründen werden die in den vergangenen Jahren durchschnittlich ca. 350 für ganz Deutschland untersuchten Proben (Tab. 1) als nicht mehr ausreichend angesehen, um eine weitgehend abgesicherte Aussage bezüglich der Befallsfreiheit zu treffen. Seit dem Jahr 2009 wurden daher 1000 Proben als Ziel für Deutschland angestrebt. Dabei erfolgt eine zielgerichtete Probenahme, die sich an Risikogebieten und dem Vorhandensein der Vektorkäfer der Gattung Monochamus orientiert.

Tab. 1. Anzahl der untersuchten Proben im Rahmen der Kiefernholznematodenerhebung in Deutschland in den Jahren 2001 bis 2009

Jahr

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

Proben

310

227

288

367

335

401

318

332

781

Im Rahmen der Erhebung des Jahres 2009 wurden in Deutschland insgesamt 781 Proben aus 710 Erhebungsorten auf das mögliche Vorkommen des Kiefernholznematoden hin untersucht. Der Schwerpunkt der untersuchten Baumarten lag bei Pinus sylvestris in der Nähe von Risikogebieten wie See- und Flughäfen, Sägewerken, Holzlagerplätzen oder Holzverarbeitungsbetrieben. In insgesamt 29 Proben (4 %) waren Bursaphelenchus-Arten enthalten: B. mucronatus, B. sexdentati, B. vallesianus. Der Kiefernholznematode Bursaphelenchus xylophilus wurde in Deutschland nicht nachgewiesen.

In der gesamten EU wurden im Jahr 2009 insgesamt 13 937 Wald- und Baumbestände inspiziert. In den Jahren 2007 und 2008 waren es 4666 bzw. 7022. Diese deutliche Erhöhung ist auch darauf zurück zu führen, dass verstärkt holzindustrielle Betriebe mit in die Erhebung einbezogen wurden, sowie erstmals auch Baumschulen. Im Rahmen der Erhebungen wurden 10 467 Laborproben analysiert, was einer Verdoppelung zum Vorjahr entspricht. Jede Probe bestand aus Material von bis zu 5 Bäumen. Der Kiefernholznematode wurde im Jahr 2009 in Portugal und auf der portugiesischen Insel Madeira festgestellt. In Spanien erfolgte kein weiterer Freilandfund an Bäumen jedoch wurde der Nematode in sechs Fällen an Holz mit portugiesischem Ursprung gefunden.

Innerhalb der EU sowie der EPPO-Region (European and Mediterranean Plant Protection Organization) wurden im vergangenen Jahr die Aktivitäten zum Kiefernholznematoden deutlich erhöht. Dies betrifft insbesondere auch die Notfallplanung und die Bekämpfungsmaßnahmen, die bei einem erstmaligen Auftreten des Kiefernholznematoden in einem Land durchgeführt werden sollten. Einigkeit besteht darin, dass es in einem Befallsgebiet nicht möglich sein wird, jeden Einzelbaum individuell zu testen, weshalb eine Aussage zur exakten Abgrenzung des befallenen Gebietes mit Unsicherheiten behaftet sein wird. Dies bedeutet, dass ein wesentliches Element der zukünftig erwarteten Maßnahmen die Fällung potentiell befallener Bäume um einen Befallsherd herum sein wird. Bezüglich des Mindestradius für eine solche Zone, in der alle Nadelgehölze zu fällen und zu entsorgen sind, gibt der aktuelle Standard der EPPO (PM9/1(2), „Bursaphelenchus xylophilus and its vectors: procedures for official control“) in dichten Kiefernreinbeständen mindestens 500 Meter vor, in allen anderen Fällen drei Kilometer! Im Befallsgebiet selbst, sofern es noch klein genug ist, sind ebenfalls alle Nadelgehölze zu fällen und zu entsorgen.

Alle Erfahrungen bei Ausrottungsversuchen weltweit haben gezeigt, dass die einzelstammweise Betrachtung und Ausrichtung der Fällungsmaßnahmen auf definitiv als befallen getestete Bäume oder solche mit Symptomen, nicht als ausreichend angesehen werden kann. Aus den Erfahrungen in Portugal ist zudem abzuleiten, dass insbesondere zu Anfang der Maßnahmen ein Maximum an finanziellen Ressourcen mobilisiert werden muss, um alle fachlich notwendigen Maßnahmen durchführen zu können. So hat Portugal zu Beginn der Maßnahmen ca. zwei Millionen Euro im Jahr ausgegeben. Mit der Ausweitung des Befalls stiegen die Kosten exponentiell an, so dass es im Jahr 2008/09 bereits über 50 Millionen Euro waren ohne die Kosten für das Personal von 1000 Personen der „Guardia Nacional“, die die Einhaltung der Anforderungen beim Holzexport durch Straßenkontrollen überprüfen sowie die Kosten, die die Industrie für phytosanitäre Maßnahmen im Rahmen des Holzexportes aufzuwenden hatte.

Auch im laufenden Jahr ist gemäß der Entscheidung 2006/133/EG eine Erhebung zum möglichen Auftreten von B. xylophilus in Deutschland durchzuführen.

Thomas Schröder und Ernst Pfeilstetter
(JKI Braunschweig)

Personalien

In Memoriam Dr. Carl-Ernst Büchting

Journal für Kulturpflanzen, 62 (7). S. 272–273, 2010, ISSN 0027-7479, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Am 1. Mai 2010 verstarb der Agrarwissenschaftler und Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrates der KWS Saat AG Herr Dr. Carl-Ernst Büchting im 95. Lebensjahr.

Dr. Büchting war den Vorgängereinrichtungen des heutigen Julius Kühn-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), fachlich wie persönlich sehr verbunden. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gemeinschaft der Förderer und Freunde der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft e. V. (GFF) und förderte deren Kontakte zu Organisationen der Züchtung und des Sortenwesens in hohem Maße. Auch die Züchtungsforschung lag Herrn Dr. Büchting besonders am Herzen. So war er ein viel gefragter Berater im Zuge der Neugründung der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ) und engagierte sich in den Diskussionen um deren Aufgaben und Organisation. Mit diesem Nachruf möchte das Julius Kühn-Institut ihn, seine Persönlichkeit und sein Lebens­werk würdigen.

Carl-Ernst Büchting wurde am 6. September 1915 in Klein Wanzleben, Sachsen-Anhalt, geboren. Schon in seiner Jugend erfuhr er in dem Unternehmen seines Großvaters, der heutigen KWS Saat AG, was Engagement und Zielstrebigkeit bedeutet.

Nach dem Abitur im Jahre 1934 und einer kaufmännischen Volontärzeit in Kopenhagen war er Praktikant in den Zucker­fabriken Goldbeck und Klein Wanzleben. Ein Studium der Zuckertechnologie an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin beendete er im Jahr 1940 als Diplom-Zuckerfabrikingenieur mit der Promotion zum Dr. agr.

Dr. Büchting musste im 2. Weltkrieg zum Wehrdienst antreten. Er wurde zweimal schwer verwundet. Im Juni 1945 konnte er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Klein Wanzleben zurückkehren, musste dort jedoch erfahren, dass der elterliche Betrieb auf Geheiß der britischen Besatzungsmacht nach Einbeck verlegt werden sollte.

Gemeinsam mit seinem Vater, Carl Büchting, und seinem Schwiegervater, Dr. Oskar Rabbethge, wurde das Unternehmen am neuen Standort Einbeck in Niedersachsen wieder aufgebaut und hatte rasch seinen Platz in der Spitzengruppe der international bedeutenden Pflanzenzüchter gefunden. Bereits 1951 trat C.-E. Büchting in den Vorstand des Unternehmens ein. Bis 1978 war er maßgeblich und unermüdlich an der steten Entwicklung der KWS beteiligt. Neben vielen Aufgaben beim Neuaufbau des Unternehmens in Einbeck widmete sich C.-E. Büchting besonders der Wiedergewinnung der verloren gegangenen Auslandsbeziehungen. Schon sehr früh wurde C.-E. Büchting aufgrund seiner hohen Anerkennung und Reputation in die Führungsgremien nationaler und internationaler Organisationen und Institutionen berufen. Besonders engagiert war er im Kuratorium des Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung in Köln. Seinem persönlichen Engagement und seiner Sensibilität für Rechtsfragen ist es mit zu verdanken, dass 1961 erstmals zwischen 27 Staaten ein Übereinkommen zum inter­nationalen Schutz neuer Pflanzensorten in Kraft trat.

Mit der Vereinigung Deutschlands stellte sich für Dr. Büchting eine neue Aufgabe. Er schaffte die Grundlage für einen Neuanfang am Gründungsort des Unternehmens Klein Wanzleben. Sein unermüdlicher Einsatz wurde durch die Gemeinde Klein Wanzleben mit der Überreichung der Ehrenbürgerwürde honoriert.

Eine Vielzahl weiterer Ehrungen wurde Dr. Carl-Ernst Büchting zuteil, so das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Mit Herrn Dr. C.-E. Büchting ist ein inter­national anerkannter und hoch geach­teter Pflanzenzüchter aus dem Leben geschieden. Er war Kollege und Mensch, der eine außergewöhnliche Persönlichkeit ausstrahlte. Das Julius Kühn-Institut wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Klaus Peter und Georg F. Backhaus
(JKI Quedlinburg)

In Memoriam Prof. Dr. Walter H. Schuster

Journal für Kulturpflanzen, 62 (7). S. 187, 2010, ISSN 0027-7479, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Am 20. Mai 2010 verstarb im Alter von 91 Jahren das Ehrenmitglied der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften, der Pflanzenzüchter und Hochschul­lehrer, Prof. Dr. Walter H. Schuster.

Walter Schuster wurde am 7. November 1918 in Wetzlar geboren. Nach dem Besuch des dortigen Goethe-Gymna­siums absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre und die Höhere Landbauschule in Kassel, die er 1939 als Staatlich geprüfter Landwirt verließ.

In einer Lebensphase, in der junge Menschen heute unverzüglich das Stu­dium aufnehmen, mussten in der damaligen Zeit junge Männer wie Walter Schuster in den Weltkrieg ziehen. Aufgrund einer Verwundung konnte er jedoch schon während des Krieges das Studium der Landwirtschaft in Gießen beginnen. Nach Kriegsende hat Walter Schuster zunächst Tätigkeiten in der landwirtschaftlichen Praxis – unter anderem als Verwalter – wahrgenommen. Schließlich konnte er 1946 das Studium der Agrarwissenschaften an der Universität Gießen fortsetzen und im Jahre 1948 mit dem Diplom erfolgreich abschließen; das Thema seiner Diplom­arbeit „Der Anbau von Sommerölpflanzen in Deutschland“ wurde von Prof. Dr. Eduard von Boguslawski, seinem Mentor und Förderer, gestellt.

Nach Referendariat und Assessor-Examen war Herr Schuster ab 1949 Leiter der Prüfstelle des Bundessortenamtes beim Gießener Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. In dieser Zeit durchgeführte wissenschaftliche „Untersuchungen über die Blüh- und Befruchtungsverhältnisse der Sonnenblume (Helianthus annuus)“ bildeten die Grundlage für seine Dissertation, mit der er im Jahre 1951 zum Dr.agr. promoviert wurde; Berichterstatter waren die Professoren von Boguslawski und Scheibe.

Weitere wichtige Stadien in den Folgejahren waren:

die Einrichtung einer wissenschaft­lichen Pflanzenzuchtleiter-Stelle für Herrn Dr. Schuster im Jahre 1957, die Etablierung der „Pflanzenzüchtung“ als eigenem Wahlpflichtfach im Jahre 1960 und 1961 die Schaffung einer eigenen Instituts­abteilung für Pflanzenzüchtung, die Herr Schuster von da an innehatte.

Seit Anfang der 1960er Jahre wirkte Walter Schuster als Dozent für Pflanzenzüchtung und Speziellen Pflanzenbau mit Forschungsschwerpunkten auf den Gebieten „Öl- und Eiweißpflanzen“ sowie „Methoden der Pflanzenzüchtung“.

Nach langjähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Leiter der Außenstelle des Bundessortenamtes und als Pflanzenzuchtleiter an der Universität Gießen erfolgte 1965 die Habilitation mit der Arbeit „Inzucht und Heterosis bei der Sonnenblume (Helianthus annuus)“. Im Jahre 1967 folgte die Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor und 1971 zum Professor an einer Universität für das Fachgebiet Pflanzenzüchtung, das sich zunächst im Wesentlichen selbst aus Drittmitteln finanzierte.

In dieser etablierten Funktion hat Prof. Schuster seine eigenen Vorarbeiten, aufbauend auf den früheren Aktivitäten von Prof. von Boguslawski mit neuer Schwerpunktsetzung fortgeführt. Der Fokus seiner Arbeiten bestand nunmehr in der züchterischen Weiterentwicklung verschiedenster Nutzpflanzen. Im Mittelpunkt standen dabei vor allem die Ölpflanzen, wie Winterraps, Sommerraps, Winterrübsen, Sommerrübsen, Sonnenblumen, Ölkürbis und Lein, bei denen er mehr als 50 Sorten entwickelte, die in der landwirtschaftlichen Praxis eine weite Verbreitung fanden. Daneben schuf er zahlreiche Sorten für Futterpflanzen und Sonderkulturen, wie Mais, Weißer Senf, Sarepta-Senf, Ölrettich, Phazelia, Buchweizen, Sorghum, Rispen-Hirse, Trockenbohnen, Platterbsen und Sojabohnen.

Neben der Tätigkeit als Züchtungsforscher war Walter Schuster auch als Hochschullehrer an der Universität in leitenden Funktonen sehr aktiv. So hat er dem damaligen Fachbereich Ange­wandte Biologie und Umweltsicherung der Universität Gießen in den Jahren 1973–1974 als Dekan gedient. Dabei hat sich Prof. Schuster nicht zuletzt auch sehr aktiv in den Universitätspartnerschaften engagiert, beispielsweise als Partnerschaftsbeauftragter der Univer­sität Gießen in der Partnerschaft mit der Universität Gödöllö/Ungarn (1982–1985) oder als Betreuer von Projekten auf dem Gebiet der Ölpflanzenzüchtung in der Partnerschaft mit der Ege-Universität Izmir (Türkei).

Wesentliche wissenschaftliche Themen, die Walter Schuster mit großem Interesse und sehr erfolgreich verfolgt hat, waren:

Die pflanzenbauliche Eignung der erwähnten Pflanzenarten im Hinblick auf ihre Nutzung als Futter-, Gründüngungs- oder Ölpflanzen; Fragen der Gestaltung des landwirtschaftlichen Versuchs­wesens; Methoden der Pflanzenzüchtung mit den Schwerpunkten Blühbiologie (männliche Sterilität) sowie Photoperiode und Temperatur.

Weit über 200 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften, in Lehr- und Handbüchern zeugen von der wissenschaftlichen Produktivität von Walter Schuster. Er war Mitherausgeber und Autor des „Lehrbuches der Pflanzenzüchtung“ (Bd. 2, 2. Aufl.), Autor von „Der Landwirtschaftlich-technische Assis­tent“, Mitautor – gemeinsam mit Jost von Lochow – des Buches „Anlage und Auswertung von Feldversuchen“ sowie Verfasser des Werkes „Die Züchtung der Sonnenblume“. Vor allem seiner geliebten Sonnenblume blieb Prof. Schuster als Züchtungsforscher bis zuletzt verbunden.

Das aus wissenschaftlichen Untersuchungen hervorgegangene Pflanzen­material wurde, da zunächst kein Interesse seitens privater Pflanzenzucht­firmen bestand, bis zur Sorte weiter bearbeitet. Später erfolgte die Abgabe von aussichtsreichem Zuchtmaterial als neue Sorten an interessierte Zuchtfirmen; so entstanden 116 neue Zuchtsorten bei 20 verschiedenen Arten. Nicht zuletzt konnten dadurch wichtige Einnahmen zur Mitfinanzierung des Fachgebiets Pflanzenzüchtung erzielt werden.

Bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1985 hat Professor Schuster sein Fach­gebiet überaus engagiert in der Lehre vertreten und die Studierenden für sein Fach begeistert. Zahlreiche Gießener Absolventen in der praktischen Pflanzenzüchtung und Züchtungswirtschaft zeugen von der erfolgreichen Tätigkeit Prof. Schusters als Hochschullehrer und Doktor­vater.

In der Forschung war er über die aktive Zeit hinaus viele weitere Jahre selbst sehr engagiert in der wissenschaftlichen und praktischen Pflanzenzüchtung tätig, und er wirkte als Berater von Pflanzenzuchtfirmen und Ursprungszüchter neuer Sorten verschiedener Kulturpflanzen.

Walter Schuster war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und Vereinigungen, so der Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (GPZ) und der Gesell­schaft für Pflanzenbauwissenschaften (GPW) als deren Geschäfts­führer er in der Zeit 1972–1978 wirkte und die ihn 1993 mit der Ehrenmitgliedschaft auszeichnete. Darüber hinaus war Walter Schuster Mitglied in der Gesellschaft für Fettwissenschaften, der Arbeits­gemeinschaft für Angewandte Botanik, des Deutschen Maiskomitees, der Internationalen Biometrischen Gesellschaft und der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft (DLG), wo er in den Ausschüssen für „Biometrie und Versuchswesen“ sowie im Ausschuss für „Pflanzenzüchtung“ mitarbeitete. Sein internationales Engagement wird auch sichtbar durch die Mitarbeit in der FAO-Arbeitsgemeinschaft für Sonnenblumen und Sojabohnen sowie durch seine Tätigkeit in der Group Consultatif Inter­national de Recherche sur le Colza, in deren Auftrag er im Jahr 1974 den 4. Internationalen Rapskongress in Gießen organisierte.

Walter Schuster erhielt für seine Verdienste in der Forschung mehrere Auszeichnungen. Hervorzuheben sind die Ehrenplakette in Gold des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst für besondere Verdienste (1983) und die Ehrenplakette der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Zagreb (1983).

Professor Walter Schuster hat als bedeu­tender Pflanzenbauwissenschaftler und Züchtungsforscher heraus­ragende Leistungen erbracht. Als akademischer Lehrer hat er der Universität Gießen, dem Fachbereich und seinem Ins­titut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung I hervorragende Dienste geleistet. Seine Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sind von großer und nachhaltiger Bedeutung für die Pflanzenzüchtung, das Sorten- und Saatgutwesen und damit für die einheimische Landwirtschaft insgesamt.

Bernd Honermeier und Wolfgang Friedt (Justus-Liebig-Universität Gießen)


ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
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