Erstnachweis von Septoria betulae Pass. an Betula alba agg. in Österreich
First report of Septoria betulae Pass. on Betula alba agg. in Austria
Journal für Kulturpflanzen, 66 (6). S. 212–214, 2014, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2014.06.03, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Im August 2012 wurde an Betula alba agg. an einem osttiroler Standort das erste Mal Septoria betulae Pass. in Österreich nachgewiesen.
Stichwörter: Septoria betulae, Betula alba, Erstnachweis, Österreich
In August 2012 Septoria betulae Pass. was detected on Betula alba agg. in East Tyrol. This is the first report for this fungus in Austria on this host.
Key words: Septoria betulae, Betula alba, first report, Austria
Von den bisher an Betula spp. beschriebenen Spezies von Septoria (s. Tab. 1) sind folgende Spezies als zur Gattung Septoria gehörend anerkannt: Septoria betulae Pass., S. betulae-odoratae Bubák & Vleugel, S. boycei Dearn. und S. chinensis Miura.
Tab. 1. An Betula spp. beschriebene Arten der Gattung Septoria (in chronologischer Reihenfolge)
Spezies | Wirtspflanze | Synonym(e) und Anmerkungen | Pyknidien | Konidienlänge | Konidienbreite | Konidien- |
Septoria betulae Pass. | Betula alba | Septoria betulina Pass. (1879) | 30–60 μm | unscheinbar septiert; hyalin, verkehrt-keulenförmig bis nadelförmig-fadenförmig gebogen, mehr oder weniger gebogen, an der Basis gestutzt, an der Spitze zulaufend bis abgerundet | ||
Septoria betulae (Lib.) Westend. | Betula alba | Illegitim, da ein Homonym zu Septoria betulae Pass. | 30–34 μm | 1,5 μm | bazillenförmig, hyalin, gebogen, an beiden Seiten stumpf, 1-zellig | |
Septoria betulina Pass. | Betula alba | Ist anscheinend (lt. Saccardo) ident mit S. betulae Pass. (1867) | 30–60 μm | unscheinbar septiert, gebogen, fadenförmig | ||
Septoria betulicola Peck | Betula lutea | Synonym zu S. betulae Pass. | sehr klein | 30–45 μm | fadenförmig, gebogen, hyalin | |
Septoria betulicola Peck var. marginalis Peck (1883) | Betula lutea | Unterscheidet sich von S. betulicola durch an den Blatträndern befindliche Flecken, die auch zusammenfließen; | sehr klein | 30–45 μm | fadenförmig, gebogen, hyalin | |
Septoria microsperma Peck (1883) | Betula lenta | Rhabdospora microsperma (Peck). Kuntze (1898) | klein | 8,89– | farblos, gerundete Enden | |
Septoria betulae- | Betula odorata | Cylindrosporium utahense Solheim (1970) | 130– | 50–68 μm | 4 μm | fadenförmig, hyalin, granuliert, gebogen-gekrümmt, an beiden Seiten zugespitzt, 1–3-septiert |
Septoria boycei Dearn. (1928) | Betula fontinalis | 40–90 μm | 30–70 μm (meist | 2–2,5 μm | 1-bis 3-septiert, hyalin, stark gebogen oder gewunden | |
Septoria betulicola Lobik | Betula pubescens | Illegitim, da ein Homonym zu Septoria betulicola Peck. (1883) | ||||
Septoria chinensis Miura | Betula chinensis | Die Beschreibung stimmt mit S. betulae Pass. überein, außer für die Konidien, die hier schmäler sind (Constantinescu, 1984) |
Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Die Pilzstrukturen wurden mit Wittmann’s Blau (Wittmann, 1970) gefärbt. Pyknidien und Konidien wurden mit dem Programm labSense von Olympus gemessen.
Laut Literatur soll Septoria betulina Pass. ident mit Septoria betulae Pass. und S. betulicola Peck sowie S. betulicola var. marginalis Peck Synonyme von S. betulae Pass. sein (Constantinescu, 1984). Constantinescu (1984) gibt als Maße für die Pyknidien von S. betulae Pass. 50–160 μm und für die Konidien (27–)40–70(–86) × (1–)1,5–2(–3) μm an. Sie sind (1–)3–5(–8)-septiert, hyalin, nadelförmig mit einem dickeren Ende, mehr oder weniger gebogen, an der Basis gestutzt und an der Spitze zulaufend bis abgerundet. Als Wirtspflanzen gibt Constantinescu (1984) Betula lenta, B. lutea, B. papyrifera, B. pendula, B. populifolia, B. pubescens und Carpinus caroliniana an.
Constantinescu (1984) erwähnt auch eine Septoria weiriana Sacc. (1920, Wirtspflanze ist Alnus tenuifolia), mit deren Synonym Septoria boycei Dearn. (1928). S. weiriana
unterscheidet sich jedoch von S. boycei (s. Tab. 1) durch größere Pyknidien (200–250 μm im Durchmesser) und größere Konidien (80–95 × 3–3,5 μm), die 1 bis 3-septiert sind. Aufgrund dieser Merkmale ist meines Erachtens S. boycei nicht ein Synonym zu S. weiriana, sondern eine eigenständige Spezies.
Eigene Messungen am Typus von Septoria betulina Pass. ergaben für die Pyknidien Durchmesser von 43–118 μm, im Durchschnitt 72 μm. Die Konidien sind 29–61 μm lang (im Durchschnitt 42,5 μm) und 1,35–2,84 μm breit (im Durchschnitt 2,18 μm) und haben bis zu 6 Septen.
Ein Erstnachweis von Septoria betulae an Betula pubescens im Vereinigten Königreich erfolgte durch Greene (2005). Die Konidien dieses Fundes messen 45–75 × 2–3 μm. Sie sind hyalin, 4–7-septiert, fadenförmig, sich an einem Ende verschmälernd.
Constantinescu (1984) berichtet, dass Septoria betulae eine variable Art sei, vor allem was die Größe der Konidien und deren Zahl an Septen anbelangt.
Als weiteres Vergleichsmaterial wurden folgende Belege untersucht:
• Septoria betulina Pass. auf Keimpflanzen von Betula verrucosa, Westfalen, 11.9.1921 (Sydow, Mycotheca germanica 1975). |
• Septoria betulina Pass. auf Betula pubescens, Oberstdorf (Allgäu), 2.8.1906 und Sept. 1908 (Krieger, Schädliche Pilze unserer Kulturgewächse 196). |
• Septoria betulina Pass. auf Betula pubescens, bei St. Peter im Vilnösthal (Südtirol), 4.8.1905 (Kabát und Bubák, Fungi imperfecti exsiccati 416). |
Die Septoria betulae von Betula alba aus Osttirol verursacht auf den Blättern unregelmäßige, aber sehr oft von Blattadern begrenzte braune Flecken, so dass diese oft halbseitig eckig begrenzt aussehen. Auf den Flecken befinden sich blattoberseits zerstreut die Pyknidien (Abb. 1 und 2).
Die Pyknidien haben 67–136,43 μm im Durchmesser, im Durchschnitt 94 μm. Die Konidien messen 39,4–64,44 × 0,6–1,95 μm, im Durchschnitt 52,37 × 1,33 μm (Abb. 3). Dies ist der erste Nachweis von Septoria betulae Pass. an Betula alba agg. im heutigen Staatsgebiet von Österreich. Im Gebiet wurde bisher Septoria betulina Pass. an Betula utilis gefunden (Scheuer und Bechter, 2012).
Septoria betulae Pass. an lebenden Blättern von Betula alba agg., 4. August 2012, Nikolsdorf (Osttirol), leg. Ines Gabl, det. G. Bedlan.
Der Beleg wurde im Kryptogamenherbar des Naturhistorischen Museums in Wien (hb W) hinterlegt.
Greene, S., 2005: First report of Septoria betulae causing leaf spot of birch in the United Kingdom, New Disease Reports 11, 10.
Constantinescu, O., 1984: Taxonomic revision of Septoria-like fungi parasitic on Betulaceae. Transactions of the British Mycological Society 83, 383-398.
Scheuer, C., S. Bechter, 2012: Pilzfunde aus dem Botanischen Garten in Graz. Mitt. Naturwiss. Ver. Steiermark 142, 59-98.
Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykologischer Präparate. PflSchber., Bd. 41, Heft 5/6/7, 91-94.