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Mitteilungen und Nachrichten

Mitteilungen und Nachrichten

Das Institut „Pflanzengesundheit“ des Julius Kühn-Instituts (JKI) teilt mit:

Express – Risikoananlyse zu Thrips setosus

Journal für Kulturpflanzen, 67 (11). S. 379–385, 2015, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Die hier vorgestellte Express-Risikoanalyse (PRA) zum Japanischen Blütenthrips Thrips setosus wurde vom Pflanzenschutzdienst in Hamburg aufgrund des Auftretens in zwei Betrieben beantragt.

Hintergrund für diese Analyse ist § 4a der Pflanzenbeschauverordnung, der 2012 ergänzt wurde. Findet ein Pflanzenschutzdienst eines Bundeslandes im Rahmen von Einfuhrkon­trollen an einer Warensendung aus Nicht-EU-Staaten oder aber im Freiland bzw. im geschützten Anbau einen neuen Orga­nismus, der nicht in der EU-Pflanzenquarantäne-Richtlinie 2000/29/EG geregelt ist, ist folgendes zu überprüfen:

1) Besteht der Verdacht, dass es sich um einen Schadorganismus von Pflanzen handeln könnte?

2) Ist der Schadorganismus bislang im Dienstgebiet noch nicht angesiedelt?


Werden beide Fragen mit „ja“ beantwortet, muss der Pflanzenschutzdienst eine Express-Risikoanalyse (Express-PRA) beim Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, beantragen. Das Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit erstellt dann eine Express-PRA, die nach einem einheitlichen Muster das Risiko bewertet, über den Schadorganismus und dessen pflanzengesundheitliche Risiken informiert und auch erste Handlungsempfehlungen enthält. Da je nach Situation eine schnelle Rückmeldung erfolgen muss (2 bis 3 Tage oder bis zu 30 Tagen), kann in die Erstellung der Express-Risikoanalyse nur unmittelbar verfügbares Wissen einfließen, weshalb z.T. erhebliche Unsicherheiten in der Bewertung zu berücksichtigen sind.

Tab. 1.

Express - PRA

Thrips setosus Moulton

Phytosanitäres Risiko für DE

hoch

mittel

niedrig

Phytosanitäres Risiko für
EU-MS

hoch

mittel

niedrig

Sicherheit der Einschätzung

hoch

mittel

niedrig

Fazit

Der in Japan und Korea heimische Thrips setosus kommt in Deutschland noch nicht vor, ist aber in den Niederlanden bereits etabliert. Er ist bisher in den Anhängen der RL 2000/29/EG nicht gelistet, steht aber auf der Alert List der EPPO.
Thrips setosus ist sehr polyphag und be­fällt unter anderem Paprika, Gurken, Kürbis, Tabak, Erbsen, Sesam, Tomaten, Kartoffeln, Reis und Hortensien. Darüber hinaus kann er Tomato spotted wilt virus übertragen.
Es ist anzuneh­men, dass sich Thrips setosus aufgrund geeigneter Klimabedingungen in Deutschland im Frei­land ansiedeln kann, eine Ansiedlung in anderen EU-Mitgliedstaaten ist ebenfalls möglich. Da der Thrips in den Niederlanden in Gewächshäusern gefunden wurde, kann auch im geschütz­ten Anbau mit einer Ansiedlung gerechnet werden.
Wegen seines hohen Schadpotenzials für eine ganze Reihe von Gemüse- und Zierpflanzen stellt T. setosus ein erhebliches phytosani­täres Risiko für Deutschland und andere EU-Mitgliedstaaten dar.
Aufgrund dieser Risikoanal­yse besteht Anlass zur Annahme, dass sich der Schadorganismus in Deutschland oder einem anderen Mitgliedstaat ansiedeln und nicht unerhebliche Schäden verursachen kann. Es soll­ten daher Maßnahmen zur Abwehr der Gefahr der Einschleppung und der weiteren Verbreit­ung dieses potenziellen Quarantäneschadorganismus entsprechend § 4a der PBVO getroffen werden. Der Befall ist daher entsprechend § 4a der PBVO zu bekämpfen. Es wird empfohlen, ggf. ein Monitoring durchzuführen um zu klären, ob der Schadorga­nismus schon weiter verb­reitet ist als bisher angenommen.

Taxonomie2)

Thysanoptera, Thripidae

Trivialname

Japanischer Blütenthrips, Japanese flower thrips, tobacco thrips

Synonyme

--

Liegt bereits PRA mit übertragbar­en Aussagen vor?

Ja, niederländischer Quickscan (Anonymous, 2014).

Biologie

Nur wenige Informationen vorhanden. Der Thrips hat eine hohe Fortpflanzungsrate und ein hohes Populationswachstum, und hat einen breiten Wirtspflanzenkreis. Er frisst keine Pollen und ist damit kein typischer Blütenthrips.

Ist der SO ein Vektor?3)

Ja, für Tomato spotted wilt virus (TSWV).

Benötigt der SO einen Vektor?4)

Nein

Wirtspflanzen

Sehr polyphag, unter anderem Paprika, Gurken, Kürbis, Tabak, Erbsen, Sesam, Tomaten, Kartoffeln, Reis und Hortensien.

Symptome5)

Silbrige Flecken mit schwarzen Punkten auf den Blättern der Wirtspflanzen.

Vorkommen der Wirts-
pflanzen in DE6)

Weitverbreitet, sowohl im Freiland als auch im geschützten Anbau.

Vorkommen der Wirts-
pflanzen in den MS7)

Weitverbreitet, sowohl im Freiland als auch im geschützten Anbau.

Bekannte Befallsgebiete8)

Japan, Korea, Niederlande

Ein- oder Verschleppungswege9)

Pflanzen zum Anpflanzen, Schnittblumen, Schnittgrün, Früchte, Gemüse, Boden und Sub­strate.

Natürliche Ausbreitung10)

Eher gering

Erwartete Ansiedlung und
Ausbre­itung in DE11)

Möglich aufgrund geeigneter Klimabedingungen, Ansiedlung auch möglich im Gewächshaus.

Erwartete Ansiedlung und
Ausbre­itung in den MS12)

Möglich aufgrund geeigneter Klimabedingungen, Ansiedlung auch möglich im Gewächshaus.

Bekannte Schäden in
Befallsgebi­eten13)

Keine schweren Schäden im Ursprungsgebiet bekannt. Dies kann aber auch daran liegen, dass dort massive Bekämpfungsmaßnahmen gegen andere Schadorganismen wie z.B. Thrips palmi durchgeführt werden, die auch gegen T. setosus wirken.

Eingrenzung des gefährdeten
Gebietes in DE

Ganz Deutschland

Erwartete Schäden in
gefährde­tem Gebiet in DE14)

Fraßschäden an Gemüse- und Zierpflanzen, Übertragung von TSWV. Möglicherweise Aus­wirkungen auf den Export, weil der Thrips bisher nur in wenigen Ländern vorkommt.

Erwartete Schäden in
gefährde­tem Gebiet in MS15)

Fraßschäden an Gemüse- und Zierpflanzen, Übertragung von TSWV.

Bekämpfbarkeit und
Gegen­maßnahmen16)

Schwierig aufgrund der geringen Größe der Thripse und der hohen Reproduktionsrate. Mögli­cherweise sind Pflanzenschutzmittel, die gegen Thrips palmi wirksam sind auch hier wirksam. Diese Aussage birgt jedoch eine hohe Unsicherheit.

Nachweisbarkeit und
Diagnose17)

Siehe Symptome.

Bemerkungen

Ggf. sollte ein Monitoring durchgeführt werden, ob der Thrips bereits weiter verbreitet ist als bisher angenommen.

Literatur

Anonymous, 2014. Quick Scan der Niederlande zu Thrips setosus, Quick Scan Nummer QS. Ent.2014.11
EPPO, 2014. EPPO Alert List Thrips setosus. http://www.eppo.int/QUARANTINE/Alert_List/insects/thrips_setosus.htm

Erläuterungen

1) Zusammenstellung der wichtigsten direkt verfügbaren Informationen, die eine erste, vorläufige Einschätzung des phytosani­tären Risikos ermöglichen. Diese Kurzbewertung wird benötigt, um über eine Meldung an EU und EPPO sowie die Erstellung einer vollständigen Risikoanalyse zu entscheiden, um die Länder zu informieren und als Grundlage für die mögliche Einleitung von Aus­rottungsmaßnahmen. Beim phytosanitären Risiko werden insbesondere die Wahrscheinlichkeit der Einschleppung und Verbreit­ung in Deutschland und den Mitgliedstaaten sowie mögliche Schäden berücksichtigt.

2) Taxonomische Einordnung, ggf. auch Subspecies; wenn taxonomische Zuordnung ungesichert, veranlasst JKI-Wissenschaftler taxonomische Bestimmung, soweit möglich.

3) Wenn ja, welcher Organismus (welche Organismen) werden übertragen und kommt dieser (kommen diese) in DE/MS vor?

4) Wenn ja, welcher Organismus dient als Vektor und kommt dieser in DE/MS vor?

5) Beschreibung des Schadbildes und der Stärke der Symptome/Schäden an den verschiedenen Wirtspflanzen

6) Vorkommen der Wirtspflanzen im geschützten Anbau, Freiland, öffentlichem Grün, Forst,....;
wo, in welchen Regionen, kom­men die Wirtspflanzen vor und in welchem Umfang?
welche Bedeutung haben die Wirtspflanzen (ökonomisch, ökologisch,...)?

7) Vorkommen der Wirtspflanzen im geschützten Anbau, Freiland, öffentlichem Grün, Forst,....;
Wo, in welchen Regionen, kom­men die Wirtspflanzen vor und in welchem Umfang?
Welche Bedeutung haben die Wirtspflanzen (ökonomisch, ökologisch,...)?, evtl. Herkunft

8) z.B. nach CABI, EPPO, PQR, EPPO Datasheets

9) Welche Ein- und Verschleppungswege sind für den Schadorganismus bekannt und welche Bedeutung haben diese für die Wahrscheinlichkeit der Einschleppung. Es geht hier in erster Linie um die Verbringung des Schadorganismus über größere Dis­tanzen, i.d.R. mit infizierten, gehandelten Pflanzen, Pflanzenprodukten oder anderen kontaminierten Gegenständen. Die natürli­che Ausbreitung nach erfolgter Einschleppung ist hier nicht gemeint.

10) Welche Ausbreitungswege sind für den Schadorganismus bekannt und welche Bedeutung haben diese für die Wahrschein­lichkeit der Ausbreitung? In diesem Fall handelt es sich um die natürliche Ausbreitung nach erfolgter Einschleppung.

11) Unter den gegebenen/vorherrschenden Umweltbedingungen

12) Unter den gegebenen/vorherrschenden Umweltbedingungen (in den heimischen Gebieten sowie den Einschleppungsgebi­eten)

13) Beschreibung der ökonomischen, ökologischen/umweltrelevanten und sozialen Schäden im Herkunftsgebiet bzw. Gebieten bisherigen Vorkommens

14) Beschreibung der in Deutschland zu erwartenden ökonomischen, ökologischen/umweltrelevanten und sozialen Schäden, so­weit möglich und erforderlich differenziert nach Regionen

15) Beschreibung der in der EU/anderen Mitgliedstaaten zu erwartenden ökonomischen, ökologischen/umweltrelevanten und so­zialen Schäden, soweit möglich und erforderlich differenziert nach Regionen

16) Ist der Schadorganismus bekämpfbar? Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es? Werden pflanzengesundheitliche Maßnahmen für diesen Schadorganismus (in den Gebieten seines bisherigen Auftretens bzw. von Drittländern) angewendet?

17) Beschreibung der Möglichkeiten und Methoden des Nachweises. Nachweisbarkeit durch visuelle Inspektionen? Latenz? Un­gleichmäßige Verteilung in der Pflanze (Probenahme)?

Gritta Schrader
(JKI Braunschweig)

Alte Obstsorten – Schatzkammer für Gegenwart und Zukunft

Journal für Kulturpflanzen, 67 (11). S. 347–353, 2015, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Auf dem gut besuchten Kongress zur Deutschen Obst­sortenvielfalt in Dresden lag der Fokus darauf, neue Wege zu erschließen, um alte Obstsorten zu erhalten und viel­fältig zu nutzen

Ananasrenette, Berliner Schafsnase oder Pommerscher Krumm­stiel – das sind nur drei der wohlklingenden Namen von weit mehr als 1000 alten Apfelsorten in Deutschland. Sie gilt es zu erhalten, da ihr Erbgut die Schatzkammer ist, die für die Züchtung neuer Sorten benötigt wird. Züchter können sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, denn „die Neuen“ müssen mit veränderten Umweltbedingungen klarkommen und sollen wenig anfällig für Krankheiten sein, um Pflanzenschutzmittel einsparen zu können.

Zu dem mit 160 Teilnehmern gut besuchten Kongress am 22. und 23. September 2015 in Dresden hatten das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, eingeladen. „Der intensive Austausch hat neue Ideen und Perspektiven für die weitere Arbeit aufgezeigt“, freut sich Frau Prof. Dr. Viola Hanke, Leiterin des JKI-Fachinstituts für Züchtungsforschung an Obst in Dresden-Pillnitz. Ministerialrat Dr. Ingo Braune (BMEL) resümierte, dass es unerlässlich sei, die Aktivitäten und Konzepte der vielen Akteure aus staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen sowie von Privatpersonen zu bündeln. Der Erhalt und die Dokumentation der obstgene­tischen Vielfalt in Deutschland seien für heutige und zukünftige Generationen von unschätzbarem Wert. Es bedürfe allerdings weiterer Anstrengungen und Engagements, die Sortenvielfalt zu dokumentieren oder die Echtheit der Sorten durch Pomologen und moderne Methoden der Molekulargenetik zu belegen.


Zum Thema „Erhaltung alter Obstsorten im deutschsprachigen Raum“ stellten die unterschiedlichen Trägereinrichtungen vielfältige Möglichkeiten zur Erhaltung der alten Sorten vor. Eine Exkursion führte in das JKI-Institut in Dresden-Pillnitz. Dort informierten sich die Teilnehmer zum Stand der Forschung und besuchten die dortige Obstgenbank sowie die Züchtungsquartiere von Apfel, Kirsche und Himbeere. Kulinarisch interessant wurde es beim Thema „Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für alte Obstsorten“. Verschiedene Produkte wurden überzeugend präsentiert und später beim Abendempfang angeboten. So Säfte aus Streuobstsorten historischer Apfel- und Birnensorten oder edle Destillate und Liköre aus fast vergessenen Obstsorten.

Drei Workshops thematisierten die schwierige Bestimmung der alten Obstsorten, das so genannte Inverkehrbringen (den Handel) von Pflanzgut alter Obstsorten und behandelten die Netzwerke der Deutschen Genbank Obst.


Weitere Informationen

Die Beiträge des Kongresses werden in Kürze auf der Website des Julius Kühn-Instituts (www.jki.bund.de) abrufbar sein. Eine Publikation mit den Beiträgen der Veranstaltung ist in Vorbereitung.


Website der Deutschen Genbank Obst: www.deutsche-genbank-obst.de


Die Fachtagung fand an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden statt.

Ansprechpartnerin: Dr. Gerlinde Nachtigall, Pressesprecherin des JKI, E-Mail: pressestelle@jki.bund.de

(Quelle: Presseinformation Julius Kühn-Institut,
Oktober 2015)

Aus den Arbeitskreisen der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft (DPG):

DPG-Arbeitskreis „Schädlinge in Getreide und Mais“ – Ergebnisprotokoll der 25. Tagung

Journal für Kulturpflanzen, 67 (11). S. 379–385, 2015, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart


Die 25. Tagung des Arbeitskreises fand vom 25. bis 26. Februar 2015 im Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig statt. Es nahmen knapp 40 Wissenschaftler und Vertreter des amtlichen Pflanzenschutzdienstes, von Behörden, der Forschung und der Industrie teil.

Die Arbeitskreistagung begann mit Berichten der Pflanzenschutzdienste aus den Bundesländern über das Schadtierauftreten in Getreide, Mais und Leguminosen im Jahr 2014. Es folgten einzelne Vorträge aus den Themenbereichen Virusvektoren, Gallmücken, Drahtwurm und andere Schadinsekten an Mais.

Berichte der Pflanzenschutzdienste aus den Bundesländern

In Bayern spielten Schadtiere im Getreide in den letzten Jahren keine große Rolle. Nach Ansicht von Herrn Zellner waren lediglich Getreidehähnchen örtlich bekämpfungswürdig. Wesentlich mehr Probleme bereitete dagegen das Auftreten von Schädlingen in Ackerbohnen und Erbsen. Der in Ackerbohnen seit zwei Jahren zunehmend auftretende Pferdebohnenkäfer (Bruchus rufimanus) erreichte 2014 am Standort Puch mit etwa 40% die höchste Befallshäufigkeit und war im Versuch nur unzureichend zu bekämpfen. Weiterhin traten in Futtererbsen der Erbsenkäfer (Bruchus pisorum) und der Erbsenwickler (Cydia nigricana) stärker in Erscheinung. Weniger bedeutsam war dagegen das Auftreten der Schwarzen Bohnenlaus (Aphis fabae) und von Blattrandkäfern (Sitona spp.), deren Bekämpfung jedoch Schwierigkeiten bereitete.

Das Auftreten von Getreide- und Maisschädlingen in Hessen war sehr unterschiedlich, berichtete Herr Lenz. Während die Blattläuse als Saugschädlinge ebenso wie Getreidehähnchen unbedeutend blieben, traten sie als Virusvektoren im Herbst 2014 in verstärktem Ausmaß in Erscheinung. Ausgehend von einer starken Populationsentwicklung im Ausfallgetreide kam es bei warmer Witterung zu einem verstärkten und frühen Zuflug in die Getreidebestände. Zumindest südlich der Mainlinie waren vielfach Insektizidspritzungen gegen Blattläuse als Virusvektoren im Getreide erforderlich. Weiterhin war in Hessen eine starke Zunahme der Feldmauspopulationsentwicklung in den Getreidekulturen zu beobachten. Im Mais kam es 2014 nach einer lang andauernden Flugphase örtlich zu einem sehr starken Maiszünslerbefall mit bis zu 13 Larven/Pflanze und 100% betroffenen Pflanzen. Aufgrund des späten Zünslerflugs gab es einen verstärkten Kolbenbefall mit nachfolgenden Fusarium-Infektionen. In Versuchen wurde eine gute Reduktion des Larvenbesatzes durch Mulchanwendungen im Vorjahr erzielt, die besten Resultate erreichten dabei der Sichelmulcher, das Y-Messer und der Hammerschlegel. Aufgrund der zunehmenden Konzentration der Maisflächen ist es für eine erfolgreiche Zünslerbekämpfung wichtig, dass alle Landwirte einer betroffenen Region solche Maßnahmen durchführen. In Hessen wurden im Jahr 2014 auch großflächige und vielversprechende Erfahrungen mit der biologischen Maiszünslerbekämpfung durch Trichogramma-Schlupfwespen gesammelt, die per Multicopter ausgebracht werden. Das Maiswurzelbohrer-Monitoring erbrachte 2014 keine Käfer-Funde.

Aus Rheinland-Pfalz berichtete Herr Martinez über einen insgesamt schwächeren Maiszünsler-Zuflug in den Körnergebieten in der ersten bis zweiten Juli-Dekade. Häufig wurde Coragen oder Steward eingesetzt, die Anwendung von Trichogramma ist seit Jahren eher rückläufig. Gebietsweise wurde ein sehr starker Maiszünslerbefall beobachtet. Das Auftreten des Drahtwurms war insgesamt etwas schwächer als in den Vorjahren, nur auf Einzelflächen trat er stärker in Erscheinung. Der Maiswurzelbohrer wurde in Rheinland-Pfalz nur an 9 Fallenstandorten im Oberrheingraben mit jeweils unter 5 Tieren gefunden. Im Getreide blieb der Virusbefall mit BYDV eher gering. Die neuausgesäten Wintergerstenbestände waren lokal aber sehr stark betroffen. Der Befall mit dem WDV blieb trotz einer größeren Zikadenpopulation in der Eifel auf einem geringen Niveau. Ein zunehmendes Problem stellen dagegen die wachsenden Feldmauspopulationen dar. In frühen Winteraussaaten und im Grünland wiesen einzelne Flächen bis zu 80% Schädigung auf. Die Überwachung erfolgte mit Leichtflugzeugen.

Frau Pölitz berichtete aus Sachsen über einen erhöhten Besatz an Gelbverzwergungsvirus im Ausfallgetreide und in den Herbstsaaten. Die Einzelpflanzenanalyse ergab bei den Zufallsproben einen Befall von 80%, die Verdachtsproben lagen bei 100% Befall. Dem entsprechend wurden im Herbst viele Insektizidbehandlungen durchgeführt. Das Auftreten des Maiszünslers wird in Sachsen seit 2003 vom Pflanzenschutzdienst auf Kontrollschlägen überwacht. 2014 wurde auf 73% der Beobachtungsflächen ein Befall festgestellt. Die Überwachung des Flugverlaufes erfolgt dabei mittels zweier Lichtfallen, deren Betrieb nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörde möglich ist. Der Beginn des Falterfluges wird anhand von Schlupfkäfigen kontrolliert, die mit Überwinterungsstoppeln gefüllt sind. Zusätzlich erfolgen direkte Beobachtungen in den Beständen. Alle Maßnahmen dienen als Grundlage für die Warndienstaussage zur Terminierung von Bekämpfungsmaßnahmen. Der Maiswurzelbohrer wurde 2014 in Sachsen nicht nachgewiesen.

In Brandenburg kam es nach Auskunft von Frau Kupfer im Herbst 2014 bereits ab Mitte September zu einer Besiedlung der Getreide-Frühsaaten (WG, WW) durch Blattläuse, die im weiteren Verlauf noch zunahm. Der Anteil befallener Pflanzen auf den Kontrollflächen lag in Weizen und Tritcale durchschnittlich bei bis zu 36%, in Gerste und Roggen bei bis zu 100%. Als Infektionsquellen wurden hauptsächlich Ausfallgetreide, Mais und Zwischenfrüchte mit Getreideanteil erkannt. Beim Artenspektrum der Virusvektoren überwog bis Mitte Oktober die Traubenkirschenlaus (Rhopalosiphum padi), ab November die Maisblattlaus (Rhopalosiphum maidis). Auffällig war weiterhin ein örtlich auftretender, nesterweise Befall durch Erdraupen und Getreidelaufkäferlarven im Winterroggen. In großkörnigen Leguminosen war der Blattrandkäfer verbreitet vorhanden, aber nur selten bekämpfungswürdig. Örtlich waren erhebliche Pflanzenausfälle durch Larven der Bohnenfliege (Delia platura) zu verzeichnen. In Lupinen traten Anfang Mai Schäden durch den Sandgraurüssler (Philopedon plagiatus) auf. In Futtererbsen waren teilweise Insektizidbehandlungen gegen die Grüne Erbsenblattlaus, den Erbsenwickler sowie im Vermehrungsanbau gegen den Erbsenkäfer (Bruchus pisorum) erforderlich. Im Mais wurde ab der dritten Augustdekade ein zunehmender Blattlausbefall festgestellt, von dem auch die Kolben betroffen waren. Der Maizünsler trat 2014 in Brandenburg in normalem Umfang auf, Behandlungsempfehlungen wurden in der 28. Kalenderwoche gegeben. Der Maiswurzelbohrer wurde 2014 nicht in den Pheromonfallen gefangen. In Sonnenblumenbeständen kam es zu einem stärkeren Auftreten von Drahtwürmern, Sandgraurüsslern und der Sonnenblumenfruchtfliege (Strauzia longipennis). In vielen Ackerbaukulturen kam es in Brandenburg allgemein zu einem verstärkten Auftreten von Schadschnecken und besonders von Feldmäusen.

Herr Krüssel stellte die Situation mit Schadtieren in Niedersachsen für 2014 insgesamt als sehr entspannt dar. Besonders in Getreide, Kartoffeln und in Leguminosen verhinderten natürliche Gegenspieler allgemein eine stärkere Populationsentwicklung der Schadtiere. Ab Ende September entwickelte sich in Ausfallgetreide und im Mais ein stärkerer Blattlausbefall, so dass früh gedrillte Getreidebestände in der Folge relativ stark beflogen wurden. Die Untersuchungen auf BYDV ergaben sowohl bei den Blattläusen als auch in den Getreideschlägen nur einen sehr geringen Virusbefall, so dass landesweit nicht sehr viele Flächen mit stärkerem Virusbefall erwartet werden. Auch das WDV wurde in den Untersuchungen in Niedersachsen nur in geringem Ausmaß nachgewiesen. Im Mais hat die Intensität der durch Drahtwürmer verursachten Schäden abgenommen. Der Maiszünsler breitete sich im Jahr 2014 weiter nach Norden und Westen aus, es blieb aber bei maximal 30% Befallshäufigkeit auf einzelnen Schlägen. Bislang wird das Auftreten des Maiszünslers in Niedersachsen noch nicht als bekämpfungswürdig eingeschätzt. Im Grünland und den Ackerbaukulturen verstärken sich die Probleme mit dem Auftreten von Feldmäusen, örtlich auch mit Ackerschnecken.

Aus Schleswig-Holstein berichtete Herr Petersen von einem wieder etwas stärkeren Auftreten von Sattelmücken und Orangeroten Weizengallmücken im Winterweizen. Getreidehähnchen und Blattläuse als Saugschädlinge waren 2014 eher unbedeutend. Erst zur Milchreife entwickelten sich in einzelnen Weizenschlägen noch größere Blattlauspopulationen. Sowohl im Wintergetreide als auch im Raps wurde ein stärkeres Auf­treten von Ackerschnecken und Feldmäusen wahrgenommen. Aufgrund der außergewöhnlich warmen Witterung kam es in Schleswig-Holstein ab Ende August zu einer sehr starken Blattlausvermehrung im Ausfallgetreide sowie örtlich auch im Mais, in Zwischenfrüchten mit Getreideanteil, im Dauergrünland oder im Schilf. Von dort aus kam es regional zu einem massiven Zuflug von Blattläusen, besonders in die früh gedrillten Getreidebestände mit Aussaatterminen von Anfang bis Mitte September. Trotz der verbreitet eingesetzten, teils mehrfachen Insektizideinsätze kam es in der Folge örtlich zu einem erheblichen BYDV-Befall in den Getreidekulturen. Im Grünland ergaben sich 2014 gute Eiablagebedingungen für Tipuliden mit der Folge eines stärkeren Larvenbefalls. Auch das Auftreten von Feldmäusen war im Herbst 2014 deutlich stärker als in den Vorjahren, mit zunehmender Tendenz. Im Mais gab es bei Drahtwürmern kaum Befallsmeldungen. Der Maiszünsler breitete sich dagegen etwas aus und trat 2014 auf einzelnen Schlägen in östlichen Landesteilen deutlich stärker auf als in den Vorjahren.

Virusvektoren

Frau Wedde (Hochschule Anhalt) stellte die Ergebnisse ihrer Bachelorarbeit vor, die sie an der Fachhochschule und am JKI in Quedlinburg, dort im Institut für Resistenzforschung und Stress­toleranz, erstellt hat. Es ging dabei um die Frage, welche Zikadenarten außer der bereits als Vektor bekannten Wandersandzirpe (Psammotettix alienus) das WDV übertragen können. Dafür wurde zunächst die Artenzusammensetzung der nach zwei verschiedenen Fangmethoden (Kescher und Biozönometer) auf drei unterschiedlichen Arealen über mehrere Wochen gefangenen Zikaden untersucht. Darüber hinaus wurden Versuche zur Übertragung des WDV mit den Zikadenarten Javesella pellucida, Macrosteles laevis, Dicranotropis hamata sowie zur Aufnahme des WDV mit den Arten Macrosteles laevis, Dicranotropis hamata und Laodelphax striatella, jeweils im Vergleich zu P. alienus, durchgeführt. Die Virusnachweise wurden bei den Pflanzenproben mit DAS-ELISA und bei den Zikadenproben mittels qualitativer PCR und Realtime PCR geführt.

Die Artendiversität an den drei Fangstellen war sehr unterschiedlich: Auf dem „Neuen Versuchsfeld“, einem Feldrandstreifen ohne angrenzende Getreidefläche, wurden mit 17 die meisten Zikadenarten gefunden, auf dem „Alten Versuchsfeld“, einem Grasweg neben einer abgeernteten Getreidefläche, waren es 11 und im Ausfallgetreide nur sechs Arten. Je geringer die Artenzahl, desto höher war der Anteil an P. alienus. Bei Fängen mit dem Biozönometer war die Artendiversität (Shannon-Wiener-Index) etwas größer als beim Kescherfang. Nach Ansicht von Frau Wedde könnte eine Kombination beider Methoden eine gute Aussage über die Artendiversität von Zikadenpopulationen ermöglichen. Das WDV konnte in P. alienus in ca. der Hälfte der getesteten Individuen sowohl in den Köpfen als auch in den Rümpfen nachgewiesen werden, dies gelang bei den Freilandfängen anderer Zikadenarten nicht sicher.

In Versuchen zur Übertragung des WDV konnten die Zikadenarten Macrosteles laevis, Javesella pellucida und Dicranotropis hamata das Virus nicht übertragen. Es wurde aber in Körpern von Javesella pellucida mittels Realtime PCR detektiert. In den Virusaufnahmeversuchen wurde das Virus aber nach 14 d Akquisitionszeit auf infizierten Pflanzen in den Zikadenrümpfen und -köpfen aller untersuchter Arten nachgewiesen, jedoch mit erheblichen Unterschieden in der Kopienanzahl. Diese war bei P. alienus bis zu hundertfach mehr im Vergleich zu Macrosteles laevis, Dicranotropis hamata und Laodelphax striatiatella. Damit muss P. alienus weiterhin zumindest als Hauptüberträger des WDV angesehen werden.

Herr Petersen (PSD Schleswig-Holstein) ging in seinem Vortrag näher auf den frühen BYDV-Befall im Herbst 2014 ein. Aufgrund des außergewöhnlich warmen und sonnigen Wetters im September und Oktober konnten sich die Getreideblattläuse in Ausfallgetreide und Mais sowie auf Grünlandflächen mit Gräsern oder Schilf massenhaft vermehren. In Teilen Schleswig-Holsteins kam es daraufhin zu einem sehr starken Zuflug von Blattläusen in das früh gedrillte Wintergetreide mit nachfolgend erheblichen BYDV-Infektionen. In den betroffenen Wintergersten-Beständen zeigten sich die Symptome bereits Anfang November sehr deutlich. Es wird ebenfalls sehr starker Virus­befall im früh gedrillten Winterweizen erwartet. Den Landwirten soll nahegelegt werden, zukünftig den Hauptrisikofaktor zu vermeiden und den Saattermin deutlich nach hinten zu verlegen sowie die eigenen Bestände sorgfältig zu kontrollieren.

Gallmücken

Herr Taylor (Fa. Limagrain) berichtete über den züchterischen Fortschritt im Bereich der Gelben Weizengallmücke und der Sattelmücke. Die Gelbe Weizengallmücke (Contarinia tritici) stellt ein zunehmendes Problem in Großbritannien (UK) dar und es sind derzeit keine gegen C. tritici resistenten WW-Sorten beschrieben. Bei den Screeningversuchen der Fa. Limagrain deutete sich aber bereits 2013 in UK an, dass die WW-Sorte Crusoe eine Resistenz aufweisen könnte. Dies konnte 2014 an den Standorten Bergtheim und Oberpleichfeld (Kreis Würzburg) bestätigt werden. Bei der WW-Hauptprüfung wurde ein WW-Stamm als resistent identifiziert und zur WP1 für 2015 angemeldet. Als Resistenzmechanismus werden morphologische Eigenschaften der äußeren Deckspelzen vermutet. Am Standort Oberpleichfeld sollen 2015 resistente Linien der Sorte Crusoe identifiziert und entsprechende Marker entwickelt werden.

Auch gegenüber der Sattelmücke (Haplodiplosis marginata) sind derzeit keine resistenten Sorten bekannt. Allerdings zeigten sich in den Screening-Versuchen an den Standorten Adenstedt (Kreis Peine) und Oberpleichfeld bei regelmäßig hohem Sattelmückenbefall deutliche und teils große Unterschiede in der Sortenresistenz. Seit 2012 wird in der Limagrain Hauptprüfung und dem „Boris 96“ Genbank-Sortiment auf Resistenz gegenüber der Sattelmücke gescreent. Das Screening wurde ab 2013 in Zusammenarbeit mit Ulrike Schmidt, Uni-Halle im Rahmen ihrer Masterarbeit intensiviert. 2014 wurde eine Resistenz in einer Russischen Landrasse in Beobachtungsparzellen mit Wiederholungen gefunden und am Standort Oberpleichfeld bestätigt. Im Jahr 2015 sollen weitere Screenings erfolgen und es sind Beobachtungsparzellen sowie Kreuzungen mit der resistenten Sorte vorgesehen.

Herr Wagner (Uni Halle) erläuterte seine Untersuchungen zur Beurteilung von Weizensortimenten auf Resistenzquellen am Beispiel von Schadfliegen, die er im Rahmen seiner Bachelorarbeit durchführte. Im Mittelpunkt stand dabei das Screen­ing eines Sommer- und Winterweizensortiments an den Standorten Gatersleben und Quedlinburg. Dabei wurden einerseits per Sichtbonitur die Schadsymptome an jungen Weizenpflanzen ermittelt und andererseits Weißschalen zur Feststellung der Fritfliegenaktivität aufgestellt. Darüber hinaus wurde eine Asso­ziationskartierung durchgeführt, um Marker-Gen-Kopplungen (MTA) aufzufinden, die für die Unterschiede in der Merkmals­ausprägung verantwortlich sind. Im Sommersortiment erbrachte die Sichtbonitur bei einer durchschnittlichen Triebschädigung von 25% große Unterschiede zwischen den Sorten. Am wenigsten befallen waren die Sorte „Deutscher Roter“ mit 6,15% und eine Sorte aus dem Iran mit 7,69% Triebschädigung. Auch bei der Ermittlung der Aktivität der erwachsenen Fritfliegen mittels Weißschale zeigten sich große Unterschiede. Insgesamt wurden im Sommersortiment 34 hochsignifikante MTA ausfindig gemacht, davon 18 für Schädigung der Triebe und 16 für die Weißschalenfänge. Für das Merkmal Begrannung wurden 20 MTA ermittelt. Für das Winterweizen-Sortiment ließen sich nicht so eindeutige Ergebnisse bei der Sichtbonitur und den Weißschalenkontrollen ermitteln. Dennoch konnten hier 18 hochsignifikante Marker-Merkmals-Assoziationen gefunden werden. Die Aussagen (durch Feldbonitur und Laboranalyse der Weißschalen) zu den Genotypen sind als Tendenz aufzufassen und müssen durch Wiederholungen bestätigt werden. Insgesamt liefern die erfassten Daten lediglich vorläufige Aus­sagen zu den Unterschieden zwischen den Weizengenotypen hinsichtlich ihrer Anfälligkeit bzw. Resistenz gegenüber der Fritfliege.

Drahtwurm

Frau Mävers (Uni Göttingen) trug die aktuellen Ergebnisse aus dem bereits im vergangenen Jahr vorgestellten Projekt „ATTRACT“: Entwicklung einer „Attract-and-Kill“-Strategie zur Bekämpfung von Drahtwürmern (Agriotes spp., Coleoptera: Elateridae), vor. Es handelt sich dabei um ein Gemeinschafts­projekt (Fachhochschule Bielefeld, Universität Göttingen, BIOCARE GmbH, Trifolio-M GmbH), an dem neben Frau Mävers auch Frau Vemmers und Herr Humbert beteiligt sind. Projektziel ist es, mit Hilfe der Kombination aus einer künstlichen CO²-Quelle und einem (biologischen) Insektizid, Schadtiere wie den Drahtwurm im Boden anzulocken und gezielt zu töten. Das Verfahren stellt eine Alternative zum bisher üblichen chemischen Pflanzenschutz im Kartoffelanbau dar.

Der für die Anlockung der Drahtwürmer wichtige CO²-Gradient im Boden wird durch verkapselte Bäckerhefe erzeugt. In dem technischen Teil des Projektes wurde die Zusammensetzung des Köders in Verbindung mit einem biologischen Insektizid optimiert. Es konnte gezeigt werden, dass eine Co-Verkapselung von NeemAzal technical zusammen mit Bäckerhefe und Maisstärke in Alginat am besten funktioniert. Es wurde bereits ein optimiertes maschinelles Verfahren zur Herstellung der auszubringenden Kapseln entwickelt, das sogenannte Strahlschneiderverfahren (jet cutter).

In einem weiteren Teilprojekt ging es um die Orientierung der Larven bei der Wirtsfindung. Dazu wurden verschiedene Phagostimulanzien zur Erhöhung der Kapsel-Attraktivität in Wahlversuchen getestet: Zucker, Kohlehydrate, Fette. Eine Mischung aus Maisstärke oder Maismehl erwies sich dabei als vielversprechend. In einem sogenannten Rhizotron wurde die Lockwirkung verschieden zusammengesetzter Attract-and-Kill Kapseln untersucht. Dabei wurden Attract-and-Kill Kapseln miteinander verglichen, die entweder verzögert oder sofort CO²-freisetzen. Die sofort CO²-freisetzenden Kapseln schnitten dabei etwas besser ab.

In Feldversuchen wurde an der Verbesserung des Applika­tionsverfahrens bei der Kartoffelpflanzung gearbeitet. Eine Bandapplikation im Damm führte zu besseren Ergebnissen als eine Spot-Applikation unter der Knolle. Im Rahmen des Projektes sollen noch weitere Untersuchungen zur Optimierung des Verfahrens durchgeführt werden.

Herr Lehmhus (JKI Braunschweig) stellte die Ergebnisse von 5 Jahren Schnellkäfer- und Drahtwurm-Monitoring in Deutschland vor. Innerhalb der Gattung Agriotes stellten sich dabei die Arten A. lineatus, A. obscurus und A. sputator als dominant heraus. Auf den meisten Flächen in Deutschland kommen diese Arten gemeinsam vor. Die eingewanderte Art A. sordidus dominiert im Oberrheingraben. Die Pheromonfallenfänge von Schnell­käfern erlauben keine Aussage über das lokale Drahtwurmauftreten im Boden, auch nicht bezogen auf die Vorjahre. Die wenigen Standorte mit nur einer Schnellkäferart haben aber auch nur den dazugehörigen Drahtwurm. Die Agriotes-Arten sind fast überall die hauptsächlich vorkommenden Drahtwürmer, aber an einigen Standorten waren auch andere Gattungen dominant. Sie sind stärker phytophag als andere Arten, nehmen aber auch tierische Nahrung an. Andere gängige Arten haben eher eine Präferenz für tierische Nahrung. Schnellkäfer verschiedener Agriotes-Arten erscheinen unterschiedlich mobil. A. lineatus scheint die mobilste Art zu sein, A. obscurus erscheint allerdings laufaktiver. Das Schnellkäfer-Monitoring wird ab 2015 nur noch an ausgewählten Standorten, aber über eine längere Zeit fortgeführt.

Herr Zellner (PSD Bayern) berichtete über aktuelle Versuche zur Drahtwurmbekämpfung im Mais. Dabei wurden die Mittel Goldor Bait, Santana, Force Zea, Dino Selenium und Sonido in unterschiedlicher Zusammensetzung miteinander verglichen. Es zeigte sich, dass keines der geprüften Präparate unter starkem Drahtwurmauftreten Pflanzenschäden oder Ertragsaus­fälle verhindern konnte. Das Düngemittelgranulat Dino Sele­nium konnte den Drahtwurmschaden nicht reduzieren. Durch Goldor Bait konnte die Drahtwurm-Population nachhaltig reduziert werden. Alle geprüften Neonicotinoide zeigten dagegen nur im Jahr der Applikation eine Wirkung.

Andere Schadinsekten im Mais

In einem weiteren Vortrag gab Herr Zellner zunächst einen Überblick über die Entwicklung des Maiszünslerbefalls in Bayern, erläuterte anschließend die aktuelle Situation und ging dann näher auf Prognose-, Monitoring- und Bekämpfungsmöglichkeiten ein. Seit 1980 hat eine stetige Ausbreitung des Maiszünslerbefalls in Bayern stattgefunden, seit 2005 ist von einer landesweiten Verbreitung auszugehen. Der Zünslerbefall war 2014 insgesamt etwas schwächer als in den letzten Jahren. Allerdings kam es im Herbst 2014 infolge des sehr starken Larvenbefalls zu Kolbenfusariosen mit nachfolgend sehr hohen Mycotoxingehalten. Die Bekämpfung des Maiszünslers findet überwiegend mechanisch durch eine effektive Bodenbearbeitung statt. Chemische Bekämpfungsmaßnahmen sind lediglich in einigen Maisanbaugebieten erforderlich. Für die Terminierung des Insektizideinsatzes sind zwei Termine wichtig: Der Beginn des Falterflugs und der Beginn des Larvenschlupfes aus den Eiern (entspricht dem Zeitpunkt des Flughöhepunktes). Der erste Termin lässt sich grob anhand der Witterungsdaten prognostizieren. Erst ab einer Temperatursumme von 250 Gradtagen ist mit dem Falterschlupf zu rechnen. Der optimale Zeitpunkt für einen Insektizideinsatz ist der zweite Termin. Zur Überwachung der Zünslerentwicklung werden in Bayern aktuell Gazezelte in Kombination mit Lichtfallen eingesetzt. Dabei gelangen die per Lichtfalle angelockten Falter lebend in das darun­ter befindliche Gazezelt, in dem dann Eiablage und Larvenschlupf sehr gut kontrolliert werden kann. Ein auf den erhobenen Monitoring-Daten basierendes Negativprognosemodell ist im Internetangebot des bayerischen PSD verfügbar.

Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgi­fera) ist seit 2007 ein wichtiges Thema in Bayern. Herr Zellner berichtete von einer stetigen Zunahme der Fundorte bis 2013, wobei die Anzahl gefangener Käfer pro Pheromonfalle immer gering blieb. Im Jahr 2014 kam es witterungsbedingt zu einer drastischen Erhöhung der gefangenen Käferzahlen auf insgesamt 1.415 Individuen, die maximale Fangzahl in einer Falle betrug 313 Käfer. Auch im benachbarten Österreich wurde 2014 ein extremer Starkbefall festgestellt, der auf Flächen mit Mais nach Mais sehr deutlich zu sehen war. Pro Maispflanze wurden dort bis zu 100 Käfer gezählt. Durch den Maiswurzelbohrer verursachte Fraßschäden wurden in Österreich auch in vielen anderen Kulturen beobachtet, zum Beispiel an Salat, Kürbis, Sonnenblume, Gräsern und Ackerbohne. Herr Zellner stellte klar, dass das Problem Maiswurzelbohrer bei Befall nicht mit einem Insektizid allein zu lösen sei, dies sei nur in Zusammenhang mit Fruchtfolgemaßnahmen möglich. Allerdings gelangten die betroffenen Landwirte häufig erst nach dem Durchlaufen einer längeren Lern- und Erfahrungsphase zu dieser Einsicht.

Die von Herrn Lehmhus vorgestellte Zusammenfassung der von den Pflanzenschutzdiensten der Länder erhobenen Monitoring-Daten zeigte, dass der Maiswurzelbohrer im Jahr 2014 außer in Bayern noch verstärkt in Baden-Württemberg (2504 Käfer) sowie vereinzelt in Rheinland-Pfalz (15) und Sachsen-Anhalt (7) gefangen wurde. Während der Maiswurzelbohrer an einigen vorjährigen Fundorten 2014 nicht mehr auftauchte, wurden 2014 zwei neue Befallsgebiete ausgewiesen, einer im Landkreis Biberach (Baden-Württemberg) und ein zweiter in Bernburg-Strenzfeld (Sachsen-Anhalt). Herr Lehmhus dankte den Kollegen der Pflanzenschutzdienste für die erhobenen Daten.

Abschließend zeigte Herr Busch (PSD Mecklenburg-Vorpommern) anhand einer speziellen Schadfalluntersuchung, wie wichtig und zugleich auch aufwändig es ist, genaue Diagnosen durchzuführen. Auf einer Maisfläche waren im Frühjahr 2014 Schäden gemeldet worden, die externer Einschätzung auf das Auftreten des „Fingerkäfers“ (Clivina fossor) zurückgeführt wurden, der in Mecklenburg-Vorpommern bislang nicht als Schaderreger aufgetreten war. Bei genauerer Untersuchung der Proben von verschiedenen Flächen vor Ort und gewissenhafter Bestimmungsarbeit wurden allerdings überwiegend Drahtwürmer sowie Larven der „Kammschienenwurzelfliege“ (Bohnenfliege, Delia platura) festgestellt. Unter Berücksichtigung der Funde und der einschlägigen Literatur erscheint die Einstufung des Fingerkäfers als neuer Schadorganismus in Mecklenburg-Vorpommern eher fraglich. Zweifellos fördert die derzeitige Produktionsweise im Mais das Auftreten „neuer“ Schadinsekten, gemeint sind damit jedoch eher die Kammschienenwurzel­fliege oder auch Blatthornkäfer wie der Gartenlaubkäfer oder der Junikäfer. Als Fazit stellte Herr Busch klar, dass der Beratungsbedarf zum Auftreten von Schadtieren zunimmt. Kom­plexe Schadfalluntersuchungen in der landwirtschaftlichen Praxis könne der Pflanzenschutzdienst jedoch häufig nur durch aufwändige Methoden, kombiniert mit wissenschaftlichen Untersuchungen, erfolgreich durchführen.

Der Termin für das 26. Treffen des Arbeitskreises wurde auf den 17. und 18. Februar 2016 festgelegt, es findet im Anschluss an die Tagung des Arbeitskreises Raps statt.

Gert Petersen (LK Schleswig-Holstein)

Jörn Lehmhus, Udo Heimbach (JKI Braunschweig)


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