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Originalarbeit

Überlegungen zur nachhaltigen Nutzung von Schwefel gegen Oidium (Erysiphe necator) an Weinreben mit Blick auf den ökologischen Weinbau

Aspects of the sustainable use of Wettable Sulfur against Powdery Mildew (Erysiphe necator) on grapevine with respect to organic vine growing

Heribert Koch1, Georg Hill2 und Oliver Strub1
Institut
Ehem. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe Hunsrück, Abteilung Landwirtschaft, Bad Kreuznach1
Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe Hunsrück, Abteilung Weinbau, Bad Kreuznach2

Journal für Kulturpflanzen, 66 (5). S. 175–179, 2014, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2014.05.03, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Dr. Heribert Koch, Zum Flößchen 26, 55411 Bingen, E-Mail: koch.heribert@gmail.com
Zur Veröffentlichung angenommen
12. März 2014

Zusammenfassung

Schwefel ist als Wirkstoff zur Kontrolle von Echtem Mehltau an Weinreben (Erysiphe necator) seit langem bekannt und gerade im ökologischen Weinbau unverzichtbar. Allerdings wird auch bei Anwendung der zugelassenen Aufwandmengen verschiedentlich nicht ausreichende Wirksamkeit beobachtet.

In diesem Beitrag soll für Netzschwefel und hier an beispielhaft genannten Produkten dargestellt werden, welche Basis durch die gültige Zulassung in Deutschland besteht und welche Überlegungen aus den Unterschieden in der Zulassung in benachbarten Ländern einbezogen werden können. Der Versuch eines Vergleichs der unterschied­lichen Registrierungen soll Handlungsspielraum und mögliche Zielsetzungen aufzeigen, wie etwa die Berücksichtigung der Stadienanfälligkeit. Damit wird ein Beitrag geliefert zur nachhaltigen Nutzung von Schwefel gegen Oidium im Sinne der europäischen Gesetzgebung und des Nationalen Aktionsplans (NAP). Insbesondere geht es um die sinnvolle Ausschöpfung des Wirkpotenzials, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die möglicherweise zunehmende Bedeutung von Schwefel im Rahmen von Anti-Resistenzstrategien bei organischen Fungiziden. Zusätzlich wird dargestellt, wie sich eine Umstellung der grundflächenbezogenen Aufwandmenge (kg/ha Grundfläche) zur laubwandflächenbezogenen Aufwandmenge (kg/10 000 m2 Laubwandfläche) bei Netzschwefel auswirkt.

Stichwörter: Netzschwefel, Dosierung, Laubwandflächenbezogene Aufwandmenge, Zulassung

Abstract

Sulfur is well known as an effective agent against Oidium (Erysiphe necator) on grape vine. For ecological vine growing it is absolutely essential. Nevertheless there are some reports about low efficacy when using the registered doses.

With respect to the use of Wettable Sulfur 80 WG this paper illustrates the different situations of registration in some European countries in comparison to the product doses registered in Germany. Comparing the different registrations allows a broader perspective and may point out options for improving the current dosing system and adapting the doses in growth stages of high sensitivity against the fungus. This approach contributes to a sustainable use of sulfur as required by European legislation and National Action Plans as well. In addition to its relevance for ecological wine growing Sulfur is most important as tool for strategies of prevention of fungicide resistance. The paper outlines the need and consequences of a change of the unit of dose from kg/ha ground area to kg/10 000 m2 leaf wall area for Wettable Sulfur.

Key words: Wettable Sulfur, Dosage, Leaf wall area related dose, registration

Übersicht der Zulassungssituation in verschiedenen europäischen Mitgliedstaaten

Kern dieser Überlegungen zur nachhaltigen Verwendung von Netzschwefel gegen den Echten Mehltau der Wein­rebe bildet einerseits eine Übersicht der Zulassungen in verschiedenen europäischen Ländern. Gerade bei Netzschwefel zeigen sich erhebliche Unterschiede bezüglich der Aufwandmengen und anderen Parametern. Des Weiteren soll die Transformation der derzeit zugelassenen ha-Aufwandmengen (kg/ha Grundfläche) in das System der laubwandbezogenen Aufwandmen­geneinheit (kg/10 000 m2 Laubwandfläche) dargestellt werden. Beide Aspekte zusammen betrachtet zeigen auf, dass es aus Sicht der Praxis Handlungsbedarf gibt. Gleichermaßen wird hieraus möglicher Handlungsspielraum für die Zulassung gesehen.

In Tab. 1 wird zuerst die Zulassungssituation bei Netzschwefel in einigen EU-Mitgliedstaaten dargestellt, insbesondere die Angaben zur Aufwandmenge. Als Quellen dienen im Wesentlichen die nationalen Datenbanken und gegebenenfalls Gebrauchsanleitungen. Der Zulassungsstand zeigt somit, welche Obergrenzen hinsichtlich der Aufwandmenge festgelegt sind. Darüber hinaus können Gebrauchsanleitungen oder Beratungsempfehlungen andere Informationen enthalten.

Tab. 1. Beispiele für Angaben zum Zulassungsstand von Netzschwefel-Produkten in Datenbanken nationaler Be­hörden

Zulassung Netzschwefel, Echter Mehltau, Weinrebe (Keltertrauben, Freiland)

 

Deutschland

Schweiz

Frank­reich

Luxem­burg

Italien

Nieder­lande

Unterschiedliche Zulassungen in Österreich

beispielhaft angesprochene Produkte

Thiovit Jet, Kumulus WG

Thiovit Jet

Thiovit Jet Mi­cro­billes

Thiovit Jet

Kumu­lus DF

Thiovit Jet

Netzschwefel
-Kwizda

Netz­­schwefel
-Stulln

Microthiol WG

ausgewiesene Aufwand­menge/
Konzen­tration

ES 09; 3,6 kg/ha in max. 400 l/ha
ES 61; 4,8 kg/ha in max. 800 l/ha
ES 71; 2,4 kg/ha in max. 1200 l/ha
ES 75; 3,2 kg/ha in max. 1600 l/ha

0,1–0,2% (normale Befallslagen)
und
0,3–0,4% (Lagen mit stärkerem Befall)

12,5 
kg/ha

12,5 
kg/ha

k.A.

0,50%

0,50%

0,2–0,6%
bis ES 61 1,8–4,8 kg/ha
bis ES 71 1,0–2,4 kg/ha
ab ES 71 1,6–3,2 kg/ha

0,2–0,6%
bis ES 61 1,8–4,8 kg/ha
bis ES 71 1,0–2,4 kg/ha
ab ES 71 1,6–3,2 kg/ha

Angaben zur Wassermenge bei der Anwend­ung von Netzschwefel (rechnerisch, bzw. Basis- oder Bezugswasser­­menge)

 

ES 13–14; 600 l/ha
ES 55; 800 l/ha
ES 57; 1000 l/ha
ES 65; 1200 l/ha
ES 71; 1600 l/ha
(Quelle: ACW, 2011)

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

keine Angabe
zur Wasser­­menge

Berech­nungsbasis
1000 l/ha

Berech­nungsbasis
1000 l/ha

max. Anzahl Anwendungen

8

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

8

8

Wartezeit

56 Tage

bis spätestens Mitte August

bis Reife­­beginn

3 Tage

k.A.

6 Wo­chen

28 Tage

28 Tage

56 Tage

Anmerkungen/
Ergänzungen

 

Zulassung für Stäu­beschwefel:
25–40 kg/ha, Vor- u. Nachblüte,
bis spätestens Mitte August

      

Insgesamt nicht mehr als 8 An­wendungen pro Jahr und Kultur,
auch keine zusät­zlichen An­wendungen mit anderen,
diese(n) Wirkstoff(e) enthalten­den Mitteln.

  

berechnete ha-Aufwandmen­gen:
bei 0,2% -> 
1,2–3,2 kg/ha;
bei 0,4% -> 
2,4–6,4 kg/ha

  

Produkt­etikett:
80–150 
g/100l

    

Nationale Datenbanken (Stand: November 2013)
Deutschland, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: www.bvl.bund.de
Schweiz, Bundesamt für Landwirtschaft: www.blw.admin.ch
Frankreich, Ministère de’l Agricultur et de’l Agroal­imentaire et de la Forèt: e-phy.agriculture.gouv.fr/
Luxemburg, Administration des Services techniques de l\qAgriculture: www.ivv.public.lu
Italien, Ministero delle politiche agricole alimentari e forestali: www.sian.it
Niederlande, College voor de toelat­ing van gewasbeschermingsmiddelen en biociden: http://www.ctgb.org
Österreich, Bundesamt für Ernährungssicherheit: pmg.ages.at
k.A.: keine Angabe

Folgende Aspekte sind hervorzuheben:

Die Aufwandmenge wird national in unterschiedlichen Einheiten ausgewiesen. Neben Angaben in kg/ha Grundfläche werden auch Anwendungskonzentrationen genannt, z.T. auch mit einer Bezugswassermenge, so dass auf die ha-Aufwandmenge geschlossen werden kann.

In Deutschland und in der Schweiz wird auch ein Stadienbezug dargestellt, in Österreich lediglich bei einem der dargestellten Produkte.

Neben den erheblichen Unterschieden in der gegen den Echten Mehltau ausgewiesenen Aufwandmenge (von 1,2 kg/ha (CH) bis 12,5 kg/ha (F)) weist Italien Netzschwefel lediglich als zugelassen aus. Eine Aufwandmenge wird nicht genannt. Sehr unterschiedlich ist in den einzelnen Ländern auch die Situation bezüglich der maximal zugelassenen Anzahl von Anwendungen und der Wartezeit, die wiederum die Anzahl der Applikationen bis zum Saisonende hin begrenzt.

Erklärungen für diese Unterschiede könnten sich wohl aus dem Zeitpunkt der Zulassung und der zu diesem Termin bestehenden nationalen, rechtlichen Situation ergeben. Dies soll hier nicht weiter behandelt werden, wird aber zumindest aus den drei parallel existierenden unterschiedlichen Zulassungen in Österreich interpretiert.

In Deutschland wird Schwefel im Weinbau im Vergleich zu anderen Fungiziden nach einem völlig anderen, eigenen System dosiert. An Stelle von Basisaufwandmenge und Faktoren (1–4) werden mit der Zulassung in einzelnen Entwicklungsstadien definierte Mengen je ha Grundfläche ausgewiesen (Tab. 1).

In der Phase zum Fruchtansatz (ES 71) ist eine Aufwandmenge von lediglich 2,4 kg/ha Grundfläche festgesetzt. Diese Entwicklungsphase von der Blüte bis zur Erbsengröße der Beeren ist aber andererseits durch besonders hohe ontogenetische Anfälligkeit der Weinrebe, insbesondere der sich entwickelnden Beeren und der raschen Zunahme der Beerenoberfläche gegenüber Oidium bekannt (Kast, 1999; Gadoury et al., 2003). Hieraus erklären sich auch die Klagen aus der Praxis über unzu­reichende Wirksamkeit. Bestätigt wird dies auch durch Untersuchungen u.a. von Hill et al. (2010) und Baus et al. (2011), die belegen, dass nur höhere Aufwandmengen mit Blick auf die Wirksamkeit unter erhöhtem Infektionsdruck in diesem Stadium einen wirtschaftlich befriedigenden Bekämpfungserfolg an den Trauben gewährleisten.

Schwefel im Dosier-System mit Laubwandflächenbezug

Aus den zum Teil deutlich höheren zugelassenen Aufwandmengen in den Nachbarländern kann man Handlungsspielraum für die Weinbaupraxis, insbesondere im ökologischen Weinbau ableiten. Andererseits soll ein Vorschlag gemacht werden, die Dosierung in ein sachlogisches System zu bringen. Das heißt, zusätzlich zu den zulassungsrelevanten Bewertungen ist es erforderlich, der Praxis im Sinne von biologischer Wirksamkeit und nachhaltiger Nutzung richtige und umsetzbare Vorgaben zu machen. Dies entspricht den Zielsetzungen von Pflanzenschutzgesetz und Nationalem Aktionsplan (NAP) in Deutschland.

Prinzip und Notwendigkeit der Änderung der Aufwandmengeneinheit von kg/ha Grundfläche zu kg/10 000 m2 Laubwandfläche wurden von Koch und Spieles (1990); Weisser und Koch (2002), Koch (2007), Friessleben et al. (2007) ausführlich dargestellt und inzwischen in international vereinbarten Prüfrichtlinien verankert (EPPO, 2012). Laubwandfläche meint die äußere beidseitige Außenfläche der Rebzeilen, nicht die Blattoberfläche aller Rebblätter. Ein wesentlicher Aspekt ist auch, dass es einen eindeutigen Bezug zwischen der je Behandlungsflächeneinheit ausgebrachten Wirkstoffmenge und den mittleren Belagsmassen an den Zielobjekten hinter dieser Behandlungsfläche gibt.

Den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Aufwandmenge je 10 000 m2 Behandlungsfläche und Rückständen (mg/kg) zeigten Hoerger und Kenaga (1972) für Flächenkulturen, wobei Rückstände am Tag 0 den angelagerten Belagsmassen gleichzusetzen sind. Dieses Prinzip wurde von Koch und Spieles, 1990 für Obstkulturen ebenso beschrieben und von Koch und Weisser (1995) für Apfel belegt. Für die Weinrebe gilt eine solche Rela­tion bei laubwandbezogener Dosierung gleichermaßen (Koch, 2007).

In Abb. 1 ist die Entwicklung der äußeren Laubwandfläche einer Praxis-Rebanlage stadien- und terminbezogen im Vegetationsjahr 2010 dargestellt (grüne Kurve). Ebenso sind die mit der Zulassung ausgewiesenen und grundflächenbezogenen Schwefel-Aufwandmengen (in kg/ha) als blaue Kurve dargestellt mit den Sprüngen zwischen 2,4 und 4,8 kg/ha, sowie auf Grund der Eingriffe durch Laubschnitt. Sehr deutlich wird hier auch die geringste Aufwandmenge (2,4 kg/ha) in den Stadien um die Blüte.

Abb. 1. Darstellung der grund­flächen- und laubwand­flächenbezogenen Aufwandmengen bei Netzschwefel (Auf­wandmengen in Deutschland) in den ent­sprechenden Entwick­lungsstadien.

Abb. 1. Darstellung der grund­flächen- und laubwand­flächenbezogenen Aufwandmengen bei Netzschwefel (Auf­wandmengen in Deutschland) in den ent­sprechenden Entwick­lungsstadien.

Die dritte Kurve (rot) setzt die ha-Aufwandmengen zur Laubwandfläche, als der von den geöffneten Düsen jeweils übersprühten Behandlungsfläche ins Verhältnis. Überraschend ist, dass die behandlungsflächenbezogene Aufwandmenge im frühen Stadium mit 7,6 kg/10 000 m2 extrem hoch ist, um dann bis zum Ende der Blüte, also in der empfindlichsten Entwicklungsphase gegenüber Oidium auf fast 1,5 kg/10 000 m2 abzusinken.

Die geringe zugelassene Schwefelmenge von 2,4 kg/ha erklärt nach Transformation auf Laubwandflächenbezug (1,5 kg/10 000 m2) geringe Belagsmassen auf den Ziel­objekten und daraus folgend die in der Praxis beklagte nicht ausreichende Wirkung. In den nachfolgenden Stadien. Ab ES 75 ergibt sich dann ein leichter Anstieg auf knapp 2,0 kg/10 000 m2, allerdings nimmt parallel dann auch die ontogenetische Empfindlichkeit der Trauben gegenüber Oidium deutlich ab. Der Anstieg erklärt sich hierbei aus der Steigerung der ha-Aufwandmenge von 2,4 kg/ha auf 3,2 kg/ha ab Stadium 75 und der sich kaum noch ändernden Laubwandfläche (Abb. 2.).

Abb. 2. Anfälligkeit der Ge­scheine und Trauben ge­genüber verschiedenen pilzlichen Schaderre­gern in einzelnen Ent­wicklungsstadien. Grün: Stadien mit gerin­ger Anfälligkeit, Oran­ge: Stadien mit mittlerer Anfälligkeit; Rot: Stadi­en mit hoher Anfällig­keit (Hill, 2010; pers. Mitt.).

Abb. 2. Anfälligkeit der Ge­scheine und Trauben ge­genüber verschiedenen pilzlichen Schaderre­gern in einzelnen Ent­wicklungsstadien. Grün: Stadien mit gerin­ger Anfälligkeit, Oran­ge: Stadien mit mittlerer Anfälligkeit; Rot: Stadi­en mit hoher Anfällig­keit (Hill, 2010; pers. Mitt.).

Fazit und Ausblick

Schwefel ist zur Kontrolle von Echtem Mehltau an Weinreben (Erysiphe necator) unverzichtbar. Dies gilt auch für die Bekämpfung von Weichhautmilben (Calepitrimerus vitis Nal., Colomerus vitis Pag.) bei Knospenaufbruch und in den frühen Stadien der Triebentwicklung. Die in Deutschland stadienbezogen zugelassenen Aufwandmengen sollten mit Blick auf eine nachhaltige Nutzung des fungiziden Potenzials überdacht und in ein sachlogisches System überführt werden, das die Relation zwischen der Aufwandmenge je 10 000 m2 Laubwandfläche und den angelagerten und letztlich wirksamen Belagsmassen (μg/cm2) berücksichtigt. Auch ontogenetische Aspekte, d.h. die Stadienanfälligkeit der Weinreben, erfordern gleichermaßen höhere Aufwandmengen. Grundlage weiterer Überlegungen sind die biologischen Anforderungen einer sachgerechten Pflanzenschutzmittelverwendung sowie applikationstechnische Grundlagen des Übergangs von Aufwandmenge zu Belagsbildung und Belagsmassen am Zielobjekt. In benachbarten Ländern mit klimatisch ähnlichen Bedingungen werden zum Teil deutlich höhere Aufwandmengen ausgewiesen und angewendet. Im Zuge der Umstellung von grundflächenbezogener Aufwandmenge zu laubwandflächenbezogener Aufwandmenge besteht die Möglichkeit, die Aufwandmenge biologisch begründet neu einzustellen. Damit könnte erreicht werden, dass in der gegenüber Oidium anfälligsten Entwicklungsphase ausreichende Belagsmassen erzeugt werden. Dies ist der entscheidende Schritt zu einer nachhaltigen Nutzung des Wirkpotenzials und der sachgerechten Verwendung von Netzschwefel im Rebschutz.

Begrenzende Aspekte können sich aus einer möglichen maximalen Jahresaufwandmenge nicht ergeben. Einerseits erlaubt das bestehende System in Deutschland mehr als 8 Applikationen mit Schwefel, wenn Mittelwechsel genutzt wird. Des Weiteren ist auf den Zulassungsstand bei Hopfen hinzuweisen. So ist dort z.B. bei Kumulus WG eine maximale Jahresgesamtmenge von 70,6 kg/ha Produkt ausgewiesen.

Bei der Weinrebe erscheint es neben der Überprüfung der sehr niedrigen laubwandbezogenen Aufwandmenge in der Blüte gleichermaßen sinnvoll, die sehr hohe laubwandbezogene Aufwandmenge in den frühen Entwicklungsstadien zur Bekämpfung von Kräuselmilben und Pockenmilben, die bei Thiovit Jet als eigene Indikation ausgewiesen ist, von der fungiziden Indikation getrennt zu betrachten. In der Schweiz wird gegen Kräusel- und Pockenmilben als eigene Indikation eine Menge von 16 kg Netzschwefel/ha im Stadium 01–09 ausgewiesen (ACW, 2011). Insbesondere für den ökologischen Weinbau, d.h., auf bereits 2011 mehr als 7% der Rebfläche (Deutsches Weininstitut, 2011), wird in einer Umsetzung in ein logisches System mit Berücksichtigung der empfindlichsten Phase gegenüber Oidium eine wesentliche Erweiterung des Handlungsspielraums gesehen. Darüber hinaus kann Schwefel als Baustein in der Anti-Resistenzstrategie bei anderen Fungiziden künftig an Bedeutung gewinnen, wenn auch im empfindlichen Stadium der Trauben eine befriedigende Wirksamkeit erreicht wird.

Literatur

ACW (Agroscope Changins-Wädenswil), 2011: Guide phytosanitaire pour la viticulture 2011/2012. Revue suisse de Viticulture, Arboriculture, Horticulture Vol. 43 (1), p. 59-60.

Baus, O., A. Reinecke, B. Berkelmann-Löhnertz, 2011: Wirksamkeit von Präparaten gegen Oidium. Der Deutsche Weinbau 7, 32-34.

Deutsches Weininstitut, 2011: Öko-Weinbau in Deutschland immer beliebter. www.deutscheweine.de (12.2013).

EPPO, 2012: Efficacy evaluation of plant protection products – Dose expression for plant protection products. Bulletin OEPP/EPPO Bulletin 42 (3), 409-415.

Friessleben, R., H.J. Rosslenbroich, A. Elbert, 2007: Dose expression in plant protection product field testing in high crops: need for harmonization. Bayer CropScience Journal 60, 85-96.

Gadoury, D.M., C.R. Seem, A. Ficke, W.F. Wilcox, 2003: Ontogenic Resistance to Powdery Mildew in Grape Berries, Phytopathology 93, 547-555.

Hill, G.K., 2010: (pers. Mitt.).

Hill, G.K., L. Ludwig, S. Spies, 2010: Das Deutsche Weinmagazin. 30.4.2010, S. 26-29.

Hoerger, F., E.E. Kenaga, 1972: Pesticide residues on plants: correlation of representative data as a basis for estimation of their magnitude in the environment. In: F. Coulston, F. Corte (eds.), Environmental Quality and Safety: Chemistry, Toxicology and Technology, Vol. 1. Stuttgart, Germany, Georg Thieme Publishers, Pp. 9-28.

Kast, W.K., 1999: Development of ontogenetic resistance to powdery mildew in fruit of differently susceptible grapevines (cvs. Trollinger and Lemberger). Mitteilungen Klosterneuburg 49, 186-189.

Knewitz, H., H. Koch, O. Strub, G. Hill, R. Ipach, A. Kortekamp, 2013: Einseitig oder zweiseitig – Applikationstechnische Strategien im Rebschutz. Das Deutsche Weinmagazin. 20.4.2013, S. 42-47.

Koch, H., M. Spieles, 1990: Dosierung von Pflanzenschutzmitteln im Obstbau unter Berücksichtigung der Erziehungsform. Erwerbs­obstbau 32, 141-147.

Koch, H., P. Weisser, 1995: Aufwandmenge und Initialbelag – zwei Kenngrößen bei der Applikation von Pflanzenschutzmitteln. Nachrichtenblatt Deut. Pflanzenschutzd. 47, 273-278.

Koch, H., 2007: How to achieve conformity with the dose expression and sprayer function in high crops. Bayer CropScience Journal 60, 1, 71-84.

Weisser, P., H. Koch, 2002: Expression of dose rate with respect to orchard sprayer function. Aspects of Applied Biology 66, published by the Association of Applied Biologists, c/o HRI, Wellesbourne, Warwick CV35 9EF, UK, 353-358.


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