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Originalarbeit

Versuchsfeld Dahnsdorf – 15 Jahre agrarmeteorologische Messungen Teil 2: Lufttemperatur

Trial field Dahnsdorf – 15 years of agrometeorological measurements Part 2: Air temperature

Udo Wittchen, Jürgen Schwarz und Bernhard Pallutt
Institut
Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Journal für Kulturpflanzen, 67 (5). S. 162–174, 2015, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2015.05.02, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Dr. Udo Wittchen, Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgen­abschätzung, Stahnsdorfer Damm 81, 14532 Kleinmachnow, E-Mail: udo.wittchen@jki.bund.de
Zur Veröffentlichung angenommen
17. Dezember 2014

Zusammenfassung

Der Mittelwert der Lufttemperatur des Zeitraumes 1998 bis 2012 auf dem Versuchsfeld in Dahnsdorf lag mit 9,5°C deutlich (+0,8 K) über dem aktuell gültigen Normalwert (1961/90) der nahe gelegenen DWD-Station Wittenberg. Keiner der Monate des Gesamtzeitraums der Dahnsdorfer Messungen war kälter gegenüber dem des Normalwert-Zeitraumes. Die Differenzen betrugen zwischen 0,0 K (Juni, Oktober) und +1,6 K (Januar). Vor allem in den Monaten Januar bis April war eine deutliche Erwärmung (+1,0 K bis +1,6 K) gegenüber dem Normalwert-Zeitraum erkennbar. Die Spannweite der Monatsmittel der Lufttemperatur zwischen den einzelnen Jahren war erheblich. Sie war besonders stark in den Monaten Januar (10,5 K) und Dezember (10,2 K).

Auch die mittleren Tagesmittel der Lufttemperatur verzeichnen für die Kalendertage des Zeitraums 1998 bis 2012 überwiegend eine Zunahme: 262 der 366 Tage waren wärmer gegenüber dem Normalwert-Zeitraum. Unabhängig davon lassen sich im Jahresgang der Differenzen zu den Normalwerten Zeitintervalle mit negativen Differenzen lokalisieren. Das gilt z.B. für das Zeit­intervall vom 6. bis 20. Oktober, in dem es – über den Gesamtzeitraum gesehen – in Dahnsdorf 1,2 K kälter war als an der Vergleichsstation Wittenberg.

Zwischen den Spannweiten der Tagesmittel eines Kalendertages und dessen Datum ist ein funktionaler Zusammenhang erkennbar: Große Spannweiten (tlw. > 25 K) im Winter, geringere (tlw. < 10 K) im Sommer.

Ähnliche Aussagen lassen die monatlichen Verteilungen der 10-Minuten-Mittel der Lufttemperatur zu: Extreme Spannweiten in den Wintermonaten (z.B. Februar: 40,0 K), geringere im Sommer: In den Wintermonaten sind sowohl in ihrer Häufigkeit als auch in ihren Beträgen stärkere negative Differenzen zum Monatsmittel zu verzeichnen; im Sommer treten häufiger und mit größeren Beträgen positive Differenzen auf.

Die Auszählung der Tage mit Über- bzw. Unterschreitung definierter Schwellwerte verzeichnet einen Anstieg auf dem Versuchsfeld Dahnsdorf. Das gilt sowohl für Sommertage (Max. ≥ 25,0°C) und heiße Tage (Max. ≥ 30,0°C) als auch für Frost- (Min. < 0,0°C) und Eistage (Max. < 0,0°C). Letzteres steht im Widerspruch zu langjährigen Trends des Zeitraumes 1951 bis 2010.

Die Lufttemperatur variiert in Abhängigkeit von der Messhöhe. Zwischen 2,0 m und 1,0 m Höhe unterscheiden sich die Monatsmittel der Lufttemperatur nur geringfügig (zwischen +0,1 K und +0,2 K). In den Messhöhen 2,0 m und 0,2 m differieren sie deutlicher (zwischen +0,6 K und +0,9 K). In diesem Höhenbereich ist ein Tagesgang der Temperaturdifferenzen erkennbar: In der Nacht geringere Temperaturwerte in Bodennähe, am Tag geringere Werte in 2,0 m Höhe.

Stichwörter: Erwärmung, Normalwert, Schwankung, Temperatur, Versuchsfeld

Abstract

For the considered period from between 1998 and 2012, the mean air temperature values at the trial field Dahnsdorf amounted to 9.5°C and were therefore well above (+0.8 K) the currently valid normal value of the normal period 1961/90 measured at the DWD weather station Wittenberg. Compared to the normal period, no month of the aggregate Dahnsdorf measurement period was colder. The differences ranged between 0.0 K (June, October) and +1.6 K (January). Especially the period between January and April showed a distinct warming (+1.0 to +1.6 K). The monthly mean air temperatures varied considerably between the individual years, in particular in January (10.5 K) and December (10.2 K).

The means of the daily mean air temperature per calendar day were also mostly increasing from 1998 to 2012. 262 out of 366 days were warmer compared to the normal period. Considering, however, the annual variation of differences to the normal period values, there were also colder periods. This applies for instance to the period from 6th to 20th October, which was 1.2 K colder compared to the same period at the DWD weather station in Wittenberg.

The range of daily mean air temperatures of a calendar day depends functionally on the date: wide range (partially > 25 K) in winter, low range (partially < 10 K) in summer.

The monthly distributions of 10-minute mean air temperatures allow similar conclusions: Extreme ranges in winter (February: 40.0 K), lower ranges in summer. In winter, negative differences on the monthly mean are more frequent and greater. In summer, positive differences on the monthly mean are more frequent and greater.

The number of days exceeding or falling below defined thresholds increased at the experimental field in Dahnsdorf. This was observed for summer days (max. ≥ 25.0°C) and hot days (max. ≥ 30.0°C) as well as for freezing days (min. < 0.0°C) and ice days (max. < 0.0°C). The last one is contrary to the long term trends of the period 1951–2010.

Air temperature varies with the measuring height. The monthly means vary only slightly between 2.0 m and 1.0 m (from + 0.1 K to + 0.2 K). They are, however, greater at 2.0 m and 0.2 m (from + 0.6 K to + 0.9 K). At these heights, the temperature differences during the day and night periods vary distinctly between 2.0 m and 0.2 m: In the night lower air temperature at ground level, in the day lower values at 2.0 m height.

Key words: Fluctuation, normal value, trial field, temperature, warming

1 Einleitung

Im Jahr 1996 wurde auf dem Versuchsfeld der damaligen Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (heute: Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen) in Planetal, OT Dahnsdorf (Landkreis Potsdam-Mittelmark, Land Brandenburg) eine agrarmeteorologische Station installiert. Inzwischen existiert für den Zeitraum 1998 bis 2012 15-jähriges, fast lückenloses Datenmaterial der wichtigsten meteorologischen Größen, das unter verschiedenen Gesichtspunkten und für verschiedene Zeitskalen analysiert wird. Der Teil 2 des vorliegenden Themenheftes realisiert dieses detailliert für die Lufttemperatur. Diese ist sowohl für die Entwicklung der Pflanzen als auch für viele pflanzenbau­liche und produktionstechnische Prozesse von großer Bedeutung.

So weist Chmielewski et al. (2002) einen engen korrelativen Zusammenhang zwischen der Lufttemperatur der Monate Februar bis April und dem zeitlichen Auftreten phänologischer Phasen im Frühjahr für ausgewählte Kulturpflanzen nach.

Andererseits bestimmt die Lufttemperatur die Anbaufähigkeit der Kulturpflanzen: Winterfestigkeit und Vernalisationsbedürfnis seien in diesem Zusammenhang genannt (Geisler, 1988).

Dass eine eisige Witterung zu erheblichen Ausfällen führen kann, belegen die folgenden Zahlen. Im Jahr 2011/2012 betrug die Auswinterung bei Winterweizen und Wintergerste 12,1 bzw. 12,8%. Im Jahr 2012/2013 waren es dagegen lediglich 1,3 bzw. 0,8% (BMELV, 2013).

Neben den Kulturpflanzen selbst beeinflusst die Luft­temperatur auch die Entwicklung der Schadorganismen (Kluge et al., 1999) – und letztendlich sogar die Maß­nahmen zu deren Bekämpfung. So sollten beispielweise Pflanzenschutzmittelapplikation bei Lufttemperaturen > 25°C vermieden werden (BMELV, 2010).

2 Material und Methoden

Die Messungen erfolgten mit Hilfe eines Datenloggers der Firma Delta-T-Devices Ltd., Cambridge, England (Delta-T, 1990) auf einem mit Rasen bewachsenen Messfeld. Alle angeschlossenen Messwertgeber wurden minütlich (Abfrage-Intervall: 1 Minute) abgefragt und auf 10-Minuten-Werte (Mittelwert bzw. Summe) verdichtet. Bis Februar 1999 wurde jeweils nur ein 10-Minuten-Wert (Messwert) pro Stunde ermittelt, danach sechs. Über den gesamten betrachteten Zeitraum wurde ein Standardprogramm realisiert (siehe auch Teil 1 – Allgemeines dieses Themenheftes). Die Lufttemperatur wurde in drei verschiedenen Höhen (2,0 m; 1,0 m und 0,2 m) gemessen. Verwendet wurden Lufttemperatur- und Luftfeuchte­sensoren SKH 2040 mit dem Messprinzip ´Thermistor standard Fenwal type 10 K‘. Alle Geber waren mit einem Strahlungsschutz ausgerüstet. Sie wurden regelmäßig im Abstand von zwei Jahren kalibriert bzw. ausgetauscht. Als Ersatzgerät diente ein in einer Thermometerhütte auf dem Messfeld befindlicher Thermohygrograph. Mit ihm wurden fehlende Werte ergänzt bzw. fehlerhafte Werte korrigiert. In äußerst seltenen Ausnahmefällen wurden die Messergebnisse der Meteorologischen Station Wittenberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) einbezogen.

Die Daten wurden jährlich auf Plausibilität, im Wesentlichen auf Über- bzw. Unterschreitung definierter Schwellwerte geprüft.

Sie wurden in einer separaten ACCESS-Datenbank sowie der ORACLE-Datenbank „Schadorganismen und Folgenabschätzung“ des Instituts „Strategien und Folgenabschätzung“ gespeichert.

Die statistischen Auswertungen erfolgten mit dem Statistikprogramm SAS®; Signifikanztests wurden stets zum Signifikanzniveau α = 0,05 durchgeführt.

Grundsätzlich wurden Stundenwerte verwendet: Das heißt, dass unabhängig von der Anzahl der Messwerte, auf die jeweilige Stunde (h) bezogene Mittel- und Extrem­werte berechnet und analysiert wurden. In Abhängigkeit von der Anzahl der Messwerte variierte das Bezugs-Intervall für die Stundenwerte: Bis Februar 1999 waren es die letzten 10 Minuten vor jeder vollen Stunde, ab März 1999 das Zeitintervall von 9 Minuten vor der vollen Stunde (h–9‘) bis 50 Minuten nach der vollen Stunde (h+50‘).

Für Vergleiche mit Klimadaten wurden die langjährigen Normalwerte des Normalwert-Zeitraums 1961/90 der DWD-Station Wittenberg (Müller-Westermeier, 1996) genutzt.

3 Ergebnisse und Diskussion

Betrachtet werden die Mittel- und Extremwerte der Luft­temperatur für unterschiedliche Zeitskalen. Sofern nicht separat auf anderes verwiesen, wird auf die Lufttemperatur in 2,0 m Höhe Bezug genommen.

3.1 Gesamtzeitraum und Einzeljahre

Der 15-jährige Mittelwert (1998 bis 2012) der Lufttem­peratur des Versuchsfeldes Dahnsdorf beträgt 9,5°C und liegt damit deutlich (+0,8 K) über dem langjährigen Normalwert der nahe gelegenen DWD-Station Wittenberg. Mit einer Ausnahme (2010: 7,8°C) waren alle Jahre zwischen 0,3 K und 1,5 K wärmer als im Normalwert-Zeitraum an der Vergleichsstation. Das höchste Jahresmittel war mit 10,2°C im Jahr 2008 zu verzeichnen.

Detaillierte Informationen über die Lufttemperatur des Gesamtzeitraums und der Einzeljahre auf dem Versuchsfeld in Dahnsdorf enthält der 1. Teil – Allgemeines dieses Themenheftes.

3.2 Monatswerte

Jahreswerte bieten meist nur unzureichende Anhaltspunkte für die Charakterisierung der Wachstumsbedingungen der Pflanzen in Abhängigkeit von der Witterung. Wesentliche, das Pflanzenwachstum beeinflussende meteorologische Größen unterliegen einem Jahresgang. In gleicher Weise gestaltet sich das Pflanzenwachstum jahreszeitlich verschieden.

Die zeitliche Differenzierung der Lufttemperatur erfolgt zunächst anhand der Monatsmittel und deren Extremwerten. Diese werden mit den langjährigen Normalwerten verglichen (Abb. 1).

Abb. 1. Monatsmittel- und -ex­tremwerte der Lufttem­peratur (in°C) (Dahnsdorf, 1998 bis 2012) sowie Abwei­chung der Monatsmittel vom Normalwert (in K) (Wittenberg, 1961/90).

Abb. 1. Monatsmittel- und -ex­tremwerte der Lufttem­peratur (in°C) (Dahnsdorf, 1998 bis 2012) sowie Abwei­chung der Monatsmittel vom Normalwert (in K) (Wittenberg, 1961/90).

Im Mittel aller Jahre des Zeitraumes von 1998 bis 2012 waren – mit Ausnahme des Juni und Oktober (jeweils ±0,0 K) – alle Monate in Dahnsdorf wärmer als die des Normalwert-Zeitraumes in Wittenberg (Abb. 1). Die höchsten Differenzen verzeichneten die Monate Januar bis April. In diesem Zeitraum erreichten sie Werte zwischen +1,0 K und +1,6 K.

Besonders in den Wintermonate (Dezember bis Februar) schwankten die Monatsmittel der Einzeljahre erheblich. Die Spannweite zwischen den einzelnen Jahren überschritt teilweise 10,0 K (Tab. 1).

Tab. 1. Normalwerte der Monatsmittel der Lufttemperatur (Wittenberg, 1961/90) sowie Monatsmittel der Luft­temperatur, deren Extremwerte und Spannweiten (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

 

Normalwert

Mittelwert

Stand.-abw.

Min.

Jahr

Max.

Jahr

Spannweite

 

[°C]

[°C]

 

[°C]

 

[°C]

 

[K]

Januar

–0,8

0,8

2,94

–5,2

2010

5,3

2007

10,5

Februar

0,2

1,5

2,87

–2,9

2012

5,8

1998

8,7

März

3,7

4,7

1,42

1,3

2006

7,1

2012

5,8

April

7,9

9,4

1,39

7,7

2001

12,4

2011

4,7

Mai

13,1

13,7

1,19

10,7

2010

15,1

2008

4,4

Juni

16,6

16,6

1,34

14,4

2001

18,9

2003

4,5

Juli

18,0

18,7

1,73

16,2

2000

22,7

2006

6,5

August

17,6

18,2

1,22

16,2

2005

20,6

2003

4,4

September

14,0

14,4

1,34

12,8

2001

17,1

2006

4,3

Oktober

9,4

9,4

1,80

5,7

2003

12,6

2001

6,9

November

4,3

4,8

1,50

1,7

1998

7,5

2009

5,8

Dezember

0,8

1,1

2,50

–4,9

2010

5,3

2006

10,2

Deutlich stabiler zeigten sich dagegen die Monate der Jahresmitte. Von Mai bis September betrugen – mit Ausnahme des Juli (6,5 K) – die Differenzen zwischen den einzelnen Jahren weniger als 5,0 K.

3.3 Tageswerte

In vielen, mit der Entwicklung der Pflanzen im Zusammenhang stehenden Fragestellungen ist die Aussagekraft von Monatswerten beschränkt: Zeitlich höher aufgelöste Daten werden erforderlich. Eine Möglichkeit bieten Tageswerte. Für das Dahnsdorfer Versuchsfeld wurden die Tagesmittelwerte aus jeweils 24 Stundenwerten (23:51 Uhr MEZ des Vortages bis 23:50 Uhr MEZ des Messtages) berechnet.

Tab. 2 dokumentiert – für die einzelnen Monate – die an Hand der Tagesmittelwerte berechneten statistischen Maßzahlen (Mittelwert, Standardabweichung) sowie die im Gesamtzeitraum (1998 bis 2012) ermittelten Extremwerte.

Tab. 2. Tagesmittel der Lufttemperatur und deren Extremwerte (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

 

Mittelwert

Stand.-abw.

Min.

Datum

Max.

Datum

Januar

0,8

5,11

–17,0

06.01.2009

11,6

10.01.2007

Februar

1,5

4,96

–17,4

06.02.2012

12,8

05.02.2004

März

4,7

3,80

–5,0

13.03.2006

13,6

04.03.1998

April

9,4

3,66

–0,9

09.04.2003

19,7

23.04.2000

Mai

13,7

3,38

5,9

10.05.2005

23,2

31.05.2008

Juni

16,6

3,37

8,6

01.06.2006

27,5

21.06.2000

Juli

18,7

3,30

11,5

02.07.2011

28,8

12.07.2010

August

18,2

2,79

11,1

29.08.2007

27,9

13.08.2003

September

14,4

2,88

7,5

30.09.2010

22,6

01.09.2009

Oktober

9,4

3,57

–0,7

23.10.2003

19,0

04.10.2011

November

4,8

3,69

–7,0

22.11.1998

13,4

05.11.2010

Dezember

1,1

4,40

–14,2

19.12.2009

11,8

05.12.2006

Die Standardabweichung der Tagesmittel der Lufttemperatur (StAbw(m)) unterliegt einem Jahresgang. Dieser kann – bezogen auf die Monate (m, m = 1…12) – mit der Funktion


StAbw(m) = 0,0557 m2 – 0,8147 m + 6,037 (R2 = 0,9051)


beschrieben werden.

Die hohe Variabilität der Tagesmittel der Lufttemperatur dokumentiert deren Jahresgang (Abb. 2). Vor allem in den Wintermonaten sind erhebliche Schwankungen zwischen den Extremwerten eines Tages erkennbar. Das gilt sowohl für die Tage mit gleichem Datum innerhalb der Jahre des Gesamtzeitraums als auch für aufeinander folgende Tage. So betrugen die Spannweiten zwischen den Extremwerten Anfang Januar (05.01. bis 09.01.) und Ende Januar bis Anfang Februar (23.01. bis 07.02.) häufig mehr als 20 K, teilweise über 25 K; in den Monaten Juli bis September meist deutlich weniger (häufig < 10 K). An zwei aufeinander folgenden Tagen sind Differenzen > 1,0 K nicht selten: Der zeitliche Verlauf sowohl der Tagesmittel als auch der Tages-Extremwerte ist unregelmäßig. Ursache dessen sind kurze, nur wenige Tage andauernde Zeitabschnitte mit extremen Tagesmittelwerten in einzelnen Jahren. So verringerten die niedrigen Werte des Zeitraums vom 23.01.2010 bis zum 27.01.2010 (–9,9 ... –13,1°C) die Mittelwerte des Gesamtzeitraums um –0,6 bis –0,9 K.

Abb. 2. Tagesmittel der Luft­­temperatur und deren Wertebereich (Dahns­dorf, 1998 bis 2012).

Abb. 2. Tagesmittel der Luft­­temperatur und deren Wertebereich (Dahns­dorf, 1998 bis 2012).

Trotz extremer Schwankungen lassen die Spannweiten der Tagesmittel der Lufttemperatur (SpW(d), d = 1 ... 366) einen funktionalen Zusammenhang mit der Tagesnummer (d) erkennen (Abb. 3). Dieser folgt der Funktion

Abb. 3. Spannweiten (SpW) der Tagesmittel der Luft­temperatur (Dahnsdorf, 1998 bis 2012) mit d = Nummer des Tages im Jahr (d = 1 ... 366).

Abb. 3. Spannweiten (SpW) der Tagesmittel der Luft­temperatur (Dahnsdorf, 1998 bis 2012) mit d = Nummer des Tages im Jahr (d = 1 ... 366).


SpW(d) = 0,0002 d2 – 0,0961 d + 19,466 (R2 = 0,4476)


Der Vergleich mit den Normalwerten der DWD-Station Wittenberg ermöglicht eine zeitliche Zuordnung der Differenzen der Tagesmittel der Lufttemperatur (Abb. 4). An 262 von 366 Tagen lagen die Tagesmittel des betrachteten Zeitraums über denen des Normalwert-Zeitraums der Vergleichsstation. Neben Zeitintervallen mit deutlich höheren Temperaturen in Dahnsdorf (09.01.–23.01.: > 2 K; 13.02.–18.03.: 1 bis 3 K; 24.04.–04.05.: 2 bis 5 K) existierten aber auch kurze Zeitintervalle, in denen es in Dahnsdorf kälter war (23.01.–27.01.: –1 bis –2 K; 13.05.–18.05.: ca. –1,5 K; 06.10.–20.10.: ca. –1 K).

Abb. 4. Abweichung der Tages­­mittel der Lufttempera­tur (Dahnsdorf, 1998 bis 2012) von den Normal­werten (Wittenberg, 1961/90).

Abb. 4. Abweichung der Tages­­mittel der Lufttempera­tur (Dahnsdorf, 1998 bis 2012) von den Normal­werten (Wittenberg, 1961/90).

3.4 Stunden- und 10-Minuten-Werte

Moderne Wachstums-, Befalls- und Ertragsmodelle, wie z.B. SIMONTO (Rossberg et al., 2005), SIMBLIGHT (Kleinhenz et al., 2007) nutzen Stundenwerte als meteorologische Eingangsgrößen. Diese werden meist vom DWD zur Verfügung gestellt oder im Rahmen agrarmeteorologischer Messnetze der Pflanzenschutzdienste der Bundesländer, teilweise auf Basis von 10-Minuten-Werten, gewonnen.

In Abhängigkeit der Methodik der Datengewinnung unterscheiden sich die Messwerte: Die Verdichtung über ein längeres Zeitintervall gleicht Extremwerte innerhalb dieses Intervalls stärker aus. Entsprechend ändert sich der Wertebereich.

Tab. 3 zeigt dieses an Hand der gemessenen 10-Minuten-Mittel und der daraus berechneten Stunden-Mittel der Lufttemperatur in Dahnsdorf. Fehlende 10-Minuten-Mittel wurden nicht ergänzt, die entsprechenden Stunden-Mittel nicht berücksichtigt. Dadurch ergeben sich geringfügige Unterschiede in den Mittelwerten.

Tab. 3. Stunden- und 10-Minuten-Mittel der Lufttemperatur und deren Extremwerte (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

Monat

Stunden-Mittel1

 

10-Minuten-Mittel1

Mittelwert

Stand.-abw.

Min.

Max.

 

Mittelwert

Stand.-abw.

Min.

Max.

Januar

0,7

5,45

–21,3

14,3

 

0,8

5,37

–21,7

14,3

Februar

1,6

5,37

–22,9

16,3

 

1,6

5,35

–23,6

16,4

März

4,7

4,70

–11,0

20,5

 

4,7

4,71

–11,6

20,7

April

9,1

5,29

–5,1

27,1

 

9,1

5,35

–5,4

28,3

Mai

13,7

5,32

–0,7

30,8

 

13,6

5,29

–1,3

30,8

Juni

16,5

5,27

1,2

35,8

 

16,4

5,34

0,7

36,2

Juli

18,9

5,26

4,7

36,7

 

19,0

5,29

4,4

36,9

August

18,2

4,87

3,9

34,6

 

18,3

4,87

3,5

34,8

September

14,4

4,70

0,5

32,4

 

14,4

4,76

–0,1

32,5

Oktober

9,3

4,47

–5,6

24,8

 

9,4

4,56

–5,8

25,2

November

4,9

4,14

–8,9

17,6

 

5,0

4,07

–9,2

18,0

Dezember

0,9

4,72

–16,8

14,4

 

1,0

4,62

–18,1

14,4

1 Fehlende 10-Minuten-Mittel wurden nicht ergänzt. In den Auswertungen wurden nur gemessene Werte (10‘-Mittel) bzw. aus denen berechnete Werte (Stundenmittel) berücksichtigt.

Abb. 5 dokumentiert den Wertebereich der gemessenen 10-Minuten-Mittel, d.h. den der Daten mit der kleinsten Zeitskala.

Abb. 5. Wertebereich der 10-Minuten-Mittel der Lufttemperatur (Dahns­dorf, 1998 bis 2012).

Abb. 5. Wertebereich der 10-Minuten-Mittel der Lufttemperatur (Dahns­dorf, 1998 bis 2012).

In den Beträgen und der Verteilung der Werte sind jahreszeitliche Unterschiede erkennbar: In den Wintermonaten traten extrem niedrige Lufttemperaturen auf, deren Differenzen zum Mittelwert deutlich über denen des Vergleiches mit ungewöhnlich hohen Temperaturen im Winter liegen. Besonders intensiv zeigte sich dieses im Februar: Die Spannweite zwischen geringstem und höchstem 10‘-Mittel der Lufttemperatur betrug genau 40,0 K: Das tiefste 10‘-Mittel lag 25,2 K unter, das höchste „nur“ 14,8 K über dem Monatsmittel. 63% der Werte waren kälter gegenüber dem Mittelwert. Die Sommermonate zeigten eine entgegengesetzte, aber nicht so markante Ausprägung. Hier war es der Monat Juni, der mit 35,5 K die größte Spannweite aufwies: Das höchste 10‘-Mittel lag 19,8 K über, das tiefste „nur“ 15,7 K unter dem Monatsmittel. Die positiven Differenzen umfassten rund 56% der Werte.

Zwischen Monatsmitteltemperatur und dem prozen­tualen Anteil negativer bzw. positiver Differenzen der 10‘-Mittel der Lufttemperatur gegenüber dem Monatsmittel ist ein Zusammenhang erkennbar (Abb. 6). Grundsätzlich kann formuliert werden: Im Sommer ist eher mit positiven, im Winter mit negativen Differenzen zu den Mittelwerten zu rechnen.

Abb. 6. Prozentualer Anteil positiver Differenzen der 10-Minuten-Mittel der Lufttemperatur eines Monats (m, m = 1 ... 12) gegenüber dem Monatsmittel (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Abb. 6. Prozentualer Anteil positiver Differenzen der 10-Minuten-Mittel der Lufttemperatur eines Monats (m, m = 1 ... 12) gegenüber dem Monatsmittel (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

3.5 Schwellwerte

In der Klimatologie ist es üblich, die Zahl der Tage mit Über- bzw. Unterschreitung definierter Schwellwerte zu ermitteln und zu analysieren. Bei der Lufttemperatur werden meist vier auf einen einzelnen Tag bezogene Schwellwerte betrachtet (siehe auch Teil 1 – Allgemeines, Tab. 2 dieses Themenheftes):

Eistage: Maximum der Lufttemperatur

< 0,0°C

Frosttage: Minimum der Lufttemperatur

< 0,0°C

Sommertage: Maximum der Lufttemperatur

≥ 25,0°C

heiße Tage: Maximum der Lufttemperatur

≥ 30,0°C

Die Auszählung der Dahnsdorfer Werte erfolgte auf Basis der 10-Minuten-Mittel der Lufttemperatur. Betrachtet wurden die einzelnen Jahre innerhalb des Gesamtzeitraums (Tab. 4).

Tab. 4. Zahl der Tage mit Über- bzw. Unterschreitung de­finierter Schwellwerte, Einzeljahre (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

Jahr

Eistage

Frosttage

Som­mertage

heiße
Tage

1998

22

71

27

8

1999

12

75

49

4

2000

10

62

36

5

2001

18

92

35

10

2002

23

83

44

7

2003

23

111

65

21

2004

16

93

34

4

2005

18

101

46

7

2006

25

86

59

19

2007

9

62

40

6

2008

7

47

35

15

2009

30

83

39

6

2010

64

114

41

14

2011

16

80

43

6

2012

28

89

34

7

Mittelwert

21,4

83,3

41,8

9,3

Standard­­abweichung

13,7

18,3

10,0

5,4

Alle Auszählungen dokumentieren eine hohe Variabilität zwischen den einzelnen Jahren. Dieses gilt vor allem für die markanteren Ereignisse „Eistage“ und „heiße Tage“.

Im zeitlichen Verlauf der die Schwellwerte der Lufttemperatur betreffenden Auszählungen traten überraschende Ergebnisse zu Tage: Während die Normalwerte auf eine Verringerung der Eis- und Frosttage und eine Erhöhung der Sommertage und der heißen Tage hindeuten, wiesen die Dahnsdorfer Werte für den betrachteten Zeitraums (1998 bis 2012) einen Trend zur Erhöhung aller Merk­male auf (Tab. 5). Dabei war der Anstieg der Sommer­tage und der heißen Tage unwesentlich, der der Eis- und Frosttage deutlicher.

Tab. 5. Zahl der Tage (n.) eines Jahres mit Über- bzw. Un­terschreitung definierter Schwellwerte der Luft­temperatur (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

 

Funktion

Eistage

nE = 1,1321 * Jahr – 2248,5

Frosttage

nF = 0,5964 * Jahr – 1112,6

Sommertage

nS = 0,0071 * Jahr + 27,479

heiße Tage

nH = 0,1536 * Jahr – 298,64

Ein signifikanter Anstieg der Zahl der Tage (n.) mit Über- bzw. Unterschreitung der Schwellwerte konnte allerdings für keinen der Schwellwerte nachgewiesen werden.

3.6 Temperatursummen

Temperatursummen bieten gegenüber Mittelwerten häufig bessere Möglichkeiten, die Wachstumsbedingungen der Pflanzen zu charakterisieren und physiologische Vorgänge bei Pflanzen abzubilden (Formayer et al., 2007), da sie Temperaturbereiche ausschließen, die diese nicht oder nur unwesentlich beeinflussen. In der Regel werden sie durch Summierung der positiven Differenzen zwischen realem Temperaturwert (Ti) und dem Schwellwert (TS) berechnet. Dabei kann sowohl die Zeitskale des Temperaturwertes (Tageswert, Stundenwert, …) als auch der Schwellwert variabel definiert werden. In gemäßigten Zonen wird für das Wachstum der Kulturpflanzen häufig der Schwellwert 5°C, für Wintergetreide 3°C (Chmielewski, 2003) verwendet.

Die Variabilität dieser Temperatursummen soll für die Dahnsdorfer Daten am Beispiel des Wintergetreides dargestellt werden: Ermittelt wurde – ausgehend vom 1. Januar – der Tag des Erreichens einer Wärmesumme (Tagesmittel der Lufttemperatur TS ≥ 3,0°C) von 200 K (Abb. 7).

Abb. 7. Tages-Nummer des Er­reichens einer Wärme­summe ≥ 200, beginnend ab 1. Januar für TS = 3°C (Dahns­dorf, 1998 bis 2012).

Abb. 7. Tages-Nummer des Er­reichens einer Wärme­summe ≥ 200, beginnend ab 1. Januar für TS = 3°C (Dahns­dorf, 1998 bis 2012).

Zwischen den einzelnen Jahren sind deutliche Unterschiede erkennbar: Im Zeitraum von 1998 bis 2012 wurde die Wärmesumme 200 (TS = 3°C) im Mittel am 100. Tag des Jahres (10. April) erreicht. Die Extrema traten in zwei aufeinander folgenden Jahren auf: Das späteste Eintrittsdatum am 29. April 2006, das früheste am 14. März 2007: 46 Tage Unterschied innerhalb der ersten vier Monate der Jahre.

3.7 Andauerstatistiken

Die Pflanzen sind permanent den Witterungseinflüssen ausgesetzt, die deren Wachstum und Entwicklung fördern bzw. einschränken. Wesentliche Wirkungen, z.B. Schädigungen, werden häufig erst nach einer zeitlichen Andauer der schädigenden Bedingungen hervorgerufen. Nachfolgend werden einige dieser Witterungsbedingungen benannt und die Häufigkeit ihres Auftretens auf dem Versuchsfeld in Dahnsdorf dargestellt.

Warme und heiße Zeitabschnitte.
Tagesmittel der Lufttemperatur ≥ 20,0°C traten im gesamten Zeitraum von 1998 bis 2012 an 377 von 5479 Tagen (6,9%) auf. Diese verteilten sich auf insgesamt 139 Zeitabschnitte mit einer Dauer zwischen einem (45,6%) und 16 Tagen (0,7%). Fünf dieser Abschnitte währten mindestens 10 Tage (Tab. 6). Als C3-Pflanzen sind bei den heimischen Getreidearten (nicht jedoch Mais) für hohe Wachstumsleistungen Temperaturen < 25°C als günstig anzusehen (Geisler, 1983); Lufttemperaturen > 25°C als ungünstig. Bei Tagesmittelwerten > 20°C ist von mehreren Stundenmittel > 25°C auszugehen, so dass diese Zeitspannen den Ertrag negativ beeinflussen dürften.

Tab. 6. Zeitfolgen ≥ 10 Tage mit Tagesmittel der Lufttemperatur ≥ 20,0°C (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

Zeitraum

Anzahl Tage

Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]

Mittelwert

Minimum

Maximum

22.07. – 31.07.2001

10

22,2

20,5

25,1

15.07. – 25.07.2003

11

22,4

20,9

24,7

31.07. – 13.08.2003

14

23,8

20,8

27,9

16.07. – 01.08.2006

16

23,9

20,0

27,0

08.07. – 17.07.2010

10

24,6

21,3

28,8


Stundenmittel der Lufttemperatur ≥ 30,0°C wurden 630-mal registriert; das sind 0,48% aller Werte. Sie verteilten sich auf 123 Tage, wobei sie maximal 12 aufeinander folgende Stunden umfassten. An acht Tagen waren es mindestens 10 Stunden (Tab. 7).

Tab. 7. Zeitfolgen ≥ 10 Stunden mit Stundenmittel der Lufttemperatur ≥ 30,0°C (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

Datum

Anzahl Stunden

Stundenmittel der Lufttemperatur [°C]

Mittelwert

Minimum

Maximum

21.07.1998

11

32,7

30,0

34,6

05.07.1999

10

32,4

30,1

33,9

20.06.2000

11

33,6

30,9

34,9

21.06.2000

12

34,2

30,5

35,8

20.07.2006

10

34,7

32,7

36,0

16.07.2007

12

34,7

30,8

36,7

11.07.2010

10

34,5

30,4

36,5

12.07.2010

11

34,3

30,4

36,1

Die heißesten Stunden waren jene zwischen 14 Uhr und 17 Uhr MEZ (Abb. 8). Sie beinhalteten fast 45% der Stundenmittel der Lufttemperatur ≥ 30,0°C; jede einzelne Stunde ca. 15%.

Abb. 8. Tagesgang der relativen Häufigkeit des Auftre­tens von Stundenmittel der Lufttemperatur ≥ 30,0°C (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Abb. 8. Tagesgang der relativen Häufigkeit des Auftre­tens von Stundenmittel der Lufttemperatur ≥ 30,0°C (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Der Gesamtzeitraum beinhaltete 139 heiße Tage (Maxima der 10‘-Mittel ≥ 30,0°C). Diese erstreckten sich über 77 Zeitabschnitte von einem bis fünf Tagen sowie einem Zeitabschnitt von 11 Tagen Länge. Letzterer währte vom 18.07. bis 28.07.2006; die Tagesmittel schwankten in diesem Zeitraum zwischen 23,6°C und 27,0°C.

Kalte und eisige Zeitabschnitte. Eisige Lufttemperaturen sind vor allem hinsichtlich der Winterfestigkeit der Kulturarten von Bedeutung. Häufig verursachen sie – vor allem im Zusammenhang mit Kahlfrösten – Schäden in den Pflanzenbeständen, die bis zu deren Totalausfall führen können. Während Wintergerste und Winterraps (in Abhängigkeit vom Vegetationskegel) ihren Grenzwert bereits bei –15°C erreichen, gilt Winterweizen noch bis –20°C, Winterroggen teilweise bis unter –25°C als robust (Geisler, 1988). Eine Schneedecke mildert diese Effekte, da sie als Strahlungsfläche wirkt und den Erdboden schützt.

Derart geringe Lufttemperaturen wurden in Dahnsdorf selten gemessen: Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Messwerte lag deutlich unter 0,1% (Tab. 8).

Tab. 8. Absolute Häufigkeit der Unterschreitung definier­ter Schwellwerte der Stunden- bzw. Tagesmittel der Lufttemperatur (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

 

Anzahl Werte

Lufttemperatur

< –15,0°C

< –20,0°C

< –25,0°C

Stundenmittel

716460

213
(0,03%)

32
(< 0,01%)

0

Tagesmittel

5479

3
(0,05%)

0

0

Im betrachteten Zeitraum wurden 321 Eistage (Maxima der 10‘-Mittel < 0,0°C) registriert. Das sind 5,8% aller Tage. Sie verteilten sich auf 93 Zeitabschnitte, die einen bis 19 aufeinander folgende Tage umfassten. Sechs Zeitabschnitte währten mindestens 10 Tage (Tab. 9).

Tab. 9. Zeitfolgen ≥ 10 aufeinander folgender Eistage (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

Zeitraum

Anzahl Tage

mittleres Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]

Tagesminimum (10‘-Mittel) der Lufttemperatur [°C]

Mittelwert

Minimum

Maximum

06.12.2002 – 15.12.2002

10

–7,1

–9,6

–13,9

–2,4

28.12.2008 – 12.01.2009

16

–6,2

–11,7

–21,7

–2,3

29.12.2009 – 16.01.2010

19

–4,5

–6,1

–15,0

–0,9

07.02.2010 – 16.02.2010

10

–4,3

–5,6

–7,2

–2,8

13.12.2010 – 22.12.2010

10

–6,0

–10,2

–18,1

–4,2

27.01.2012 – 13.02.2012

18

–10,0

–15,6

–23,6

–3,7

Frosttage (Minima der 10‘-Mittel < 0,0°C) traten in 289 Zeitabschnitten, die bis 44 Tage andauerten, insgesamt 1249-mal auf. Sechs Zeitabschnitte beinhalteten mindestens 25 aufeinander folgende Tage (Tab. 10).

Tab. 10. Zeitfolgen ≥ 25 aufeinander folgender Frosttage (Dahnsdorf, 1998 bis 2012)

Zeitraum

Anzahl Tage

mittleres Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]

Tagesminimum (10‘-Mittel) der Lufttemperatur [°C]

Mittelwert

Minimum

Maximum

29.01.2003 – 08.03.2003

39

–1,6

–5,1

–12,9

–0,3

11.02.2005 – 07.03.2005

25

–1,7

–4,9

–10,7

–0,5

25.12.2005 – 06.02.2006

44

–3,7

–7,1

–17,4

–0,2

19.02.2006 – 19.03.2006

29

–1,3

–4,3

–11,1

–0,1

20.01.2010 – 19.02.2010

31

–4,2

–6,8

–18,7

–0,5

20.02.2011 – 08.03.2011

25

–1,9

–5,3

–13,7

–1,4

3.8 Vergleich verschiedener Messhöhen

Die Lufttemperatur wurde in drei verschiedenen Mess­höhen ermittelt: In der Standardhöhe von 2,0 m, in 1,0 m Höhe und unmittelbar über dem mit Rasen bewachsenen Erdboden in 0,2 m Höhe. Nachfolgend werden die Werte der verschiedenen Messhöhen miteinander verglichen. Dieses erfolgte ausschließlich an Hand der 10‘-Mittel der Lufttemperatur.

Die Differenzen der Lufttemperatur zwischen 2,0 m Höhe und 1,0 m Höhe waren relativ gering (Tab. 11). Im Mittel war es in 2,0 m Höhe um 0,15 K wärmer als in 1,0 m Höhe.

Tab. 11. Statistische Parameter der Differenzen der 10‘-Mittel der Lufttemperatur in 2,0 m und 1,0 m Höhe (Dahnsdorf, 1998 bis 2012) (P5 = 5.Perzentil, Q1 = 1.Quartil, Med.=Median, Q3 = 3.Quartil, P95 = 95.Perzentil)

Monat

Anzahl

Mittelwert

Stand.-Abw.

Min.

P5

Q1

Med.

Q3

P95

Max.

Januar

52468

0,13

0,25

–0,7

–0,2

–0,1

0,1

0,3

0,5

3,2

Februar

49715

0,13

0,31

–1,1

–0,3

–0,1

0,1

0,3

0,6

4,1

März

62470

0,15

0,33

–4,1

–0,3

–0,1

0,2

0,3

0,7

2,4

April

55602

0,27

0,50

–2,0

–0,4

–0,1

0,3

0,5

1,2

5,7

Mai

62125

0,18

0,46

–4,9

–0,4

–0,2

0,1

0,4

0,9

4,8

Juni

59774

0,14

0,40

–3,4

–0,4

–0,2

0,1

0,4

0,8

3,2

Juli

58296

0,10

0,41

–4,8

–0,5

–0,2

0,0

0,4

0,8

4,8

August

59584

0,19

0,42

–1,9

–0,4

–0,1

0,1

0,5

0,9

3,8

September

60462

0,17

0,41

–4,7

–0,4

–0,1

0,1

0,4

0,8

7,9

Oktober

57504

0,12

0,34

–5,8

–0,4

–0,1

0,1

0,4

0,6

5,1

November

52292

0,11

0,29

–3,3

–0,3

–0,1

0,1

0,3

0,5

1,9

Dezember

59477

0,11

0,27

–1,5

–0,2

–0,1

0,1

0,3

0,5

4,8

Jahr

689769

0,15

0,38

–5,8

–0,4

–0,1

0,1

0,4

0,8

7,9

Zwischen den einzelnen Monaten existierten nur geringe Unterschiede: Die mittleren Differenzen lagen – mit Ausnahme des April (+0,27 K) – zwischen +0,1 K und +0,2 K.

Es ist ein Tagesgang erkennbar, der mit hohem Bestimmtheitsmaß (R2 = 0,9907) einem Polynom 4. Grades folgt:

 

ΔT21 =

–0,00003 d4 + 0,0014 d3 –0,0194 d2 + 0,0682 d + 0,1849

mit

ΔT21

Differenz der Lufttemperatur zwischen 2,0 m und 1,0 m Höhe

 

d

Tages-Nummer im Jahr (d = 1 ... 366)

Deutlich stärker differierten die Werte der Lufttemperatur zwischen 2,0 m und 0,2 m Höhe. Sie betrugen im Mittel der Monate zwischen + 0,6 K und + 0,9 K (Abb. 9) und übertrafen damit die Differenzen zwischen 2,0 m und 1,0 m Höhe um mindestens 0,5 K. Die extremsten Einzelwerte wurden im Mai (–9,9 K) bzw. im Februar (+8,9 K) ermittelt. Grundsätzlich ist ein Jahresgang erkennbar: Die höchsten Spannweiten zwischen dem 5%- und dem 95%-Perzentil traten in den Sommer- und den daran angrenzenden Monaten auf, wobei innerhalb dieser Monate nur geringe Unterschiede zu verzeichnen waren.

Abb. 9. Monatliche Mittelwerte und Wertebereich zwi­schen dem 5% – und dem 95% – Perzentil der Differenzen der Luft­temperatur in 2,0 m und 0,2 m Höhe (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Abb. 9. Monatliche Mittelwerte und Wertebereich zwi­schen dem 5% – und dem 95% – Perzentil der Differenzen der Luft­temperatur in 2,0 m und 0,2 m Höhe (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Einen wesentlich markanteren Verlauf zeigt der Tages­gang der Differenzen der Lufttemperatur der beiden Höhen: Deutlich positiven Differenzen in den Nachtstunden stehen geringfügig negative Differenzen in den Mittagsstunden gegenüber (Abb. 10). Ursache dessen sind vorrangig die Strahlungsverhältnisse. In den Mittagsstunden erwärmt die kurzwellige Einstrahlung die Erdoberfläche und die unmittelbar darüber liegende Luftschicht stärker als jene in 2,0 m Höhe, in der zudem auf dem landschaftlich frei gelegenen Versuchsfeld bereits Durchmischungsvorgänge stattfinden. In den Nachtstunden kühlt die bodennahe Luftschicht dagegen stärker aus.

Abb. 10. Stündliche Mittelwerte und Wertebereich zwi­schen dem 5% – und dem 95% – Perzentil der Differenzen der Luft­temperatur in 2,0 m und 0,2 m Höhe (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Abb. 10. Stündliche Mittelwerte und Wertebereich zwi­schen dem 5% – und dem 95% – Perzentil der Differenzen der Luft­temperatur in 2,0 m und 0,2 m Höhe (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Dass neben den Strahlungsverhältnissen noch andere Faktoren die Temperaturunterschiede zwischen 2,0 m und 0,2 m Höhe beeinflussen, zeigt die Analyse des zeitlichen Auftretens (Tages- und Jahreszeit) extremer Dif­ferenzen. Betrachtet wurden Differenzen ≥ 5,0 K sowie Differenzen ≤ –3,0 K. Die Tageszeit wurde in acht Zeit­intervalle unterteilt, die Jahreszeit an Hand der Monate unterschieden.

Extrem positive Temperaturdifferenzen (in 2,0 m Höhe wärmer) traten überwiegend in den Nachtstunden auf (Abb. 11): Im Zeitraum von 17:51 Uhr bis 05:50 Uhr waren es – über das gesamte Jahr gesehen – 92,8 Prozent der betrachteten Fälle. Ursache war die bereits erwähnte nächtliche Ausstrahlung der Erdoberfläche, die für deren Abkühlung sorgte. Im Frühjahr, vor allem im April und Mai, verstärkten die noch geringen Bodentemperaturen diesen Effekt.

Abb. 11. Relative Summenhäu­figkeit des Auftretens von Differenzen der Lufttemperatur in 2,0 m und 0,2 m Höhe ≥ 5,0 K (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Abb. 11. Relative Summenhäu­figkeit des Auftretens von Differenzen der Lufttemperatur in 2,0 m und 0,2 m Höhe ≥ 5,0 K (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Ein vollständig anderes Bild bietet sich bei stark negativen Temperaturdifferenzen, d.h. einer höheren Lufttemperatur über dem Erdboden (Abb. 12). Diese Differenzen treten vorrangig in den Vormittags- und Nachmittagsstunden (08:51 Uhr bis 14:50 Uhr), dem Zeitintervall mit der stärksten Sonneneinstrahlung auf. Über das gesamte Jahr betrachtet betrifft das 89,0% der Temperaturdifferenzen ≤ –3,0 K. Auch hier ist der Monat Mai besonders exponiert: Die Sonneneinstrahlung bewirkt, nach – im Vergleich zu den Sommermonaten – noch relativ geringen Nachttemperaturen, die intensivste Erwärmung der unmittelbar über dem Erdboden befindlichen Schicht.

Abb. 12. Relative Summenhäu­figkeit des Auftretens von Differenzen der Lufttemperatur in 2,0 m und 0,2 m Höhe ≤ –3,0 K (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

Abb. 12. Relative Summenhäu­figkeit des Auftretens von Differenzen der Lufttemperatur in 2,0 m und 0,2 m Höhe ≤ –3,0 K (Dahnsdorf, 1998 bis 2012).

4 Resümee

Der Teil 2 des vorliegenden Themenheftes dokumentiert die Ergebnisse der Messungen der Lufttemperatur auf dem Versuchsfeld in Dahnsdorf im Zeitraum von 1998 bis 2012. Die Messwerte wurden für verschiedene Zeitskalen (Monats-, Tages- und Stundenwerte) und unterschied­liche Aspekte (Messwerte, Schwellwerte, Temperatursummen, Andauerstatistiken, verschiedene Messhöhen) dargestellt. Mit dieser Arbeit sollen neben der Präsentation der Ergebnisse vor allem auf die Vielfalt möglicher Analysen der Lufttemperatur im Zusammenhang mit der Charakterisierung der Wachstumsbedingungen der Pflanzen hingewiesen und Anregungen zu deren Nutzung für entsprechende wissenschaftliche Analysen gegeben werden.

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