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Originalarbeit – Kurzmitteilung

Erstnachweis von Septoria betulae Pass. an Betula alba agg. in Österreich

First report of Septoria betulae Pass. on Betula alba agg. in Austria

Gerhard Bedlan
Institut
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Wien, Österreich

Journal für Kulturpflanzen, 66 (6). S. 212–214, 2014, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2014.06.03, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Univ.-Doz. Dr. Gerhard Bedlan, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien, Österreich, E-Mail: gerhard.bedlan@ages.at
Zur Veröffentlichung angenommen
31. März 2014

Zusammenfassung

Im August 2012 wurde an Betula alba agg. an einem osttiroler Standort das erste Mal Septoria betulae Pass. in Österreich nachgewiesen.

Stichwörter: Septoria betulae, Betula alba, Erstnachweis, Österreich

Abstract

In August 2012 Septoria betulae Pass. was detected on Betula alba agg. in East Tyrol. This is the first report for this fungus in Austria on this host.

Key words: Septoria betulae, Betula alba, first report, Austria

Einleitung

Von den bisher an Betula spp. beschriebenen Spezies von Septoria (s. Tab. 1) sind folgende Spezies als zur Gattung Septoria gehörend anerkannt: Septoria betulae Pass., S. betulae-odoratae Bubák & Vleugel, S. boycei Dearn. und S. chinensis Miura.

Tab. 1. An Betula spp. beschriebene Arten der Gattung Septoria (in chronologischer Reihenfolge)

Spezies

Wirtspflanze

Synonym(e) und Anmerkungen

Pyknidien

Konidien­länge

Konidien­breite

Konidien-
Eigen­schaften

Septoria betulae Pass.
(1867)

Betula alba

Septoria betulina Pass. (1879)
Septoria betulicola Peck (1883)
Septoria betulicola Peck var. marginalis Peck (1883)
Sep­toria carpinea J. Davis (1915)
Rhabdospora betulina (Pass.) Kuntze (1898)
Rhabdo­spora betulicola (Peck) Kuntze (1898)

 

30–60 μm

 

unscheinbar septiert; hyalin, verkehrt-keulen­förmig bis nadel­­förmig-faden­­förmig gebogen, mehr oder weniger gebogen, an der Basis gestutzt, an der Spitze zulaufend bis abgerundet

Septoria betulae (Lib.) West­end.
(1878)

Betula alba

Illegitim, da ein Homonym zu Septoria betulae Pass.

 

30–34 μm

1,5 μm

bazillenförmig, hy­alin, gebogen, an beiden Seiten stumpf, 1-zellig

Septoria betulina Pass.
(1879)

Betula alba

Ist anscheinend (lt. Saccardo) ident mit S. betulae Pass. (1867)

 

30–60 μm

 

unscheinbar septiert, gebogen, fadenförmig

Septoria betulicola Peck
(1883)

Betula lutea

Synonym zu S. betulae Pass.

sehr klein

30–45 μm

 

fadenförmig, gebogen, hyalin

Septoria betulicola Peck var. marginalis Peck (1883)

Betula lutea

Unterscheidet sich von S. betulicola durch an den Blatträndern befindliche Flecken, die auch zusammenfließen;
Synonym zu S. betulae Pass.

sehr klein

30–45 μm

 

fadenförmig, gebogen, hyalin

Septoria microsperma Peck (1883)

Betula lenta

Rhabdospora microsperma (Peck). Kuntze (1898)
Basionym of Asteroma microspermum (Peck) Sutton

klein

8,89–
12,7 μm

 

farblos, gerundete Enden

Septoria betulae-
odoratae
Bubák & Vleugel (1911)

Betula odorata

Cylindrosporium utahense Solheim (1970)

130–
225 μm

50–68 μm

4 μm

fadenförmig, hyalin, granuliert, gebogen-gekrüm­mt, an beiden Seit­en zugespitzt, 1–3-septiert

Septoria boycei Dearn. (1928)

Betula fontinalis

 

40–90 μm

30–70 μm (meist
45–60 μm)

2–2,5 μm

1-bis 3-septiert, hyalin, stark gebogen oder gewunden

Septoria betulicola Lobik
(1928)

Betula pubes­cens

Illegitim, da ein Homonym zu Septoria betulicola Peck. (1883)

    

Septoria chinensis Miura
(1928)

Betula chinensis

Die Beschreibung stimmt mit S. betulae Pass. überein, außer für die Konidien, die hier schmäler sind (Constantines­cu, 1984)

    

Methode

Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Die Pilzstrukturen wurden mit Wittmann’s Blau (Wittmann, 1970) gefärbt. Pyknidien und Konidien wurden mit dem Programm labSense von Olympus gemessen.

Ergebnisse

Laut Literatur soll Septoria betulina Pass. ident mit Septoria betulae Pass. und S. betulicola Peck sowie S. betulicola var. marginalis Peck Synonyme von S. betulae Pass. sein (Constantinescu, 1984). Constantinescu (1984) gibt als Maße für die Pyknidien von S. betulae Pass. 50–160 μm und für die Konidien (27–)40–70(–86) × (1–)1,5–2(–3) μm an. Sie sind (1–)3–5(–8)-septiert, hyalin, nadelförmig mit einem dickeren Ende, mehr oder weniger gebogen, an der Basis gestutzt und an der Spitze zulaufend bis abgerundet. Als Wirtspflanzen gibt Constantinescu (1984) Betula lenta, B. lutea, B. papyrifera, B. pendula, B. populifolia, B. pubescens und Carpinus caroliniana an.

Constantinescu (1984) erwähnt auch eine Septoria weiriana Sacc. (1920, Wirtspflanze ist Alnus tenuifolia), mit deren Synonym Septoria boycei Dearn. (1928). S. weiriana
unterscheidet sich jedoch von S. boycei (s. Tab. 1) durch größere Pyknidien (200–250 μm im Durchmesser) und größere Konidien (80–95 × 3–3,5 μm), die 1 bis 3-septiert sind. Aufgrund dieser Merkmale ist meines Erachtens S. boycei nicht ein Synonym zu S. weiriana, sondern eine eigenständige Spezies.

Eigene Messungen am Typus von Septoria betulina Pass. ergaben für die Pyknidien Durchmesser von 43–118 μm, im Durchschnitt 72 μm. Die Konidien sind 29–61 μm lang (im Durchschnitt 42,5 μm) und 1,35–2,84 μm breit (im Durchschnitt 2,18 μm) und haben bis zu 6 Septen.

Ein Erstnachweis von Septoria betulae an Betula pubescens im Vereinigten Königreich erfolgte durch Greene (2005). Die Konidien dieses Fundes messen 45–75 × 2–3 μm. Sie sind hyalin, 4–7-septiert, fadenförmig, sich an einem Ende verschmälernd.

Constantinescu (1984) berichtet, dass Septoria betulae eine variable Art sei, vor allem was die Größe der Koni­dien und deren Zahl an Septen anbelangt.

Als weiteres Vergleichsmaterial wurden folgende Belege untersucht:

Septoria betulina Pass. auf Keimpflanzen von Betula verrucosa, Westfalen, 11.9.1921 (Sydow, Mycotheca germanica 1975).

Septoria betulina Pass. auf Betula pubescens, Oberstdorf (Allgäu), 2.8.1906 und Sept. 1908 (Krieger, Schäd­liche Pilze unserer Kulturgewächse 196).

Septoria betulina Pass. auf Betula pubescens, bei St. Peter im Vilnösthal (Südtirol), 4.8.1905 (Kabát und Bubák, Fungi imperfecti exsiccati 416).

Die Septoria betulae von Betula alba aus Osttirol verursacht auf den Blättern unregelmäßige, aber sehr oft von Blattadern begrenzte braune Flecken, so dass diese oft halbseitig eckig begrenzt aussehen. Auf den Flecken befinden sich blattoberseits zerstreut die Pyknidien (Abb. 1 und 2).

Abb. 1. Symptome von Septoria betulae an Blättern von Betula alba.

Abb. 1. Symptome von Septoria betulae an Blättern von Betula alba.

Abb. 2. Pyknidien von Septoria betulae (gefärbt mit Witt­mann’s Blau).

Abb. 2. Pyknidien von Septoria betulae (gefärbt mit Witt­mann’s Blau).

Die Pyknidien haben 67–136,43 μm im Durchmesser, im Durchschnitt 94 μm. Die Konidien messen 39,4–64,44 × 0,6–1,95 μm, im Durchschnitt 52,37 × 1,33 μm (Abb. 3). Dies ist der erste Nachweis von Septoria betulae Pass. an Betula alba agg. im heutigen Staatsgebiet von Österreich. Im Gebiet wurde bisher Septoria betulina Pass. an Betula utilis gefunden (Scheuer und Bechter, 2012).

Abb. 3. Konidien von Septoria betulae (gefärbt mit Witt­mann’s Blau).

Abb. 3. Konidien von Septoria betulae (gefärbt mit Witt­mann’s Blau).

Fundort

Septoria betulae Pass. an lebenden Blättern von Betula alba agg., 4. August 2012, Nikolsdorf (Osttirol), leg. Ines Gabl, det. G. Bedlan.

Der Beleg wurde im Kryptogamenherbar des Naturhistorischen Museums in Wien (hb W) hinterlegt.

Literatur

Greene, S., 2005: First report of Septoria betulae causing leaf spot of birch in the United Kingdom, New Disease Reports 11, 10.

Constantinescu, O., 1984: Taxonomic revision of Septoria-like fungi parasitic on Betulaceae. Transactions of the British Mycological Society 83, 383-398.

Scheuer, C., S. Bechter, 2012: Pilzfunde aus dem Botanischen Garten in Graz. Mitt. Naturwiss. Ver. Steiermark 142, 59-98.

Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykolo­gischer Präparate. PflSchber., Bd. 41, Heft 5/6/7, 91-94.


ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
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