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Originalarbeit

Untersuchungen zum Auftreten von Braunverfärbungen bei Spargel (Asparagus officinalis L.) unter besonderer Berücksichtigung des Befalls mit Fusarium spp. und Viren in Spargelanlagen Sachsen-Anhalts

Investigation of brown asparagus spears with specific consideration of Fusarium and virus infections in asparagus plantations of Saxony-Anhalt

Thomas Nothnagel1, Reiner Krämer1, Lutz Schreyer†,3 und Frank Rabenstein2
Institut
Julius Kühn-Institut, Institut für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst, Quedlinburg1
Julius Kühn-Institut, Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik, Quedlinburg2
Landesanstalt für Landwirtschaft Forsten und Gartenbau, Quedlinburg-Ditfurt3

Journal für Kulturpflanzen, 65 (2). S. 50–59, 2013, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2013.02.02, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Dr. Thomas Nothnagel, Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst, Quedlinburg, Erwin-Baur-Str. 27, 06484 Quedlinburg, E-Mail: thomas.nothnagel@jki.bund.de; Dr. Frank Rabenstein, Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik, Erwin Baur Str. 27, 06484 Quedlinburg
Zur Veröffentlichung angenommen
31. Mai 2012

Zusammenfassung

Im Spargelanbau wird zunehmend von Braunverfärbungen berichtet, deren Ursache bisher nicht vollständig geklärt ist. Dagegen ist eine allgemein starke Belastung von Spargelanlagen mit Fusarium spp. und verschiedenen Viren, insbesondere dem Asparagus virus 1 (AV-1) bekannt. Ziel der Studie war es, aktuelle Informationen zum Auftreten von Braunverfärbungen sowie zur Befallssituation mit Fusarium spp. und Viren in kommerziell genutzten Spargel­anlagen Sachsen-Anhalts zu erhalten. Insgesamt wurden 429 Spargelstangen aus 14 verschiedenen Betrieben, 27 Anlagen und 7 Sorten untersucht. 60,4% der Stangen zeigten Symptome von Braunverfärbung, bei 28,4% der Proben konnte nach In-vitro-Inkubation Fusarium spp. nachgewiesen werden. ELISA-Untersuchungen zeigten in 92,8% der Stangen AV-1, in 31,9% das Asparagus virus 2 (AV-2) und in 84,6% der Proben das Cucumber mosaic virus (CMV). Das Arabis mosaic virus (ArMV) war lediglich in 3,5% der Proben nachweisbar, während das Tobacco streak virus (TSV) in keiner Probe gefunden wurde. Lediglich 2 Proben (0,5%) waren virusfrei. Befallsunterschiede waren zwischen den Spargelanlagen feststellbar, nicht aber zwischen den Sorten. Mögliche Zusammenhänge zwischen den verschiedenen untersuchten Krankheiten werden diskutiert.

Stichwörter: Asparagus officinalis L., Fusarium spp., Viren, AV-1, AV-2, CMV, ArMV, TSV, ELISA

Abstract

Asparagus producers report about increasing asparagus browning of spears in the field. The reason is unknown. Contrary, a general strong infestation of asparagus with Fusarium spp. and viruses, especially the Asparagus virus 1 (AV-1) is known. The recent study was carried out to investigate the status quo of asparagus browning, infestation with Fusarium spp. and viruses within asparagus plantation in Saxony-Anhalt.

A total of 429 spears obtained from 14 companies, 27 plantations and 7 asparagus cultivars were investigated. 60.4% of spears have been shown symptoms of browning and 28.4% Fusarium spp. after in vitro incubation. In 92.8% of spears AV-1 was observed via ELISA, in 31.9% the Asparagus virus 2 (AV-2) and in 84.6% the Cucumber mosaic virus CMV. The Arabis mosaic virus (ArMV) was detected in 3.5% of spears only, the Tobacco streak virus (TSV) in none of spears. Merely 2 spears (0.5%) were free of virus. Differences in the level of infestation were observed between the plantations but not between cultivars. Possible relations between the different diseases investigated are discussed.

Key words: Asparagus officinalis, Fusarium spp., Virus diseases, AV-1, AV-2, CMV, ArMV, TSV, ELISA

Einleitung

In den letzten Jahren wurde verstärkt aus der Praxis von Braunverfärbungen („Berostung“) der Spargelstangen schon direkt bei der Ernte oder nach kurzer Lagerung berichtet. In Wissenschaft und Praxis werden mögliche Ursachen sehr kontrovers diskutiert. Neben biotischen Stressfaktoren wie Pilzinfektionen, favorisiert werden vor allem Fusarium spp., sind auch abiotische Stress­faktoren wie Ernteverletzungen, Bodenbedingungen, Wasser- und Nährstoffversorgung im Fokus der Forschung. Mögliche Zusammenhänge werden auch in der heute üblichen Folienabdeckung der Anlagen zur Ernteverfrühung und Temperaturregulierung im Damm gesehen. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen an der Universität Hannover konnten neben Fusarium spp. auch Phialocephala sp. als mögliche Ursache aufzeigen (Grunewaldt-Stöcker et al., 2011).

Fusarium spp. werden weltweit als komplexe Haupterreger der Wurzel- und Stängelfäule des Spargels verantwortlich gemacht, die wiederum als Hauptursache für wirtschaftlich bedeutende Abbauerscheinungen (‘asparagus decline‘) in Spargelanlagen angesehen werden. Darüber hinaus sind Fusarium spp. für die Bildung von Mykotoxinen verantwortlich (Koch et al., 2010a; Weber et al., 2006, 2007; Gossmann et al., 2008). Mögliche Ertragsausfälle durch Fusarium spp. werden auf 50% und mehr geschätzt (Woltersdorff, 1990; Elmer et al., 1996). Als dominanter Erreger wird Fusarium oxy­sporum (Schlecht.) emend. Snyder et Hansen f. sp. asparagi angesehen, aber auch F. moliforme (Sheld.) emend. Snyder et Hansen, F. proliferatum (Matsushima) Nirenberg, F. culmorum (W.G. Smith) Sacc., F. solani (Mart.) Sacc. u.a. wurden als pathogene Erreger auch in Koexistenz nachgewiesen (Woltersdorff, 1990; Sadowski und Knaflewski, 1990; Johnston et al., 1979; Hartung et al., 1990; Gossmann et al., 2001, 2011). Fusarium-resistente Sorten stehen trotz intensiver Forschung bisher nicht zur Verfügung, jedoch sind Sortenunterschiede und mehr oder weniger gut ausgeprägte Toleranzen beschrieben worden (Stephens et al., 1989; Sonoda et al., 2002; Falavigna et al., 2008; Ellison et al., 1990; Rameau und Bota, 1990; Sadowski und Knaflewski, 1990; Perko et al., 1996).

Aus umfangreichen Untersuchungen ist bekannt, dass Spargel von mindestens 10 Virusarten befallen werden kann, wobei vor allem das Asparagus virus 1 (AV-1), Asparagus virus 2 (AV-2) und das Cucumber mosaic virus (CMV) dominieren (Hein, 1960, 1963, 1969; Weissenfels, 1972, 1976a; Fujisawa et al., 1983; Falloon et al., 1986; Bertaccini et al., 1990; Kegler et al., 1991; Evans et al., 1990; Fiedorow, 2000; Bandte et al., 2008; Knaflewski et al., 2008). Für Deutschland kann nach einigen Studien von einem flächendeckenden Befall (70–100%) mit AV-1 ausgegangen werden, belastbare Daten zum Befall mit anderen Viren sind allerdings nur sehr wenig vorhanden (Kegler und Gottwald, 1996; Grubits et al., 2007; Bandte et al., 2008). Aussagen zum ökonomischen Schaden von Viruskrankheiten im Spargel sind schwierig, da nur selten sichere Symptome erkennbar sind und keine Vergleichsdaten aus gesichert virusfreien Beständen vorliegen. Aus den bisher verfügbaren Studien sind Ertragsdepressionen zwischen 20–70% bekannt geworden (Hein, 1963; Weissenfels und Schmelzer, 1976a; Yang, 1979; Kegler et al., 1991; De Vries-Paterson et al., 1992; Jaspers et al., 1999; Fiedorow et al., 2001). Darüber hinaus deuten einige Untersuchungen darauf hin, dass multipler Virusbefall Ertragsdepressionen und das bereits genannte ‘asparagus decline‘ verstärkt (Evans und Stephens, 1984, 1989; Jaspers et al., 1999).

Ebenfalls kontrovers diskutiert werden kausale Zusammenhänge von Fusarium- und Virusinfektionen. Während Greiner (1980) experimentell keine Korrelation zwischen einem Virus (AV-1) und einem Fusarium-Befall feststellte, konnten Evans und Stephens (1984, 1989) bei AV-1 und AV-2 sowie Pawlowski et al. (2004) bei AV-2 interaktive Reaktionen von getesteten Spargelsämlingen beobachteten, die auf eine Förderung des Fusarium-Befalls durch Präinokulation mit AV-1 und/oder AV-2 schließen lassen.

Ziel der vorliegenden Studie war es, aktuelle Daten zum Auftreten von Braunverfärbungen sowie zur Befallssituation mit Fusarium spp. und Viren in kommerziell genutzten Spargelanlagen Sachsen-Anhalts zu erhalten.

Material und Methoden

2009 und 2010 wurden durch 14 Spargelbaubetriebe in Sachsen-Anhalt Spargelproben für Untersuchungen zur Verfügung gestellt. Für die Probenahme wurden eine entsprechende Anleitung und ein begleitender Frage­bogen an die Spargelbetriebe verschickt. Die Spargelproben wurden von Mitarbeitern der beteiligten Betriebe direkt auf dem Acker entnommen und in PE-Folienbeutel verpackt auf –20°C tiefgefroren. Die anonymisierten Herkunftsstandorte sind in Abb. 1 dargestellt, Sortenzusammensetzung sowie Materialumfang in Tab. 1.

Abb. 1. Standortverteilung der 14 untersuchten Spargel­baubetriebe in Sachsen-Anhalt.

Abb. 1. Standortverteilung der 14 untersuchten Spargel­baubetriebe in Sachsen-Anhalt.

Tab. 1. Materialübersicht- Sorten, Züchter und Herkunftsverteilung

Sorte

Züchter

Anzahl Stangen

Betriebe

Anlagen

Backlim

Limseeds, NL

15

1

1

Eposs

Südwestdeutsche Saatzucht, D

25

2

3

Gijnlim

Limseeds, NL

155

5

10

Grolim

Limseeds, NL

30

2

2

Ramada

Südwestdeutsche Saatzucht, D

54

2

2

Rapsody

Südwestdeutsche Saatzucht, D

45

2

3

Ravel

Südwestdeutsche Saatzucht, D

70

4

4

Thielim

Limseeds, NL

35

2

2

  

429

  

Nachweis Braunverfärbung der Stangen

Die aufgetauten Spargelproben wurden zunächst visuell auf äußere Krankheitssymptome und Beschädigungen bonitiert. Die Braunverfärbung der Stangen wurde nach folgendem Boniturschema erfasst: BV1 – 0% Symptome, keine Verfärbung erkennbar; BV3 – minimale gelbliche oder bräunliche Verfärbungen an den Stangen (1–5% der Stangenoberfläche); BV5 – 6–20% der Oberfläche mit deutlichen Verbräunungen an der Stangenbasis, partiell längliche eingezogene und braun gefärbte Läsionen; BV7 – 21–50% der Stangenoberfläche deutlich braun verfärbt, teilweise bis in tiefere Gewebeschichten, Stangen sind nicht mehr vermarktungsfähig; BV9 – über 50% der Stange ist braun-gefärbt oder hat gelb-braune bis schwarze Läsionen oder Faulstellen (Abb. 2).

Abb. 2. Boniturschema zur Evaluierung der Braunverfär­bung bei Spargel (Asparagus officinalis L.). BV1 – keine Verfärbungen; BV3 – minimale Verfärbun­gen (1–5%); BV5 – deutliche Verbräunungen an der Stangenbasis (6–20%); BV7 – Stangen deut­lich braun verfärbt teilw. bis in tiefere Schichten (21–50%); BV9 – über 50% der Stange ist braun gefärbt, gelb-braune bis schwarze Läsionen oder Faulstellen.

Abb. 2. Boniturschema zur Evaluierung der Braunverfär­bung bei Spargel (Asparagus officinalis L.). BV1 – keine Verfärbungen; BV3 – minimale Verfärbun­gen (1–5%); BV5 – deutliche Verbräunungen an der Stangenbasis (6–20%); BV7 – Stangen deut­lich braun verfärbt teilw. bis in tiefere Schichten (21–50%); BV9 – über 50% der Stange ist braun gefärbt, gelb-braune bis schwarze Läsionen oder Faulstellen.

Untersuchung auf Befall mit Fusarium

Für den Nachweis von Fusarium spp. im Stangengewebe wurde jeweils 10 cm unterhalb der Sprossspitze eine 10 mm dicke Gewebescheibe mit einem Skalpell abgeschnitten und 20 Sek. mit 3% Natriumhypochloritlösung oberflächensterilisiert. Die Gewebestücke wurden anschließend in Aqua dest. gespült, in Petrischalen auf Potato Dextrose Agar (PDA, Sigma-Aldrich, Germany) platziert und bei 22°C im Brutschrank inkubiert. Nach 24 h und 48 h Inkubationszeit wurden die Proben mittels Stereomikroskop SV 6 sowie Mikroskop Imager A1 (Zeiss, Germany) ausgewertet.

Für weiterführende histologische Untersuchungen, wurde stichprobenartig von Spargelstangen eine 5 mm dicke Gewebescheibe mittels Histofix (Roth, Germany) fixiert, über eine aufsteigende Ethanolreihe entwässert und anschließend in Historesin (Leica, Germany) nach Vorschrift des Herstellers eingebettet. Mittels Rotationsmikrotom RM 2155 (Leica, Germany) wurden 5 μm Semi­dünnschnitte hergestellt und mit 0,1% Toluidinblau­lösung gefärbt. Die mikroskopische Auswertung erfolgte mit einem Nikon90i Mikroskop (Nikon, Germany) im Hellfeld.

Virusnachweis mittels ELISA

Von dem aufgetauten Probenmaterial wurden jeweils die oberen 10 cm jeder Spargelstange längs aufgeschnitten und mittels Homex (BIOREBA, Schweiz) Presssaft für den Virusnachweis gewonnen. Der Nachweis von AV-1, CMV, ArMV und TSV erfolgte mittels DAS-ELISA (Double Antibody Sandwich-Enzym Linked Immuno Sorbent Assay) in Anlehnung an Clark und Adams (1977). Die verwendeten polyklonalen Antikörper stammten aus der Serumbank des Julius Kühn-Instituts (JKI) bzw. für das TSV von BIOREBA (Schweiz). Für den Nachweis von AV-2 wurde ein ACP-ELISA-Protokoll (Antigen-Coated Plate-ELISA) von Agdia genutzt (Linaris, Germany). In den Immuno­assays zum Nachweis des AV-2 wurden Nunc PolySorp™- und für den Nachweis der anderen Viren Nunc Maxi­Sorp™-Testplatten (Fisher Scientific, Germany) eingesetzt. Die relative Viruskonzentration in den Proben wurde durch photometrische Messung der Extinktion im Mikroplate-Reader (DYNEX Technologies MRX II) bei 405 nm ermittelt.

Datenanalyse und statistische Auswertung

Für die statistische Auswertung wurde aus den Bonitur- und Messdaten (ELISA) eine 0/1 [nicht befallen/befallen] Matrix erstellt. Die Boniturdaten der Braunverfärbung wurden dabei zusammengefasst: BV1 = 0, BV3-BV9 = 1 (im weiteren Text ‘BV‘). Deskriptive Statistik und Grafikdesign wurden mit Microsoft-Excel® ausgeführt, Statistische Vergleiche der erfassten Befallsanteile über die Standorte und Sorten wurden mittels Kontigenztafel nach Pearson mit dem Programm SYSTAT 13® (Chicago, IL: Systat Software, Inc., 2009) durchgeführt. Die Wahrscheinlichkeit P für Annahme von H0 (Einzelstichproben unterscheiden sich nicht), ist in den Tab. 3, 4 und 5 angegeben. Korrelationen zwischen den untersuchten Pathogenen wurden mittels Kendall’s Tau-b-Test im Programm SYSTAT13 untersucht.

Tab. 3. Prozentualer Anteil von Stangen mit Braunverfärbung, Fusarium und Viren in Bezug zum Probestandort

Standort

n

BV %

Fus %

AV-1%

AV-2%

CMV %

ArMV %

A

40

65,0

7,5

100,0

80,0

92,5

0,0

B

15

53,3

6,7

100,0

33,3

80,0

0,0

C

20

95,0

85,0

100,0

45,0

85,0

35,0

D

30

60,0

76,7

100,0

40,0

96,7

0,0

E

55

49,1

30,9

94,5

25,5

90,9

0,0

F

35

94,3

57,1

97,1

31,4

97,1

20,0

G

70

41,4

21,4

88,6

35,7

65,7

0,0

H

30

40,0

6,7

80,0

23,3

80,0

0,0

I

15

100,0

20,0

93,3

33,3

86,7

0,0

J

20

65,0

10,0

95,0

0,0

100,0

5,0

K

10

0,0

60,0

100,0

80,0

10,0

0,0

L

15

73,3

33,3

100,0

13,3

40,0

0,0

M

35

37,1

0,0

74,3

0,0

100,0

0,0

N

39

89,7

20,5

94,9

17,9

100,0

0,0

Pearson (P)

 

0,000

0,000

0,000

0,000

0,000

0,000

Tab. 4. Prozentualer Anteil von Stangen mit Braunverfärbung, Fusarium und Viren in Bezug auf die Sorte

Sorte

n

BV %

Fus %

AV-1%

AV-2%

CMV %

ArMV %

Backlim

15

53,3

6,7

100,0

33,3

80,0

0,0

Eposs

25

60,0

36,0

96,0

52,0

56,0

0,0

Gijnlim

155

52,3

36,8

90,3

35,5

80,0

3,9

Grolim

30

73,3

26,7

100,0

63,3

86,7

23,3

Ramada

54

85,2

24,1

96,3

16,7

83,3

0,0

Rapsody

45

51,1

8,9

91,1

17,8

88,9

0,0

Ravel

70

54,3

27,1

88,6

35,7

97,1

0,0

Thielim

35

74,3

22,9

97,1

8,6

97,1

5,7

429

60,4

28,4

92,8

31,9

84,6

3,5

Pearson (P)

 

0,000

0,109

0,351

0,000

0,000

n.v.

n.v. – nicht verrechnet aufgrund zu geringer Stichproben

Tab. 5. Prozentualer Anteil an Spargelproben mit Verbräunungen, Fusarium spp. und Viren bei der Sorte ‘Gijn­lim‘ aus 5 Spargel­baubetrieben und 10 verschiedenen Anlagen

Standort*

n

BV %

Fus %

AV-1%

AV-2%

CMV %

ArMV %

C

10

100,0

100,0

100,0

80,0

100,0

0,0

D

15

66,7

93,3

100,0

46,7

93,3

0,0

E

20

50,0

50,0

100,0

30,0

100,0

0,0

F

10

100,0

60,0

90,0

20,0

100,0

60,0

G1

20

45,0

0,0

90,0

0,0

15,0

0,0

G2

30

43,3

43,3

83,3

36,7

96,7

0,0

G3

10

40,0

10,0

90,0

80,0

40,0

0,0

G4

10

30,0

10,0

100,0

60,0

100,0

0,0

H1

10

10,0

0,0

100,0

70,0

50,0

0,0

H2

20

55,0

10,0

70,0

0,0

95,0

0,0

Pearson (P)

 

0,000

0,000

0,006

0,000

0,000

n.v.

* Nummern markieren verschiedene Anlagen eines Betriebes; n.v. – nicht verrechnet aufgrund zu geringer Stichproben

Ergebnisse

Von den 429 untersuchten Spargelproben zeigten 259 (60,4%) Symptome von Braunverfärbung, wobei 125 Stangen mit BV3, 107 Stangen mit BV5 und 26 Stangen mit BV7 eingestuft wurden. Lediglich eine Stange wurde mit BV9 klassifiziert (Tab. 1). Die histologischen Untersuchungen zeigten im Bereich der Braunverfärbungen eine zersetzte Epidermisschicht und deformiertes sub-epidermales Zellgewebe (Abb. 4).

Abb. 4. A-Spargelscheibe mit Braunverfärbung; B-D – Histologischer Querschnitt durch Spargelgewebe mit Symptomen der Braunverfärbung; B- Querschnitt von Epidermis bis zum Leitbündelgewebe; C + D – Nekrotische Stellen im Epidermisbereich und deformierte Zellen im sub-epidermalen Stangengewebe mit Fusarium-Hyphen durchsetzt. (Balken = 100 μm).

Abb. 4. A-Spargelscheibe mit Braunverfärbung; B-D – Histologischer Querschnitt durch Spargelgewebe mit Symptomen der Braunverfärbung; B- Querschnitt von Epidermis bis zum Leitbündelgewebe; C + D – Nekrotische Stellen im Epidermisbereich und deformierte Zellen im sub-epidermalen Stangengewebe mit Fusarium-Hyphen durchsetzt. (Balken = 100 μm).

Nach In-vitro-Inkubation wurden in 122 (28,4%) Stangen Mikro- und Makrokonidien von Fusarium spp. beobachtet. Der prozentuale Anteil von Stangen mit Fusarium-Nachweis nahm mit zunehmender Boniturklasse für Verbräunung zu (Tab. 2). In histologischen Untersuchungen konnten entsprechende Pilzhyphen im sub-epidermalen Spargelgewebe nachgewiesen werden, teilweise auch im Leitgewebe (Abb. 57). 

Tab. 2. Ergebnisse der visuellen Erfassung von Braunverfärbung im Vergleich mit den Untersuchungen zum Be­fall mit Fusa­rium

Boniturklasse

N

%

Fus+

Fus-

Fus+ %

BV1

170

39,6

19

151

11,2

BV3

125

29,1

29

96

23,2

BV5

107

24,9

53

54

49,5

BV7

26

6,1

20

6

76,9

BV9

1

0,2

1

0

100,0

429

 

122

307

 

(Fus+, Fusarium nachgewiesen; Fus-, kein Nachweis)

Abb. 5. Nachweis von Fusarium spp. im Spargelgewebe. A-Petrischale mit Spargelproben auf PDA; B-Hyphen und Mikrokonidien im Wasserpräparat; C + D –Mikro- und Makrokonidien von Fusarium oxysporum. (Balken = 100 μm).

Abb. 5. Nachweis von Fusarium spp. im Spargelgewebe. A-Petrischale mit Spargelproben auf PDA; B-Hyphen und Mikrokonidien im Wasserpräparat; C + D –Mikro- und Makrokonidien von Fusarium oxysporum. (Balken = 100 μm).

Abb. 7. A-Braunverfärbung innerhalb des Stangengewebes; B + C – Histologischer Querschnitt durch die Leit­gefäße mit massivem Fusarium-Befall. (Balken = 100 μm).

Abb. 7. A-Braunverfärbung innerhalb des Stangengewebes; B + C – Histologischer Querschnitt durch die Leit­gefäße mit massivem Fusarium-Befall. (Balken = 100 μm).

Abb. 6. Histologischer Nachweis von Fusarium spp.-Hyphen im Spargelgewebe (Horizontalschnitte, Toluidin­blau-Färbung); A – Fusarium-Befall im Bereich der Epidermis; B-D Fusarium-Nachweis im sub-epider­malen Stangengewebe (ca. 0,5 cm tief). (Balken = 100 µm).

Abb. 6. Histologischer Nachweis von Fusarium spp.-Hyphen im Spargelgewebe (Horizontalschnitte, Toluidin­blau-Färbung); A – Fusarium-Befall im Bereich der Epidermis; B-D Fusarium-Nachweis im sub-epider­malen Stangengewebe (ca. 0,5 cm tief). (Balken = 100 µm).

In den ELISA-Untersuchungen wurde in 398 (92,8%) Stangen AV-1, in 137 (31,9%) Stangen AV-2 und in 363 (84,6%) Stangen CMV nachgewiesen. ArMV war nur in 15 Proben (3,5%) nachweisbar, das TSV konnte bei keiner Probe ermittelt werden. In lediglich 2 Proben ließ sich kein Virus nachweisen (Abb. 3).

Abb. 3. Prozentualer Anteil der Spargelproben mit Braunverfärbung, Fusa­rium spp. und Viren (n = 429 Stangen).

Abb. 3. Prozentualer Anteil der Spargelproben mit Braunverfärbung, Fusa­rium spp. und Viren (n = 429 Stangen).

Bezugsbasis Probenherkunft

Bezogen auf die Probenherkunft war der Anteil von Stangen mit Braunverfärbung und/oder Fusarium spp. signifikant unterschiedlich. Bei 4 Betrieben waren an ~90–100% der Stangen Symptome von BV nachweisbar, bei 8 Betrieben an 40–65% der Stangen.

Fusarium konnte in 4 Betrieben bei 60–85% der Stangen und in 5 Betrieben zwischen 20–30% der Stangen diagnostiziert werden. In 4 Betrieben lag die Befallsrate unter 10%. Jeweils in einem Betrieb waren keine Symptome von BV (K) oder Fusarium (M) nachweisbar (Tab. 3).

Signifikante Standortunterschiede waren auch für den Virusbefall nachweisbar. AV-1 trat in 11 Betrieben bei 90–100% der Stangen auf, nur an zwei Standorten lag der Befall unter 80%. CMV konnte ebenfalls in allen Betrieben nachgewiesen werden, allerdings variierte der Befallsgrad. In je einem Betrieb waren 10% bzw. 40% der Stangen CMV positiv, bei einem Betrieb ~65% und bei 11 Betrieben 80–100%. Differenzierter war der Befall mit AV-2. In Proben von zwei Betrieben konnte kein AV-2 (J, M) nachgewiesen werden, 8 Betriebe wiesen einen Befallsgrad zwischen 13–35%, zwei zwischen 40 und 45% sowie zwei Betriebe über 80% auf. ArMV war lediglich in drei Betrieben nachweisbar (Tab. 3).

Bezugsbasis Sorte

Bezogen auf die Sorte variierte der Anteil der Stangen mit Symptomen der Braunverfärbung signifikant zwischen 51 und 85%. ‘Ramada‘ war mit über 85% am stärksten befallen. Fusarium wurde bei allen Sorten in 6,7 bis 37% der Proben nachgewiesen, die Sortenunterschiede waren aber nicht signifikant (Tab. 4).

Ebenfalls keine Sortenunterschiede waren bezüglich dem Befall mit AV-1 (~90–100%) nachweisbar. Für AV-2 und CMV waren die Unterschiede signifikant. Mit CMV waren 80–100% der Stangen fast aller Sorten befallen, nur bei ‘Eposs‘ war der Anteil mit 56% geringer. Die Befallsanteile bezüglich AV-2 und ArMV variieren zwar sehr stark, allerdings wurden beide Viren nicht an allen Standorten nachgewiesen und nicht alle Sorten waren auf allen Standorten vorhanden, so dass die Aussagen nur tendenziellen Charakter haben und weiter verifiziert werden müssen (vergl. Tab. 3 und Tab. 4). Andererseits wird am Beispiel AV-2 und ArMV der maßgebliche Einfluss des Standortes deutlich. AV-2 wurde in allen Sorten gefunden, in Proben aus zwei Betrieben war jedoch kein AV-2 nachweisbar. Das ArMV wurde nur an drei Standorten nachgewiesen, von diesen Standorten stand jeweils eine Probe der Sorte ‘Grolim‘, ‘Gijnlim‘ und ‘Thielim‘ zur Verfügung.

Repräsentativ ist die Datenlage für die Sorte ‘Gijnlim‘ (n = 155), bei der die Proben aus 6 Betrieben und 10 Anlagen stammten. Braunverfärbung wurde in Proben von allen Anlagen nachgewiesen und variierte signifikant von 100% (2 Anl.), 30–67% (6 Anl.) und 10% (1 Anl.). Bei 4 Anlagen (C, D, E, G2) war bei allen Stangen mit Braunverfärbung auch Fusarium nachweisbar. In Proben von 2 Anlagen (G1, H1) konnte kein Fusarium nachgewiesen werden (Tab. 5). In den ‘Gijnlim‘-Anlagen wurden alle untersuchten Viren, mit Ausnahme des TSV nachgewiesen. ArMV war allerdings nur an einem Standort (F) nachweisbar, das AV-2 war bei Proben jeweils einer Anlage in zwei Betrieben (G1, H2) nicht nachweisbar, was wiederum den Standorteinfluss deutlich macht (Tab. 5).

Multipler Befall

Von den 278 Stangen bei denen BV und/oder Fus diagnostiziert wurde, zeigten 101 Stangen (36,4%) ausschließlich Symptome der Braunverfärbung, ausschließlich Fusarium spp. wurde bei nur 12 (4,4%) Stangen fest­gestellt und 66 Stangen (24%) zeigten sowohl Symptome von BV als auch Fusarium. Tendenziell nahm der Anteil von Stangen mit Fusarium-Nachweis mit der Stärke der Braunverfärbung zu (Tab. 2).

Während in 44 Stangen (10,3%) ausschließlich AV-1 und in 25 Stangen (5,8%) ausschließlich CMV nachgewiesen wurde, konnte im überwiegenden Teil der Proben ein Befall mit mehreren Viren diagnostiziert werden. Besonders auffällig war die Viruskombination [AV-1 + CMV] in 48,5% (n = 208) der Proben sowie die Kombination [AV-1 + AV-2 + CMV] in 26,6% (n = 114) der Proben. In zwei Proben (0,5%) waren alle vier Viren nachweisbar (Abb. 8). Von den 114 Stangen mit dreifachem Virus­befall [AV-1 + AV-2 + CMV] zeigten 65% auch BV und 35% waren mit Fusarium belastet. Sehr ähnlich war es bei den 208 Stangen mit [AV-1 + CMV] Befall, wo gleichzeitig bei 63% der Stangen BV und bei ~30% Fusarium nachgewiesen wurde. Dagegen lag in Proben bei denen nur ein Virus nachgewiesen wurde, der Anteil von Stangen mit BV bei ~40% und Fusarium bei 13% (Tab. 6). Bei Betrachtung der Gesamtstichprobe korrelieren BV schwach mit Fus, AV-1 und CMV. Ebenfalls schwach korrelieren AV-2 mit Fus und AV-1 (Tab. 7).

Abb. 8. Prozentualer Anteil von Spargelproben mit Einfach- und Mehrfachnachweis von Viren (n = 429 Einzel­proben, x-Achse = Stangenzahl).

Abb. 8. Prozentualer Anteil von Spargelproben mit Einfach- und Mehrfachnachweis von Viren (n = 429 Einzel­proben, x-Achse = Stangenzahl).

Tab. 6. Spargelproben mit einfachem und multiplem Virusnachweis in Bezug zur Braunverfärbung und Fusari­um-Befall

Virus spp.

n

BV1

BV3

BV5

BV7

BV9

∑ BV3–9

(%)

Fus+

(%)

Ohne

2

1

 

1

  

1

50,0

0

0,0

1x

69

42

17

6

4

 

27

39,1

9

13,0

2x

232

85

69

63

14

1

147

63,4

69

29,7

3x

124

42

38

35

8

 

81

65,3

43

34,7

4x

2

  

2

  

2

100,0

1

50,0

429

     

258

 

122

 

Tab. 7. Kendall’s Tau-b-Korrelationskoeffizienten kalku­liert über die Gesamtstichprobe (n = 429) für aus­gewählter Pathogene

 

BV

FUS

AV-1

AV-2

FUS

0,310**

   

AV-1

0,105*

0,076

  

AV-2

–0,038

0,111*

0,133*

 

CMV

0,209*

0,068

–0,069

0,043

Signifikanzschwelle: ** P < 0,001; * P < 0,05

Diskussion

Durch die territoriale Verteilung der beteiligten Spargelbaubetriebe, lassen die Untersuchungen eine weitgehend repräsentative Aussage zum Auftreten von Braunverfärbung sowie zur Befallssituation mit Fusarium spp. und Spargelviren in Sachsen-Anhalt zu.

Da bisher keine Daten zum Auftreten von Braunverfärbungen publiziert wurden, sind Vergleiche nicht möglich. Die Untersuchungsergebnisse sprechen allerdings für ein flächendeckendes Problem, wobei die Standortunterschiede grösser waren als die Sortenunterschiede. Weiterführende Untersuchungen zum kausalen Ursprung der Braunverfärbungen scheinen dringend angebracht. Erste Ansätze hierzu gibt es inzwischen in Niedersachsen (Leibniz Uni Hannover) mit einem Projekt zur „Analyse von Stängelmängeln, insbesondere von Braunverfärbungen, an Spargel“ (Bradatsch et al., 2010). Aufgrund verschiedener Publikationen war zwar von einem hohen Befalls­potential durch Fusarium spp. ausgegangen worden, die hohe Nachweisrate in den Stangen (~30%) war dennoch überraschend. Auch hier waren die Standortunterschiede größer als die Sortenunterschiede. Standortunterschiede könnten auch aus einer unterschiedlichen Verbreitung der Spargelfliege (Platyparea poecilopter) resultieren, die als möglicher Verbreiter von Fusarium spp. angesehen wird (Koch et al., 2010b). Zwar deutet die Korrelationsanalyse einen gewissen Zusammenhang zwischen Braunverfärbung und Fusarium an, jedoch sind weiterführende Untersuchungen nötig, um einen kausalen Zusammenhang verifizieren zu können. Die ebenfalls schwache Korrelation zwischen BV und AV-1 sowie CMV, könnte auch auf einen komplexeren Zusammenhang z.B. mehrerer Pathogene hindeuten.

Analog zu publizierten Untersuchungen für Deutschland (Hein, 1963, 1969; Weissenfels und Schmelzer, 1976b; Kegler et al., 1991; Bandte et al., 2008), kann für Sachsen-Anhalt von 80–100%iger Durchseuchung der Spargelanlagen mit dem AV-1 ausgegangen werden. Ebenfalls massiv ist der Befall mit CMV einzustufen. Für eine schnelle Verbreitung ist offensichtlich die leichte mechanische Übertragbarkeit verantwortlich. So wurde bislang zumindest für das AV-1 die Übertragung durch das Spargel­stechen nachgewiesen (Kegler et al., 1991). Darüber hinaus werden beide Viren durch Blattläuse, insbesondere durch die weit verbreitete Pfirsichblattlaus (Myzus persicae), übertragen und können daher in dicht strukturierten Anbaugebieten schnell verbreitet werden (Hein, 1969; Falloon et al., 1986). Als Reservoire für eine schnelle Verbreitung des AV-1 kommen neben Spargelaltanlagen auch Unkräuter aus der Familie Chenopodiaceae in Frage (Hein, 1969; Fujisawa et al., 1983; Kegler et al., 1991). Das CMV besitzt demgegenüber einen außerordentlich großen Wirtspflanzenkreis, zu dem neben verschiedenen Unkräutern häufig angebaute Kulturpflanzen wie Bohne, Gurke, Kartoffel u.a. zählen. Bei AV-2 scheint es gegenwärtig noch regionale Unterschiede zu geben. Phytosanitäre Maßnahmen und optimales Anbaumanagement könnten zumindest das Ausbreitungsrisiko deutlich reduzieren. In erster Linie wäre hier die Erzeugung und Verwendung von virusfreiem Saatgut zu nennen, da AV-2 Pollen und Saatgut übertragbar ist (Kegler et al., 1999).

ArMV und TSV spielen derzeit noch keine Rolle, ihre epidemiologische Entwicklung sollte aber weiter beobachtet werden. Da TSV ebenfalls durch Blattläuse übertragen wird, kann hier bei Vorhandensein entsprechender Wirtspflanzen (z.B. Tabak) ein Eintrag in Spargelanlagen Sachsen-Anhalts erfolgen.

Allarmierend ist der hohe Grad festgestellter multipler Virusinfektionen (~83%) mit zwei oder drei Viren, in zwei Fällen wurden sogar vier Viren nachgewiesen. Aus Ergebnissen früherer Untersuchungen vermutet man gerade bei Pflanzen mit Mehrfachinfektionen einen massiven Leistungsabfall und frühzeitiges Absterben. Bandte et al. (2008) konnten in einem Drittel der untersuchten Proben ebenfalls multiplen Befall zeigen, allerdings immer nur Befall mit zwei Viren. Analog wurde auch in der vorliegenden Studie keine Probe mit AV-2 Einzelinfektion gefunden, sondern immer in Kombination mit anderen Viren. Die Korrelation zwischen AV-2 und AV-1 unterstützt diese Aussage.

Eine generelle Aussage zum Befallsgrad innerhalb einzelner Betriebe mit Bezug auf die Anlagen war nicht möglich, da nur von einigen Betrieben Proben von mehreren Anlagen vorlagen (Tab. 1). Unter letzteren gab es sowohl Fälle wo alle Proben unabhängig von Sorte und Schlag stark befallen waren, als auch Fälle wo Einzelanlagen deutlich stärkeren oder schwächeren Befall aufwiesen. Das dargestellte Beispiel der Sorte ‘Gijnlim‘ aus 6 Betrieben und 10 Anlagen (Tab. 5) unterstützt diese Aussage.

Die festgestellten Sortenunterschiede waren für BV, AV-2 und CMV zwar signifikant, unter Berücksichtigung der nachgewiesenen Befallsunterschiede an den verschiedenen Standorten, müssen diese aber mit Vorsicht betrachtet werden und können wahrscheinlich nicht im Sinne einer möglichen Resistenz oder Toleranz interpretiert werden.

Tendenziell zeigten Stangen mit dem stärkeren Verbräunungsgrad oft einen multiplen Befall mit Viren und meist auch mit Fusarium. Die Ergebnisse der Korrelations­analyse unterstützen partiell die Hypothese.

Der insgesamt dramatische Befall mit verschiedenen Pathogenen macht die Forderung nach verstärkter Aktivität in Richtung Resistenzzüchtung deutlich, um zukünftig, unter dem zunehmenden ökonomischen Druck in Deutschland, konkurrenzfähig Spargel produzieren zu können.

Bei allen getroffenen Aussagen musste die Altersstruktur der Spargelanlagen unberücksichtigt bleiben, da keine vollständigen Daten vorlagen. Ebenso konnten mögliche Wechselwirkungen zu klimatischen Verhältnissen oder Bodenverhältnissen der jeweiligen Standorte sowie Ernteterminen nicht betrachtet werden.

Danksagung

Die Autoren bedanken sich bei den Spargelbaubetrieben, die an der Studie teilgenommen haben sowie bei Frau Anja Meyer vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Stendal (Altmark) für die Unterstützung bei der Probensammlung. Für die hervorragende technische Assistenz wird ferner Frau Rosemarie Dippe, Elke Zjaba und Martina Malorny sowie Herrn Felix Langer gedankt.

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