Schizothyrioma ptarmicae – ein selten beobachteter Ascomycet an Achillea ptarmica
Schizothyrioma ptarmicae – a rarely observed ascomycete on Achillea ptarmica
Journal für Kulturpflanzen, 70 (4). S. 132–134, 2018, ISSN 1867-0911, DOI: 10.1399/JKI.2018.04.04, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
An Achillea ptarmica wurde eine Infektion durch den Ascomycet Schizothyrioma ptarmicae nachgewiesen. Kurze Beschreibungen der Symptome sowie des Pathogens werden gegeben.
Stichwörter: Achillea ptarmica, Schizothyrioma ptarmicae
An infection by the ascomycete Schizothyrioma ptarmicae was detected on Achillea ptarmicae. Brief descriptions of the symptoms as well as the pathogen are given.
Key words: Achillea ptarmica, Schizothyrioma ptarmicae
Achillea ptarmica (Sumpf-Schafgarbe) ist eine an feuchte und nährstoffreiche Standorte angepasste Staude aus der Familie Asteraceae (Korbblütler) mit weiter Verbreitung in den gemäßigten Zonen Europas. Zuchtformen von Achillea ptarmica werden in Staudengärtnereien produziert und in Gärten verwendet.
In einer Staudengärtnerei im nordwestlichen Niedersachsen wurden im Frühjahr 2017 in einem Restbestand von Achillea ptarmica ‘Nana Compacta‘ kleine, dunkle Blattflecken an den älteren Blättern beobachtet. Zur Abklärung, um welche Ursache es sich handelt und ob Gegenmaßnahmen notwendig sind, wurden betroffene Pflanzen näher untersucht.
Die visuelle Untersuchung mittels Binokular erwies eine Pilzinfektion als ursächlich.
Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Messungen der Asci sowie Ascosporen erfolgten mittels der Software NIS-Elements D 3.22.11, Nikon.
Auffälligstes Symptom und ausschlaggebend für die nähere Untersuchung waren die beiderseits der Blätter auftretenden dunklen, der Epidermis aufsitzenden, leicht erhabenen Ascomata (Apothecien, Abb. 1) vornehmlich auf den älteren, teils seneszenten Blättern. Sie waren rundlich bis etwas länglich geformt, etwa 0,4–0,6 mm groß und bei Reife aufreißend (Abb. 2). Eine wesentliche Aufhellung oder Nekrotisierung der Blätter war nicht zu erkennen oder nicht von seneszenzbedingter Verfärbung zu unterscheiden.
Abb. 1. Ascomata (Apothecien) von Schizothyrioma ptarmicae beiderseits der Blätter von Achillea ptarmica.
Dunkel gefärbte Fruchtkörper subkutikulär, der Epidermis aufsitzend. Die in den Apothecien dicht stehenden Asci (Abb. 3) waren keulenförmig etwa 50–60 μm lang und enthielten meist 2, selten 4 Ascosporen. Diese waren farblos, elliptisch mit abgerundeten Enden sowie zweizellig, wobei eine der Zellen etwas kleiner war (Abb. 4). Die Messung der Ascosporen (n = 100) ergab 9,4–14,5 × 3,6–6,5 μm, durchschnittlich 12,1 × 5,5 μm.
Die Symptome stimmen mit dem von Arx und Leeuw (1954) sowie Adamska (2004) beschriebenen Schadbild einer Infektion durch Schizothyrioma ptarmicae an Achillea ptarmica überein. Das Auftreten an Stängeln und Blüten (Arx und Leeuw, 1954; Kruse, 2014) wurde nicht beobachtet.
Die Ergebnisse der Längenmessungen der Asci (Adamska, 2014) sowie der Ascosporen (Holm, 1971; Ellis und Ellis, 1997; Kruse, 2014) befinden sich in den für Schizothyrioma ptarmicae genannten Bereichen. Die Angaben aus der Literatur zur Breite liegen mit geringerer Variationsbreite etwas niedriger als im vorliegenden Fall (Holm, 1971; Ellis und Ellis, 1997; Adamska, 2004).
Schizothyrioma ptarmicae bildet meist 2, maximal 4 Ascosporen pro Ascus aus (Höhnel, 1917; Holm, 1971; Ellis und Ellis, 1997; Nauta und Spooner, 2000; Kruse, 2014). Dagegen gibt Adamska (2004) je Ascus 2–6, meist 4 Ascosporen an.
Einziger bekannter Wirt von Schizothyrioma ptarmicae ist Achillea ptarmica. Die Unterscheidung zur nahe verwandten, ebenfalls nur auf Achillea ptarmica auftretenden und makroskopisch nicht differenzierbaren Art Schizothyrioma aterrimum ist aufgrund der höheren Anzahl von Ascosporen je Ascus (6–8) möglich. Zudem sind die Ascosporen von S. aterrimum etwas kürzer und mit 2–2,5 μm Breite deutlich schlanker (Holm, 1971; Ellis und Ellis, 1997; Nauta und Spooner, 2000; Richter, 2003).
Berichte über das Auftreten von Schizothyrioma ptarmicae in Deutschland und darüber hinaus in ganz Europa sind bisher, trotz der weiten Verbreitung der Wirtspflanze, eher selten (Holm, 1971; Nauta und Spooner, 2000; Richter, 2003; Adamska, 2004; Kruse, 2014; Artsdatabanken, 2017). Befall an Kulturpflanzen in Betrieben des Produktionsgartenbaus wurde bisher lediglich von Arx und Leeuw (1954) berichtet.
Über Infektion, Epidemiologie sowie möglicherweise in Produktionsbetrieben notwendige Gegenmaßnahmen, insbesondere wirksame Fungizide ist nichts bekannt.
Basionym zu Schizothyrioma ptarmicae (Desm.) Höhn. (1917) ist Labrella ptarmicae Desm. (1828); Synonyme sind Phacidium ptarmicae (Desm.) J. Schröt. (1874) sowie Leptothyrium ptarmicae (Desm.) Sacc. (1880) (Mycobank, 2017).
Für die technische Unterstützung gilt mein Dank Frau Marie Bartíková sowie Herrn Frank Lehnhof.
Adamska, I., 2004: Schizothyrioma ptarmicae (Helotiales, Ascomycota), a rare European fungus newly found in Poland. Acta Societatia Botanicorum Poloniae 73 (1), 57-59.
Artsdatabanken, 2017: Schizothyrioma ptarmicae (Desm.) Höhn. http://www.artsdatabanken.no/Taxon/43410 (Stand: 17.07.2017).
Arx, J.A. von, W.P. de Leeuw, 1954: Een schimmelziekte op Achillea ptarmica L. Tijdschrift Over Plantenziekten 60, 251-252.
Ellis, M.B., J.P. Ellis, 1997: Microfungi on Land Plants. Richmond Publishing, Slough, 868 S.
Holm, L., 1971: Taxonomic notes on Ascomycetes. VII. Schizothyrioma Ptarmicae (Desm.) von Höhnel, and its double. Svensk Botanisk Tidskrift 65, 208-212.
Höhnel, F. von, 1917: Mycologische Fragmente. Nrn. 120-190. Annales Mycologici. 15 (5), 293-383.
Kruse, J., 2014: Diversität der pflanzenpathogenen Kleinpilze im Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth. Z. Mykol. 80 (1), 169-226.
Mycobank, 2017: Schizothyrioma ptarmicae. http://www.mycobank.org/Biolomics.aspx?Table=Mycobank&MycoBankNr_=121229 (Stand: 17.07.2017).
Nauta, M.M., B.M. Spooner, 2000: British Dermateaceae: 4B. Dermateoideae Genera G-Z. Mycologist. 14, 65-74.
Richter, T., 2003: Schizothyrioma aterrimum (Karsten) L. Holm 1971 eine neue Art für Mecklenburg-Vorpommern. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft West-Mecklenburg 3 (1), 68-70.