Erstnachweis von Phoma sojicola (Syn. Ascochyta sojicola) an Glycine max in Österreich
First report of Phoma sojicola (syn. Ascochyta sojicola) on Glycine max in Austria
Journal für Kulturpflanzen, 68 (3). S. 72–74, 2016, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2016.03.03, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Im Rahmen eines Monitorings von Pflanzenpathogenen an Sojabohnen (Glycine max) 2015 in Österreich, wurde an fünf Standorten erstmals der Pilz Phoma sojicola (Syn. Ascochyta sojicola) nachgewiesen.
Stichwörter: Phoma sojicola, Glycine max, Österreich, Erstnachweis
Within the scope of a monitoring of plant pathogens on soybeans (Glycine max) in Austria in the year 2015 at five locations the fungus Phoma sojicola (syn. Ascochyta sojicola) is first reported.
Key words: Phoma sojicola, Glycine max, Austria, first report
In Österreich wurde in den Jahren 2013 bis 2015 an einigen Sojabohnenproben der Pilz Ascochyta sojina nachgewiesen. Die Erstbeschreibung erfolgte anhand einer Probe aus Bad Wimsbach in Oberösterreich (Bedlan, 2014).
An den Sojabohnenpflanzen wären eigentlich die bisher an Sojabohne bekannten Arten Ascochyta sojae und A. sojicola zu erwarten gewesen, so wie andere an Sojabohnen bekannte Pathogene, z.B. Phyllosticta glycines (Bedlan, 2015), Diaporthe spp. oder Colletotrichum spp.
Im Rahmen eines Monitorings zum Auftreten von Krankheitserregern an der Sojabohne an 59 Standorten im Jahre 2015 in Österreich wurden durch Vermessen der Strukturen der gefundenen Ascochyta-Isolate an 5 Standorten der Pilz Phoma sojicola (= Ascochyta sojicola) nachgewiesen. Es ist dies der erste Nachweis dieses Pilzes für Österreich.
Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Die Pilzstrukturen wurden mit Wittmann’s Blau (Wittmann, 1970) gefärbt.
Auf den Blättern der Sojabohne bildet Phoma sojicola hell- bis dunkelbraune, unregelmäßige, rundliche, Flecken (Abb. 1). Diese sind dunkel umrandet und blattoberseits sind auf diesen Flecken braun-schwarze Pyknidien zu sehen. Die Flecken am Stängel sind silbrig-grau und dicht mit Pyknidien besetzt. Diese Verfärbung kann auch gänzlich fehlen, die punktförmigen Pyknidien sind jedoch deutlich zu sehen (Abb. 2). Diese sind zuerst braun, später schwarz gefärbt. Werden die Hülsen befallen, sind die Pyknidien, wie auf dem Stängel, deutlich zu sehen (Abb. 3). Die Bohnen werden kaum bis gar nicht ausgebildet. Die Konidien sind hyalin, einfach septiert, länglich, an den Enden abgerundet und messen 7,70–15,50 × 2,12–4,55 μm (im Durchschnitt 10,57 × 3,21 μm) (Abb. 4 und 5).
In der Literatur werden folgende Angaben zur Verbreitung von Phoma sojicola bzw. Ascochyta sojicola gegeben:
Sowjetunion: Chabarowsk, 10.06.1928; N.-Oussouriisk, 28.08.1929 auf Glycines hispida (Abramov, 1931).
Rossia, prov. Primorskensis, in viciniis opp. Ussurijsk auf Glycines hispida, 28.08.1928 (Nelen, 1977).
Russland, Deutschland, Ungarn, Japan, Belgisch-Kongo, Nord-Ost-China, Ukraine, Nordkaukasus, Georgien (Kövics et al., 1999).
Polen, ehemaliges Jugoslawien (Hartmann et al., 1999).
Pucking (Oberösterreich), 10.08.2015, N48° 11.586', O14° 13.214'.
Bad Wimsbach (Oberösterreich), 08.09.2015, N48° 04.139', O13° 53.308'.
Oberwart (Burgenland), 09.09.2015, N47° 14.871', O16° 15.825'.
St. Donat (Kärnten), 17.09.2015, N46° 43.942', O14° 23.471'.
Hörzendorf (Kärnten), 17.09.2015, N46° 44.321', O14° 20.073'.
leg. K. Hissek, det. G. Bedlan.
Ascochyta sojicola (als sojaecola) wurde erstmals von Abramov (1931) beschrieben, der auch öfter als Abramoff oder Abramow bezeichnet wird. Nelen (1977) bezieht sich auf einen Artikel von Abramov aus dem Jahre 1938 (Abramov, 1938), wo Ascochyta sojicola lediglich erwähnt wird, jedoch ohne Protolog. Nelen (1977) beschreibt nun seiner Meinung nach erstmals diesen Pilz ohne Kenntnis von Abramov’s Erstbeschreibung aus dem Jahre 1931 zu haben. Nelen’s Beschreibung ist daher ein Homonym und ein nomen superfluum.
Kövics et al. (1999) stellten Ascochyta sojicola in die Gattung Phoma, da sie hauptsächlich einzellige Konidien beobachteten und nur selten zweizellige vorfanden. Der gültige Name lautet daher Phoma sojicola (Abramov) Kövics, de Gruyter & Aa.
Nachdem die Konidien der von uns untersuchten Isolate mehrheitlich zweizellig sind und nur wenige, noch unreife Konidien, einzellig, können wir uns der Meinung von Kövics et al. nicht anschließen.
Abramov, I.N., 1931: Bolezni i Vrediteli Soievykh Bobov na Dal’nem Vostoke (Diseases and pests of Soybeans in the Far East), pamphlet issued by], Vladivostok: Dal’stazva (Far Eastern Plant Protection Station), 1-84, 68.
Abramov, I.N., 1938: Bolezni sel’skokhozyaistvennykh rastenij na Dal’nem Vostoke. Khabarovsk. 1-286.
Bedlan, G., 2014: Ascochyta sojina sp. nov., a new pathogen on Glycine max (L.) Merr. Journal für Kulturpflanzen 66 (9), 319-321. DOI: 10.5073/JFK.2014.09.05.
Bedlan, G., 2015: Erstnachweis von Phyllosticta glycines Thüm. an Glycine max in Österreich. Journal für Kulturpflanzen 67 (2), 73-75. DOI: 10.5073/JFK.2015.02.03.
Hartmann, G.L., J.B. Sinclair, J.C. Rupe (Eds.), 1999: Compendium of Soybean Diseases, 4th ed., St. Paul, MN, American Phytopathological Society, 100 p.
Kövics, G.J., J. de Gruyter, H.A. van der Aa, 1999: Phoma sojicola comb. nov. and other hyaline-spored coelomycetes pathogenic on soybean. Mycol. Res. 103 (8), 1065-1070.
Nelen, E.S., 1977: Species fungorum pycnidialium novae e parte australi orientis extremi. Nov. Sist. niz. Rast. 14, 105.
Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykologischer Präparate. PflSchber. Bd. 41, Heft 5/6/7, 91-94.