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Originalabeit – Kurzmitteilung

Erstnachweis von Ascochyta humuliphila an Humulus lupulus in Österreich

First report of Ascochyta humuliphila on Humulus lupulus in Austria

Gerhard Bedlan
Institut
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Wien, Österreich

Journal für Kulturpflanzen, 67 (3). S. 105–108, 2015, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2015.03.04, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Univ.-Doz. Dr. Gerhard Bedlan, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien, Österreich, E-Mail: gerhard.bedlan@ages.at
Zur Veröffentlichung angenommen
10. Februar 2015

Zusammenfassung

Mitte September 2014 wurde an Hopfen aus der Südsteiermark der Pilz Ascochyta humuliphila erstmals für Österreich nachgewiesen.

Stichwörter: Ascochyta humuliphila, Humulus lupulus, Erstnachweis, Österreich

Abstract

In the mid of September 2014 the occurrence of the fungus Ascochyta humuliphila on hop is first reported for Austria.

Key words: Ascochyta humuliphila, Humulus lupulus, first report, Austria

Einleitung

Mitte September 2014 wurde an Trag- und Vorblättern der Fruchtstände („Hopfen-Dolden“) von Hopfen in der Südsteiermark der Pilz Ascochyta humuliphila nachgewiesen.

Bubák und Kabát (1904) beschrieben eine Ascochyta humuli Kabát & Bubák an Hopfen, die jedoch ein Homonym zu Ascochyta humuli Lasch ist.

Melnik (1971) gibt daher der Ascochyta humuli Kabát & Bubák den neuen Namen Ascochyta humuliphila. Er bemerkt zu dem neuen Namen „non A. humuli Lasch in Rabenh., Herb. Mycol.: no. 680 (1884)“. Hierzu ist anzufügen, dass A. humuli Lasch in Rabenhorst, Klotzschii Herb. viv. mycol.: no. 680 aus dem Jahre 1844 ein nom. inval. nach Art. 38.1(a) des Melbourne-Code (McNeill, ed., 2012) darstellt, jedoch 1845 legitim in der Botanischen Zeitung (Anonym, 1845) publiziert wurde. Darüber hinaus ist Ascochyta humuli Lasch (Untersuchung des Typus) eine Septoria und zwar Septoria humuli Westend.

In der Mycotheca germanica (Nr. 1659) findet sich eine Ascochyta humuli Sacc. et Speg. aus dem Jahre 1878, die in den Repositorien Index Fungorum und Mycobank fehlt. Diese Spezies ist jedenfalls ident mit Ascochyta humuli Kabát & Bubák und ebenfalls ein Homonym zu Ascochyta humuli Lasch. Bubák und Kabát (1904), weisen im Protolog ihrer Ascochyta humuli darauf hin, dass aufgrund der Konidienmerkmale es sich vielleicht um ein weiteres Reifesta­dium von Phyllosticta humuli Sacc. et Speg. handelt. Die Konidien von Phyllosticta humuli Sacc. et Speg. (Saccardo, 1878) messen 6–9 × 4–5 μm. Die Konidien von Ascochyta humuli Sacc. et Speg. sind, wie bei Bubák und Kabát (1904), beschrieben, anfangs einzellig, aber späterhin eindeutig zweizellig und zur Gattung Ascochyta zuzuordnen (Tab. 1).

Tab. 1. An Humulus lupulus beschriebene Arten der Gattung Ascochyta (in chronologischer Reihenfolge)

Spezies

Anmerkungen

Pyknidien

Konidien­länge

Konidien­breite

Konidieneigenschaften

Ascochyta humuli
Lasch (1844)
Typus

Nom. inval. nach Art 38.1(a) Melbourne-Code

Ascochyta humuli Lasch ist Septoria humuli Westend.

Ascochyta humuli
Lasch (1845)

    

Ascochyta humuli
Sacc. et Speg. (1878)
Original­beschreibung

in der Originalbeschreibung als Phyllosticta humuli
Sacc. & Sp. beschrieben;
als Asco­chyta humuli Sacc. et Speg. ein Homonym zu Ascochyta humuli Lasch (1845) und in den Reposi­torien Index Fun­gorum und Mycobank fe­hlend

80–90

6–9

4–5

länglich, an beiden Enden abgerundet, gerade oder gebogen, hyalin

Ascochyta humuli
Sacc. et Speg. (1878)
aus Sy­dow: Mycotheca ger­manica, Nr. 1659

 

53,71–
161,29
Ø 101,77

5,25–
9,85
Ø 7,26

1,62–
3,13
Ø 2,41

sehr viele 1-zellig, hyalin, zwei­­zellig, zylindrisch bis zylindrisch-
el­lipsoidisch, an der Septe manchmal etwas eingeschnürt, gerade oder manchmal sehr leicht gebogen, an den Enden breit abgerundet

Ascochyta humuli
Ká­bat & Bubák (1904)
Orig­inalbeschreibung

Homonym zu Ascochyta humuli Lasch (1845)

80–140

7–15

3–5

anfangs einzellig, eiförmig, ellipsoidisch oder kurz zylindrisch, endlich länglich bis zylindrisch, an den Enden abgerundet, gerade oder etwas gekrümmt, mit einer Quer­wand in der Mitte, bei derselben mehr weniger eingeschnürt, hyalin; unreife, einzellige Sporen kleiner

Ascochyta humuli
Ká­bat & Bubák (1904)
Ty­pus

 

44,34–
136,12
Ø 93,19

6,52–
11,56
Ø 9,44

2,02–
3,63
Ø 2,93

sehr viele 1-zellig, hyalin, zwei­­zellig, an der Septe manchmal eingeschnürt und manchmal 1 Zelle etwas größer, gerade und manchmal auch leicht gebogen

Ascochyta humuliphila Melnik (1971)
Original­beschreibung

Nom. nov.

(85)
100–200

7–15

3–5

kurz-zylindrisch, länglich-ellipsoi­­disch oder länglich-eiförmig, beide Enden breit abgerundet, gerade oder sehr selten leicht gebogen

Methode

Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Die Pilzstrukturen wurden mit Wittmann’s Blau (Wittmann, 1970) gefärbt. Pyknidien und Konidien wurden mit dem Programm labSens von Olympus gemessen.

Symptome

Auffällig sind die braun verfärbten „Hopfen-Dolden“ (Abb. 1), wie sie auch z.B. durch einen Befall mit Alternaria alternata verursacht werden können. Die Trag- und Vorblätter der Fruchtstände sind braun bis dunkelbraun verfärbt und auf deren Oberseiten befinden sich subepidermal die Pyknidien (Abb. 2).

Abb. 1. Braun verfärbte „Hopfen-Dolden“.

Abb. 1. Braun verfärbte „Hopfen-Dolden“.

Abb. 2. Pyknidium und Konidien von Ascochyta humuli­phila (gefärbt mit Wittmann’s Blau).

Abb. 2. Pyknidium und Konidien von Ascochyta humuli­phila (gefärbt mit Wittmann’s Blau).

Pathogen

In den Beschreibungen von Bubák und Kabát (1904), als auch in der Folge von Melnik (1971), der ja nur einen neuen Namen vergab, werden die Pyknidien als blattoberseits befindlich angegeben, sie sind kugelig, wenig zusammengedrückt, hellbraun bis braun und 80–140 μm breit. Die hyalinen Konidien sind anfangs einzellig, eiförmig, elliptisch oder kurz zylindrisch, endlich länglich bis zylindrisch und an den Enden abgerundet, gerade oder etwas gekrümmt, mit einer Querwand in der Mitte und dort mehr oder weniger eingeschnürt, 7–15 μm lang und 3–5 μm breit.

Die Pyknidien von A. humuliphila aus der Südsteiermark messen 54,79–112,27 μm (durchschnittlich 76,29 μm), die Konidien 7,94–18,36 × 1,35–5,24 μm (durchschnittlich 11,76 × 2,92 μm). Die Konidien sind hyalin, zylindrisch-ellipsoidisch und an beiden Enden breit abgerundet, gerade und manchmal leicht gebogen, an der Septe oft etwas eingeschnürt, manchmal ist eine Zelle etwas größer (Abb. 3).

Abb. 3. Konidien von Ascochyta humuliphila (gefärbt mit Wittmann’s Blau).

Abb. 3. Konidien von Ascochyta humuliphila (gefärbt mit Wittmann’s Blau).

Verbreitung

Asien: China (Tai, 1979; Bai, ed., 2003), Indien (Singh et al., 1984), Armenien, Georgien (Melnik, 2000).

Europa: Bulgarien (Vanev et al., 1997), Polen (Salata et al., 1994; Mulenko et al., 2008), Tschechische Republik (Bubák und Kabát, 1904), Deutschland, Rumänien, Großbritannien, Lettland, Litauen, Ukraine (Melnik, 2000).

Fundort

Ascochyta humuliphila Melnik an Trag- und Vorblättern der Fruchtstände („Hopfen-Dolden“) von Hopfen, Leutschach (Bezirk Leibnitz, Steiermark), 15. September 2014, leg. Peter Klug, det. Gerhard Bedlan.

Danksagung

Für die Übermittlung der mit Ascochyta humuliphila befallenen Hopfenprobe bedanke ich mich bei DI Peter Klug von der Landwirtschaftskammer Steiermark und für die Zusendung des Typus von Ascochyta humuli Lasch Herrn Harrie Sipman vom Botanischen Garten und Botanischem Museum Berlin-Dahlem sowie Herrn Anton Igersheim vom Naturhistorischen Museum in Wien, der weitere Belege zur Verfügung stellte.

Literatur

Anonym, 1845: Klotzschii Herb. viv. mycol. sist. Fung. p. totam Germaniam cresc. collect. perf. Cent. VII. cur L. Rabenhorst, etc. Dresdae 1844, 4. Beilage zur botanischen Zeitung, 3. Jg., 4. Stück, 68.

Bai, J.-K. (Ed.), 2003: Flora Fungorum Sinicorum. Vol. 17. Sphaeropsidales, Ascochyta, Septoria. Beijing, Science Press, 372 pp.

Bubák, Fr., J.E. Kabát, 1904: Mykologische Beiträge II. Hedwigia 43(6), 416-421.

McNeill, J. (Ed.), 2012: International Code of Nomenclature for algae, fungi, and plants (Melbourne Code). Regnum Vegetabile 154, Koeltz Scientific Books, 208 pp.

Melnik, V.A., K.A. Pystina, 1995: Novitates de micromycetibus reservati Svirensis inferioris. Novosti Sist. Nizsh. Rast. 30, 29-36.

Melnik, V.A., 1971: Taxonomia et nomenclatura fungorum non­nullorum ad genera Ascochyta et Diplodina pertinentium. Novosti Sistematiki Nizshikh Rastenii. 8, 202-213.

Melnik, V.A., 2000: Key to the fungi of the genus Ascochyta Lib. (Coelomycetes). Mitt. Biol. Bundesanst. Land- Forstwirtsch., Vol. 379.

Melnik, V.A., D.A. Shabunin, E.S. Popov, 2008: Contributions to the Studies of Mycobiota in Novgorod and Pskov Regions. II. Coelo­mycetes. Mikol. Fitopatol. 42, 43-52.

Mulenko, W., T. Majewski, M. Ruszkiewicz-Michalska, 2008: A Preliminary Checklist of Micromycetes in Poland. W. Szafer Institute of Botany, Polish Academy of Sciences 9, 752.

Saccardo, P.A., 1878: Fungi veneti novi vel critici vel Mycologiae venetae addendi, Series VII. Michelia 1, 144.

Salata, B., W. Mulenko, A. Wolczanska, 1994: New and rare to species of Sphaeropsidales the Polish flora. Acta Mycol. 29, 81-93.

Singh, G., R.N. Singh, T.P.S. Bhandari, 1984: Ascochyta leaf spots on fig and hop new records for India. Indian J. Mycol. Pl. Pathol. 14, 100.

Tai, F.L., 1979: Sylloge Fungorum Sinicorum. Peking, Sci. Press, Acad. Sin., 1527 pp.

Vanev, S.G., E.F. Sameva, G.G. Bakalova, 1997: Order Sphaeropsi­dales. Fungi Bulgaricae 3, 1-335.

Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykolo­gischer Präparate. PflSchber., Bd. 41, Heft 5/6/7, 91-94.


ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
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