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Mitteilungen und Nachrichten

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Neues aus der DGO:

Das Pomoretum Triesdorf ist das erste seiner Art

Journal für Kulturpflanzen, 66 (1). S. 22–23, 2014, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart


Es sind Aktenstapel, die die Geschichte des Triesdorfer Obstlehrgartens beschreiben. Verordnungen aus der Markgrafenzeit, die die Bauern unter Strafe verpflichten, Obstbäume in ihren Gärten anzupflanzen; 1834 wurde die erste Mittelfrän­kische Vereinigung zur Förderung der Obstbaumzucht in Triesdorf gegründet; Obstlehrgärten dienten der Weiterbildung und Information; der angeordneten Flurbereinigung ist es geschuldet, dass in Triesdorf seit 1983 systematisch Obstsorten gesammelt und katalogisiert werden. Viele Diskussionen, Fachbeiträge und Obstausstellungen begleiteten diese Geschichte, in der dieser Tage ein neuer Meilenstein gesetzt wurde. In Triesdorf entsteht Deutschlands erstes Pomoretum.

„Wer zählt die Sorten, kennt die Namen“

25 Jahre verbrachte Triesdorfs Gärtnermeister und Pomologe Friedrich Renner damit, Apfelsorten zu sammeln, Bäume zu veredeln und diese aufzupflanzen. Eine ungeheure Menge von Sortenlisten lag halbvergessen in Triesdorfs Obstarchiv, um die Sortenerhaltung für die Nachwelt zu dokumentieren. Nach Renners Abschied in den Ruhestand im Jahr 2010 war der erste Schritt seines Nachfolgers Simon Schnell, das vorhandene zu überprüfen. Somit begann Schnells Arbeit in Triesdorf quasi als Historiker: Er sichtete Quellen in Form von Reisern und Bäumen, glich sie mit vorhandenen Listen ab und erfasste die noch nicht katalogisierten Sorten – allein 1200 verschiedene Apfelsorten konnte er in Triesdorf nachweisen, dazu kamen 150 Zwetschgen und 350 Birnen. „Wir waren überrascht von dem Schatz, den Triesdorf in diesem Bereich aufweisen kann“, berichtet der Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) Otto Körner. „Mir war sofort klar, dass hier ein großes Potential für Triesdorf, für Pomologen, Gartenbauvereine und Apfelliebhaber gegeben ist“.

Nun wurde ein neuer Obstlehrgarten angedacht mit Streu­obstlehrpfad in Form einer Musteranlage: „Wir wollen die Anlage in unterschiedliche Themenbereiche einteilen und einen Rundweg anlegen“, erzählt Simon Schnell. „Der Rundweg soll so eingegliedert werden, dass er einen logisch erkennbaren Rundgang darstellt, der aber gleichzeitig eine gewisse Spannung beim Besucher aufbaut“.

Unterschiedliche Infotafeln, Rätseltafeln, Bauwerke, Pflanzgruppen und Pflanzenkombinationen, u.a. an den Wegen, sollen verschiedene Stationen des Obstlehrpfades bilden, um den Weg interessanter wirken zu lassen und den Besucher zu beschäftigen.

Dieser anfängliche Gedanke bildete die Grundlage für die Musteranlage Obstlehrgarten – das heutige Pomoretum, in dem „unser Apfelschatz behütet ist“, sagte Schnell. Die Bedeutung dieses Projektes erkannten bald auch die Bezirksräte des Bezirks Mittelfranken als Träger der Landwirtschaftlichen Lehr­anstalten Triesdorf.

„Pomus“ plus „Arboretum“ ergibt „Pomoretum“

Der Name „Pomoretum“ ist eine Wortschöpfung des Triesdorfer Direktors Otto Körner – „Pomus“ plus „Arboretum“. Dieser klangvolle Name ist auch verdient, denn auf acht Hektar Fläche stehen nun 2400 Bäume – zwei von jeder Apfelsorte, um dadurch zu gewährleisten, dass immer einer erhalten bleibt. „Es stehen immer zwei gleiche Sorten nebeneinander“, erzählt Simon Schnell. „Es gibt keine Hinweistafeln mit Namen“, erklärt Schnell. „Die Bäume sind von Satelliten erfasst“. In Triesdorf selbst wissen nur zwei Personen, welche Sorte wo steht.

390 000 Euro hat die Anlage insgesamt gekostet. Mit 150 000 Euro unterstützt die Europäische Union das Pomoretum. Dazu wurde der Zuwendungsbescheid des Bayerischen Staatsministeriums zur Leader-Förderung erteilt.

Zur Sicherung der Sorten ist Triesdorf noch einen Schritt weiter gegangen. „Triesdorf ist sortenerhaltender Partner der Genbank Obst Deutschland in Pillnitz bei Dresden“, berichtet Markus Heinz, Leiter der Abteilung Pflanzenbau und Versuchswesen. „Mit dem Beitritt zur Genbank Obst unterstützen die Landwirtschaftlichen Lehranstalten den Versuch, die genetische Rassenvielfalt des Obstes langfristig zu erhalten“. In der deutschen Landwirtschaft werden nur noch 30 Obstarten insgesamt genutzt, wobei man sich hauptsächlich auf neun Apfelsorten konzentriert. „Unsere Aufgabe ist die Sortenerhaltung und wir dienen als Reiserquelle, um die Sorten in der Region zu verbreiten“.

Die Optik geht in Einklang mit der Historie

Bei der Gestaltung des Pomoretums wird weit zurück in die regionale Geschichte gegriffen. Der sogenannte Biarell-Plan gilt als Pflanzvorlage: „Wir legen das Pomoretum an wie die Markgrafen von Brandenburg Ansbach ihre Anlage einst gestalteten“, sagt Markus Heinz. „Es gibt einen doppelten Weg mit Grün­fläche, damit die Sichtachse vom Hofgartenschloss der Markgrafen wieder auflebt“. Um dieses Ziel zu verwirklichen, wird sogar auf Pflanzplatz zum Wohle der Optik verzichtet. Schließlich dient die Musteranlage nicht nur Triesdorf und dem Erhalt allein. Sie soll in Mittelfranken Obst- und Gartenbauvereine, Pomologen, Baumschulen und allgemein Interessierte anziehen, damit diese den Genpool nutzen. Zudem ist das Pomoretum im Rahmen von Führungen zu besichtigen. „Das Pomoretum ist in das Obstbaukonzept ’Musteranlage Obstbau’ eingegliedert“, erklärt Simon Schnell, „das Konzept soll in einem Zeitraum von zehn Jahren vollendet sein“. Zu dem Pomoretum entsteht im Einklang ein Streuobstlehrpfad. „Wir werden im Tourismus­bereich mit dem Streuobstführer und dem Gästeführer Fränkisches Seenland kooperieren“.

Erhalten zum Lehren

Doch nicht nur Zeigen und Erhalten wollen die Landwirtschaftlichen Lehranstalten ihren Obstbestand. Seit dem Jahr 2012 gibt es in Triesdorf wieder die historische Baumwartausbildung – 1963 wurde sie in Triesdorf bis dato eingestellt. „Es besteht ein hoher Bedarf an kompetenten Fachleuten, die das Kulturgut Streuobst schaffen und erhalten“, sagt Simon Schnell. „Sie können ihr Fachwissen an Obst- und Gartenbauvereine weitergeben und so den Vereinen zugutekommen lassen“. Baumwarte dienen somit als Multiplikatoren und sind Experten rund um das Streuobst. Für die Ausbildung werden nur bereits Sach­kundige zugelassen, die das auch nachweisen müssen. Natürlich vervollständigen Schnittkurse oder Veredelungskurse – seit neuem auch Sortenbestimmungskurse – das Triesdorfer Angebot.

Triesdorfer als Ganzes

Im Bildungszentrum Triesdorf werden derzeit über 3000 Schüler und Studenten an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten mit zehn Schulen, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und dem Lehr- und Versuchszentrum für Milchanalytik ausgebildet. In den letzten Jahren steigen die Schüler- und Studentenzahlen stetig an. Einen Grund weiß Otto Körner, Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten: „Die Vielfalt unserer Bildungsangebote ist wohl einzigartig in Deutschland“, berichtet er. Im Klartext heißt das: Für jeden Schulabschluss und jedwede Erfahrung gibt es in Triesdorf die passende Aus- und Weiterbildung. „Unser Leitbild umfasst die Begriffe Ernährung, Energie, Landwirtschaft, Lebensmittel und Umwelt“, führt Körner fort. „Die Aktualität unserer Bildungsangebote spiegelt sich in allen Formaten in den Medien. Die Bereiche, die wir lehren, besitzen ein großes gesellschaftliches Interesse, seien es Ernährung oder regenerative Energien“. 

Abb. 1.

Abb. 1.

Das Pomoretum steht ganz im Zeichen der Triesdorfer Lehre. „Wir haben das Ziel, bei Erprobung, Entwicklung und Vermittlung von Produktionsweisen die Nachhaltigkeit des Wirtschaftens in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen.“

Abb. 2.

Abb. 2.

(Text und Fotos: Sabine Künzel, LLA Triesdorf)

Simon Schnell (LLA Triesdorf)

Literatur

Journal für Kulturpflanzen, 66 (1). S. 22–23, 2014, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Bundesnaturschutzrecht – Kommentar und Entscheidungen. Kommentar zum Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), Vorschriften und Entscheidungen. Prof. Dr. K. Messerschmidt, begr. von Dr. A. Bernatzky† und O. Böhm. Loseblattwerk in 6 Ordnern mit CD-Rom. Heidelberg, C. F. Müller, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm, ISBN 978-3-8114-3870-5.

113. Aktualisierung, Stand: März 2013


Das bringt die 113. Aktualisierung:Mit dieser Lieferung erhalten Sie die Neukommentierung des wesentlich erweiterten § 30 über den gesetzlichen Biotopschutz.


Im Vorschriftenteil wird der Abdruck des Bundesnaturschutz­gesetzes, das seit seiner Neufassung im Jahr 2009 inzwischen schon fünfmal geändert wurde, auf den letzten Stand vom 21. Januar 2013 gebracht.


Im Entscheidungsteil werden drei Entscheidungen aufgenommen. Es wird unter anderem die Entscheidung des VG Regensburg vom 11.01.2011 zum Schutz der Kohärenz des ökologischen Netzes „Natura 2000“ abgedruckt.

Bundesnaturschutzrecht – Kommentar und Entscheidungen. Kommentar zum Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), Vorschriften und Entscheidungen. Prof. Dr. K. Messerschmidt, begr. von Dr. A. Bernatzky† und O. Böhm. Loseblattwerk in 6 Ordnern mit CD-Rom. Heidelberg, C. F. Müller, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm, ISBN 978-3-8114-3870-5.

114. Aktualisierung, Stand: Mai 2013


Das bringt die 114. Aktualisierung:Diese Lieferung beinhaltet unter anderem die Neufassung des UmwRG und die Aufnahme der Entscheidung vom BVerwG vom 24.03.2011 zum Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau der ICE-Strecke Nürnberg-Ebensfeld.

Bundesnaturschutzrecht – Kommentar und Entscheidungen. Kommentar zum Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG), Vorschriften und Entscheidungen. Prof. Dr. K. Messerschmidt, begr. von Dr. A. Bernatzky† und O. Böhm. Loseblattwerk in 6 Ordnern mit CD-Rom. Heidelberg, C. F. Müller, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm, ISBN 978-3-8114-3870-5.

115. Aktualisierung, Stand: Juli 2013


Das bringt die 115. Aktualisierung:Diese Lieferung enthält die Neukommentierung der §§ 31 Aufbau und Schutz des Netzes „Natura 2000“, 32 Schutzgebiete und 33 Allgemeine Schutzvorschriften.


Im Entscheidungsteil werden vier Entscheidungen unter anderem zum Thema Umweltverträglichkeitsprüfung neu aufgenommen.


ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
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