JfK Kopfgrafik
Home / Archiv / Bd. 67 Nr. 2 (2015) / Originalarbeit – Kurzmitteilung
Originalarbeit – Kurzmitteilung

Erstnachweis von Phyllosticta glycines Thüm. an Glycine max in Österreich

First report of Phyllosticta glycines Thüm. on Glycine max in Austria

Gerhard Bedlan
Institut
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Wien, Österreich

Journal für Kulturpflanzen, 67 (2). S. 73–75, 2015, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2015.02.03, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Univ.-Doz. Dr. Gerhard Bedlan, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien, Österreich, E-Mail: gerhard.bedlan@ages.at
Zur Veröffentlichung angenommen
14. Januar 2015

Zusammenfassung

Gegen Ende August 2014 wurde an Sojabohne aus der Südsteiermark der Pilz Phyllosticta glycines erstmals für Österreich nachgewiesen.

Stichwörter: Phyllosticta glycines, Glycine max, Erstnachweis, Österreich

Abstract

Towards the end of August 2014 the occurrence of the fungus Phyllosticta glycines on soybean is first reported for Austria.

Key words: Phyllosticta glycines, Glycine max, first report, Austria

Einleitung

An Glycine max sind bisher Phyllosticta glycines Thüm., Ph. sojicola C. Massal. und Ph. glycines Tehon & E.Y. Daniels beschrieben worden (s. Tab. 1).

Tab. 1. An Glycine spp. bisher beschriebene Arten der Gattung Phyllosticta (in chronologischer Reihenfolge) ge­mäß den Originalbeschreibungen

Spezies

Anmerkungen

Durchmesser der Pyknidien in μm

Länge der Konidien in μm

Breite der Konidien in μm

Eigenschaften der Konidien

Phyllosticta glycines Thüm. (1881)

an Glycine violacea (= Hardenbergia violacea).

6

2,5

elliptisch, an beiden Enden gestutzt-abgerun­det, gerade oder achroid

Phyllosticta sojicola C. Massal. (als ‘sojaecola‘, 1900)

an Soja hispida (= Glycine max).

100–180

5–10

3–3,5

hyalin, länglich,
mit 2–3 Öltropfen

Phyllosticta glycines Tehon & E.Y. Daniels (als ‘glycineum‘, 1927)

illegitim, da ein Hom­onym zu Phyllosticta glycines Thüm.
an Gly­cine hispida (= Glycine max).

90–170

4,5–7,0

2,0–2,5

länglich bis schmal ellipsoidisch mit gerundeten Enden, hyalin bis rauchgrau

Gegen Ende August 2014 wurde an lebenden Blättern von Sojabohnen aus der Südsteiermark der Pilz Phyllosticta glycines Thüm. nachgewiesen.

Methode

Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Die Pilzstrukturen wurden mit Wittmann’s Blau (Wittmann, 1970) gefärbt. Pyknidien und Konidien wurden mit dem Programm labSens von Olympus gemessen.

Symptome

Auf den Blättern bildet Phyllosticta glycines rundliche, ovale, unregelmäßige oder V-förmige Flecken. Diese sind grau oder braun und besitzen einen schmalen dunklen Rand. In älteren Flecken kann man viele kleine schwarze, punktförmige Gebilde sehen, die Pyknidien des Pilzes. Die Krankheit kann auch auf Stängel, Blattstiele und Hülsen übergehen.

Diskussion

Das erste Mal wird eine Phyllosticta an Sojabohne von F. von Thümen (1881) beschrieben. 1900 beschreibt Massalongo Phyllosticta sojicola (in der Originalbeschreibung als Ph. sojaecola) an Soja hispida nahe Tregnano bei Verona. Die Phyllostica glycines von Tehon und Daniels (1927), in der Originalbeschreibung als Ph. glycineum an Glycine hispida aus Arthur, Douglas County (Colorado, USA), ist gem. Art 53. des Melbourne-Code (McNeill (ed.), 2012) illegitim, da ein Homonym zu Phyllosticta glycines Thüm.

Vergleicht man die in der Tab. 1 angeführten drei Arten, so sind sicherlich Ph. glycines Thüm. und Ph. glycines Tehon & E.Y. Daniels als ident aufzufassen. Die Ph. soji­cola hat im Vergleich mit den beiden anderen Arten jedenfalls längere und breitere Konidien.

Die in der Südsteiermark gefundene Phyllosticta an Sojabohne hat Pyknidien mit einem Durchmesser von 57,08–123,5 μm (im Durchschnitt 85,52 μm). Die Konidien messen 3,63–6,81 × 1,21–2,87 μm (im Durchschnitt 5,3 × 1,94 μm). Bei dieser Phyllosticta handelt es sich demnach um Phyllosticta glycines Thüm. und deren ersten Nachweis an Sojabohne für Österreich.

Fundort

Phyllosticta glycines Thüm. an lebenden Blättern von Sojabohne, Wildon (Bezirk Leibnitz, Steiermark), 23. August 2014, leg. H. Gobly-Heigl, det. Gerhard Bedlan.

Danksagung

Für die Übermittlung der mit Phyllosticta glycines befal­lenen Sojabohnenprobe bedanke ich mich bei Herrn H. Gobly-Heigl, Landwirt in Wildon, Steiermark. 

Abb. 1. Symptome an Blatt.

Abb. 1. Symptome an Blatt.

Abb. 2. Pyknidien und Konidien von Phyllosticta glycines (gefärbt mit Wittmann’s Blau).

Abb. 2. Pyknidien und Konidien von Phyllosticta glycines (gefärbt mit Wittmann’s Blau).

Abb. 3. Konidien von Phyllosticta glycines (gefärbt mit Wittmann’s Blau).

Abb. 3. Konidien von Phyllosticta glycines (gefärbt mit Wittmann’s Blau).

Literatur

Massalongo, C.B., 1900: De nonnullis speciebus novis micromycetum agri Veronensis. Atti dell´Istituto Veneto Scienze 59 (2), 683-690.

McNeill, J. (Ed.), 2012: International Code of Nomenclature for algae, fungi, and plants (Melbourne Code). Regnum Vegetabile 154, Koeltz Scientific Books, 208 pp.

Tehon, L.R., E.Y. Daniels, 1927: Notes on the parasitic fungi of Illinois – III. Mycologia 19 (3), 110-129.

von Thümen, F., 1881: Contributiones ad Floram Mycologicam Lusitanicam. Revista Sci. Litt Inst. Coimbra 28, 223-557.

Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykolo­gischer Präparate. PflSchber., Bd. 41, Heft 5/6/7, 91-94.


ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
Verlag
Eugen Ulmer KG
Ulmer-Logo
Verantwortlicher Herausgeber
Präsident und Professor
Prof. Dr. Frank Ordon
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
Schriftleitung
Dr. Anja Hühnlein
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
E-Mail: journal-kulturpflanzen@julius-kuehn.de
Co-Schriftleitung
Dr. Ulrike Stahl
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Layout/Technische Umsetzung
mediaTEXT Jena GmbH
mediaTEXT-Logo
Julius Kühn-Institut (JKI)
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
 
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
Deutschland
Fon: 03946 47-0
Fax: 03946 47-255
Mail: poststelle@julius-kuehn.de
De-Mail: poststelle@julius-kuehn.de-mail.de
Impressum
 
Diese Zeitschrift wird vom Julius Kühn-Institut herausgegeben.
JKI-Logo