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Originalarbeit

Cocciden-Arten in Brandenburg

Coccoidea species in Brandenburg

Ute Schönfeld
Institut
Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF), Zossen

Journal für Kulturpflanzen, 67 (10). S. 337–341, 2015, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2015.10.02, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Dr. Ute Schönfeld, Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Steinplatz 1, 15806 Zossen, E-Mail: ute.schoenfeld@lelf.brandenburg.de
Zur Veröffentlichung angenommen
17. August 2015

Zusammenfassung

In den letzten Jahren wurden im Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg (Bundesland Deutschlands) mehrere Schildlausarten an Obstbäumen, Zierpflanzen, Baumschulgehölzen und Pflanzenimporten gefunden: Aspidiotus destructor, Bambusaspis bambusae, Ceroplastes japonicus, Ceroplastes rubens, Ceroplastes stellifera, Icerya purchasi, Aspidiotus nerii, Abgrallaspis cyanophylli, Diaspis boisduvali, Diaspis bromeliae, Hemiberlesia rapax, Chrysomphalus dictyospermi, Aonidiella aurantii, Parlatoria pergandii, Quadraspidiotus perniciosus, Parthenolecanium persicae. Einige Arten waren bisher in der Region nicht bekannt.

Stichwörter: Coccoidea, Aspidiotus destructor, Ceroplastes japonicus, Icerya purchasi, Parthenolecanium persicae

Abstract

During the recent years, the Plant Protection Service in Brandenburg (Federal State of Germany) found several species of Coccoidea on fruit trees, ornamental plants, nurseries and imported plants: Aspidiotus destructor, Bam­busaspis bambusae, Ceroplastes japonicus, Ceroplastes rubens, Vinsonia stellifera, Icerya purchasi, Aspidiotus nerii, Abgrallaspis cyanophylli, Diaspis boisduvali, Diaspis bromeliae, Hemiberlesia rapax, Chrysomphalus dictyo­spermi, Aonidiella aurantii, Parlatoria pergandii, Quadra­spidiotus perniciosus, Parthenolecanium persicae. Some species were not known before in the region.

Key words: Coccoidea, Aspidiotus destructor, Ceroplastes japonicus, Icerya purchase, Parthenolecanium persicae

Einleitung

Die Bestimmung von Schildläusen an Pflanzenproben aus dem Obst- und Zierpflanzenbau, Baumschulen/dem Öffentlichen Grün sowie an importierten Pflanzensendungen ist Bestandteil der diagnostischen Arbeit im Pflanzenschutz des Landes Brandenburg. In den letzten 25 Jahren wurden dabei Arten gefunden, die bisher im Gebiet nicht aufgetreten waren. Dazu gehört die Kokos­palmenschildlaus (Aspidiotus destructor Signoret, 1869), die Japanische Wachsschildlaus (Ceroplastes japonicus Green, 1921), die Australische Wollschildlaus (Icerya purchasi Maskell, 1879), die San-José-Schildlaus (Comstockaspis perniciosa Comstock, 1881) sowie die Pfirsichschildlaus (Parthenolecanium persicae Fabricius, 1776). Manche der festgestellten Arten sind bislang in Deutschland bzw. Europa noch nicht erwähnt. Um den Kenntnisstand zur Einschleppung von Schädlingen dieser Insektengruppe aus faunenfremden Regionen zu erweitern, werden die Funde hier publiziert und ihre Verbreitung in Brandenburg eingeschätzt.

Material und Methoden

Die hier untersuchten Schildläuse sind von Pflanzenschutzberatern im Rahmen von Betriebs- und Importkontrollen festgestellt und Proben zur morphologischen Determination an die Untersuchungseinrichtung des Pflanzenschutzdienstes in Brandenburg eingesandt worden. Dort werden Präparate hergestellt und mit Hilfe eines Durchlichtmikroskops (Leica DMLB) bestimmt. Vor der Einbettung in ein Einschlussmedium auf Objektträgern ist es oft unerlässlich, die Tiere zunächst in Milchsäure oder Kalilauge (5%ig) zu erhitzen und aufzuhellen. Die Temperatur und Verweildauer in der Lösung bis zum gewünschten Aufhelleffekt ist von Art zu Art unterschiedlich und wird jeweils unter dem Binokular kontrolliert. Manche Arten hellen bereits bei Zimmertemperatur über Nacht auf, andere werden auf einer Wärmeplatte bei ca. 80°C über 20 Minuten bis mehrere Stunden erhitzt. Zum Einbetten wurde das wasserlösliche Einschlussmedium Polyvinylalkohol genutzt, weil eine aufwändige Entwässerung von Objekten vor der Einbettung nicht erforderlich ist (Gerlach, 1969).

Ergebnisse

Das nachgewiesene Spektrum an Cocciden in Brandenburg ist in Tab. 1 dargestellt und umfasst neben den seit langem bekannten und heimischen Arten auch solche, die selten oder noch nicht gefunden worden sind. Dazu zählt die Kokospalmenschildlaus (Aspidiotus destructor Signoret, 1869, Diaspididae). Sie wurde im Jahr 2006 erstmals in zwei großen Tropenhallen in Potsdam und Brand an Palme, Terminalia catapa (Seemandelbaum) und Musa acuminata (Banane) festgestellt. Ein Nachweis für Deutschland bzw. Europa ist bisher nicht erwähnt, obwohl diese Art in den Tropen und Subtropen weltweit verbreitet ist und ein sehr großes Wirtspflanzenspektrum hat (http://www.sel.barc.usda.gov).

Tab. 1. Nachweis von Cocciden-Arten in Brandenburg

Wissenschaftlicher Name

Familie

Deutscher Name

Wirt

Herkunft

Fundjahr (Erst-)

Aspidiotus destructor

Diaspididae

Kokospalmen­­schildlaus

Rhapis excelsa, Musa acuminata, Termina­lia catapa und Palmenarten

2 Tropenhallen

2014

Bambusaspis bambusae

Asterol­­ecaniidae

Bambus­pocken­­schildlaus

Bambus

2 Tropenhallen

2006, 2010

Ceroplastes japonicus

Coccidae

Japanische Wachsschildlaus

Morus alba

Import Baumschul­ware aus Italien

2008

Taxus-Bonsai

Import Baumschul­ware aus Japan

2015

Ceroplastes rubens

Coccidae

Rote Wachsschildlaus

Aglaonema

Tropenhalle

2010

Ceroplastes stellifer

Coccidae

Sternschildlaus

Schefflera

Tropenhalle

2011

Icerya purchasi

Margarodidae

Australische Wollschildlaus

Citrus

Gartencenter und Gärtnerei

2008

Pulvinaria regalis

Coccidae

Wollige Napfschildlaus

Linde

Öffentliches Grün

2006, 2007

Pseudaulacaspis pentagona

Diaspididae

Mandel- oder Maul­beerschildlaus

Morus

Import Baumschul­ware aus Italien

2002, 2008, 2010

Sophora

Baumschulware

2008

Eriococcus spurius (syn. Gossyparia spuria)

Eriococcidae

Ulmen(woll)schildlaus

Ulme

Baumschulware

2004, 2009

Dynaspidiotus abietis

Diaspididae

 

Picea

Baumschulware

2005

Carulaspis visci

Diaspididae

mistletoe scale

Juniperus

Import, Baumschul­ware aus Italien

2005

Aspidiotus nerii
(
syn. heder­ae)

Diaspididae

Oleanderschildlaus

Cycas, Oleander, Rhapalostylis baueri, Strelizia

Innenräume, Gewächshäuser

2007, 2012 ff.

Coccus hesperidum

Coccidae

Weiche Schildlaus

Blechnum moorei, Citrus, Jatropha, Pachystachyx lutea, Phlebodium aureum

Innenräume, Gewächshäuser

2008, 2012, 2014

Eucalymnatus tessellatus

Coccidae

 

Palme

Tropenhalle

2011, 2014

Abgrallaspis cyanophylli

Diaspididae

 

Kaktus

private Einsendung

1997

Diaspis boisduvalii

Diaspididae

Palmenschildlaus

Orchideen

Gewächshaus

2006

Diaspis bromeliae

Diaspididae

Ananasschildlaus

Bromelie

Gewächshaus

2003

Hemiberlesia rapax

Diaspididae

Kamelienwoll­­schildlaus

Hakea salicifolia

Gewächshaus

2010

Odonaspis greenii

Diaspididae

Green´s scale

Bambus

Gewächshaus

2009, 2011

Chrysomphalus dictyosper­mi

Diaspididae

Rote Tellerschildlaus

Strelizia

Tropenhalle

2014

Aonidiella aurantii

Diaspididae

Rote Zitrusschildlaus

Clementinen, Man­darine, Orange

Supermärkte

2006, 2011

Parlatoria pergandii

Diaspididae

Zitruslöffelschildlaus

Orange

Supermarkt

1993

Comstockaspis perniciosa (syn. Quadraspidiotus perniciosus)

Diaspididae

San-José-Schildlaus

Rosaceen

Erwerbsobstbau

2000 ff.

Sorbus

Öffentliches Grün

2012

Cotoneaster

Baumschulware

2013

Diaspidiotus pyri

Diaspididae

Nördliche Gelbe Austernschildlaus

Rosaceen

Erwerbsobstbau

 

Diaspidiotus ostreaeformis

Diaspididae

Zitronenfarbige Austernschildlaus

Rosaceen

Erwerbsobstbau

 

Parthenolecanium persicae

Coccidae

Pfirsichschildlaus

Vaccinium

Erwerbsobstbau

2015

Jahr = Erstfund der Art im Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg

In den gleichen Tropenhallen wurde an Bambus die Bambuspockenschildlaus (Bambusaspis bambusae Boisduval, 1869) gefunden. Sie ist eine der über 50 Arten der Gattung Bambusaspis, die früher in der Gattung Asterolecanium geführt wurde. Sie gehört zur Familie der Asterolecaniidae. In dieser Familie sind die Weibchen vom Schild vollständig eingeschlossen (kryptogyn). Der Fund ist von Herrn Dr. Manfred Richter (ehemaliger Mitarbeiter des LELF) verifiziert worden.

An Importen von Baumschulware wurde die Japanische Wachsschildlaus (Ceroplastes japonicus Green, 1921, Coccidae) an Morus alba aus Italien sowie an Taxus-Bonsai aus Japan gefunden (Abb. 1). Diese Art ist auch aus anderen europäischen Ländern (England, Italien) belegt (http://scalenet.info).

Abb. 1. Japanische Wachsschildlaus (Ceroplastes japoni­cus) an Taxus-Bonsai aus Japan.

Abb. 1. Japanische Wachsschildlaus (Ceroplastes japoni­cus) an Taxus-Bonsai aus Japan.

Ebenfalls zu den Wachsschildläusen gehören die Rote Wachsschildlaus (Ceroplastes rubens Maskell, 1893, Coccidae) gefunden an Aglaonema, und die Sternschildlaus (Ceroplastes stellifer Westwood, 1871, Coccidae), gefunden an Schefflera. Die erste Art ist in Europa bislang nur in Ungarn erwähnt (Fetykó und Kozár, 2012; Kozár et al., 2013), letztere wurde bereits an nach Deutschland importierten Topfpflanzen aus Holland mit Ursprung Florida (USA) nachgewiesen (Jansen, 1995). Beide Arten sind in einer Brandenburger Tropenhalle festgestellt worden.

Auch die Australische Wollschildlaus (Icerya pur­chasi Maskell, 1879, Margarodidae) gehört zu den Neozoen und wurde an Citruspflanzen in einer Gärtnerei und einem Gartencenter im südlichen Brandenburg festgestellt (Abb. 2). Sie gehört in den USA zu den wirtschaftlich bedeutsamsten Schildläusen, die nach ihrer zufälligen Einschleppung 1868 den Kalifornischen Citrusanbau stark beeinträchtigt hat (Williams und Watson, 1990). Es ist nicht auszuschließen, dass sie sich zumindest im südlichen Europa auch im Freiland ansiedeln könnte. Ihr Wirtspflanzenkreis ist sehr groß. Er umfasst Pflanzen­arten aus über 30 Pflanzenfamilien.

Abb. 2. Australische Wollschildlaus (Icerya purchasi) an Citrus.

Abb. 2. Australische Wollschildlaus (Icerya purchasi) an Citrus.

Die Wollige Napfschildlaus (Pulvinaria regalis Canard, 1968; Coccidae) hat ihre Verbreitung in den nordöstlichen Raum Deutschlands ausgedehnt. Sie ist erst seit ca. 20 Jahren in Deutschland bekannt und durch ihre Stamm- und Astpartien bedeckenden Schilde und Wachs­ausscheidungen weithin sichtbar (Faber und Sengonca, 1996). Sie wird auch Rosskastanienschildlaus genannt, besiedelt jedoch auch Ahorn, Linde und andere Laub­gehölze (Schmitz, 1997). Die Art wurde erstmals 2005/2006 an Linde im Stadtgebiet von Schwedt nachgewiesen.
Das für die Diagnose erforderliche Stadium von jungen Weibchen ist im Unterschied zur ähnlichen Pulvinaria betulae Signoret,1873, jetzt Pulvinaria vitis Ben-Dov, 1993, nicht im Spätsommer/Herbst, sondern im zeitigen Frühjahr zu beobachten.

Die Mandel- oder Maulbeerschildlaus (Pseudaulacaspis pentagona Targioni Tozzetti, 1886, Diaspididae, Subfamilie Diaspidini) ist bereits lange in Europa etabliert (Schmutterer, 1959). Seit der Jahrtausendwende gelangte sie mehrmals mit Baumschulware (Morus alba aus Ita­lien) nach Brandenburg. Die befallene Ware wurde vernichtet. Sie befindet sich in der permanenten Ausbreitung, und ihrem schon sehr großen Wirtspflanzenkreis können laufend neue Wirtspflanzen zugefügt werden (http://www.sel.barc.usda.gov).

An Ulmen verschiedener Baumschulstandorte wurde die Ulmenwollschildlaus (Gossyparia spuria Cockerell, 1899, jetzt Eriococcus spurius Ferris, 1955) bestimmt. Die zur Familie der Eriococcidae gehörige Art ist in Europa, einschließlich Deutschland, weit verbreitet (http://www.sel.barc.usda.gov). Ein weiterer Fund an Baumschulware ist die Art Dynaspidiotus abietis Schrank, 1776 (Diaspididae), die an Abies festgestellt wurde. Sie kommt in Europa außerdem an Picea und Pinus vor (Schmutterer, 1959). Die „mistletoe scale“ (Carulaspis visci Ferris, 1956, jetzt Tecaspis visci Lindinger, 1957, Diaspididae) wurde an Juniperus aus Italien in eine Baumschule eingeschleppt.

Als wärmeliebende Schildläuse waren im Bereich von Innenräumen und Gewächshäusern folgende Arten nachzuweisen: die Oleanderschildlaus (Aspidiotus nerii Bouché, 1833), häufiger bekannt unter dem Synonym Aspidiotus hederae Vallot, 1829 (Diaspididae) – gefunden an Oleander, Strelizia, Cycas und Rhapalostylis baueri – und die Weiche Schildlaus (Coccus hesperidum Linneus, 1758, Coccidae) – nachgewiesen an Citrus, Jatropha, Blechnum moorei, Phlebodium aureum, Oleander und Pachystachys lutea. Sie gehören zu den weitaus häu­figsten Funden in Innenräumen und Gewächshäusern (Schmutterer, 1959; Williams und Watson, 1990). Beide Arten können in wärmeren Regionen im Freiland an einem sehr großen Wirtspflanzenkreis vorkommen. Auch die der letzten Art sehr ähnliche Eucalymnatus tessellatus Signoret, 1874 (Coccidae) kommt in Brandenburg an Palmen in Warmhäusern vor. Sie ist möglicherweise öfter als Coccus hesperidum fehlbestimmt worden, insbeson­dere, wenn die Diagnose sich nur auf wenige junge Weibchen stützt, bei denen die Plattenbildung des Rückens noch nicht ausgebildet ist (Williams und Watson, 1990). Weitere Funde in Gewächshäusern sind Abgrallaspis cyanophylli Signoret, 1869, an Kaktus, die Palmenschild­laus (Diaspis boisduvalii Signoret, 1869) an Orchideen, die Ananasschildlaus (Diaspis bromeliae Kerner, 1778) an Bromelie, die Kamelienwollschildlaus (Hemiberlesia rapax Comstock, 1881) an Hakea salicifolia, Odonaspis greenii Zimmerman, 1948, an Bambus sowie die Rote Tellerschildlaus (Chrysomphalus dictyospermi Morgan, 1889) an Strelizia und die Schwarze Tellerschildlaus (Chrysomphalus aonidum Linnaeus, 1758, syn. Chry­somphalus ficus, alle Diaspididae) an Calophyllum brasi­liense und Schefflera.

Die weltweit für den Citrusanbau bedeutsamen Schildlausarten Rote Zitrusschildlaus (Aonidiella aurantii Maskell, 1879) und Zitruslöffelschildlaus (Parlatoria pergandii Comstock, 1881, Diaspididae) sind mehrmals an Citrusfrüchten aus Supermärkten nachgewiesen worden. Beide Arten sind bei uns nur an Citrus unter Warmhausbedingungen überlebensfähig. Die als Quarantäneschaderreger geregelte Gelbe Zitrusschildlaus (Aonidiella citrina Coquillet, 1891) ist bisher bei Importkontrollen in Brandenburg nicht gefunden worden.

Das Artenspektrum von Schildläusen im Erwerbs­obstbau hat in den vergangenen 20 Jahren Veränderungen erfahren. Bei jährlichen Kontrollen von Überwinterungsstadien wurde im Jahr 2000 erstmals die San-José-Schildlaus (Quadraspidiotus perniciosus Comstock, 1881, jetzt Comstockaspis perniciosa Comstock, 1881) nachgewiesen. Sie war zunächst nur auf den Raum Frankfurt/Oder beschränkt. In den übrigen Regionen Brandenburgs wurden vorrangig die Nördliche Gelbe Austernschildlaus (Diaspidiotus pyri Lichtenstein, 1881) sowie die Zitronenfarbige Austernschildlaus (Diaspidiotus ostreaeformis Curtis, 1843, alle Diaspididae) festgestellt. Seit 2007 wurde die San-José-Schildlaus auch an Obstgehölzen im Havelländischen Obstbau sowie an Cotoneaster in einer Baumschule und an Sorbus in Schwedt gefunden.

Zu den erst in jüngerer Zeit nach Brandenburg eingeschleppten Arten gehört die Pfirsichschildlaus (Parthenolecanium persicae Fabricius, 1776). Sie wurde erstmals 2011 an Kulturheidelbeeren festgestellt (Abb. 3). Die morphologischen Merkmale der überwinternden L2 entsprechen denen, die bei Boratynski (1970) für diese Art beschrieben sind. Ein Auftreten dieser wärmeliebenden Art in Süddeutschland ist erst seit 1996 sicher belegt und im Zusammenhang mit Schäden im Weinbau berichtet (Hoffmann und Schmutterer, 1999). Die Funde in Brandenburg wurden von Herrn Dr. Christoph Hoffmann (Julius Kühn-Institut, Siebeldingen) bestätigt.

Abb. 3. Pfirsichschildlaus (Parthenolecanium persicae), junge Weibchen an Kulturheidelbeere.

Abb. 3. Pfirsichschildlaus (Parthenolecanium persicae), junge Weibchen an Kulturheidelbeere.

Diskussion

In den letzten Jahren sind in Brandenburg eine Vielzahl von Schildlausarten aus wärmeren Regionen nachgewiesen worden. Dass Arten wie Comstockaspis perniciosa, Pulvinaria regalis und Parthenolecanium persicae in die östlichen Regionen Deutschlands verschleppt wurden, kann als Hinweis auf einen intensiveren Handel mit Baumschulware dienen. Die zunehmend milden Winter haben vermutlich die Etablierung von wärmeliebenden Freilandarten begünstigt. Auch in geschützten Räumen, Gewächshäusern und Tropenhallen hat sich das Spektrum zugunsten tropischer Arten verschoben. Dabei sind mehrere Arten neu im Gebiet nachgewiesen worden. Zum Teil konnte ein Zusammenhang zu Pflanzenimporten – insbesondere im Baumschulbereich – hergestellt werden, wie bei Pseudaulacaspis pentagona, Icerya purchasi und Ceroplastes japonicus. Neue Habitate wie es große Tropenhallen darstellen, erweisen sich als ein phytosanitäres Risiko bezüglich der Einschleppung von faunenfremden Arten.

Internetquellen

http://scalennet.info (Stand: 10.07.2015)

www.sel.barc.usda.gov (Stand: 10.07.2015)

Literatur

Boratynski, K., 1970: On some species of „Lecanium“ (Homoptera, Coccidae) in the collection oft he Naturhistorisches Museum in Vienna; with description and illustration oft he immature stages of Parthenolecanium persicae. Ann. Naturhistor. Museum Wien 74, 63-76.

Faber, T., C. Sengonca, 1996: Verbreitungsgebiet der erst in jüngerer Zeit nach Deutschland eingeschleppten Wolligen Napfschildlaus Pulvinaria regalis Canard an Park- und Alleebäumen. Gesunde Pflanzen 48 (6), 221-223.

Fetykó, K., F. Kozár, 2012: Records of Ceroplastes Gray 1828 in Europe, with an identification key to species in the Palaearctic Region. Bulletin of Insectology 65 (2), 291-295.

Gerlach, D., 1969: Botanische Mikrotechnik. Stuttgart, Thieme Verlag, 298 S.

Hoffmann, C., H. Schmutterer, 1999: Die Pfirsichschildlaus Parthenolecanium persicae (F.) in Südbaden – ein für Deutschland neuer Schädling der Weinrebe Vitis vinifera L. Anz. Schädlingskunde 72, 52-54.

Jansen, M.G.M., 1995: Scale insects (Homoptera: Coccinea) from import interceptions and greenhouses in the Netherlands. Israel Journal of Entomology 29, 131-146.

Jansen, M.G.M., 2000: The species of Pulvinaria in The Netherlands (Hemiptera: Coccidae). Entomologische Berichte, Amsterdam 60, 1-11.

Kozár, F., B.Z. Konczné, K. Fetykó, B. Kiss, É. Szita, 2013: An annotated update of the scale insect checklist of Hungary (Hemiptera, Coccoidea). Zookeys 209, 49-66.

Lindinger, L., 1912: Die Schildläuse (Coccidae). Stuttgart, Eugen Ulmer Verlag, 388 S.

Schmitz, G., 1997: Zum Wirtspflanzenspektrum von Pulvinaria regalis Carnard (Hom., Coccidae). Gesunde Pflanzen 49 (2), 43-46.

Schmutterer, H., 1959: Schildläuse oder Coccoidea. I. Deckelschildläuse oder Diaspididae. Jena, Gustav Fischer Verlag, 260 S.

Williams, D.J., G.W. Watson, 1990: The Scale Insects oft he Tropical South Pacific Region. Part 3: The Soft Scales (Coccidae) and other Families. CAB International, London, 267 S.


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ISSN (print): 1867-0911
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