Erstnachweis von Periconia sidae an Sida hermaphrodita in Europa
First report of Periconia sidae on Sida hermaphrodita in Europe
Journal für Kulturpflanzen, 68 (9). S. 270–272, 2016, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2016.09.03, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Im Juni 2015 wurde an Sida hermaphrodita (Virginiamalve) der Pilz Periconia sidae erstmals für Europa nachgewiesen.
Stichwörter: Periconia sidae, Sida hermaphrodita, Virginiamalve, Erstnachweis, Europa
In June 2015 the occurrence of the fungus Periconia sidae on Sida hermaphrodita (Virginia mallow) is first reported for Europe.
Key words: Periconia sidae, Sida hermaphrodita, Virginia mallow, first report, Europe
Die Gattung Periconia wurde von Tode (1791) erstbeschrieben und zwar mit der Typusart Periconia lichenoides. Weltweit sind derzeit etwa 190 Arten der Gattung Periconia bekannt. An der Wirtspflanzengattung Sida sind P. byssoides und P. sidae beschrieben.
P. sidae wurde von Batista und Bezerra (1960) als auf Blättern von Sida sp. vorkommend beschrieben und zwar in Gesellschaft mit Puccinia heterospora Berk. und Curtis und Alternaria sp. in Caruaru (Bundesstaat Pernambuco, Brasilien) Die Maße der Stiele, auf denen sich köpfchenförmig Konidiophoren mit Konidien befinden, beschreiben sie mit einer Länge von 130–350 μm, die Durchmesser der kugelförmigen Konidien mit 9,5–16 μm.
Im Herbar der Universidade Federal de Pernambuco in Recife (Herbar URM) sind fünf Belege von Periconia sidae mit den Nummern 17118 (an Sida sp., Typus), 18683 (an Sida sp.,Caruaru, Pernambuco, BR), 18539 (an Anona sp., Coruripe, Alagoas, BR), 30656 (an Musa paradisiaca, Núcleo Colonial, Vitoria, BR) und 17334 (an Lycopersicum esculentum, Tapera, Pernambuco, BR) hinterlegt.
URM gibt als Sammeldatum des Typus den 7. September 1959 an, Batista im Protolog jedoch den 8. September 1959.
Erstmals für Europa wurde 2015 an lebenden Blättern von Sida hermaphrodita in einem Versuchsfeld* in Niederösterreich Periconia sidae nachgewiesen.
Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Die Pilzstrukturen wurden mit Wittmann’s Blau (Wittmann, 1970) gefärbt.
Auf den Blattoberseiten erscheinen unregelmäßige, hellbraune, nicht eckig begrenzte Blattflecken, die dunkelbraun umrandet sind (Abb. 1). Blattunterseits sind die Flecken (Abb. 2) und deren Umrandungen etwas blasser. Auf den Flecken befinden sich auf beiden Blattseiten Stielchen mit Konidienträgern und Konidien der Periconia sidae (Abb. 3, 4), vergesellschaftet mit Epicoccum nigrum.
Abb. 3. Stielchen mit köpfchenförmigen Konidienträgern und Konidien von Periconia sidae blattoberseits.
Abb. 4. Stielchen mit köpfchenförmigen Konidienträgern und Konidien von Periconia sidae im Durchlicht (gefärbt mit Wittmann’s Blau).
Die Stielchen sind im Durchschnitt 202 μm lang und sind in der Regel vierzellig (selten sieht man auch fünfzellige Stielchen), wie sie auch Batista (1960) in einer Zeichnung wiedergibt. Die Konidien haben einen Durchmesser von 10 bis 16 μm (Abb. 5).
Periconia sidae Bat. & Bez., vergesellschaftet mit Epicoccum nigrum, an lebenden Blättern von Sida hermaphrodita,
bei Zinsenhof (Niederösterreich, Bezirk Melk), N 48° 8´ 55,6´´, O 15° 15´ 27,8´´, 22. Juni 2015, leg. et det. Gerhard Bedlan und Astrid Plenk.
Wir bedanken uns bei Alain Leprêtre, Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Berlin, für die Zurverfügungstellung von Literatur.
Batista, A.C., J.A. de Lima, JL. Bezerra, 1960: Alguns novos fungos dos gêneros Arthrobotrium, Atractina, Periconia e Podosporium. Atti dell'Istituto Botanico della Università e Laboratorio Crittogamico di Pavia. 18 (5), S. 163.
Tode, H.J., 1791: Fungi Mecklenburgensis Selecti 2, S. 2.
Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykologischer Präparate. PflSchber., Bd. 41, Heft 5/6/7, S. 91-94.
Fußnoten:
Es handelt sich um das Projekt „Sida: Intelligent Densified Energy Carriers for Austria (SIDecA)”, finanziert vom Österreichischen Klima- und Energiefond (KLI.EN), durchgeführt im Kontext des Programmes „e!MISSION.at“ |