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Originalarbeit

Einfluss der Witterung auf Biomassebildung und N-Aufnahme von Zwischenfrüchten sowie deren Wirkung auf Bodenwasser- und Nmin-Gehalt in Norddeutschland

Effect of weather variables on biomass production and N uptake of catch crops, and their influence on soil water and Nmin content in Northern Germany

Heinz-Josef Koch1, Andreas Windt2, Stefan Mittler3 und Melanie Hauer1
Institut
Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ), Göttingen1
Nordzucker AG, Braunschweig2
Syngenta Agro GmbH, Maintal3

Journal für Kulturpflanzen, 69 (11). S. 361–372, 2017, ISSN 1867-0911, DOI: 10.1399/JfK.2017.11.01, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Dr. Heinz-Josef Koch, Institut für Zuckerrübenforschung, Holtenser Landstr. 77, 37079 Göttingen, E-Mail: koch@ifz-goettingen.de
Zur Veröffentlichung angenommen
5. Oktober 2017

Zusammenfassung

Der Anbau von nicht winterharten Zwischenfrüchten mit Resistenz gegenüber dem Rübenzystennematoden erfolgt bundesweit auf etwa der Hälfte der nächstjährigen Zuckerrübenfelder. Die vorliegende Studie zielte darauf ab, (i) den Einfluss der Witterungsbedingungen im Zeitraum des Zwischenfruchtanbaus auf das Wachstum von Weißem Senf (Sinapis alba) und einer Artenmischung aus 7 legumen und nicht-legumen Pflanzenarten zu analysieren. Darüber hinaus sollte die Wirkung dieser Zwischenfrüchte auf (ii) die Wasserverfügbarkeit für die Folgefrucht Zuckerrübe und (iii) das N-Auswaschungsrisiko über Winter im Vergleich zu einer Variante Strohmulch unter den Boden-, Klima- und Anbaubedingungen Norddeutschlands erfasst werden. Dazu wurden Feldversuche in 15 Umwelten durchgeführt (2012/13–2014/15, 5 Standorte pro Jahr).

In einer Korrelationsanalyse erwiesen sich die mittlere tägliche Niederschlagsmenge nach Aussaat der Zwischen­frucht bis Ende September und die Lufttemperatur um die Monatsmitte des Septembers als maßgebliche Einflussgrößen auf die oberirdische Biomassebildung der Zwischenfrüchte bis Anfang November. Diese beiden Para­meter erklärten bis zu 70% der Varianz der Zwischenfrucht-Biomasse. Parameter, die den Aussaattermin bzw. die Länge der Vegetationszeit der Zwischenfrüchte unmittelbar beinhalteten, fanden keinen Eingang in die abgeleitete multiple Regression. Im Mittel senkte der Zwischenfruchtanbau den Bodenwassergehalt vor und nach Winter nicht gegenüber Strohmulch, wenngleich er vor Winter in 7 Umwelten nach Strohmulch signifikant höher lag als nach Zwischenfrucht. Nach Winter traten in keiner Umwelt mehr Unterschiede auf. Somit war der Boden­vorrat von Wasser für die nachfolgenden Zuckerrüben durch den Anbau von im Spätherbst gemulchten Zwischenfrüchten gegenüber Strohmulch nicht verringert.

Sowohl der Senf als auch die Artenmischung senkten den Boden-Nmin-Gehalt vor Winter deutlich ab. Damit ist zunächst von einem geringeren Risiko der Nitratauswaschung während der Wintermonate auszugehen. Dennoch kann bei einem frühen Häckseltermin sowie milder und nasser Winterwitterung eine N-Mineralisation stattfinden, die das Auswaschungsrisiko erheblich steigert.

In eine Gesamtbewertung des Zwischenfruchtanbaus in derzeit praxisüblicher Form müssen weitere Aspekte wie Nematodenkontrolle, Lachgasfreisetzung, Humusgehalt, Bodenstruktur, Erosionsschutz und Biodiversität einbezogen werden.

Stichwörter: Weißer Senf, Artenmischung, Wasserverbrauch, N-Mineralisation, Regressionsanalyse

Abstract

The cultivation of non-frost tolerant catch crops with resistance against the beet cyst nematode is performed on almost 50% of the German sugar beet fields. Our study aimed to elucidate (i) the effect of weather variables during the growth period of catch crops on the biomass production of white mustard (Sinapis alba) and a species mixture including 7 legume and non-legume plant species. In addition, the influence of such catch crops on (ii) the amount of plant available soil water for subsequent sugar beet, and (iii) the risk of nitrate leaching over winter compared to a reference without catch crop (straw mulch) under the soil, climatic and management condition of Northern Germany was investigated. Field experiments were conducted in 15 environments (2012/13–2014/15, 5 sites per year).

Correlation analysis revealed the mean daily rainfall after catch crop sowing until the end of September and the air temperature around mid-September as the main factors determining catch crop biomass production until beginning of November. The combination of both parame­ters explained up to 70% of the variation of the catch crop biomass. Parameters including the sowing date or the length of the growing season were not maintained in the multiple regression that was developed. Across all envi­ronments catch crop cultivation did not decrease the soil water content before and after winter compared to straw mulch, even if before winter it was significantly lower after straw mulch in 7 out of the 15 environments included. After winter such differences had completely disappeared. Thus, water consumption of catch crops mulched in late autumn did not shorten soil water supply for subsequent sugar beet crops.

Both, cultivation of white mustard and species mixture substantially decreased the soil mineral nitrogen content before winter, which may indicate a lower risk of N leaching over winter. Nevertheless, when mulched in late autumn followed by mild temperatures and high rainfall over winter, N mineralization from catch crop residues may substantially increase the risk of N leaching.

A comprehensive evaluation of the current practice of catch crop cultivation requires to take into account further aspects such as beet cyst nematode control, N2O emission, humus content, soil structure, erosion control and biodiversity.

Key words: White mustard, Species mixture, Water consumption, N mineralisation, Regression analysis

Einleitung

Zwischenfrüchte werden nach der Ernte frühräumender Hauptfrüchte etabliert und nutzen die verbleibende Zeit bis zum Vegetationsende. Zur Verfügung stehen dafür winterharte und abfrierende Arten, die in der Fruchtfolge zumeist vor Sommerungen angebaut werden. Vor Zucker­rüben wurden in den vergangenen Jahren auf nahezu 50% der Schläge in Deutschland nicht winterharte und in die Stoppel der Getreidevorfrucht gesäte Zwischenfrüchte angebaut (Trimpler und Stockfisch, 2017a); dabei bestanden große regionale Unterschiede von ca. 20% in Ostdeutschland bis ca. 75% in Nord- und Westdeutschland (Trimpler und Stockfisch, 2017b). Während in Süddeutschland der Weiße Senf (Sinapis alba) die alleinig dominierende Zwischenfruchtart war, wurde in Nord- und Westdeutschland oftmals Ölrettich (Raphanus sativus) bevorzugt, insbesondere in Regionen, in denen Kartoffeln und Zuckerrüben in derselben Fruchtfolge angebaut wurden. Die für die nachfolgenden Zuckerrüben wichtigste Eigenschaft der angebauten Senf- und Ölrettichsorten ist deren Resistenz gegenüber dem Rübenzystennematoden Heterodera schachtii (Schmidt), die zu einer Reduktion des H. schachtii-Besatzes im Boden und damit zu einem reduzierten Befallsdruck für die nachfolgende Zuckerrübe führen soll. Heterodera schachtii ist einer der bedeutendsten Parasiten der Zuckerrübe und kann zu erheblichen Ertragseinbußen führen (Kenter et al., 2014). Als weitere mögliche Vorteile des Zwischenfruchtanbaus werden genannt: zunehmender Humusgehalt, stabilere Bodenstruktur, erhöhte Wasserinfiltration, gesenkte Evaporation, Erosionsschutz, Unkrautunter­drückung, Stickstofffixierung (Leguminosen), erhöhte Nährstoffverfügbarkeit, verminderte Nährstoffauswaschung sowie erhöhte biologische Aktivität und Biodiversität (Snapp et al., 2005; Blanco-Canqui et al., 2015). Insbesondere die letztgenannten Eigenschaften führten dazu, dass ein Anbau von Artenmischungen nach den Regeln des „Greening“ für die im Umweltinteresse genutzte Betriebsfläche mit dem Faktor 0,3 angerechnet werden kann (DirektZahlDurchfV, 2014).

Ein möglicher Nachteil des Zwischenfruchtanbaus kann der Wasserverbrauch des Bestandes sein, der Wassermangel für die nachfolgende Hauptfrucht auslösen oder verstärken kann (Wortman et al., 2012), insbesondere in semiariden Gebieten (Unger et al., 2006). Untersuchungen zum Einfluss auf die Wasserverfügbarkeit, in denen der Zwischenfruchtanbau unter praxisnahen Bedingungen für norddeutsche Boden- und Klimabedingungen abgebildet ist, sind derzeit nicht verfügbar. Ebenso fehlen aktuelle regionalspezifische Informationen zur Wirkung des Zwischenfruchtanbaus auf das Risiko der Nitratverlagerung. Shepherd (1999) konnte einen verringerten mineralischen N-Gehalt des Bodens (Nmin) im Herbst sowie eine verminderte N-Auswaschung auf einem englischen Sandboden zeigen. Skandinavische und nordamerikanische Studien bestätigten dies (Tonitto et al., 2006; Hansen et al., 2015).

Die zuvor genannten möglichen Effekte des Zwischenfruchtanbaus werden maßgeblich von der Biomassebildung der Zwischenfrucht bestimmt, die von dem Angebot an den Wachstumsfaktoren Temperatur, Wasser und Einstrahlung abhängt (Monteith, 1977). Dieses wird von den Boden- und Witterungsbedingungen maßgeblich beeinflusst. Obwohl zahlreiche Untersuchungen zur Biomassebildung und zur N-Aufnahme von Zwischenfrüchten vorliegen (z.B. Ohlander et al., 1996; Brant et al., 2011; Brennan und Boyd, 2012; Björkman et al., 2015; Liu et al., 2015), sind solche Daten speziell für abfrierende, in die Stoppel der Getreidevorfrucht gesäte Zwischenfrüchte, wie sie vor Zuckerrüben in Deutschland typisch sind, nur sehr selten (Eichler-Löbermann et al., 2008). Zusammenhänge zwischen Witterungsparametern in spezifischen Abschnitten der Vegetationsperiode und der Biomassebildung wurden für landwirtschaftlich genutzte Haupt­fruchtarten umfangreich beschrieben, z.B. von Kenter et al. (2006) für Zuckerrüben, sind jedoch für in Norddeutschland angebaute Zwischenfrüchte nicht verfügbar. Hinsichtlich der Zwischenfruchtarten und Anbau­bedingungen ähnliche Untersuchungen liegen bislang nur für trocken-warme tschechische, kühle schwedische und kontinentale nordamerikanische Klimabedingungen vor (Brant et al., 2011; Björkman et al., 2015; Liu et al., 2015). Andere Studien fokussierten auf den Anbau von winterharten Zwischenfrüchten unter gemäßigten Klima­bedingungen Neuseelands (Teixeira et al., 2016) oder von nach Silomais im September gesäten Winterzwischenfrüchten in Schleswig-Holstein (Komainda et al., 2016).

Vor diesem Hintergrund zielte die vorliegende Studie darauf ab, (i) den Einfluss der Witterungsbedingungen im Zeitraum des Zwischenfruchtanbaus auf das Wachstum von Weißem Senf (Sinapis alba) und einer Arten­mischung aus 7 legumen und nicht-legumen Pflanzenarten zu analysieren. Darüber hinaus sollte die Wirkung dieser Zwischenfrüchte auf (ii) die Wasserverfügbarkeit für die Folgefrucht Zuckerrübe und (iii) das N-Auswaschungsrisiko über Winter im Vergleich zu einer Variante Strohmulch unter den Boden-, Klima- und Anbaubedingungen Norddeutschlands erfasst werden. Dazu wurden Feldversuche in 15 Umwelten durchgeführt (2012/13–2014/15, 5 Standorte pro Jahr). Diese Analyse schließt die Daten der zweijährigen, 10 Umwelten umfassenden Studie von Hauer et al. (2016) ein.

Material und Methoden

Versuchsanlage- und durchführung

Feldversuche wurden in den drei aufeinander folgenden Jahren 2012/13 – 2014/15 an jeweils 5 Standorten in Norddeutschland durchgeführt (Abb. 1). Im dritten Versuchsjahr entfiel der Standort Bornstedt, welcher durch einen weiteren Standort bei Göttingen ersetzt wurde (Göttingen B). Bis auf den Standort Uelzen (lehmiger Sand) lagen ausschließlich tiefgründige Lössböden vor. Standort und Jahr wurden jeweils zu einer Umwelt zusammengefasst, so dass Versuche in 15 Umwelten durchgeführt wurden. In Tab. 1 ist für die einzelnen Umwelten die Witterung von der Aussaat der Zwischenfrucht bis zum 20.10. charakterisiert. Dieser Zeitraum wurde gewählt, da in ihm die Biomassebildung der Zwischenfrüchte maßgeblich stattfindet.

Abb. 1. Lage der Versuchsstandorte in Norddeutschland 2012/13 – 2014/15.

Abb. 1. Lage der Versuchsstandorte in Norddeutschland 2012/13 – 2014/15.

Tab. 1. Standorteigenschaften, Witterung während der Vegetationsperiode der Zwischenfrucht von Aussaat bis 20. Oktober des jeweiligen Jahres. (T = Mittlere Lufttemperatur in 2 m Höhe, NS = Niederschlagsumme in 1 m Höhe, GS = Summe der Global­strahlung in 2 m Höhe) und Kennwerte des Zwischenfruchtanbaus (SE = Senf, MI = Artenmischung) vor Zuckerrüben in 15 Umwelten Norddeutschlands 2012/13 – 2014/15. Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen innerhalb einer Umwelt bzw. im Mittel der Umwelten (Tukey-Test, p ≤ 0,05; keine Angabe = Unterschiede nicht signifikant)

Umwelt
(Ort/Jahr)

Boden-
art§

Termin von

T
(°C)

NS
(mm)

GS
(kW m-²)

Biomasse
(Mg TM ha–1)&

 

N-Aufnahme
(kg N ha–1)

  

Aussaat

Häckseln

  

SE

MI

 

SE

MI

Bornstedt 12/13

Ut3

20.08.12

06.11.12

14,6

53

117

2,5a

1,9b

 

59,6a

49,5b

Schladen 12/13

Uls

30.08.12

02.11.12

12,5

48

1,1

1,1

 

32,0

35,0

Jeinsen 12/13

Ut3

24.08.12

02.11.12

12,9

117

109

2,0

1,6

 

57,1a

40,4b

Uelzen 12/13

Sl2

28.08.12

07.11.12

12,3

86

102

1,7

1,6

 

30,6

36,3

Göttingen A 12/13

Ut3

27.08.12

05.11.12

13,8

137

158

2,9

3,4

 

63,8

77,9

Bornstedt 13/14

Ut3

25.08.13

19.11.13

13,2

99

161

1,4

1,6

 

43,1

49,7

Schladen 13/14

Ut3

27.08.13

19.11.13

12,9

86

74

1,3

 

43,2

Jeinsen 13/14

Ut2

29.07.13

22.10.13

14,5

106

270

3,3

3,5

 

50,0b

90,1a

Uelzen 13/14

Su2

26.08.13

31.10.13

12,2

120

78

2,0

1,8

 

49,4

56,0

Göttingen A 13/14

Ut4

14.08.13

13.11.13

15,0

183

219

3,8

4,1

 

101,3b

121,7a

Göttingen B 14/15

Ut3

13.08.14

04.11.14

14,4

116

170

5,0

3,5

 

93,9

76,8

Schladen 14/15

Ut3

25.08.14

10.11.14

15,5

70

146

2,8

2,1

 

65,9

62,8

Jeinsen 14/15

Ut3

19.08.14

03.11.14

14,4

98

161

3,8a

2,0b

 

84,9a

67,3b

Uelzen 14/15

Sl2

24.07.14

30.10.14

15,4

147

287

2,8

3,2

 

61,3

80,9

Göttingen A 14/15

Ut4

04.08.14

04.11.14

14,7

146

227

3,2

1,9

 

58,6

46,7

Mittelwert

13,9

107

163

2,7a

2,4b

 

61,0

63,4

§des Oberbodens nach Ad-hoc-AG Boden, 2005; &TM = Trockenmasse

Vorfrüchte waren Winterweizen (Triticum aestivum L.) oder Wintergerste (Hordeum vulgare L.). Die darauffolgend angebauten Zwischenfrüchte waren ein nematodenresistenter Weißer Senf (Sinapis alba, Resistenznote 2) sowie eine Artenmischung, bestehend aus Alexandrinerklee (Trifolium alexandrinum), Blauer Lupine (Lupinus angustifolius), Felderbse (Pisum sativum), Phacelia (Phacelia tanacetifolia), Ramtillkraut (Guizotia abyssinica), Rauhafer (Avena strigosa) und Saatwicke (Vicia sativa). Nur im zweiten Versuchsjahr war in der Mischung zusätzlich ein geringer Anteil an Weißem Senf enthalten. Als Kontrolle diente eine Strohmulchvariante, in der das auflaufende Ausfallgetreide im Herbst durch ein bis zwei Arbeitsgänge mit einem Grubber eingearbeitet wurde. Die Aussaat der Zwischenfrüchte erfolgte praxisüblich zwischen Ende Juli und Ende August (Tab. 1), nachdem der Boden ein- bis zweimal mit Grubber oder Scheiben­egge bearbeitet worden war. Die Zwischenfrüchte sowie die Strohmulchvariante wurden mit 40 kg N ha–1 gedüngt. Zwischen Ende Oktober und Mitte November wurde der Zwischenfruchtaufwuchs gehäckselt und auf der Boden­oberfläche belassen (Tab. 1).

Der Versuch war als Blockanlage mit drei Wiederholungen angelegt. Die Parzellen waren standortspezifisch 8–12 m lang und 9–12 m breit. In jeder Umwelt wurden die Witterungsparameter Lufttemperatur und Globalstrahlung in 2 m Höhe sowie Niederschlag in 1 m Höhe gemessen.

Pflanzenparameter

Zur Bestimmung des Frischmasseertrags der Zwischenfrüchte wurde kurz vor dem Häckseln eine manuelle Ernte und Wiegung des oberirdischen Aufwuchses (Biomasse) auf einer Fläche von 5 × 1 m² jeder Zwischenfruchtparzelle vorgenommen. Der Trockensubstanzgehalt wurde an einer repräsentativen Teilprobe erfasst, welche gehäckselt und vor sowie nach der Trocknung bis zur Gewichtskonstanz bei 105°C gewogen wurde. Der Trockenmasseertrag wurde aus Frischmasseertrag und Trockensubstanzgehalt berechnet. Das getrocknete Material wurde gemahlen und der C- und N-Gehalt im CN-Elementar­analysator (bis 2014: Micro-Dumas-Methode; CN Analyzer NA 1500, Fisons, Rodano, Italien; ab 2015: FlashEA® 1112 Elemental Analyzer, Firma: Thermo Fisher Scientific SpA, Mailand, Italien) gemessen. Die N-Aufnahme des Aufwuchses wurde aus Trockenmasseertrag und N-Gehalt berechnet.

Bodenparameter

Zur Bestimmung des mineralischen Stickstoffgehalts (Nmin) des Bodens wurden Bodenproben aus 0–90 cm Tiefe in 30-cm-Schritten entnommen. Dazu wurden, aufgeteilt in drei Messwiederholungen, 15–21 Einstiche pro Parzelle mit dem Göttinger Bohrstock gemacht. Die Proben­nahme erfolgte im August vor dem Zwischenfrucht­anbau, im November nach dem Zwischenfruchtanbau und im März des Folgejahres vor der Zuckerrübenaussaat. Die Boden-Nmin-Gehalte wurden nach der Nmin-Methode unter Verwendung der CaCl2-Extraktion bestimmt (VDLUFA A 6.1.4.1; VDLUFA, 1997).

Der gravimetrische Wassergehalt wurde durch Trocknung von ca. 100 g feldfeuchtem Boden bei 105°C bestimmt. Aus dem gravimetrischen Wassergehalt vor Zwischenfruchtanbau in der Bodentiefe 0–30 cm wurde die pflanzenverfügbare Wassermenge bei Aussaat in mm umweltspezifisch unter Berücksichtigung von Bodenart, Lagerungsdichte und Humusgehalt berechnet (Wessolek et al., 2009).

Statistische Auswertung

Die statistischen Analysen wurden mit der Software SAS (SAS 9.4, SAS Institute Inc., Cary, NC, USA) durchgeführt. Standort und Jahr wurden zu Umwelten zusammengefasst. Effekte wurden geprüft anhand gemischter linearer Modelle unter Berücksichtigung des Versuchs­designs. Für alle Messparameter wurde nach Feststellung der Normalverteilung (PROC UNIVARIATE) der Zwischenfruchteffekt zunächst separat für jede Umwelt getestet (PROC MIXED). Anschließend wurde für die Parameter Biomasse und N-Aufnahme der Zwischenfrüchte nach loga­rithmischer Transformation und gegebener Normalverteilung eine zweifaktorielle ANOVA mit den fixen Effek­ten Umwelt, Zwischenfrucht und deren Wechselwirkung gerechnet. Bei signifikantem F-Wert (p ≤ 0,05) wurde ein Tukey-Test (p ≤ 0,05) angeschlossen. Für den Gesamtdatensatz der Parameter Wasser- und Nmin-Gehalt des Bodens zu den einzelnen Terminen ließ sich aufgrund der Umwelten mit extrem niedrigen bzw. hohen Werten (z.B. Schladen 12/13, Uelzen 12/13) auch durch Transformationen keine Normalverteilung der Daten herstellen. Deshalb wurden die einfaktoriellen Effekte von Umwelt und Zwischenfrucht separat mittels PROC NPAR1WAY durch den Kruskal-Wallis-Test geprüft und bei Signifikanz der Nemenyi-Test (p < 0,05) zur Unterscheidung von Mittelwerten angeschlossen.

In einer Korrelationsanalyse zwischen Witterungsparametern und Biomasse bzw. N-Aufnahme der Senf-Zwischenfrucht wurden zunächst Korrelationskoeffizienten nach Pearson (PROC CORR) berechnet. Als Witterungsparameter wurden neben der pflanzenverfügbaren Boden­wassermenge in 0–30 cm Bodentiefe bei Aussaat Lufttemperatur, Niederschlag und Globalstrahlung der jewei­ligen Umwelt verwendet (Tab. 2). Um mögliche Zusammenhänge in verschiedenen Zeiträumen der Vegetationsperiode des Senfs zu erfassen, wurden neben dem Saattermin für die Zeiträume mit variabler Länge (Aussaat bis 20.10., Aussaat bis 30.09. des jeweiligen Jahres) Mittelwerte der drei Witterungsgrößen berechnet. Für die gewählten Zeiträume mit einheitlicher Länge (1.–5., 6.–18. und 19.–31. Tag nach Saat, 1.–20.10.) wurden Summen gebildet. Bei in Abhängigkeit vom Saattermin variabler Länge des Zeitraums gibt der Mittelwert die Inten­sität des Witterungsparameters präziser wieder als dessen Summe, ohne von der Zeitdauer überprägt zu werden. Gleichzeitig erwies sich in einer ersten Gegenüberstellung der Mittelwert der Witterungsparameter enger mit der Biomasse korreliert als die aufsummierten Tageswerte (nicht dargestellt). Die Zeiträume wurde so gewählt, damit auch für die Umwelt mit dem spätesten Satttermin (Schladen 12/13, 30.08.) eine überlappungsfreie Abgrenzung zum Betrachtungszeitraum 1.–20.10. möglich war.

Tab. 2. Witterungsparameter, die in der Korrelationsanalyse verwendet wurden

Abkürzung

Beschreibung

Einheit

SaatTN24.7.

Datum der Aussaat in Tagen nach den 24.07. des jeweiligen Jahres (früheste Aussaat)

d

WGpflvfvZF30

Gehalt an pflanzenverfügbarem Wasser in 0–30 cm Bodentiefe bei Aussaat

mm

TMitSaat–20Okt

Tagesmittel der Lufttemperatur von Aussaat bis zum 20.10. des jeweiligen Jahres

°C

NSMitSaat–20Okt

Tagesmittel des Niederschlags von Aussaat bis zum 20.10. des jeweiligen Jahres

mm d–1

GSMitSaat–20Okt

Tagesmittel der Globalstrahlung von Aussaat bis zum 20.10. des jeweiligen Jahres

kW m–2 d–1

TMitSaat–30Sept

Tagesmittel der Lufttemperatur von Aussaat bis zum 30.09. des jeweiligen Jahres

°C

NSMitSaat–30Sept

Tagesmittel des Niederschlags von Aussaat bis zum 30.09. des jeweiligen Jahres

mm d–1

GSMitSaat–30Sept

Tagesmittel der Globalstrahlung von Aussaat bis zum 30.09. des jeweiligen Jahres

kW m–2 d–1

TSu1–5TNS

Lufttemperatursumme 1.–5. Tag nach Saat (Basistemperatur 0°C)

°C d

NS1–5TNS

Niederschlagssumme 1.–5. Tag nach Saat,

mm

GSSu1–5TNS

Globalsstrahlungssumme 1.–5. Tag nach Saat

kW m–2

TSu6–18TNS

Lufttemperatursumme 6.–18. Tag nach Saat (Basistemperatur 0°C)

°C d

NS6–18TNS

Niederschlagssumme 6.–18. Tag nach Saat

mm

GSSu6–18TNS

Globalsstrahlungssumme 6.–18. Tag nach Saat

kW m–2

TSu19–31TNS

Lufttemperatursumme 19.–31. Tag nach Saat (Basistemperatur 0°C)

°C d

NS19–31TNS

Niederschlagssumme 19.–31. Tag nach Saat

mm

GSSu19–31TNS

Globalsstrahlungssumme 19.–31. Tag nach Saat

kW m–2

TSu1–20Okt

Lufttemperatursumme 1.–20.10. (Basistemperatur 0°C)

°C d

NS1–20Okt

Niederschlagssumme 1.–20.10.

mm

GSSu1–20Okt

Globalstrahlungssumme 1.–20.10.

kW m–2

Im nächsten Schritt wurden multiple lineare Regres­sionen mit der Biomasse der Senf-Zwischenfrucht als abhängi­ger Variable berechnet, in die zunächst alle Witterungsparameter mit signifikantem Korrelationskoeffizienten eingesetzt wurden. Dabei wurde zur Vermeidung von in der Regel auftretenden Autokorrelationen aus jedem Betrachtungszeitraum jeweils nur der Parameter mit dem höchsten Korrelationskoeffizienten verwendet. Schrittweise wurde der Parameter mit der jeweils höchsten Irrtumswahrscheinlichkeit aus dem Regressionsmodell entfernt, bis alle verbliebenen Parameter signifikant waren. Das absolute Glied wurde auch bei fehlender Signifikanz stets beibehalten. Im abschließenden Schritt wurde der mittels der Daten der Senf-Zwischenfrucht kalibrierte Algo­rithmus genutzt, um berechnete Biomasse-Werte den gemessenen Werten der Artenmischung gegenüberzustellen. Die Regressionsanalysen wurden mittels der Software SigmaPlot (Version 13, Systat Software Inc., San Jose, CA, USA) durchgeführt, mit der auch die Abbildungen erstellt wurden.

Einfache lineare Korrelationen wurden zwischen Zwischenfrucht-Biomasse bzw. N-Aufnahme und Boden-Nmin-Gehalt vor Winter bzw. dessen Verminderung durch Zwischenfruchtanbau gegenüber Strohmulch berechnet.

Ergebnisse

Die oberirdische Biomasse der Zwischenfrucht variierte in den einzelnen Umwelten von 1 bis 5 Mg TM ha–1 und die N-Aufnahme von 30 bis120 kg N ha–1 (Tab. 1). Bei beiden Parametern trat eine signifikante Wechselwirkung der Faktoren Umwelt und Zwischenfrucht auf (Tab. 3), die mit signifikant höheren Werten nach Senf gegenüber Mischung in Bornstedt 12/13 und Jeinsen 14/15 einherging, während sich die Biomasse der Zwischenfruchtvarianten in den anderen Umwelten nicht unterschied. Im Mittel der Umwelten war die Biomasse des Senfs um 0,3 Mg TM ha–1 signifikant höher als die der Mischung. Demgegenüber war die N-Aufnahme der Varianten im Mittel der Umwelten gleich. In den Umwelten Jeinsen 13/14 und Göttingen A 13/14 traten signifikant höhere Werte bei der Mischung im Vergleich zum Senf auf (Tab. 1).

Tab. 3. F-Werte und Signifikanz des Einflusses von Umwelt, Zwischenfrucht und deren Wechselwirkung auf Biomasseertrag und N-Aufnahme der Zwischenfrucht (ZF) sowie Wasser- und Nmin-Gehalt des Bodens (Mittel bzw. Summe 0–90 cm) bei Aussaat der Zwischenfrucht, vor Winter und nach Winter (nur Was­sergehalt) in 14 bzw. 15 Umwelten Norddeutschlands 2012/13 – 2014/15

Varianzursache

ANOVA

 

Kruskal-Wallis

FG

Biomas­se
ZF

N-Auf­nahme ZF

 

FG

Wasser­­gehalt vor ZF

Wasser­­gehalt vor Winter

Wasser­­gehalt nach Win­ter

Nmin-Gehalt vor ZF

Nmin-Gehalt vor Winter

Umwelt (U)

13

23,1***

11,1***

 

14

***

***

***

***

***

Zwischenfrucht (ZF)

1

15,2***

0,0

 

2

ns

ns

ns

ns

***

U × ZF

13

3,7***

3,2**

 

nicht bestimmt

Biomasse und N-Aufnahme ZF: ohne ZF Strohmulch, ohne Schladen 13/14

Aus dem Zeitraum von Aussaat bis zum 20.10. korrelierten die Mittelwerte von Lufttemperatur und Globalstrahlung signifikant mit der Senf-Biomasse, aus dem Zeitraum von Aussaat bis 30.09. das Mittel des Niederschlags und der Globalstrahlung (Tab. 4). Übereinstimmend damit ergaben sich signifikante Korrelationen der zuvor genannten Parameter zur Senf-Biomasse im Zeitraum 1.–5. Tag nach Aussaat. Demgegenüber war im Zeitraum 6.–18. Tag nach Aussaat kein Witterungsparameter mit der Biomassebildung des Senfs korreliert und im Zeitraum 19.–31. Tag nach Aussaat nur der Summenwert der Lufttemperatur. Dies galt auch für den Zeitraum 1.–20.10. Die Bildung eines Summenparameters aus pflanzenverfügbarem Bodenwasser in 0–30 cm Bodentiefe und Niederschlag in verschiedenen Zeiträumen ergab keine signifikante Beziehung zur Biomasse der Zwischenfrucht (nicht gezeigt). In fünf Fällen von signifikanter Korrelation zur Biomasse war auch die Korrelation des jeweiligen Witterungsparameters zur N-Aufnahme signifikant, in fünf weiteren Fällen war allerdings entweder die Beziehung zur Biomasse oder zur N-Aufnahme signifikant. Die Parameter N-Aufnahme und Biomasse korrelierten mit r = 0,874 signifikant miteinander. Darüber hinaus traten zahlreiche Korrelationen der Witterungsparameter untereinander auf (Tab. 4).

Tab. 4. Pearson-Korrelationskoeffizienten der Beziehung zwischen Witterungsparametern und der oberirdischen Biomasse (BioZF) bzw. N-Aufnahme (NAuf) einer Senf-Zwischenfrucht im Zeitraum von der Aussaat bis zum 20.10. des jeweiligen Jahres. Daten aus 15 Umwelten in Norddeutschland 2012/13 – 2014/15 (N = 15). Signifikante Koeffizienten in Fettdruck (p ≤ 0,05)

Parameter

Saat
­TN
24.7.

WG
p­flvf
vZF30

TMit
­Saat-
20Okt

NS­Mit
­Saat-
20Okt

GSMit
Saat-
20Okt

TMit
­Saat-
30Sept

NS­Mit
­Saat-
30Sept

GSMit
Saat-
30Sept

TSu
1–5
TNS

NS
1–5
TNS

GS­Su
1–5
TNS

TSu
6–18
TNS

NS
6–18
TNS

GS­Su
6–18
TNS

TSu
19–31
TNS

NS
19–31
TNS

GS­Su
19–31
TNS

TSu
1–20
Okt

NS
1–20
Okt

GS­Su
1–20
Okt

Bio
ZF

Mittel

24,53

45,51

13,91

1,69

2,45

15,09

1,34

2,76

86,83

6,94

23,97

211,55

19,21

46,07

188,07

20,32

36,76

228,67

46,26

34,41

2,64

Standardabw.

11,43

28,52

1,14

0,52

0,66

0,99

0,53

0,86

12,59

7,53

4,63

18,03

16,29

11,13

26,67

22,02

9,06

35,54

27,74

7,59

1,09

WGpflvfvZF30

0,234

1

                   

TMitSaat-20Okt

–0,634

0,112

1

                  

NSMitSaat-20Okt

0,005

–0,400

–0,017

1

                 

GSMitSaat-20Okt

–0,715

0,024

0,754

0,189

1

                

TMitSaat-30Sept

–0,543

–0,072

0,864

0,068

0,715

1

               

NSMitSaat-30Sept

–0,485

–0,007

0,508

0,593

0,464

0,286

1

              

GSMitSaat-30Sept

–0,634

0,020

0,647

0,183

0,979

0,583

0,414

1

             

TSu1–5TNS

–0,661

–0,423

0,358

–0,029

0,404

0,624

0,072

0,288

1

            

NS1–5TNS

–0,119

–0,055

0,446

0,354

0,345

0,292

0,294

0,362

–0,294

1

           

GSSu1–5TNS

–0,653

–0,056

0,672

–0,109

0,688

0,756

0,158

0,577

0,558

0,321

1

          

TSu6–18TNS

–0,522

–0,256

0,391

0,029

0,433

0,649

0,076

0,293

0,733

–0,202

0,461

1

         

NS6–18TNS

0,209

0,087

–0,187

0,542

–0,150

–0,217

0,526

–0,101

–0,194

–0,040

–0,202

–0,428

1

        

GSSu6–18TNS

–0,761

–0,276

0,630

0,124

0,849

0,725

0,276

0,756

0,616

0,328

0,887

0,553

–0,228

1

       

TSu19–31TNS

–0,469

–0,144

0,771

0,030

0,673

0,818

0,184

0,618

0,348

0,542

0,661

0,348

–0,204

0,630

1

      

NS19–31TNS

–0,188

–0,220

0,356

0,495

0,447

0,469

0,150

0,422

0,105

0,736

0,378

0,170

–0,086

0,403

0,626

1

     

GSSu19–31TNS

–0,796

–0,194

0,664

–0,171

0,690

0,748

0,210

0,563

0,751

0,034

0,845

0,703

–0,353

0,858

0,574

0,149

1

    

TSu1–20Okt

–0,288

0,426

0,739

–0,098

0,369

0,328

0,555

0,374

–0,252

0,452

0,199

–0,168

–0,004

0,129

0,335

0,019

0,153

1

   

NS1–20Okt

0,390

–0,496

–0,384

0,707

–0,099

–0,090

–0,134

–0,085

–0,083

0,286

–0,196

–0,039

0,205

–0,032

0,007

0,574

–0,356

-0,562

1

  

GSSu1–20Okt

0,009

0,165

0,364

0,103

0,267

0,602

–0,035

0,091

0,342

0,006

0,448

0,559

–0,174

0,377

0,171

0,209

0,400

0,011

0,134

1

 

BioZF

–0,462

0,008

0,682

0,280

0,597

0,480

0,660

0,592

0,014

0,652

0,510

–0,116

0,252

0,473

0,625

0,444

0,370

0,618

–0,150

–0,152

1

NAufZF

–0,268

–0,029

0,659

0,441

0,475

0,531

0,619

0,467

–0,085

0,807

0,380

–0,008

0,188

0,380

0,649

0,587

0,209

0,573

0,093

0,010

0,874

SaatTN24.7.=Saattermin nach dem 24.7. (d), WGpflvfvZF30 = Gehalt an pflanzenverfügbarem Wasser in 0–30 cm Bodentiefe bei Saat (mm), TMitSaat-20Okt = Tagesmittel der Lufttem­peratur Aussaat – 20. Okt. (°C), NSMitSaat-20Okt = Tagesmittel des Niederschlags Aussaat – 20. Okt. (mm d–1), GSMitSaat-20Okt = Tagesmittel der Globalstrahlung Aussaat – 20. Okt. (kW m–2 d–1), TMitSaat-30Sept = Tagesmittel der Lufttemperatur Aussaat – 30. Sept. (°C), NSMitSaat-30Sept = Tagesmittel des Niederschlags Aussaat – 30. Sept. (mm d–1), GSMitSaat-30Sept = Tagesmittel der Globalstrahlung Aussaat – 30. Sept. (kW m–2 d–1), TSu1–5TNS = Lufttemperatursumme 1.–5. Tag nach Saat (°C d), NS1–5TNS = Niederschlagssumme 1.–5. Tag nach Saat (mm), GSSu1–5TNS = Globalsstrahlungssumme 1.–5. Tag nach Saat (kW m–2), TSu6–18TNS = Lufttemperatursumme 6.-18. Tag nach Saat (°C d), NS6–18TNS = Niederschlagssumme 6.–18. Tag nach Saat (mm), GSSu6–18TNS = Globalsstrahlungssumme 6.–18. Tag nach Saat (kW m–2), TSu19–31TNS = Lufttemperatursumme 19.–31. Tag nach Saat (°C d), NS19–31TNS = Niederschlagssumme 19.–31. Tag nach Saat (mm), GSSu19–31TNS = Globalsstrahlungssumme 19.–31. Tag nach Saat (kW m–2), TSu1–20Okt = Lufttemperatursumme 1.–20. Okt. (°C d), NS1–20Okt = Niederschlagssumme 1.–20. Okt. (mm), GSSu1–20Okt = Globalstrahlungssumme 1.–20. Okt. (kW m–2), BioZF = oberirdische Biomasse der Zwischenfrucht (Mg ha–1), NAufZF = N-Aufnahme der Zwischenfrucht (kg ha–1)

In der multiplen Regressionsanalyse erwiesen sich von anfangs fünf berücksichtigten Witterungsparametern und dem konstanten Glied zwei Witterungsparameter und das konstante Glied als signifikant (Abb. 2):

Abb. 2. Gemessene und berech­nete Biomassebildung von Senf und Mischung in 15 Umwelten Nord­deutschlands 2012/13 – 2014/15. Die Daten Senf zeigen das Ergeb­nis der Kalibrierung (Biomasse Senf (Mg ha–1) = –2,937 + 1,16 Niederschlagsmittel Aussaat-30.09. (mm d–1) + 0,021 Luft­­temperatursumme 19–31 Tage nach Aussaat (°C d), alle Koeffi­­zienten signifikant, r² = 0,7***, RSME = 0,649 Mg ha–1, N = 15). Für die be­rechneten Daten Mi­schung wurden die Witterungsparameter derselben Umwelten verwendet und der dort gemessenen Biomasse der Mischung gegen­übergestellt (y = 0,779 + 0,77x, r² = 0,63***, N = 14).

Abb. 2. Gemessene und berech­nete Biomassebildung von Senf und Mischung in 15 Umwelten Nord­deutschlands 2012/13 – 2014/15. Die Daten Senf zeigen das Ergeb­nis der Kalibrierung (Biomasse Senf (Mg ha–1) = –2,937 + 1,16 Niederschlagsmittel Aussaat-30.09. (mm d–1) + 0,021 Luft­­temperatursumme 19–31 Tage nach Aussaat (°C d), alle Koeffi­­zienten signifikant, r² = 0,7***, RSME = 0,649 Mg ha–1, N = 15). Für die be­rechneten Daten Mi­schung wurden die Witterungsparameter derselben Umwelten verwendet und der dort gemessenen Biomasse der Mischung gegen­übergestellt (y = 0,779 + 0,77x, r² = 0,63***, N = 14).

Biomasse Senf (Mg ha–1) =
–2,937*** + 1,16 Niederschlagsmittel Aussaat-30.09. (mm d–1)*** + 0,021 Lufttemperatursumme 19–31 Tage nach Aussaat (°C d)***

(1)

(r² = 0,7***, RSME = 0,649 Mg ha–1, N = 15).

Die Witterungsparameter der jeweiligen Umwelt wurden zur Berechnung der Biomasse der Variante Mischung (y) verwendet und der dort gemessenen Biomasse (x) gegenübergestellt (Abb. 3):

Abb. 3. Einfluss der Biomasse der Zwischenfrucht auf die relative Verminde­rung des Nmin-Gehaltes (0–90 cm) vor Winter durch Zwischenfruch­tanbau gegenüber Strohmulch (Punkte = Senf, Dreiecke = Mischung). Die ge­strichelten Linien geben das Konfidenzintervall an (p ≥ 95%).

Abb. 3. Einfluss der Biomasse der Zwischenfrucht auf die relative Verminde­rung des Nmin-Gehaltes (0–90 cm) vor Winter durch Zwischenfruch­tanbau gegenüber Strohmulch (Punkte = Senf, Dreiecke = Mischung). Die ge­strichelten Linien geben das Konfidenzintervall an (p ≥ 95%).

y = 0,779 + 0,77x;

r² = 0,63***, N = 14.

(2)

In allen Zwischenfruchtvarianten stieg der gravimetrische Wassergehalt des Bodens im Mittel der Umwelten vom Probenahmetermin vor zum Termin nach Zwischenfruchtanbau an. Nachfolgend veränderte er sich bis zum Frühjahrstermin gegenüber dem Herbst nicht (Tab. 5). Die geringsten Wassergehalte wurden in Uelzen 12/13 und die höchsten in Schladen 12/13 gemessen. Während zum Termin vor Zwischenfrucht nur in den beiden Umwelten Göttingen A 13/14 und Uelzen 14/15 uneinheitlich signifikante Unterschiede zwischen den Zwischenfruchtvarianten vorlagen, wies der Boden nach Stroh­mulch zum Termin nach Zwischenfrucht in 8 Umwelten den signifikant höchsten Wassergehalt auf. Demgegenüber war der Effekt der Zwischenfrucht nach Winter in keiner Umwelt signifikant. Im Mittel über alle Umwelten traten zu keinem Termin signifikante Unterschiede zwischen den Zwischen­fruchtvarianten auf (Tab. 5). Signifikante Korrelationen zwischen dem Wassergehalt vor Winter bzw. dessen Veränderung gegenüber dem Gehalt vor Zwischenfruchtanbau und der Zwischenfrucht-Biomasse traten nicht auf (nicht gezeigt).

Tab. 5. Wassergehalt des Bodens (Mittel bzw. Summe 0–90 cm) bei Aussaat der Zwischenfrucht (vor Zwischen­frucht = vZF), vor Winter (vW) und nach Winter (nW) in 15 Umwelten Norddeutschlands 2012/13 – 2014/15 (SM = Strohmulch, SE = Senf, MI = Artenmischung). Unterschiedliche Buchstaben kennzeich­nen signifikante Differenzen innerhalb einer Umwelt bzw. im Mittel der Umwelten (Tukey-Test, p ≤ 0,05; keine Angabe = Unterschiede nicht signifikant)

Umwelt

Wassergehalt (Gew.-%)

(Ort/Jahr)

Vor Zwischenfrucht

 

Vor Winter

 

Nach Winter

 

SM

SE

MI

 

SM

SE

MI

 

SM

SE

MI

Bornstedt 12/13

22,5

21,5

21,5

 

23,9

21,3

21,5

 

21,0

21,1

21,4

Schladen 12/13

43,3

42,3

44,6

 

49,5

47,0

49,0

 

33,3

42,6

32,8

Jeinsen 12/13

11,6

11,6

11,5

 

19,5a

16,8b

17,8b

 

21,9

22,1

22,2

Uelzen 12/13

7,7

7,2

7,7

 

10,7ab

10,3b

11,0a

 

10,8

10,5

11,0

Göttingen A 12/13

18,9

18,5

18,4

 

22,4a

20,4b

20,6b

 

25,0

25,5

25,6

Bornstedt 13/14

11,1

11,2

10,9

 

23,5

23,6

23,5

 

23,7

24,0

24,1

Schladen 13/14

22,7

23,3

21,9

 

31,9

32,2

31,3

 

28,8

29,3

28,6

Jeinsen 13/14

14,3

14,6

14,4

 

20,8a

19,2b

19,5b

 

20,7

20,4

20,7

Uelzen 13/14

12,3

13,8

15,7

 

16,1

16,2

19,8

 

16,4

13,7

19,8

Göttingen A 13/14

16,9a

16,5ab

15,9b

 

24,2a

23,4b

23,7b

 

23,0

22,5

22,9

Göttingen B 14/15

17,9

17,1

17,4

 

21,7a

19,2b

21,3a

 

22,6

22,3

22,4

Schladen 14/15

24,1

23,3

23,2

 

22,4a

21,6b

22,1ab

 

15,8

16,4

16,4

Jeinsen 14/15

23,9

23,5

23,9

 

23,2

23,6

23,6

 

22,7

22,9

22,7

Uelzen 14/15

14,1a

13,0b

13,6ab

 

15,1a

12,4b

12,5b

 

16,4

16,3

16,2

Göttingen A 14/15

22,9

22,8

22,8

 

22,6

22,7

22,7

 

23,2

23,3

23,4

Mittelwert

18,5

18,4

18,6

 

22,8

21,6

22,3

 

21,7

22,2

22,0

Im Mittel der Umwelten stieg der Nmin-Gehalt in der Variante Strohmulch vom Termin vor Zwischenfrucht zur Probenahme im Herbst nach Zwischenfrucht um 40 kg N ha–1 deutlich an, während er durch Zwischenfruchtanbau um 15–25 kg N ha–1 abgesenkt wurde (Tab. 6). Nach Senf war der Nmin-Gehalt vor Winter um ca. 15 kg N ha–1 signifikant niedriger als nach Mischung. Die höchsten Nmin-Gehalte wurden in Schladen 12/13, die geringsten Werte in Jeinsen 13/14 gemessen. Während sich vor Zwischenfruchtanbau die Zwischenfruchtvarianten nur in drei Umwelten uneinheitlich signifikant unterschieden, lag der Nmin-Gehalt in 13 Umwelten nach Strohmulch
signifikant am höchsten. Weder die Biomasse noch die N-Aufnahme der Zwischenfrucht korrelierten weder mit der absoluten Höhe des Nmin-Gehaltes vor Winter, noch mit dessen Verminderung gegenüber dem Termin vor Zwischenfrucht, noch gegenüber Strohmulch zum Mess­termin nach Zwischenfrucht (Tab. 7). Allein die relative Verminderung des Nmin-Gehaltes der Zwischenfrucht­varianten gegenüber Strohmulch zum Termin vor Winter zeigt eine schwach signifikante Abhängigkeit von der Höhe der Zwischenfrucht-Biomasse mit einem Bestimmtheitsmaß von r² = 0,15 (Abb. 3).

Tab. 6. Nmin-Gehalt des Bodens (Mittel bzw. Summe 0–90 cm) bei Aussaat der Zwischenfrucht (vor Zwischen­frucht = vZF) und vor Winter (vW) in 15 Umwelten Norddeutschlands 2012/13 – 2014/15 (SM = Strohmulch, SE = Senf, MI = Artenmischung). Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signi­fikante Differenzen innerhalb einer Umwelt bzw. im Mittel der Umwelten (Tukey-Test, p ≤ 0,05; keine Angabe = Unterschiede nicht signifikant)

Umwelt

Nmin-Gehalt (kg N ha–1)

(Ort/Jahr)

Vor Zwischenfrucht

 

Vor Winter

 

SM

SE

MI

 

SM

SE

MI

Bornstedt 12/13

76

87

90

 

122a

31b

31b

Schladen 12/13

158b

192ab

201a

 

302a

180b

202b

Jeinsen 12/13

44

44

51

 

102a

48b

66b

Uelzen 12/13

56

46

60

 

58a

19b

24b

Göttingen A 12/13

109

115

101

 

150a

51b

58b

Bornstedt 13/14

43b

47b

72a

 

79a

45c

60b

Schladen 13/14

89

82

70

 

96a

47b

82ab

Jeinsen 13/14

20

23

25

 

105a

47b

65b

Uelzen 13/14

66

71

85

 

67

46

61

Göttingen A 13/14

67

66

76

 

137a

39b

46b

Göttingen B 14/15

58a

47b

51ab

 

109a

52b

48b

Schladen 14/15

92

113

102

 

91a

35b

56b

Jeinsen 14/15

65

77

68

 

97a

27b

38b

Uelzen 14/15

63

66

55

 

132a

64b

92ab

Göttingen A 14/15

95

85

90

 

48

52

71

Mittelwert

73

77

80

 

113a

52c

67b

Tab. 7. Pearson-Korrelationskoeffizienten für die Beziehung zwischen der oberirdischen Biomasse bzw. der N-Aufnahme von Zwischenfrüchten (ZF; BioZF = oberirdische Biomasse der Zwischenfrucht, NAufZF = N-Aufnahme der Zwischenfrucht) und dem Nmin-Gehalt des Bodens (0–90 cm) vor Winter (nach ZF), der absoluten Verminderung des Nmin-Gehaltes bei Aussaat der Zwischenfrucht bis zum Ter­min vor Winter (nach – vor ZF), der absoluten Verminderung des Nmin-Gehaltes vor Winter bei Zwischenfruchtanbau gegenüber Strohmulch (SM) sowie der relativen Verminderung des Nmin-Gehal­tes vor Winter bei Zwischenfruchtanbau gegenüber Strohmulch (Referenz SM; N = 27 bzw. 29), Daten aus 15 Umwelten in Norddeutschland 2012/13 – 2014/15. Signifikante Koeffizienten in Fettdruck (p ≤ 0,05)

Parameter

Nmin-Gehalt
absolut
nach ZF
(kg N ha–1)

Verminderung des Nmin-Gehaltes

absolut
nach – vor ZF
(kg N ha–1)

absolut
nach ZF – nach SM
(kg N ha–1)

relativ
nach ZF – nach SM
(%)

BioZF (Mg ha–1)

–0,320

–0,077

0,215

0,389

NAufZF (kg N ha–1)

–0,263

–0,032

0,205

0,282

Diskussion

Der Aussaattermin der Zwischenfrüchte variierte zwischen den Umwelten vom 24.07. bis zum 30.08. und lag in 10 der 15 Umwelten nach dem 15. August. Dies spiegelt die
auch in der landwirtschaftlichen Praxis Norddeutschlands anzutreffende Spanne wieder, die von der Vorfrucht und deren jahres- und standortspezifisch geprägtem Erntetermin abhängt. Frühe Saattermine vor Mitte August sind nur nach früh räumenden Vorfrüchten wie z.B. Wintergerste möglich. In der vorliegenden Studie wurden erstmals an einem umfangreichen Datensatz aus 15 Umwelten Zusammenhänge zwischen den Witterungsbedingungen während der Vegetationsperiode von nicht winterharten Zwischenfrüchten, die als Stoppelsaat nach Getreidevorfrucht etabliert wurden, und deren Biomassebildung bzw. N-Aufnahme bis zum Winter unter gemäßigten Klimabedingungen analysiert.

Dabei korrelierte der Saattermin trotz der weiten Varia­tion nicht signifikant mit der Zwischenfrucht-Biomasse. Auch andere Witterungsparameter, die von der Länge der Vegetationszeit in den warmen und strahlungsreichen Abschnitten der Vegetationszeit im August und September geprägt waren, standen trotz variabler Länge im vorliegenden Datensatz in keiner signifikanten Beziehung zur Biomasse (z.B. Temperatursumme von Aussaat bis 30.09.) oder wiesen eine weniger enger Korrelation zur Biomassebildung der Zwischenfrucht auf als der Mittelwert des jeweiligen Parameters (z.B. Globalstrahlung von Aussaat bis 30.09., nicht gezeigt). Aus dem Abschnitt der Vegetationsperiode bis Ende September blieb allein das Tagesmittel des Niederschlags als signifikante Einflussgröße in der multiplen Regression erhalten. Demgegenüber stand der pflanzenverfügbare Bodenwassergehalt in 0–30 cm Bodentiefe zur Aussaat nicht in Beziehung zur Biomassebildung und auch die Summierung von Wassergehalt und Niederschlag erbrachte keine signifikante Korrelation. Bei stärkerer zeitlicher Untergliederung des günstigen Vegetationsabschnitts bis maximal Ende September bzw. die Hinzunahme des Zeitraums vom 1. bis zum 20.10. blieb in der multiplen Regression nur die Temperatursumme in den letzten ca. zwei Wochen des 31-tägigen Zeitraums nach der Aussaat als signifikant erhalten (19.–31. Tag nach Aussaat). Dieser Zeitraum befand sich in der Mehrzahl der Umwelten um die Mitte des Monats September. Die multiple Regression erklärte 70% der Variation der Biomassebildung des Senfs und ergab auch bei Gegenüberstellung mit den Messdaten der Zwischenfrucht-Mischung ein Bestimmtheitsmaß von 63%. Eine umfangreichere Validierung an einem vollständig unabhängigen Datensatz steht jedoch noch aus.

Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass unter den hinsichtlich Temperatur und Einstrahlung günstigen Bedingungen bis Ende September die Höhe der Niederschläge Biomassebildung und N-Aufnahme stoppelgesäter Zwischenfrüchte nach Getreide unter norddeutschen Klima­bedingungen maßgeblich bestimmt. Zusätzlich ist bei den häufig anzutreffenden späteren Saatterminen der Zwischenfrucht ab dem 20.08. die Temperatur um die Mitte des Monats September von erheblichem Einfluss. Demgegenüber waren unter anderen Umwelt- und Anbau­bedingungen ausschließlich das Aussaatdatum (Brant et al., 2011; Teixeira et al., 2016) bzw. die Temperatursumme (Björkman et al., 2015; Komainda et al., 2016) maßgeblich für die Höhe der Biomassebildung der Zwischenfrüchte. Jedoch weisen auch Allison et al. (1998) und Liu et al. (2015) auf die wachstumsbegrenzende Wirkung eines geringen Niederschlags unter englischen bzw. mittel- und südschwedischen Bedingungen hin.

Ein signifikant geringerer Bodenwassergehalt vor Winter in den Varianten mit Zwischenfruchtanbau gegenüber Strohmulch war zumeist in Umwelten mit einem niedrigen Ausgangswassergehalt vor Zwischenfruchtanbau in Relation zur Feldkapazität und gleichzeitig ausreichend hohen Niederschlägen im Vegetationszeitraum sowie einer kräftigen Biomassebildung > 2 Mg ha–1 zu verzeichnen (z.B. Jeinsen 13/14, Göttingen A 13/14). Die Höhe der Biomassebildung als alleiniger Parameter korrelierte demgegenüber nicht mit Zwischenfrucht bedingten Differenzen im Bodenwassergehalt. Im Gegensatz dazu beton­ten Allison et al. (1998) die Bedeutung der Höhe der Biomassebildung von Zwischenfrüchten für den Boden­wassergehalt im November auf englischen Standorten, die eine geringere Wasserspeicherfähigkeit als die meisten Böden in der vorliegenden Studie aufwiesen. Des Weiteren ist bei der Bewertung des Zwischenfrucht­effektes auf den Wasserhaushalt zu berücksichtigen, dass auch in der Variante Strohmulch der Aufwuchs von Ausfallgetreide und Unkräutern je nach Intensität mechanischer oder chemischer Kontrollmaßnahmen eine erheb­liche Transpiration aufweisen kann. Darüber hinaus können unproduktive Wasserverluste durch Evaporation insbesondere bei wiederholter Bodenbearbeitung im Herbst ähnlich hoch sein wie der Wasserverbrauch durch Zwischenfruchtanbau ist (Bodner et al., 2007; Böttcher et al., 2015).

In den nachfolgenden Wintermonaten fiel in allen Umwel­ten der vorliegenden Studie so viel Niederschlag, dass bei Aussaat der Zuckerrübe im Frühjahr keine Unter­schiede im Bodenwassergehalt zu finden waren. Dies bestätigen auch Untersuchungen von Allison et al. (1998) und Böttcher et al. (2015). Allerdings ist auf tiefgründigen, hoch speicherfähigen Böden (hohe nutzbare Feldkapazität, z.B. 250 mm auf 1 m Bodentiefe) bei stärkerer Ausschöpfung des Bodenwasservorrats durch Vorfrucht und Zwischenfrucht in Verbindung mit geringen Winterniederschlägen (<< 200 mm) eine nachteilige Wirkung des Wasserverbrauchs der Zwischenfrucht auf die Menge an pflanzenverfügbarem Wasser für die nachfolgende Zucker­rübe nicht auszuschließen, insbesondere wenn in deren Vegetationszeit ebenfalls wenig Niederschlag fällt. Eine derartige Konstellation könnte in Deutschland vor allem in den west- und mitteldeutschen Trockengebieten (Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt) auftreten.

Die im Mittel über alle Umwelten gefundene Verminderung des Herbst-Nmin-Wertes um 50–60 kg N ha–1 bei Senf und Mischung gegenüber Strohmulch weist zunächst auf ein deutlich gesenktes potenzielles Risiko der N-Auswaschung durch Zwischenfruchtanbau hin, wie es in zahlreichen Studien aus gemäßigten Klimabereichen gefunden wurde (siehe Übersichtsartikel Blanco-Canqui et al., 2015; Constantin et al., 2010). Allerdings ist einschränkend auf die mineralische N-Düngung von 40 kg N ha–1 auch in der Variante Strohmulch hinzuweisen. Bei unterlassener mineralischer N-Düngung gemäß den Regeln des „Greening“ (DirektZahlDurchfV, 2014) ist eine geringere Verminderung des Nmin-Gehaltes vor Winter durch Zwischenfruchtanbau gegenüber Strohmulch zu erwarten, wenngleich dies in zusätzlichen Untersuchungen an einzelnen Standorten nicht zu verzeichnen war (nicht gezeigt).

Schlussfolgerungen

Der Anbau von nicht winterharten Zwischenfrüchten mit Resistenz gegenüber dem Rübenzystennematoden Heterodera schachtii ist auf bundesweit nahezu der Hälfte der Zuckerrübenfelder eine praxisübliche Maßnahme. Vor dem Hintergrund des „Greening“ dürfte dieser Anteil zukünf­tig noch zunehmen.

In einer Korrelationsanalyse erwiesen sich die mittlere tägliche Niederschlagsmenge nach Aussaat der Zwischen­frucht bis Ende September und die Lufttemperatur um die Monatsmitte des Septembers als maßgebliche Einflussgrößen auf die oberirdische Biomassebildung der Zwischenfrüchte bis Anfang November. Obwohl der Aussaattermin im vorliegenden Datensatz vom 24.7. bis zu 30.8. variierte, fand weder dieser Parameter noch fanden die Summenwerte von Temperatur und Globalstrahlung Eingang in die interaktiv abgeleitete multiple Regression. Trotz des maritim geprägten Klimas ist demzufolge die Wasserversorgung im hinsichtlich Temperatur und Einstrahlung günstigen Zeitraum bis Ende September ein limitierender Faktor für das Zwischenfruchtwachstum in Norddeutschland. Diese Zusammenhänge geben wichtige Hinweise für die Entwicklung bzw. Kalibrierung eines Zwischenfrucht-Wachstumsmodells.

Der Wasserverbrauch der geprüften nicht winterharten Zwischenfrüchte verminderte unter den gegebenen Anbau- und Niederschlagsbedingungen die Wasserverfügbarkeit für nachfolgende Sommerkulturen im Vergleich zu Stroh­mulch nicht. Sowohl der Senf als auch die Leguminosen enthaltende Artenmischung senkten den Boden-Nmin-Gehalt vor Winter deutlich ab. Damit ist zunächst von einem geringeren Risiko der Nitratauswaschung während der Wintermonate auszugehen. Dennoch kann bei einem frühen Häckseltermin sowie milder und nasser Winterwitterung eine N-Mineralisation stattfinden, die das Auswaschungsrisiko erheblich steigert.

In eine Gesamtbewertung des Zwischenfruchtanbaus in derzeit praxisüblicher Form müssen weitere Aspekte wie Nematodenkontrolle, Lachgasfreisetzung, Humus­gehalt, Bodenstruktur, Erosionsschutz und Biodiversität einbezogen werden.

Danksagung

Unser Dank gilt den technischen Mitarbeitern des IfZ und den beteiligten Landwirten für ihren nimmermüden Einsatz bei der Durchführung der Versuche. Die Finanzierung des Projektes erfolgte dankenswerter Weise durch Nordzucker AG und Syngenta Agro GmbH. Ein weiterer Dank gilt der Deutschen Saatveredelung AG sowie dem Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

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