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Originalarbeit

Kartoffelproduktion in Benin – Ein Beitrag zur Verringerung von Hunger und Armut in Westafrika

Potato production in Benin – Its impact on fighting hunger and poverty in West Africa

Kerstin Lindner1, Daniel Chougourou2, Leonard Ahoton3 und Katja R. Richert-Pöggeler4
Institut
Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland, Braunschweig1
Ecole Polytechnique d´Abomey-Calavi, Université Abomey-Calavi Rép. du Bénin2
Faculté des Sciences Agronomiques, Université Abomey-Calavi Rép. du Bénin3
Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik, Braunschweig4

Journal für Kulturpflanzen, 64 (8). S. 295–305, 2012, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2012.08.03, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Dr. Kerstin Lindner, Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland, Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig, E-Mail: kerstin.lindner@jki.bund.de
Zur Veröffentlichung angenommen
4. April 2012

Zusammenfassung

Kartoffeln ergeben pro Flächeneinheit mehr Kalorien als jede andere Nutzpflanze. Sie enthalten wichtige Nährstoffe und bieten der Bevölkerung in ländlichen Anbaugebieten eine Einkommensquelle. Benin ist eines der ärmsten Länder der Welt. Eine Maßnahme, der Armut entgegenzuwirken, wird in der Ausdehnung der Kar­toffelanbaufläche gesehen. Voraussetzung dafür ist, u.a. Klarheit über die Produktionsstruktur in Benin zu erhalten, sowie die Produktionsbedingungen einzuschätzen und in diesem Zusammenhang, Aussagen zur phyto­pathologischen Situation zu treffen.

Die Kartoffelanbaugebiete befinden sich in den De­partements Alibori und Atakora im Norden Benins. Die Anbaufläche liegt insgesamt bei ca. 15–20 ha. Eine Ausdehnung auf eine Anbaufläche im vierstelligen Hektar­bereich erscheint denkbar. In diesem Fall ist jedoch eine nationale Pflanzgutproduktion notwendig. Kartoffeln werden, da Bewässerung notwendig ist, traditionell auf einer nahe den Flüssen oder Nebenarmen gelegenen Fläche von 0,25 ha pro Familie angebaut. Das Pflanzgut gelangt größtenteils aus Frankreich oder aus einem der kartoffelproduzierenden Nachbarländer nach Benin. Der Kartoffelertrag liegt bei ca. 15 t/ha. Maßnahmen, den Ertrag zu erhöhen, liegen in der Verbesserung des Bewässerungssystems und der Pflanzengesundheit.

Im Ergebnis von Untersuchungen zum Gesundheits­status der in Benin produzierten Kartoffelknollen wurde festgestellt, dass die Kartoffeln einem hohen Befallsdruck durch Ralstonia solanacearum, einem Quarantäneschaderreger im EPPO Raum, ausgesetzt waren und einen moderaten Befall mit Kartoffelviren aufwiesen.

In zukünftige Untersuchungen sollten die Nassfäule­erreger R. solanacearum aber auch der Pectobacterium spp. -Komplex verstärkt einbezogen werden.

Stichwörter: Westafrika, Benin, Kartoffelproduktion, Potato virus Y (PVY), Potato leaf roll virus (PLRV), Quarantäneschaderreger, Ralstonia solanacearum

Abstract

Potatoes produce more calories per area than any other agricultural crop. The tubers are rich in substances valuable for human nutrition. Furthermore, farmers can sell potatoes on the market thus providing a stable income for their family.

Benin is one of the poorest countries in the world. One option to minimize hunger and poverty is to increase potato production.

Potatoes are grown in the regions of Alibori and Atakora in the north of Benin covering a total area of 15 to 20 ha. To increase this area to thousands of hectares a national seed potato production is required.

Potato production, traditionally the task of the farmers’ family takes place on fields with an area of approx. 0.25 ha close to small rivers because of water supply for irrigation. Seed potatoes are imported from France or potato producing neighbouring countries. The potato yield amounts to about 15 t/ha. To increase the potato yield, the irrigation system has to be improved and pests have to be controlled.

Potatoes produced in Benin were analyzed for pathogens. The performed preliminary monitoring for selected quarantine pests as indicated by EPPO showed that bacterial infection with R. solanacearum was present in one region. All tested crops were found to be free of the selected quarantine viruses and viroid. The investigated plant material was moderately infected by common potato viruses that are not listed in the quarantine lists of EPPO. Further research is needed to estimate the role of the irrigation system as potential source for bacterial infections such as R. solanacearum or the Pectobacterium spp. complex.

Key words: West Africa, Benin, potato production, Potato virus Y (PVY), Potato leave roll virus (PLRV), quarantine pests, Ralstonia solanacearum

1 Einleitung

Auf der 55. Generalversammlung der Vereinten Nationen wurden acht Millennium-Entwicklungsziele für das Jahr 2015 verabschiedet. Diese Ziele beinhalten insbesondere, Hunger, Analphabetismus und schwere Krankheiten zu reduzieren und extreme Armut zu bekämpfen (UN, 2000).

40% aller Afrikaner leben von weniger als einem Dollar am Tag. Da große Teile der Bevölkerung auf dem Land leben, muss die Bekämpfung der Armut insbesondere in den ländlichen Regionen ansetzen. Bauern sollten daher in die Lage versetzt werden, über Subsistenzwirtschaft hinaus landwirtschaftliche Güter, wie z.B. Kartoffeln, zu produzieren, die sie auf regionalen Märkten veräußern. Dies könnte zu einer stabilen ökonomischen Situation der Landbevölkerung beitragen.

Die Republik Benin ist eines der ärmsten Länder der Welt – die Nummer 167 von 187 auf dem Human Development Index 2011 der UN (HDR, 2011). Benin liegt an der Guineaküste Westafrikas. Das Land grenzt im Norden an Burkina Faso und Niger, im Osten an Nigeria und im Westen an Togo. Mit einer Gesamtfläche von 113 000 Quadratkilometern hat es etwa dieselbe Größe wie die neuen deutschen Bundesländer. In Benin leben knapp sieben Millionen Einwohner, die über 50 ethnischen Gruppen angehören.

Die Wirtschaft Benins ist stark von der Landwirtschaft geprägt. Fast 90 Prozent der Bevölkerung arbeitet auf den Feldern. Hauptsächlich bauen sie Mais, Sorghum, Maniok, Yams, Süßkartoffeln und Hülsenfrüchte an. Für den Export werden zusätzlich Baumwolle, Cashewnüsse und Ananas produziert. Kartoffeln haben in Benin den Status einer Gemüsekultur und werden für den einhei­mischen Markt produziert.

Der Anbau von Kartoffeln wurde in den 50er Jahren durch die französische Kolonialmacht eingeführt. Mittlerweile ist die Kartoffel keine exotische Kultur mehr, sondern in den Speiseplan der Beniner integriert. Die Nachfrage ist wesentlich größer als der Produktionsumfang im eigenen Land. Jährlich werden ca. 600 Tonnen Speisekartoffeln aus Frankreich importiert. Zudem werden Kartoffeln aus den angrenzenden Ländern, v.a. Nigeria, auf den Märkten in Benin verkauft. Im Gegensatz zu den Nachbarländern Burkina Faso, Niger und Nigeria, in denen die Kartoffelanbaufläche mit 3240 ha, 1290 ha bzw. 120 000 ha beziffert wird, sind 2009 in Benin laut FAO Statistik nur auf 11 ha Kartoffeln angebaut worden (FAO, 2011).

Voraussetzung für eine angestrebte Ausdehnung der Kartoffelproduktion in Benin ist zum einen, Klarheit über die Produktionsstruktur in Benin zu erhalten. Zum anderen sind die Produktionsbedingungen einzuschätzen und in diesem Zusammenhang, Aussagen zur phytopathologischen Situation zu treffen. Mit dem Ziel, die angeführten Themen bearbeiten zu können, erfolgte im Rahmen einer Kooperation in der Agrarforschung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Benin eine Exkursion zu den Kartoffelanbauregionen in Benin. Vor Ort erfolgten umfangreiche Diskussionen zur Produktion von Kartoffeln. Zudem sind Kartoffelknollen für Schaderregeranalysen entnommen worden. Der Schaderregernachweis wurde, da die Voraussetzungen für eine moderne Diagnostik in der Universität Abomey-Calavi erst geschaffen werden, im Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Braunschweig durchgeführt.

Publikationen zur Kartoffelproduktion in der Sub-Sahara-Region vermitteln übereinstimmend, dass Virosen eine wesentliche Ursache für niedrige Erträge im ent­sprechenden Gebiet sind (Khurana und Garg, 2003; Gildemacher et al., 2011; Torrance, 2011). Um diese Aussage für Benin zu konkretisieren, sind im Land produzierte Kartoffeln auf die Kartoffelviren A, M, S, X, Y und das Kartoffelblattrollvirus (Tab. 2) untersucht worden. Da sehr wenige Informationen zu Viren an Kartoffeln über diese Hauptkartoffelviren hinaus in Westafrika vorliegen, sind auf der Basis von EPPO Publikationen diejenigen Quarantäneviren für den europäischen und mediterranen Raum zusätzlich in die Untersuchungen einbezogen worden, für die bereits ein Nachweis ihres Vorkommens in Afrika vorliegt (EPPO/CABI, 2011). Des Weiteren wurde ein Test zu dem Kartoffelspindelknollenviroid (PSTVd) durchgeführt. Als Problemerreger von vergleichbarer Wichtigkeit wie Viren wird Ralstonia solanacearum, der Erreger der Schleimkrankheit, eingeschätzt (Turkensteen, 1987; Fuglie, 2007). Die Untersuchungen zum Gesundheitsstatus der Kartoffeln wurden demzufolge auf dieses Bakterium ausgedehnt. Außerdem wurde der Erreger der Kartoffelringfäule, Clavibacter michiganensis ssp. sepedonicus, in die Untersuchungen einbezogen.

Tab. 2. In die Untersuchungen einbezogene Schaderreger

 

Schaderreger

Hauptkartoffelviren:

Kartoffelvirus A – Potato (Poty-) virus A (PVA)

 

Kartoffelvirus M – Potato (Carla-) virus M (PVM)

 

Kartoffelvirus S – Potato (Carla-) virus S (PVS)

 

Kartoffelvirus X – Potato (Potex-) virus X (PVX)

 

Kartoffelvirus Y – Potato (Poty-) virus Y (PVY)

 

Kartoffelblattrollvirus – Potato leaf roll (Polero-) virus (PLRV)

Quarantäneviren:

Potato Andean mottle (Como-) virus (APMoV)

 

Potato black ringspot (Nepo-) virus (PBRSV)

 

Potato yellow dwarf (Nucleorhabdo-) virus (PYDV)

 

Potato yellowing (Alfamo-)
virus (PYV)

 

Tomato spotted wilt (Tospo-) virus (TSWV)

 

Potato (Tricho-) virus T (PVT)

Quarantänebakterien:

Ralstonia solanacearum

 

Clavibacter michiganensis ssp. sepedonicus

Quarantäneviroid:

Potato spindle tuber viroid (PSTVd)

2 Kartoffelproduktion in Benin – Status quo

Die Kartoffelproduktion erfolgt derzeit ausschließlich in den Departements Alibori (Anbaugebiet Malanville und Karimama) und Atakora (Anbaugebiet Ouassa Pehunco). Sollte die Kartoffelproduktion in Benin ausgedehnt werden, so wären im Anbaugebiet Malanville Flächen im vierstelligen Hektarbereich nutzbar. 2009/2010 wurden von 41 Landwirten auf einer Gesamtfläche von ungefähr 10 ha Kartoffeln angebaut. Auch im Anbaugebiet Karimama ist eine Ausdehnung der Kartoffelproduktion denkbar, wenn die Flächen bewässerungstechnisch erschlossen würden. Derzeit gibt es hier eine Kartoffelanbau­fläche von ca. 6 ha (2010/2011). In Ouassa Pehunco werden erst seit 4–5 Jahren Kartoffeln angebaut. Die Kartoffelanbaufläche lag 2010/2011 zwischen 2 und 4 ha. An einer Weiterentwicklung der Kartoffelproduktion wird insbesondere durch Mitarbeiter der CERPA (Centre Régional pour la Promotion Agricole – Staatliches Zen­trum für Landwirtschaft) gearbeitet.

Der Norden Aliboris liegt in den Ausläufern der Sahelzone. In ganz Nordbenin herrscht Äquatorialklima mit ausgedehnten Trockenzeiten. Zwischen November und Februar tritt hier der Harmattan auf. Es handelt sich dabei um einen Landwind Afrikas, der als Nordostpassat zwischen 0° und etwa 20° nördlicher Breite weht und vom Südwestmonsun abgelöst wird. Während dieser vier Monate treten die größten Temperaturdifferenzen zwischen Tag (> 30°C) und Nacht (ca. 17°C) auf. Vermutlich ist diese Differenz die wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Knollenproduktion. Die Anbauzeit liegt demzufolge zwischen November und Februar.

Die Kartoffeln werden in Parzellen mit einer Fläche von ca. 0,25 ha gepflanzt (Dossou et al., 2003). Der Abstand zwischen den Anbaureihen beträgt ca. 80 cm (Abb. 1). Die Knollen werden im Abstand von 30 cm gelegt. Im Allgemeinen erfolgt die Bewirtschaftung von einer Parzelle durch eine Familie. Im Durchschnitt werden für diese Fläche 500 kg Pflanzgut ausgebracht. Vorwiegend kommen die französischen Sorten Claustar, Sahel und in geringerem Umfang Pamina zum Anbau. Vereinzelt wurden zudem die Kartoffelsorten Desiree, Rosanna, Atlas und Aida genannt, die möglicherweise in geringem Umfang verwendet werden oder in der Vergangenheit angebaut wurden. In den Kartoffelanbaugebieten herrschen tonhaltige Sandböden vor. Als beste Vorfrucht hat sich Getreide erwiesen, wobei aber auf Grund der landwirtschaftlichen Praxis insbesondere Baumwolle und Mais vor Kartoffeln angebaut werden. Die Bodenbearbeitung erfolgt für eine Tiefe von 30 cm. Gedüngt wird 150 bis 250 kg/ha Stickstoff (NPKSB: 14-23-14-5-1) am Tag des Pflanzens (Abb. 2). Einen Monat später werden nochmals bis zu 50 kg/ha Stickstoff in Form von Harnstoff und/oder 50 bis maximal 200 kg/ha Stickstoff in Form von NPKSB ausgebracht. Um den Ertrag zu erhöhen wird lokal begrenzt eine größere Düngermenge gegeben. Zusätzlich wurde mit Kaliumsulfat (Ouassa Pehunco: 60 kg/ha) und Kompost (Karimama) gedüngt. Der Kartoffelanbau erfolgt in der Trockenzeit. Der Niederschlag liegt in dieser Zeit bei ca. 1–2 mm/Monat. Bewässerung ist notwendig (Abb. 3). Sie erfolgt, indem Wasser aus Brunnen, die aus den anliegenden Flüssen bzw. Nebenarmen dieser Flüsse gefüllt werden, auf das Feld gepumpt wird oder direkt aus diesen Wasserarmen oder aus tief gebohrten Brunnen (INRAB, 2002).

Abb. 1. Bodenbearbeitung mit Scheibenflug (A), Pflanzen (B), sowie 1. Häufeln direkt nach dem Pflanzen und 2. Häufeln 8 Wochen nach dem Pflanzen, um durch die Bewässerung zerstörte Dämme wieder herzustellen (C/D) (Foto: Nicolas Dekeister).

Abb. 1. Bodenbearbeitung mit Scheibenflug (A), Pflanzen (B), sowie 1. Häufeln direkt nach dem Pflanzen und 2. Häufeln 8 Wochen nach dem Pflanzen, um durch die Bewässerung zerstörte Dämme wieder herzustellen (C/D) (Foto: Nicolas Dekeister).

Abb. 2. 1. Düngergabe am Tag des Pflanzens (A) und 2. Düngergabe 30 Tage nach dem Pflanzen (B) (Foto: Nicolas Dekeister).

Abb. 2. 1. Düngergabe am Tag des Pflanzens (A) und 2. Düngergabe 30 Tage nach dem Pflanzen (B) (Foto: Nicolas Dekeister).

Abb. 3. Bewässerungssystem: Brunnen mit einer Tiefe von bis zu 12 m, der als zentraler Wasserverteilungspunkt dient (A), Hauptwasserkanal (B), 1. Monat nach Pflanzen – wöchentlich eine Bewässerung (Leiten des Wassers zwischen die Dämme), 2. Monat nach Pflanzen – Bewässerung aller 5 d, 72 d nach Pflanzen – Ende der Bewässerung (C) (Foto: Nicolas Dekeister).

Abb. 3. Bewässerungssystem: Brunnen mit einer Tiefe von bis zu 12 m, der als zentraler Wasserverteilungspunkt dient (A), Hauptwasserkanal (B), 1. Monat nach Pflanzen – wöchentlich eine Bewässerung (Leiten des Wassers zwischen die Dämme), 2. Monat nach Pflanzen – Bewässerung aller 5 d, 72 d nach Pflanzen – Ende der Bewässerung (C) (Foto: Nicolas Dekeister).

Der gesamte Kartoffelsektor, beginnend mit der Saatgutbeschaffung bis hin zur Vermarktung, wird von wenigen Privatpersonen (Franzosen und Beniner) dominiert, die die Organisation und die Logistik umsetzen. Das Pflanzgut wird bei dem französischen Züchtungsunternehmen GERMICOPA SA geordert. Jährlich gelangen knapp 20 t Pflanzgut nach Cotonou/Benin. Von dort wird das Pflanzgut mit einem LKW in den Norden transportiert. Das Pflanzgut für den Raum Malanville und Karimama wurde vorerst kostenlos an die Landwirte verteilt. Die gleiche Gruppe, die die Pflanzgutversorgung übernimmt, kaufte das Ernteprodukt auf. Der Aufkaufpreis setzte sich aus dem Preis für die geernteten Kartoffeln abzüglich der Pflanzgutkosten zusammen. Die Pflanzgutkosten liegen bei knapp 60% des Gesamterlöses. Wiederholt haben die Bauern jedoch vor Ablauf der optimalen Reifezeit geerntet und die Kartoffeln auf dem Markt verkauft. Zum geplanten Erntezeitpunkt verblieb die Gruppe dieser privaten Händler von Kartoffelpflanzgut und Speiseware ohne Produkt. In Reaktion darauf muss das Pflanzgut seit der Vegetationsperiode 2010/2011 von den Landwirten gekauft werden. Die Bauern in Malanville waren mit dieser Vorgehensweise sowohl bezüglich der Nachvollziehbarkeit als auch der Bereitstellung des Geldes überfordert. Es wurde kein Pflanzgut gekauft.

Das Kartoffelpflanzgut für den Raum Ouassa Pehunco wird zu einem großen Teil aus Burkina-Faso importiert, wo sich im grenznahen Bereich ein Lagerhaus befindet.

Der Verkauf der Kartoffeln aus Ouassa Pehunco erfolgt schwerpunktmäßig auf Märkten in der Region. Die Ernte von Karimama und Malanville wird v.a. auf dem Markt in Cotonou und Parakou vertrieben.

Der Ertrag war im Durchschnitt (Erntejahr 2007) mit ca. 14 t/ha (Claustar) und 18 t/ha (Sahel) für westafrikanische Verhältnisse relativ hoch. Die durchschnittlichen Kartoffelerträge in Westafrika liegen im einstelligen Tonnen-Bereich (FAO, 2011). Im Vergleich dazu werden in Europa und Nordamerika 35 bis 40 t/ha geerntet. Als wesentliche Ursachen für dieses Ertragsdefizit sieht das Internationale Kartoffelzentrum in Peru (Centro Internacional de la Papa, CIP) das Fehlen von gesundem Pflanzgut, unzureichende Lagerung und Krankheiten (Anderson, 2008).

3 Gesundheitsstatus der in Benin produzierten Kartoffeln

3.1 Material und Methoden

Für die Ermittlung des Gesundheitsstatus der in Benin produzierten Kartoffeln sind insgesamt 20 kg Kartoffelknollen aus den drei besichtigten Anbaugebieten auf Virus – und Bakterienbefall untersucht worden (Abb. 4, Tab. 1).

Tab. 1. Charakterisierung der für die virologischen und bakteriologischen Prüfungen verwendeten Kartoffelproben

Kartoffelprobe

Karimama

 

Ouassa Pehunco

 

Malanville

I

II

III

 

I

II

III

 

I

II

Charakterisierung der Probe

große visuell gesunde Knollen vom Markt

kleine Knollen – Abfall von Marktware

 

Pflanzgut aus lokaler Produktion – mittelgroß

mittelgroße visuell gesunde Knollen für den Markt

 

mittelgroße visuell gesunde Knollen

   

visuell gesund

mit Ringnekrosen

 

Anzahl Knollen für Virusnachweis

28

39

21

 

60

11

46

 

34

32

Anzahl Knollen für Bakteriennachweis

Agri-Strips Schnelltest (nur RS2)

keine

21

keine

 

keine

81

61

 

keine

keine

IF-Test + PCR RS2 + CM3

eine
Misch­probe

eine
Misch­probe

eine Misch­probe

 

eine Misch­probe

Mischprobe aus Rest­knollen4

Mischprobe
aus Rest­knollen4

 

eine Misch­probe

eine Misch­probe

1 Knollen mit Fäulesymptomen, 2 Ralstonia solanacearum, 3 Clavibacter michiganensis ssp. sepedonicus,
4 Ein Teil verfaulter Knollen konnte nicht mehr in die Untersuchungen einbezogen werden.

Da die Ernte zum Zeitpunkt der Exkursion bereits abgeschlossen war, sind die Kartoffelproben auf dem Markt gekauft bzw. aus den Lagern entnommen worden.

Kartoffelanbaugebiet Karimama. Die Kartoffeln sind auf dem Markt erstanden worden. Es ist anzunehmen, dass sie auch im Gebiet Karimama produziert worden sind.

Kartoffelanbaugebiet Malanville. Für die Ermittlung des Gesundheitswertes sind ebenfalls Knollenproben auf dem lokalen Markt gekauft worden. Da 2010/2011 in Malanville keine Kartoffelproduktion stattgefunden hat, stammen die Kartoffeln vermutlich aus Niger oder Nigeria. Für die Analyse ist eine 5 kg Probe in zwei Kartoffel­proben geteilt worden.

Kartoffelanbaugebiet Ouassa Pehunco. Für die Untersuchungen zum Gesundheitsstatus wurde bereits gelagertes Pflanzgut aus lokaler Produktion für die Versuche (Ouassa Pehunco – Ernte: Februar/2011) zur Verfügung gestellt (Abb. 5). Die erste Probe beinhaltete gesunde Knollen, wohingegen die zweite Probe aus Knollen bestand, von denen mehrere Ringnekrosen auf der Ober­fläche aufwiesen. Eine dritte Probe war aus der Speisekartoffelernte eines Bauern, die für den Markt vorbereitet wurde.

Abb. 5. Pflanzgutlagerung in Ouassa Pehunco.

Abb. 5. Pflanzgutlagerung in Ouassa Pehunco.

Zur Ermittlung des Gesundheitswertes wurden alle Kartoffelproben auf die in Tab. 2 aufgeführten Schad­erreger hin untersucht. Der Nachweis der Schaderreger erfolgte mit den in der Tab. 3 angegebenen Methoden. Darüber hinaus wurden alle Proben elektronenmikros­kopisch untersucht, um weitere, nicht im Untersuchungsprogramm integrierte Viren nachweisen zu können.

Tab. 3. Methoden zum Schaderregernachweis

Schaderreger

Charakterisierung und Aufbereitung der Probe

Nachweismethode

Quelle

PVA, PVM, PVS, PVX,
PLRV, PVY

Augensteckling/Knolle

ELISA

Casper und Meyer, 1981

PVY

Blattmaterial des PVY-positiven Augenstecklings

Stammspezifizierung mittels PCR und Sequenzanalyse

Lorenzen et al., 2006

APMoV

Augensteckling/Knolle

ELISA
(Serum:
AS 0005 – DSMZ –
Nachweis der Stämme B,C,H)

EPPO/CABI, 1997a
Schröder und Weidemann, 1990

PBRSV

Augensteckling/Knolle

ELISA
(Serum:
AS 0045 – DSMZ)

EPPO/CABI, 1997b
Schröder und Weidemann, 1990

PYDV

Augensteckling/Knolle

ELISA
(Serum:
AS 0023 – DSMZ)

EPPO/CABI, 1997c
Falk und Weathers, 1983

PYV

Augensteckling/Knolle

ELISA
(Serum:
AS 0599 – DSMZ)

EPPO/CABI, 1997d

TSWV

Augensteckling/Knolle

ELISA
(Serum:
AS 0105 – 0106/0116 – DSMZ)

EPPO/CABI, 2011
Sherwood et al., 1989;
Huguenot et al., 1990;
Wang und Gonsalves, 1990

Blattmaterial der TSWV- positiven Augenstecklinge (Proben mit hoher Extinktion aus dem ELISA)

Bioassay mit Nicotiana rustica; Nicotiana benthamiana, Nicotiana hesperis

 

Blattmaterial der TSWV- positiven Augenstecklinge (Proben mit hoher Extinktion aus dem ELISA)

RT-PCR

OEPP/EPPO, 2004a
Mumford et al., 1996

PVT

Mischprobe
Blattmaterial von 5 Augenstecklingen

ISEM+Dekoration

EPPO/CABI, 1997e
Astier et al., 2009
Schröder und Weidemann, 1990

Clavibacter michiganensis ssp. sepedonicus

Mischprobe aller Knollen einer Gesamtprobe

IF-Test und PCR

EU, 2006a

Ralstonia solanacearum

Mischprobe aller Knollen einer Gesamtprobe

IF-Test und PCR
AgriStrip (Bioreba)

EU, 2006b
Bioreba, 2011

PSTVd

Mischprobe
Blattmaterial von 5 Augenstecklingen

RT-PCR

OEPP/EPPO, 2004b
Shamloul et al., 1997

Für die Stammspezifizierung von PVY wurden alle 21 Isolate in der Multiplex PCR untersucht (Lorenzen et al., 2006). Für zwei von diesen Isolaten wurden Teile des PVY Genoms in der Umgebung der Rekombinationspunkte (Glais et al., 2002) mit den Primer-Paaren PY1/PY4 und PY5/PY8 amplifiziert. PY1 und PY5 sind sense-Primer, die den Positionen 25–54 bzw. 5000–5023 in der Sequenz des N Stammes des PVY (Genbank-No. AY884983) entsprechen. Die antisense-Primer PY4 und PY8 entsprechen den Positionen 3178–3199 und 9677–9700. Die mit dem Enzym DreamTaq (Fa. Fermentas) erhaltenen PCR Produkte wurden von der MWG-biotech AG sequenziert und die erhaltenen Sequenzen mit den in der NCBI Datenbank veröffentlichten PVY Genomsequenzen verglichen.

3.2 Ergebnisse und Diskussion

Die Kartoffeln waren frei von Quarantäneviren und dem Kartoffelspindelknollenviroid, hatten einen moderaten Befall mit Kartoffelviren und wiesen auf einen hohen Befallsdruck durch R. solanacearum in Benin hin (Tab. 4).

Tab. 4. Gesundheitsstatus der Kartoffelknollen aus Benin

Kartoffelprobe

Anzahl Knollen gesamt

Hauptkartoffelviren1

Viroid1

 

PVA

PVM

PVS

PVYNTN

PVX

PLRV

Sonstige

Kartoffelspindelknollenviroid

Karimama I

28

1

       

Karimama II

39

   

10

    

Karimama III

21

   

11

    

Ouassa Pehunco I

60

1

       

Ouassa Pehunco II

11

        

Ouassa Pehunco III

46

     

2

  

Malanville I

34

  

15

  

2

  

Malanville II

32

1

 

  7

  

6

  
 

Anzahl
gesamt

Quarantäneviren1

 

Quarantänebakteriosen1

 

APMV

PBRSV

PYDV

PYV

TSWV

PVT

 

C. michiganensis

R. solanacearum

Karimama I

28

         

Karimama II

39

         

Karimama III

21

         

Ouassa Pehunco I

60

        

Gesamtprobe positiv3

Ouassa Pehunco II

11

        

32

Ouassa Pehunco III

46

        

Gesamtprobe positiv3

Malanville I

34

         

Malanville II

32

         

1) Anzahl infizierter Knollen; 2) Nachweis mit Bioreba AgriStrips; 3) Nachweis im IF-Test und in der PCR

In Abhängigkeit vom Produktionsstandort wurden unterschiedliche Virusarten nachgewiesen. In Karimama lagen ausschließlich Infektionen mit Potyviren vor. In einer Probe wurde PVA nachgewiesen (Karimama I). Alle weiteren Infektionen sind durch PVY verursacht worden. Die Kartoffeln aus Karimama Probe II wiesen ca. 25% PVY auf. Die Probe Karimama III war sogar zur Hälfte mit PVY infiziert. Alle diese Infektionen sind durch den NTN Stamm des PVY verursacht worden, wie die Multiplex PCR ergab. Diese Diagnose wurde durch Sequenzanalysen bestätigt. Die erhaltenen Sequenzen von insgesamt knapp 4000 Nukleotiden/Isolat waren weitgehend identisch mit allen in der NCBI Genbank aufgeführten PVYNTN-Sequenzen. Eine 100%ige Identität mit bekannten PVY Stämmen wurde aber nicht gefunden.

PVY hat neben Kartoffeln einen großen Wirtspflanzenkreis innerhalb der Solanaceen (z.B. Tomaten) und kann auch andere Pflanzenfamilien befallen (Milne, 1988). Die im Rahmen der Arbeit nachgewiesenen PVY Isolate stammen möglicherweise von Tomaten oder Wildkräutern aus dem betrachteten oder angrenzenden Feldern. Der teilweise sehr hohe PVY Befall könnte jedoch auch auf infiziertes Pflanzgut zurückzuführen sein. In Kari­mama und vermutlich auch in Ouassa Pehunco handelte es sich um zertifizierte Saatkartoffeln aus Frankreich, die direkt oder über Burkina Faso zum Anbaugebiet gelangten. In Verbindung mit der Einfuhr von Pflanzkartoffeln nach Benin sollte deshalb ein höchstes Gesundheits­niveau gewährleistet sein. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Ouassa Pehunco-Saatgutpartie weit­gehend virusfrei war. Der Bestand ist im Fall von Ouassa Pehunco I und II mit dem Ziel der Saatgutvermehrung mit sachkundiger Begleitung durch das CERPA erfolgreich geführt worden. Eine Saatgutvermehrung in Benin erscheint umsetzbar (Gildemacher et al., 2011). Geklärt werden sollte, in welchem Umfang phytopathogene Insekten und Virusvektoren in den Kartoffelanbaugebieten in der Zeit des Harmattan auftreten. Die Ursache für die Knollenringsymptome, die nur in der Ouassa Pehunco II-Probe, aber dort gehäuft auftraten, konnten nicht ermittelt werden. PVYNTN war anhand negativer PVY-ELISA-Werte in jedem Fall als Symptomursache auszuschließen. Zudem waren keine Viruspartikel in den Saftproben von Augenstecklingspflanzen der symptomtragenden Knollen mittels Elektronenmikroskop zu finden, so dass auch andere Viren als Ursache nicht nachgewiesen werden konnten.

Die auf dem Markt in Malanville erstandenen Speisekartoffeln wiesen insbesondere PVS auf. Zudem trat PLRV auf. Bestätigt werden damit die Ergebnisse von Erhebungen Anfang der 90er Jahre in Nigeria, wo ins­besondere PVS und PVX im Kartoffelbau nachgewiesen wurden, PVY aber nur in geringem Umfang auftrat (Miha et al., 1993) und demzufolge die Annahme, dass die Kartoffeln vermutlich aus den angrenzenden Ländern Niger oder Nigeria stammten.

Eine Voraussetzung für die Ausdehnung der Kartoffelproduktion in Benin ist mengenmäßig ausreichendes, gesundes und für den Bauern zu finanzierendes Pflanzgut, das an die Wachstumsbedingungen in Benin adaptiert ist. Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass Pflanzgut hoher Qualität vor Ort produziert werden kann, wenn das dafür verwendete Basispflanzgut einen hohen Gesundheitswert hat. Es stellt sich in diesem Fall die Frage nach der Lagerung des Pflanzgutes für die nächste Saison. Kühlkapazität ist sehr energieintensiv, demzufolge teuer und in den Kartoffelanbauregionen nicht vorhanden. Derzeit werden in Ouassa Pehunco Versuche durchgeführt, um zu klären, ob mehrere Kartoffelernten im Jahr realisierbar sind. Die gleiche Frage stellt sich beim Aufbau eines nationalen Pflanzgutvermehrungs- und Züchtungsprogramms. Bei Miniknollen, die mög­licherweise aus Kartoffelkeimen erzeugt werden könnten (Caram Souza-Dias et al., 2011), tritt das Phänomen der Keimruhe nicht auf (Sidikou et al., 2003). Es ist jedoch bisher nicht geklärt, ob diese Miniknollen in der Lage sind, außerhalb des Harmattan Pflanzgutknollen für die folgende Kartoffelsaison zu produzieren.

Zusätzlich zu den Tests auf Virusinfektionen sind die Kartoffeln auf Befall mit den Quarantänebakterien R. solanacearum und C. michiganensis untersucht worden. Mit einem ersten Schnelltest (AgriStrips) auf R. solana­cearum, der mit Knollen aller Proben durchgeführt wurde, die ca. eine Woche nach der Entnahme aus dem Lager bzw. nach dem Kauf auf dem Markt Fäulesymptome aufwiesen, konnten in drei Knollen der Ouassa Pehunco II-Probe R. solanacearum nachgewiesen werden (Abb. 6). Für die weiterhin untersuchten Kartoffelproben erwies sich R. solanacearum nicht als Ursache der Fäule. Die in der EU für einen offiziellen Nachweis des Quarantäneschaderregers R. solanacearum geforderten Nachweismethoden, IF-Test und PCR, wurden ca. einem Monat nach der Exkursion durchgeführt. Anhand des fortgeschrittenen Zeitpunkts war ein Teil der Ouassa Pehunco II und III-Proben auf Grund starker Fäulnis nicht mehr in die Untersuchungen einzubeziehen. Aus den noch verbliebenen Knollen wurde eine Mischprobe pro Knollenprobe erstellt, die im Fall von Ouassa Pehunco I und III in beiden Tests positiv war. Für die weiterhin untersuchten sechs Knollenproben (siehe Tab. 2) war R. solanacearum nicht nachzuweisen.

Abb. 6. Ralstonia solanacearum-infizierte Kartoffelknollen (Foto: Inga Hilbrich).

Abb. 6. Ralstonia solanacearum-infizierte Kartoffelknollen (Foto: Inga Hilbrich).

Bezüglich des Quarantänebakteriums C. michiganensis erwiesen sich alle acht Mischproben pro Kartoffelprobe frei.

Während die Herkunft der Kartoffelviren nicht ein­deutig beschrieben werden konnte, erscheint das R. solanacearum-Inokulum aus Benin zu stammen. Vermutlich liegt die Ursache für das Auftreten der Schleimkrankheit insbesondere in der Art des Bewirtschaftungssystems (Dossou et al., 2003). Die Kartoffelpflanzen werden im ersten Monat nach dem Pflanzen wöchentlich ein Mal auf dem Feld mittels eines Kanalsystems bewässert. Im 2. Monat erfolgt die Bewässerung alle fünf Tage. Das Wasser wird aus Brunnen, die aus den anliegenden Flüssen bzw. Nebenarmen dieser Flüsse gefüllt werden oder direkt aus diesen Wasserarmen auf das Feld gepumpt. Es verbleibt dort längere Zeit bis es versickert oder verdunstet ist und stellt dadurch optimale Bedingungen für die Entwicklung von R. solanacearum dar. Es ist anzunehmen, dass die Kartoffeln aus Ouassa Pehunco durch R. solanacearum aus Oberflächenwasser infiziert wurden, und dass das Bewässerungssystem den Infek­tionsdruck begünstigt. Hinsichtlich der phytopatholo­gischen Situation erscheinen Bakterien wie R. solanacearum, aber auch der Komplex der Nassfäuleerreger, Pectobacterium spp., von großer Bedeutung zu sein (Dossou et al., 2003). Konzepte zur Reduzierung des Infektionsdrucks sollten erarbeitet werden.

4 Schlussfolgerungen

In Benin werden auf 15–20 ha Kartoffeln angebaut. Eine flächenmäßige Ausdehnung auf einen vierstelligen Hektarbetrag erscheint auf Grund der klimatischen sowie der acker- und pflanzenbaulichen Bedingungen umsetzbar. Eine Voraussetzung dafür stellt eine nationale Pflanzgutproduktion dar, deren Basis vorerst importierte Pflanzkartoffeln sein könnten. Es muss geklärt werden, ob mehrere Generationen pro Vegetationsperiode anzubauen sind. Eine nationale Pflanzgutproduktion auf der Basis von Miniknollen, die von Meristemkulturen oder Kartoffel­keimen stammen, wären dann folgende Schritte. Sowohl für die Aufbewahrung von Pflanzkartoffeln als auch für die Reduzierung von Nachernteverlusten sind Kartoffellager zu schaffen. Die Zielvorstellung sollte sein, diese Lager zu klimatisieren. Zudem könnte ein nationales Züchtungsprogramm bzw. die Kooperation mit Züchtungsprogrammen anderer westafrikanischer Länder angedacht werden.

Der durchschnittliche Kartoffelertrag liegt bei ca. 15 t/ha. Optionen, den Ertrag zu erhöhen, werden vorerst in der Optimierung des Bewässerungsregimes und in der Reduzierung von Krankheiten, insbesondere Bakteriosen, gesehen. Grundlegend für eine erfolgreiche Ausdehnung der Kartoffelproduktion in Benin erscheint jedoch eine enge Zusammenarbeit der Universität mit den staat­lichen Zentren für Landwirtschaft und den Landwirten. Zudem sind das Gespräch und die Kooperation mit Kartoffelproduzenten angrenzender Länder zu suchen und der Kontakt zum CIP herzustellen.

Danksagung

Wir danken Frau Dr. Seigner, Frau Theil und Herrn Dr. Poschenrieder von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft für die Durchführung des IF-Tests, der PCR sowie der qPCR zum Nachweis der Quarantäne­schaderreger R. solanacearum und C. michiganensis. Zudem bedanken wir uns bei Frau Prof. Koenig für die Unterstützung bei der Virusgenomsequenzierung sowie bei Herrn Dr. Winter und Herrn Dr. Menzel von der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH für die Bereitstellung der Antiseren.

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