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Originalarbeit

Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit der Insektizidanwendungen im Winterraps im Dauerfeldversuch Dahnsdorf

Investigations of the economic efficiency of insecticide use in oil-seed rape in a long-term trail in Dahnsdorf

Bernd Freier und Bernhard Pallutt
Institut
Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung im Pflanzenschutz, Kleinmachnow

Journal für Kulturpflanzen, 62 (9). S. 326–330, 2010, ISSN 0027-7479, DOI: 10.5073/JfK.2010.09.02, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Prof. Dr. Bernd Freier, Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung im Pflanzenschutz, Stahnsdorfer Damm 81, 14532 Kleinmachnow, Germany, E-Mail: bernd.freier@jki.bund.de
Zur Veröffentlichung angenommen
Mai 2010

Zusammenfassung

Um sichere Aussagen zur Wirtschaftlichkeit von Insektizidanwendungen gegen Rapsschädlinge zu ermöglichen, sind angesichts der stark variierenden jahresspezifischen Bedingungen Langzeituntersuchungen von großer Bedeutung. Im Rahmen des Dauerversuches „Strategievergleich – umweltverträglicher Pflanzenschutz“ auf dem Versuchsfeld Dahnsdorf des Julius Kühn-Instituts wurde in den Jahren 1998 bis 2007 auch die Wirtschaftlichkeit der Insektizidanwendungen im Winterraps untersucht.

Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephalus) und Stängelrüssler (Ceuthorrynchus napi, C. quadridens) wurden mittels gitterloser Gelbschalen und der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus) sowie der Kohlschotenrüssler (Ceuthorrynchus assimilis) durch Auszählen von Schüttelproben der Knospenbestände überwacht.

In allen Untersuchungsjahren waren Insektizidanwendungen gegen Rapsschädlinge infolge der Überschreitung der Schwellenwerte erforderlich, wobei Stängelrüssler in 9 von 10 Jahren und Rapsglanzkäfer in 4 von 10 Jahren zu bekämpfen waren. Mit situationsbezogenen Insekti­zidanwendungen im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes (mittlerer Behandlungsindex: 1,5) wurde im Durchschnitt der 10 Jahre ein behandlungskostenfreier Erlös von 72 €/ha erzielt. Demgegenüber sank der behandlungskostenfreie Erlös auf 22 €/ha bei der Low-Input-Strategie (mittlerer Behandlungsindex: 0,6).

Insgesamt kann aus den Ergebnissen abgeleitet werden, dass Insektizide im Winterraps gezielt und kon­sequent nach dem Schwellenwertkonzept angewendet werden können, aber kaum ein Spielraum für reduzierte Dosierungen gegeben ist.

Stichwörter: Winterraps, Psylliodes chrysocephala, Ceuthorrynchus napi, Ceuthorrynchus quadridens, Meligethes aeneus, Ceuthorrynchus assimilis

Abstract

Because conditions can vary strongly from year to year, long-term trials are very important to obtain reliable data on the effects of insecticide treatments of oil-seed rape insect pests. The long-term trial entitled “Strategy comparison – environmentally friendly plant protection” was conducted at the Julius Kühn-Institute’s experimental station in Dahnsdorf, Germany, and used to study the efficiency and profitability of insecticide uses in oil-seed rape from 1998 to 2007.

Rape flea beetles (Psylliodes chrysocephala) and stem weevils (Ceuthorrynchus napi, C. quadridens) were monitored using grateless yellow traps, and the pollen beetles (Meligethes aeneus) and cabbage seed weevils (Ceuthorrynchus assimilis) were assessed by counting beetles after shaking oil-seed rape buds.

In all ten years studied, insecticide treatments were carried out only when insect numbers exceeded specific action thresholds. Stem weevils had to be controlled in nine out of ten years, and pollen beetles in four out of ten years. Overall, situation-dependent insecticide uses according to the principles of integrated pest management (mean treatment frequency index: 1.5) resulted in a mean net profit of 72 €/ha, whereas the low input strategy (reduced insecticide use, mean treatment index: 0.6) reduced the net profit to 22 €/ha.

The 10-year results showed that selective and consistent use of insecticides in oil-seed rape according to an action threshold strategy is economically efficient. However, there is little economic scope for situation-dependent doses reduction.

Key words: Winter oil-seed rape, Psylliodes chrysocephala, Ceuthorrynchus napi, Ceuthorrynchus quadridens, Meligethes aeneus, Ceuthorrynchus assimilis

Einleitung

Winterraps wird in Deutschland auf einer Fläche von mehr als 1,5 Mio. ha angebaut (Anonym, 2009) und zählt zu den Ackerbaukulturen mit der größten Anwendung von Insektiziden. So lag der Behandlungsindex im Netz der Vergleichsbetriebe in den Jahren 2007 und 2008 bei jeweils 2,3, wobei sich die meisten Maßnahmen auf das Frühjahr konzentrieren (Freier et al., 2009). Der Grund ist das Auftreten zahlreicher Schadinsekten während der gesamten Vegetationsperiode. Die jungen, insbesondere früh gedrillten Winterrapsbestände werden von der Kleinen Kohlfliege (Delia radicum) bedroht (Keunecke et al., 2009). Der Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephalus) schädigt im Herbst und seine Larven bis in das Frühjahr hinein. Das Schadauftreten beider Schädlinge kann durch die insektiziden Beizen stark reduziert werden. Im Herbst tummeln sich noch zahlreiche andere Schädlinge, wie die Mehlige Kohlblattlaus (Brevicoryne brassicae), verschiedene Schmetterlingsraupen und die Rübsenblattwespe (Athalia rosae), in den Rapsbeständen, ohne jedoch in der Regel bekämpfungswürdig zu erscheinen. Die meisten Insektizidanwendungen gelten den Stängelrüsslern, dem Großen Stängelrüssler (Ceuthorrynchus napi) und dem Gefleckten Kohltriebrüssler (C. quadridens), im Frühjahr. Zu den wichtigsten Schädlingen im Raps zählt natürlich auch der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus), der z.B. im Jahre 2006 in weiten Teilen Deutschlands enorme Befallszahlen erreichte, und häufig durch die Anwendung von Insektiziden in Schach gehalten werden muss. In der Blüte erscheinen schließlich noch der Kohlschotenrüssler (C. assimilis) und die Kohlschotenmücke (Dasineura brassicae), die eher selten in bekämpfungswürdigen Dichten vorkommen, aber dennoch oft Anlass von Insektizidapplikationen während der Rapsblüte sind.

Die Praktiker werden bei den Bekämpfungsentscheidungen insbesondere durch die Pflanzenschutzberatung der Länder im Rahmen des Warndienstes und mit Informationen unterstützt. Dabei wird davon ausgegangen, dass für die schlagspezifische Entscheidung Gelbschalenfänge und Felderhebungen durchgeführt und bewährte Bekämpfungsschwellen genutzt werden müssen, um stets die konkrete Situation zu berücksichtigen. Angesicht der Vielzahl der Schädlinge und Überschneidungen ihres Auftretens und des teilweise unsicheren Umgangs mit den Schwellenwerten ist es allerdings nicht immer einfach, das notwendige Maß zu finden.

Ziel der vorliegenden Studie war es, im Rahmen des Dauerversuches zum notwendigen Maß auf dem Versuchsfeld Dahnsdorf in den Jahren 1998 bis 2007 die Wirtschaftlichkeit der Insektizidanwendungen im Winterraps, die in einer Variante konsequent nach dem Schwellenwertprinzip und in einer parallel laufenden Variante mit deutlich reduzierten Anwendungen erfolgten, zu untersuchen.

Material und Methoden

Grundlage der Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit der Insektizidanwendungen im Winterraps war der Dauerparzellenversuch „Strategievergleich – umweltverträg­licher Pflanzenschutz“, der in den Jahren 1996 bis 2007 am Versuchsfeld Dahnsdorf angelegt wurde. Der Versuchsstandort wurde im Beitrag von Pallutt (2010) ausführlich beschrieben. Der Dauerversuch umfasste zwei Fruchtfolgen:

• eine getreidebetonte Fruchtfolge bestehend aus Winterraps – Winterweizen 1 – Winterroggen – Brache (1996–2001)/Erbsen (2002–2007) – Winterweizen 2 – Wintergerste

• eine futterbaubetonte Fruchtfolge bestehend aus Winterraps – Wintergerste – Luzerne/Klee/Gras – Winterroggen – Mais – Winterweizen.

Jedes Fruchtfolgefeld wurde jedes Jahr angelegt und in den einzelnen Wiederholungen randomisiert, um systematische Überlagerungen mit dem Boden und der Witterung zu vermeiden.


Als Prüffaktoren und Prüfglieder kamen zur Anwendung:

Faktor A:

Pflanzenschutzstrategie

a1

integrierter Pflanzenschutz mit situations­bezogener Mittelwahl und Dosierung

a2

wie a1, aber ca. 50% der Intensität der Pflanzenschutzmittelanwendung von integriert

   

Faktor B:

Pflanzenschutzmittel

b1

unbehandelte Kontrolle

b2

Herbizid

b3

Fungizid (Getreide); Insektizid (Raps)

b4

Herbizid + Fungizid bzw. Insektizid


Für die vorliegende Analyse wurden die Ergebnisse der Jahre 1998 bis 2007 der beiden Fruchtfolgen verwendet, so dass stets 10 Wiederholungen zur Verfügung standen.

Die Rapsaussaat erfolgte stets in der letzten August­dekade, und es wurde kein Insektizid-gebeiztes Saatgut verwendet.

Abb. 1 veranschaulicht die verwendeten Methoden der Schaderregerkontrollen und Bekämpfungsschwellen. Auf dem Versuchsfeld wurden in jedem Jahr drei gitterlose viereckige Gelbschalen des Typs Syngenta aufgestellt. Die Fänge wurden drei- bzw. viertägig ausgewertet. Die Bonituren fanden nach den Hinweisen des Warndienstes des Pflanzenschutzdienstes des Landes Brandenburg statt, wobei in allen b3 und b4-Parzellen der Variante a1b4 jeweils 10 Pflanzen inspiziert wurden.

Abb. 1. Übersicht über die Methoden der Schaderregerkontrollen und die verwendeten Bekämpfungsschwellen im Winterraps.

Abb. 1. Übersicht über die Methoden der Schaderregerkontrollen und die verwendeten Bekämpfungsschwellen im Winterraps.

Es erfolgten Signifikanzprüfungen 1) zwischen den Erträgen in den Varianten b1 (Kontrolle) und b3 (Insektizide) sowie 2) zwischen den Varianten b2 (Herbizide, keine Insektizide) und b4 (Herbizide und Insektizide), jeweils in den Varianten integriert und 50% mittels t-Test bei P < 0,05. Die pflanzenschutzkostenfreien Mehrerlöse wurden auf der Basis der im jeweiligen Jahr gültigen Preise für Raps und Pflanzenschutzmittel und Überfahrtkosten von 10 €/ha für 24 m-Spritzen in der Region errechnet. Die Überfahrtkosten reduzierten sich bei Tankmischungen entsprechend.

Ergebnisse

In Tab. 1 sind die Ergebnisse der Befallsermittlungen und die Bekämpfungsmaßnahmen in den 10 Jahren dargestellt. Die Kleine Kohlfliege und der Rapserdfloh traten im gesamten Versuchszeitraum unterhalb kritischer Abundanzen auf und wurden auch nicht bekämpft. Die Stängelrüssler waren in allen Jahren außer im Jahr 1998 bekämpfungswürdig, wobei in den Jahren 2002, 2004 und 2005 aufgrund der Gelbschalenfänge sogar zweimal behandelt werden musste. Der Rapsglanzkäfer trat in den Jahren 1998, 1999, 2001 und 2007 klar oberhalb der Schwellenwerte auf und wurde gezielt bekämpft. Im Jahr 2005 lag der Befall knapp unterhalb der Bekämpfungsschwelle. Eine Bekämpfungsmaßnahme wurde in diesem Jahr auch deshalb nicht durchgeführt, da davon auszugehen war, dass die zweite Maßnahme gegen die Stängelrüssler am 20.04.2005 auch zur Befallsreduzierung des Rapsglanzkäfers beitrug.

Tab. 1. Ergebnisse der Befallsermittlungen und die Bekämpfungsmaßmahmen gegen Schädlinge im Winterraps im Dauerfeldversuch Dahnsdorf in den Jahren 1998 bis 2007

Jahr

Datum

Indikation
(Schwellenwert Überschriften)

Insektizid

Dosierung
situationsbezogen

BI

Dosierung
50% von situationsbezogen

BI

1998

06.04.

Rapsglanzkäfer

Fastac EC

0,10 l/ha

1,0

0,05 l/ha

0,5

1999

06.04.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,10 l/ha

1,0

0,005 l/ha

0,5

 

03.05.

Rapsglanzkäfer

Fastac SC

0,10 l/ha

1,0

0,05 l/ha

0,5

2000

28.04.

Rapsglanzkäfer

Karate WG

0,15 kg/ha

1,0

0,075 kg/ha

0,5

2001

09.04.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,10 l/ha

1,0

0,05 l/ha

0,5

 

08.05.

Rapsglanzkäfer

Fastac SC

0,10 l/ha

1,0

0,05 l/ha

0,5

2002

28.03.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,075 l/ha

0,75

  
 

04.04.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,05 l/ha

0,5

0,05 l/ha

0,5

2003

01.04.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,10 l/ha

1,0

0,05 l/ha

0,5

2004

29.03.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,10 l/ha

1,0

0,05 l/ha

0,5

 

22.04.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,05 l/ha

0,5

  

2005

06.04.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,10 l/ha

1,0

0,05 l/ha

0,5

 

20.04.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,05 l/ha

0,5

  

2006

20.04.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,10 l/ha

1,0

0,05 l/ha

0,5

2007

26.03.

Stängelrüssler

Fastac SC

0,10

1,0

0,05 l/ha

0,5

   

Redlan 22

1,5 l/ha

1,0

0,075 l/ha

0,5

 

13.04.

Rapsglanzkäfer

Biscaya

0,15 l/ha

0,5

  

BI: Behandlungsindex

In der integrierten Variante (a1) wurde in der Regel die volle Aufwandmenge, wie auch von der Beratung empfohlen, ausgebracht. Im Jahr 2002 wurde angesichts des Stängelrüsslerbefalls knapp über dem Bekämpfungsrichtwert bei der ersten Behandlung um 25% und bei der zweiten Behandlung in den Jahren 2002, 2004, 2005 und 2007 um 50% reduziert. Wie der Tab. 1 zu ent­nehmen ist, wurde in der 50%-Variante entweder die Dosierung halbiert oder die Maßnahme komplett weggelassen. Wie man an den Behandlungsindices sieht, war diese Variante nicht immer genau mit einer 50%igen Reduzierung der Pflanzenschutzintensität verbunden.

Tab. 2 informiert über die Mehrerträge durch die Insektizidmaßnahmen. In der a1-Variante (integriert) wurden in 18 der 20 Ertragsvergleiche Mehrerträge nachgewiesen, in 8 Fällen waren diese statistisch signifikant. In der a2-Variante (50%) waren in 15 der 20 Fälle Mehrerträge feststellbar, wobei sich bei fünf Vergleichen die Unterschiede als signifikant erwiesen. Auffällig war, dass in allen Fällen, in denen nur eine Insektizidanwendung pro Saison stattfand, in der Normalvariante relativ geringe Mehrerträge (außer 1999), hingegen in der 50%-Variante keinerlei positive Effekte der reduzierten Insektizidanwendungen zu verzeichnen waren.

Tab. 2. Mehrerträge (dt/ha) in den Varianten mit Insektizid­anwendungen a1 (integriert) und a2 (50%) im Winterraps im Dauerfeldversuch Dahnsdorf in den Jahren 1998 bis 2007 (* signifikant, p > 0,05)

 

a1 (integriert)

 

a2 (50%)

Jahr

b3 – b1

b4 – b2

 

b3 – b1

b4 – b2

1998

4,48*

17,25*

 

4,85*

13,07*

1999

9,27*

6,10*

 

–0,65

–4,15

2000

1,19

3,27

 

0,38

–3,13

2001

9,61

10,87

 

4,23*

2,90

2002

2,00

3,75

 

0,67

4,62

2003

1,40

–0,25

 

0,41

–3,68

2004

2,81

5,23*

 

5,77*

3,60*

2005

3,03

8,03

 

2,72

4,57

2006

0,31

2,47*

 

0,04

–2,06

2007

1,99

–0,07

 

2,64

2,46

 

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3,61

5,67

 

2,11

1,48

b1 unbehandelte Kontrolle
b2 Herbizid

 

b3 Insektizid
b4 Herbizid + Insektizid

Die Mittelwerte der 10 Jahre zeigen in der a1-Variante mit 3,61 und 5,67 dt/ha deutliche und in der a2-Variante mit 2,11 und 1,48 dt/ha geringere Mehrerträge.

Schließlich wurden aus den jährlichen Ertragsdifferenzen und Kosten in der Zusammenfassung der beiden unterschiedlichen Ertragsvergleiche (b3 – b1 und b4 – b2) die behandlungskostenfreien Mehrerlöse berechnet (Abb. 2). Demnach führte die 50%-Variante zu einem um 49,70 €/ha (signifikant) niedrigerem Erlös als die integrierte Variante.

Abb. 2. Mehrerträge und pflanzenschutzkostenfreie Mehrerlöse in den Varianten mit Insektizidanwendungen a1 (integriert) und a2 (50%) im Winterraps im Dauerfeldversuch Dahnsdorf in den Jahren 1998 bis 2007.

Abb. 2. Mehrerträge und pflanzenschutzkostenfreie Mehrerlöse in den Varianten mit Insektizidanwendungen a1 (integriert) und a2 (50%) im Winterraps im Dauerfeldversuch Dahnsdorf in den Jahren 1998 bis 2007.

Diskussion

Der Dauerversuch hat gezeigt, dass bei einer sorgfältigen Anwendung von Schwellenwerten und anderen Entscheidungshilfen im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes die gezielte Anwendung von Insektiziden zu deutlichen Mehrerträgen führte. Dabei wurde angenommen, dass das gezielte Vorgehen nach Schwellenwerten und anderen Entscheidungshilfen der Pflanzenschutz­beratung dem Optimum entsprach. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass in einzelnen Fällen eine höhere Intensität der Insektizidanwendung in der integrierten Variante, z.B. in den Jahren 2002, 2004, 2005 und 2007, in denen in der „Normalvariante“ bewusst auch reduzierte Aufwandmengen verwendet wurden, weil der Befall nur leicht über den Schwellenwerten lag, eher dem Optimum entsprach. Der mittlere Behandlungsindex lag bei 1,6 und damit deutlich niedriger als im Durchschnitt der Region Osten des Netzes Vergleichsbetriebe: 2,3 (2007) und 2,1 (2008), aber im Versuchsjahr 2007 mit 2,5 etwas höher als in der Region Osten (2,3) (Freier et al., 2009).

Insgesamt gesehen, gibt es zur gezielten Anwendung von Insektiziden keine Alternative. Dieses Vorgehen entspricht den allgemeinen Grundsätzen des integrierten Pflanzenschutzes (Anonymus, 2009). Wichtigstes Instrument sind Bekämpfungsschwellen. Sie haben eine gewisse Unschärfe – bedenkt man nur die unterschiedlichen Gelbschalenkonstruktionen –, sind aber eine unverzichtbare Orientierungshilfe und sollten in der Praxis noch stärker beachtet werden (Ulber, 2006). Routine- bzw. prophylaktische Maßnahmen sind strikt abzulehnen, obwohl sie in der Praxis nicht selten vorkommen, z.B. gegen Kohlschotenrüssler in Kombination mit einem Fungizid während der Rapsblüte. Routinemaßnahmen werden auch durch das niedrige Preisniveau der Insektizide unterstützt (Krull und Kreye, 2008).

Die Studie zeigt auch, dass unbegründete Reduktionen der Insektizidanwendungen mit empfindlichen Erlöseinbußen einhergingen. Es wurde deutlich, dass für Reduktionen der Dosierung von Insektiziden wenig Spielraum existiert und darauf verzichtet werden sollte. Wenn eine Insektizidmaßnahme notwendig ist, dann sollte auch aus dem Blickwinkel des Resistenzmanagements die volle Aufwandmenge benutzt werden. Dies propagiert auch die Pflanzenschutzberatung.

Danksagung

Die Autoren danken Herrn Andreas Schober, Frau Birgit Schlage und Frau Doreen König für die technische Betreuung der Versuche, die Befallserhebungen, Herrn Dr. Eckard Moll für die Durchführung der statistischen Analysen.

Literatur

Anonym, 2009: Statistisches Jahrbuch über Ernährung Landwirtschaft und Forsten Münster-Hiltrup, Landwirtschaftsverlag, 644 S.

Anonymus, 2009: Richtlinie 2009/128/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 21. Oktober 2009 über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden. Amtsblatt der Europäischen Union 309, 71-86.

Freier, B., B. Pallutt, M. Jahn, J. Sellmann, V. Gutsche, W. Zornbach, E. Moll, 2009: Netz Vergleichsbetriebe Pflanzenschutz, Jahresbericht 2008. Berichte aus dem Julius Kühn-Institut 149, 64 S.

Keunecke, H., B. Ulber, A. von Tiedemann, 2009: Frühsaaten sind doppelt anfällig. DLG-Mitteilungen 4/2009, 52-55.

Krull, A., H. Kreye, 2008: Wie Sie Ihren Raps sicher bis zur Ernte bringen. Top agrar 1/2008, 72-75.

Pallutt, B., 2010: 30 Jahre Dauerfeldversuche zum Pflanzenschutz. Journal für Kulturpflanzen 62 (7), 230-237.

Ulber, B., 2006: Bekämpfungsschwellen wieder stärker beachten. DLG-Mitteilungen 9/2006, 54.


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