JfK Kopfgrafik
Home / Archiv / Bd. 69 Nr. 8 (2017) / Originalarbeit
Originalarbeit

Untersuchungen zum Vorkommen pathogener Pilze an Sojabohnen in Österreich

Investigations on pathogenic fungi on soybeans in Austria

Kim Hissek1, Astrid Plenk2 und Gerhard Bedlan2
Institut
Universität für Bodenkultur, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Wien, Österreich1
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Wien, Österreich2

Journal für Kulturpflanzen, 69 (8). S. 255–263, 2017, ISSN 1867-0911, DOI: 10.1399/JfK.2017.08.02, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Dipl.-Ing. Kim Hissek, Universität für Bodenkultur, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Wien, E-Mail: kim_hissek@gmx.at, Mag. Astrid Plenk, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien, Österreich, E-Mail: astrid.plenk@ages.at, Univ.-Doz. Dr. Gerhard Bedlan, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien, Österreich, E-Mail: gerhard.bedlan@ages.at
Zur Veröffentlichung angenommen
31. März 2017

Zusammenfassung

Im Jahr 2015 wurde ein umfassendes Monitoring pflanzenpathogener Pilze im österreischischen Sojabohnenanbau durchgeführt. Dafür wurden in den Hauptanbau­gebieten Österreichs, zwischen dem 15.06.2015 und dem 17.09.2015 von 67 Feldern an 59 Standorten, Proben entnommen. Es wurden Blätter, Stängel, Hülsen und Bohnen mit Symptomen ausgewählt und untersucht. Hauptsächlich wurden die Pilze anhand morphologischer Merkmale von Fruchtkörpern, Sporen und Myzel bestimmt, Diaporthe spp. in Kombination mit PCR. Es wurden 11 verschiedene Pathogene nachgewiesen, davon konnten in zwei Fällen Erstnachweise für Österreich erbracht werden: Phoma sojicola, ein Erreger der Ascochyta-Blattfleckenkrankheit (Hissek und Bedlan, 2016) und Rhizoctonia solani, Erreger der Rhizoctonia-Blattfäule (Hissek et al., 2015).

Stichwörter: Pathogene Pilze, Monitoring, Sojabohne, Österreich

Abstract

Austrian soybean production has become more important in recent years. Among other challenges we have to deal with pathogens on Glycine max.

Plant Material was taken from 67 fields on 59 habitats between 15.6.2015 and 17.9.2015. Leaves, petioles, pods and beans were analysed. Fungi found were mainly determined by morphological features of fruiting bodies, coni­dia and mycelia. Diaporthe species were tested with PCR additional.

In total eleven different species of plant pathogenic fungi were determined on soybeans in production sites in Austria. Two of them are for the first time recorded on Glycine max for Austria: Rhizoctonia solani, which causes Rhizoctonia leaf blight (Hissek et al., 2015) and Phoma sojicola, which triggers Ascochyta leaf blight (Hissek and Bedlan, 2016).

Key words: Pathogenic fungi, monitoring, soybean, Austria

Einleitung

Die österreichische Anbaufläche für Sojabohne hat sich vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2015 mehr als verdreifacht. Im Jahr 2000 wurde auf 15 537 ha Soja gebaut, bis 2015 stieg die Anbaufläche auf 53 867 ha. Ebenso verzeichnet der Anteil an ökologisch angebauter Soja an Zuwachs, so dass 2015 bereits 23% der Sojaflächen nach Richtlinien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet wurden. Die Hauptanbaugebiete Österreichs befinden sich in den Bundesländern Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark. In Tirol, Wien und Salzburg wird kaum, und in Vorarlberg wird keine Soja angebaut (AWI, 2014).

Mit der zunehmenden Bedeutung des österreichischen Sojabohnenanbaus muss man sich unter anderem auch mit deren Schädlingen und Krankheiten eingehender auseinandersetzen. Um adäquate Regulierungsmaßnahmen durchführen zu können, ist es notwendig, die Pathogene sowie deren Verbreitung in Österreich zu kennen.

Material und Methoden

Vom 15.06.2015 bis 17.09.2015 wurden Sojabohnenpflanzen von 67 Anbauflächen an 59 Standorten in Österreich und zwar in Eltendorf, Güssing, Oberwart und Seewinkel im Burgenland, Hörzendorf und St. Veit/Glan in Kärnten, Bruck/Leitha, Fuchsenbigl und Melk in Niederösterreich, Bad Wimsbach, Pucking und Ritzlhof in Oberösterreich, der Südsteiermark, Wildon/Umgebung und Wünschendorf in der Steiermark, entnommen. Die Auswahl der Standorte erfolgte anhand der Hauptanbaugebiete der Sojabohne in Österreich (BMLFUW, 2015). Es handelte sich dabei um Flächen von Landwirten und Versuchs­flächen der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Um das zeitlich unterschiedliche Auftreten der parasitischen Pilze zu berücksichtigen, wurden pro Standort zwei- bis dreimal Proben entnommen.

Die erste Probenentnahme erfolgte zwischen dem 15.06.2015 und dem 06.07.2015. Die Pflanzen befanden sich in ihrer Entwicklung in den BBCH-Stadien 11–19. Eine Ausnahme stellt hier der Standort Bad Wimsbach dar. Hier wurden aus logistischen Gründen zum ersten Mal am 10.08.2015 Pflanzen entnommen. Zwischen dem 10.08.2015 und dem 17.09.2015 wurden zum zweiten Mal augenscheinlich befallene Pflanzen an allen Standorten entnommen. Die Pflanzen befanden sich zwischen der ersten sichtbaren Blütenbildung und der Vollreife in den BBCH-Stadien 51–89. Eine dritte Probenahme im September wurde stichprobenartig nur an 8 Standorten durchgeführt, da viele Sojabohnenfelder bereits beerntet waren.

Die Positionen der Standorte wurden mittels GPS-Geräten festgehalten.

Von den von verschiedenen Flächen entnommenen Pflanzenproben wurden stichprobenartig oberirdische Teile untersucht. Schaderreger, die ausschließlich die Wurzeln der Sojabohne befallen, wurden nicht berücksichtigt. Es wurden Blätter, Stängel, Hülsen und Bohnen ausgewählt, die chlorotische, nekrotische oder andere farbliche Veränderungen und Wuchsanomalien aufwiesen, sowie wenn Myzel oder Pilzfruchtkörper auf einen Pilzbefall hindeuteten.

Um eine Infektion durch pflanzenparasitische Pilze festzustellen, wurden die entnommenen Pflanzenteile mit dem Auflicht- und dem Durchlichtmikroskop untersucht. Die Bestimmung der Pilze erfolgte hauptsächlich anhand morphologischer Merkmale der Fruchtkörper und Konidien. Eine Ausnahme stellte hier die Rhizoctonia-Blattfäule dar. Der Erreger Rhizoctonia solani Kühn wurde anhand der spezifischen Struktur der Hyphen identifiziert. Um die Pilzstrukturen unter dem Durchlichtmikroskop deutlich sichtbar zu machen, wurden diese mit Wittmann´s Blau eingefärbt (Wittmann, 1970). Für die Lichtmikroskopie stand ein Mikroskop BX53 von Olympus zur Verfügung. Die Pilzstrukturen wurden mit dem Programm labSens von Olympus gemessen.

Um die Diaporthe spp. sicher zu bestimmen, wurden diese im Anschluss an die lichtmikroskopischen Verfahren zusätzlich molekularbiologisch untersucht. Mittels PCR wurde die DNA der Pilze amplifiziert. Notwendig dafür waren die Primer ITS-1 und ITS-4, die an die ITS-I und ITS-II Regionen andocken. Diese beiden Regionen umgeben die 5,8S rRNA.

Pathogene Pilze an der Sojabohne

Ascochyta sojina und Phoma sojicola (Syn.: A. sojicola)

Die Ascochyta-Blattfleckenkrankheit an der Sojabohne war bisher kaum von Bedeutung. In Österreich wird die Krankheit von A. sojina und Ph. sojicola verursacht. 2014 wurde in Österreich eine neue Art, A. sojina, entdeckt (Bedlan, 2014b). Der Erstnachweis von Ph. sojicola an Soja in Österreich wurde 2016 erbracht (Hissek und Bedlan, 2016).

Beide Pathogene lösen die gleichen Symptome an der Sojabohne aus.

Ascochyta sojina trat auf 35 Flächen an 34 Standorten auf. Sowohl bei den ersten, als auch den zweiten Untersuchungen war A. sojina der Pilz, der nach Septoria glycines am zweithäufigsten vorkam (Abb. 1).

Abb. 1. Verbreitung von Asco­­chyta sojina in Öster­reich, 2015.

Abb. 1. Verbreitung von Asco­­chyta sojina in Öster­reich, 2015.

Phoma sojicola

Phoma sojicola wurde in St. Donat und Hörzendorf in Kärnten, Bad Wimsbach und Pucking in Oberösterreich und in Oberwart im Burgenland nachgewiesen. Das befallene Material wurde im August und September gesammelt (Hissek und Bedlan, 2016) (Abb. 2).

Abb. 2. Verbreitung von Phoma sojicola in Österreich, 2015.

Abb. 2. Verbreitung von Phoma sojicola in Österreich, 2015.

Colletotrichum destructivum und C. truncatum

Colletotrichum destructivum und C. truncatum verursachen die Anthraknosen an der Sojabohne. Beide Spezies von Colletotrichum können Blätter befallen, sind aber hauptsächlich an den Stängeln, Blattstielen, Hülsen und Samen der Sojabohne zu finden. Die beiden Colletorichum-Arten traten erst im August und September auf.

Auf 16 Flächen und 15 Standorten wurde Colletotrichum destructivum nachgewiesen. Die Erkrankung wurde vor allem in Kärnten und in Wildon/Umgebung festgestellt. Jeweils ein Fundort befand sich in Niederösterreich und im Südburgenland. Neben den Stängeln wurden auch Blätter und Hülsen befallen (Abb. 3).

Abb. 3. Verbreitung von Colle­­totrichum destructivum in Österreich, 2015.

Abb. 3. Verbreitung von Colle­­totrichum destructivum in Österreich, 2015.

Colletotrichum truncatum wurde an 11 Feldern und 10 Standorten festgestellt. Die befallenen Flächen befanden sich hauptsächlich in Kärnten und in Wildon/Umgebung. Auch an einem Standort im Seewinkel (B) wurde C. truncatum gefunden. An 5 Flächen kam er gemeinsam mit C. destructivum vor (Abb. 4).

Abb. 4. Verbreitung von Colle­totrichum truncatum in Österreich, 2015.

Abb. 4. Verbreitung von Colle­totrichum truncatum in Österreich, 2015.

Die Anthraknose, durch beide Colletotrichum-Arten verursacht, wurde an 22 Feldern und 20 Standorten diagnostiziert.

Diaporthe-Phomopsis-Komplex

Der Diaporthe-Phomopsis-Komplex der Sojabohne besteht aus verschiedenen Erregern, die unterschiedliche Krankheiten auslösen. An der Sojabohne ist der Diaporthe-Phomopsis-Komplex weltweit verbreitet. Unter optimalen Bedingungen kann dieser Ertragsverluste von 100% auslösen (Hartman et al., 2015).

Phomopsis longicolla – Phomopsis-Samenfäule

Phomopsis-Samenfäule wird hauptsächlich durch den Erreger Phomopsis longicolla Hobbs verursacht und wurde 1985 erstmals an der Sojabohne nachgewiesen (Hobbs et al., 1985). Zuerst befällt Phomopsis longicolla die Hülsen und später die Bohnen. Das Pathogen kommt auch an Stängeln und Wurzeln vor (Hartman et al., 2015).

Phomopsis longicolla wurde an 13 Standorten, vor allem in Wildon/Umgebung und der Südsteiermark festgestellt. Jeweils einmal trat der Pilz in Niederösterreich und in der Gegend um Güssing (Burgenland) auf.

Diaporthe phaseolorum var. caulivora – Stängelkrebs

Der Stängelkrebs an der Sojabohne wurde in den USA erstmals 1954 nachgewiesen (Athow und Caldwell, 1954) und ist mittlerweile auch in Europa, Kanada und Südamerika verbreitet.

Phomopsis longicolla und Diaporthe phaseolorum var. caulivora traten erst ab August und September in Österreich auf (Abb. 5 und 6).

Abb. 5. Verbreitung von Pho­mopsis longicolla in Österreich, 2015.

Abb. 5. Verbreitung von Pho­mopsis longicolla in Österreich, 2015.

Abb. 6. Verbreitung von Dia­­por­the phaseolorum var. caulivora in Österreich, 2015.

Abb. 6. Verbreitung von Dia­­por­the phaseolorum var. caulivora in Österreich, 2015.

Diaporthe phaseolorum var. caulivora trat an zwei Feldern an einem Standort bei Wildon/Umgebung auf.

Somit trat der Diaporthe-Phomopsis-Komplex an 15 Flächen auf 14 Standorten in Österreich auf.

Peronospora manshurica

Peronospora manshurica verursacht an der Blattoberseite kleine (2–8 mm), helle bis hellgelbe Flecken (Hartman et al., 2015).

Die Flecken vergrößern sich später, fließen auch oft zusam­men und können in Form und Größe unterschiedlich erscheinen. Von Peronospora manshurica sind 35 verschiedene Pathotypen bekannt, welche Unterschiede in der Symptomausprägung verursachen. An der Blattunter­seite der Flecken wird ein grauer Sporangienrasen gebildet (Hartman et al., 2015). Insgesamt trat Peronospora manshurica auf 15 verschiedenen Flächen und Stand­orten auf (Abb. 7).

Abb. 7. Verbreitung von Pero­nospora manshurica in Österreich, 2015.

Abb. 7. Verbreitung von Pero­nospora manshurica in Österreich, 2015.

Bei der ersten Probenentnahme wurde der Pilz an 8 Standorten festgestellt. Fünf dieser Felder befanden sich in Oberösterreich, jeweils eines in Güssing (B), in Wildon/Umgebung (St) und in Niederösterreich.

Im August und September trat Peronospora manshu­rica an 10 Standorten auf. An drei Standorten wurde der Falsche Mehltau sowohl bei der ersten als auch bei den folgenden Untersuchungen diagnostiziert. Vor allem in Oberösterreich verschwand er zwischen Juni/Juli und August/September.

Phyllosticta glycines

Phyllosticta glycines verursacht an den Blättern der Sojabohne rundliche, ovale, unregelmäßige und V-förmige Flecken (Bedlan, 2015).

Diese sind dunkel umrandet und gehen manchmal vom Blattrand aus. An der Blattoberfläche werden dunkle Pyknidien gebildet. Es können auch Blattstiele, Stängel und Hülsen befallen werden (Bedlan, 2015).

Phyllosticta glycines war 2015 in Österreich an 14 Flächen und Standorten verbreitet (Abb. 8).

Abb. 8. Verbreitung von Phyllo­sticta glycines in Öster­reich, 2015.

Abb. 8. Verbreitung von Phyllo­sticta glycines in Öster­reich, 2015.

Im Juni und Juli wurde Phyllosticta glycines an 12 Standorten festgestellt. Acht davon befanden sich in der Steiermark, in den Gebieten Wildon/Umgebung und der Südsteiermark. Die anderen vier Fundorte verteilten sich auf Pucking (OÖ), Güssing (B) und Bruck/Leitha (NÖ).

Bei der zweiten und dritten Probennahme wurde Phyllosticta glycines nur noch dreimal festgestellt. An einem Standort, in Wildon/Umgebung, trat der Pilz sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Untersuchung auf. Zwischen den Probennahmen verschwand Ph. glycines von 11 Standorten und trat an zwei neuen auf.

Rhizoctonia-Blattfäule

Im Juni 2015 wurde an der Sojabohne in Österreich erstmals Rhizoctonia solani Kühn, der Erreger der Rhizoctonia-Blattfäule, nachgewiesen. Der Befall wurde in der Nähe von Andau im Bezirk Neusiedl am See entdeckt (Hissek et al., 2015). Rhizoctonia solani verursacht an den Blättern der Sojabohne wässrige, graugrüne Flecken (Hissek et al., 2015) (Abb. 9).

Abb. 9. Verbreitung von Rhi­zoctonia solani, Erreger der Rhizoc­tonia-Blatt­fäule, in Österreich, 2015.

Abb. 9. Verbreitung von Rhi­zoctonia solani, Erreger der Rhizoc­tonia-Blatt­fäule, in Österreich, 2015.

Sclerotinia sclerotiorum

Blätter befallener Pflanzen welken und die Pflanzen fallen schließlich um. Unter optimalen Vorraussetzungen wächst das Myzel außen am Stängel. Das Innere des Stängels ist hohl, es werden Sklerotien und weißes, watte­artiges Myzel gebildet.

Sclerotinia sclerotiorum konnte ab August festgestellt werden. Der Pilz wurde an 6 Standorten, 3 davon in der Südsteiermark, 2 in Wildon/Umgebung und einmal im Raum Güssing gefunden (Abb. 10).

Abb. 10. Verbreitung von Sclero­tinia sclerotiorum in Österreich, 2015.

Abb. 10. Verbreitung von Sclero­tinia sclerotiorum in Österreich, 2015.

Septoria glycines

Septoria glycines verursacht an den Blättern zunächst punktförmige, unregelmäßige, dunkelbraune Flecken, die in der Regel von einem gelben Hof umgeben sind und daher mit einem Befall durch Pseudomonas sava­stanoi pv. glycinea verwechselt werden kann (Bedlan, 2014a).

Wie die Untersuchungen zeigen, trat der Pilz Septoria glycines 2015 am häufigsten im österreichischen Soja­bohnenanbau auf. Insgesamt war dieser auf 51 von 67 untersuchten Feldern und an 47 von 59 Standorten verbreitet. S. glycines war sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Probennahme, in allen untersuchten Gebieten zu finden (Abb. 11).

Abb. 11. Verbreitung von Septo­ria glycines in Öster­reich, 2015.

Abb. 11. Verbreitung von Septo­ria glycines in Öster­reich, 2015.

Bei den Untersuchungen im Juni und Juli ist Septoria glycines auf 28 Feldern an 27 Standorten aufgetreten. Der Pilz wurde in allen sieben untersuchten Gebieten mit Ausnahme des Seewinkels festgestellt. Während S. gly­cines im Nordburgenland nicht vorkam, war der Pilz im Südburgenland (Raum Güssing) an allen untersuchten Standorten zu finden. Die Septoria-Blattfleckenkrankheit wurde auf ungefähr zwei Drittel der Flächen im Raum Pucking (OÖ), und in Wildon und Umgebung (St) auf der Hälfte der Felder diagnostiziert. Septoria glycines löste vor allem an den untersten Blättern Symptome aus.

Bei den Untersuchungen im August und September wurde Septoria glycines auf 45 Flächen an 42 Standorten in allen untersuchten Gebieten gefunden. Die Symptome waren nun von den untersten bis in die obersten Blattetagen zu erkennen. Außerdem wurden auch Stängel und Hülsen befallen. An 7 Feldern, an welchen im Juni und Juli ein Befall durch S. glycines festgestellt wurde, trat dieser im August und September nicht mehr auf. Im Gegen­satz dazu, breitete sich S. glycines in diesem Zeitraum auf weitere 24 Felder aus, welche zuerst befallsfrei waren. Auf 21 Feldern wurde sowohl bei der ersten als auch zweiten Untersuchung S. glycines festgestellt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden während des Monitorings 2015 elf verschiedene pathogene Pilze an der Sojabohne in Österreich festgestellt (Tab. 1).

Tab. 1. Häufigkeit pathogener Pilze an der Sojabohne in Österreich an 59 untersuchten Standorten, 2015

Pathogen

Anzahl der Standorte N = 59

Anzahl der Felder N = 67

Septoria glycines

47

51

Ascochyta sojina

34

35

Colletotrichum destructivum

15

16

Peronospora manshurica

15

15

Phyllosticta glycines

14

14

Phomopsis longicolla

13

13

Colletotrichum truncatum

10

11

Sclerotinia sclerotiorum

6

6

Phoma sojicola
(Syn. Ascochyta sojicola)

5

5

Diaporthe phaseolorum var. caulivora

1

2

Rhizoctonia solani
(Rhizoctonia-Blattfäule)

1

1

Bei den ersten Untersuchungen waren ausschließlich an den Blättern Symptome zu erkennnen. Es wurden folgende fünf pathogene Pilze festgestellt: Ascochyta sojina, Peronospora manshurica, Phyllosticta glycines, Septoria glycines und Rhizoctonia solani.

Bei der zweiten und dritten Probenentnahme waren Symptome außer an den Blättern auch an Stängeln, Hülsen und Bohnen zu erkennen. Folgende pathogene Pilze wurden an der Sojabohne festgestellt: Ascochyta sojina, Colletotrichum destructivum, Colletotrichum truncatum, Diaporthe phaseolorum var. caulivora, Peronospora manshurica, Phoma sojicola, Phomopsis longicolla, Phyllosticta glycines, Sclerotinia sclerotiorum und Septoria glycines.

Die Anzahl der Standorte unterscheidet sich von der Zahl der Felder, da Felder, die aneinander grenzten, als ein Standort verzeichnet wurden.

Diskussion

Einfluss der Witterung 2015

Die Witterungsbedingungen in Österreich waren im Jahr 2015 geprägt durch langanhaltende Wärmeperioden und Trockenheit (ZAMG, 2016).

Dies wirkte sich an einigen Standorten, vor allem in Oberösterreich und der Südsteiermark, negativ auf den Soja­bohnenanbau aus. Da eine Bewässerung der Soja­bohne in Österreich eine Ausnahme darstellt, bereiteten der geringe Niederschlag und die Hitze große Probleme. Bei den ersten Probennahmen (Juni/Juli), waren an den Pflanzen noch keine durch Trockenheit verursachten Symp­tome zu erkennen. Im Zeitraum der zweiten Probennahmen (August/September) entwickelten sich die Pflanzen auf einigen Flächen kaum weiter. Im Laufe des Jahres breiteten sich die Septoria- und die Ascochyta-Blattfleckenkrankheiten aus. Die Phyllosticta-Blattfleckenkrankheit, die bei den ersten Probennahmen noch relativ häufig zu finden war, trat bei den zweiten Probennahmen seltener auf. Es wäre möglich, dass Ph. glycines mehr unter der Trockenheit litt.

Peronospora manshurica war selten nachzuweisen. Man kann davon ausgehen, dass P. manshurica in feuchteren Jahren stärker auftreten wird.

Aufgrund der Witterungsbedingungen 2015, fanden weder die Sojabohne, noch einige deren pathogener Pilze optimale Entwicklungsbedingungen vor.

Bedeutung pathogener Pilze im österreichischen Sojabohnenanbau

Wie die Ergebnisse des ersten Monitorings zeigen, trat in Österreich 2015 die Septoria-Blattfleckenkrankheit als häufigste Pilzerkrankung an der Sojabohne auf. Auf vielen Flächen wurde S. glycines von der Entwicklung des ersten Laubblattes bis zur Abreife der Bohnen festgestellt. Meistens waren durch S. glycines nicht nur einzelne Pflanzen befallen, sondern große Teile von Beständen.

Die Ascochyta-Blattfleckenkrankheit, verursacht durch Ascochyta sojina und Phoma sojicola (Ascochyta sojicola) war 2015 die zweithäufigste Krankheit im österreichischen Sojabohnenanbau. Die Ascochyta-Blattfleckenkrankheit kam mit Ausnahme des Seewinkels in allen Hauptanbaugebieten Österreichs vor.

Es ist denkbar, dass die Ascochyta-Blattfleckenkrankheit in Zukunft bekämpfungswürdig sein könnte.

Die dritthäufigste Pilzerkrankung 2015 war die Anthraknose (Colletotrichum destructivum und C. truncatum). Diese kam in allen untersuchten Gebieten mit Ausnahme von Oberösterreich vor.

Vor allem die Septoria- und die Ascochyta-Blattfleckenkrankheit könnten in Zukunft im österreichischen Sojabohnenanbau ein Problem werden. Die Ausbreitung sowie die Ertragsrelevanz dieser Pathogene sollte zukünftig beobachtet werden.

Danksagung

Wir bedanken uns bei Dipl.-Ing. (FH) Michael Schwarz von der Abteilung Datenmanagement der AGES für die Erstellung der Verbreitungskarten, bei Herrn Dipl.-Ing. Klemens Mechtler, der die AGES-Versuchsflächen zur Verfügung gestellt hat, sowie bei den Mitarbeitern dieser Außenstellen, bei Dipl.-Ing. Markus Tschischej (Pflanzenbaudirektor der Landwirtschaftskammer Kärnten), Herrn Dipl.-Ing. Peter Klug (LWK Steiermark) und Herrn Dipl.-Ing. Hubert Köppl (LWK Oberösterreich) für ihre Unterstützung und die Bereitstellung von Sojafeldern.

Literatur

Athow, K.L., R.M. Caldwell, 1954: A comparative study of Diaporthe stem canker and pod and stem blight of soybean. Phytopathology 44, 319-325.

AWI (Bundesanstalt für Agrarwirtschaft) Hrsg., 2014: Versorgung Österreichs mit pflanzlichem Eiweiß – Fokus Sojakomplex. Schriftenreihe 107 der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft.

Bedlan, G., 2014a: Die Arten der Gattung Septoria an der Sojabohne. ALVA-Tagungsbericht, S. 309-310.

Bedlan, G., 2014b: Ascochyta sojina sp. nov., an new pathogen on Glycine max (L.) Merr. Journal für Kulturpflanzen 66 (9), 319-321.

Bedlan, G., 2015: Erstnachweis von Phyllosticta glycines Thüm. an Glycine max in Österreich. Journal für Kulturpflanzen 67 (2), 73-75.

BMLFUW (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft) Hrsg., 2015: Grüner Bericht, 2015. Bericht über die Situation der österreichischen Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2014, Wien.

Hartman, G.L., J.C. Rupe, E.J., Sikora, L.L., Domier, J.A., Davis, K.L. Steffey (eds.), 2015: Compendium of soybean diseases and pests. 5. ed., St. Paul, Minn., USA, APS, 201 S.

Hissek, K., A. Plenk, G. Bedlan, 2015: Erstnachweis der Rhizoctonia-Blattfäule an Sojabohne in Österreich. Journal für Kulturpflanzen 67 (11), 377-378.

Hissek, K., G. Bedlan, 2016: Erstnachweis von Phoma sojicola (Syn.: Ascochyta sojicola) an Glycine max in Österreich. Journal für Kulturpflanzen 68 (3), 72-74.

Hobbs, T.W., A.F. Schmitthenner, G.A. Kuter, 1985: A new Phomopsis species from soybean. Mycologia 77, 535-544.

Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykolo­gischer Präparate. PflSchber. Bd. 41, Heft 5/6/7, 91-94.

ZAMG (Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik), 06.06. 2016: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klima-aktuell/jahresrueckblick/wetterrueckblick/?jahr=2015&monat=GJ).


ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
Verlag
Eugen Ulmer KG
Ulmer-Logo
Verantwortlicher Herausgeber
Präsident und Professor
Prof. Dr. Frank Ordon
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
Schriftleitung
Dr. Anja Hühnlein
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
E-Mail: journal-kulturpflanzen@julius-kuehn.de
Co-Schriftleitung
Dr. Ulrike Stahl
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Layout/Technische Umsetzung
mediaTEXT Jena GmbH
mediaTEXT-Logo
Julius Kühn-Institut (JKI)
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
 
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
Deutschland
Fon: 03946 47-0
Fax: 03946 47-255
Mail: poststelle@julius-kuehn.de
De-Mail: poststelle@julius-kuehn.de-mail.de
Impressum
 
Diese Zeitschrift wird vom Julius Kühn-Institut herausgegeben.
JKI-Logo