JfK Kopfgrafik
Home / Archiv / Bd. 72 Nr. 6 (2020) / Personalien
Personalien

Personalien

Those were the days - ein Rückblick zum Abschied von Ewald Schnug aus der Ressortforschung

Journal für Kulturpflanzen, 72 (6). S. 251–253, 2020, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Dies ist ein Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0) zur Verfügung gestellt wird (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 International License (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en).

Es ist schon einzigartig, wenn Professor Ewald Schnug nach 28 Dienstjahren als Leiter des Institutes für Pflanzenbau und Boden­kunde des Julius Kühn-Instituts (vor 2008 Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL)) wegen Corona quasi „klammheimlich“ in den Ruhestand geht.

Gewiss hätte er die letzten Stunden gerne mit allen Kolleginnen und Kollegen gemeinsam gefeiert, stattdessen verabschiedet er sich mit einem zeitgemäß sterilen, aber nicht minder herzlichen, digitalen Lebewohl: Er hat wie kein anderer Institutsleiter der Ressortforschung Fachtagungen organisiert: 31 in 16 Ländern außerhalb Deutschlands, 28 im eigenen Land. 66 Promotionen, davon 48 allein an der Technischen Universität Braunschweig und 4 Habilitationen wurden in den 28 Jahren unter seiner Anleitung abgeschlossen, die Hälfte ausländische Kommilitonen, die Hälfte weiblich ... und alle haben nach der Promotion einen Job gefunden! Die Hälfte davon in Forschung und Lehre und 9 als WissenschaftlerInnen auf Lebenszeit in FAL, bzw. JKI. In den 28 Jahren brachten die Wissenschaftlerfamilien seines Institutes 21 Kinder zur Welt, damit lag in dieser Zeit die Geburtenrate 3 Mal so hoch wie die Sterberate.

Sein Institut war in den vergangenen 28 Jahren unter anderem Internationales Kompetenzzentrum für Schwefelernährung und Düngung, Uranbelastung und Precision Agriculture; es war Gastgeber für fast 200 WissenschaftlerInnen aus aller Welt. Weit über 1000 Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, Büchern und zu Tagungen hat das Institut während seiner Zeit geliefert; seit 2016 ist es in „Research Gate“ fast ununterbrochen die meistgelesene Quelle des Bundesforschungsinstitutes.

Er selbst wurde in seiner Dienstzeit 2008 zum Ehrendoktor der Rumänischen Akademie der Land- und Forstwissenschaften ernannt, bekam 2016 zwei Gastprofessuren in China übertragen, übernahm 2010 die Präsidentschaft des Internationalen Wissenschaftlichen Zentrums für Düngung (CIEC) und wurde zu guter Letzt 2020 von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften mit deren höchstem Staatspreis für Internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit geehrt.

Ewald Schnug selbst sagt „ich gehe zufrieden“ und verabschiedet sich von seinen FreundInnen, MitarbeiterInnen und KollegInnnen mit einem Zitat des libanesischen Philosophen Khalil Gibran: „Die Neigungen des Herzens sind geteilt wie die Äste einer Zeder. Verliert der Baum einen starken Ast, so wird er leiden, aber er stirbt nicht. Er wird all seine Lebenskraft in den nächsten Ast fließen lassen, auf dass dieser wachse und die Lücke ausfülle.“

Ewald Schnug bei seiner Ernennung zum Eh­renpräsidenten des CIEC am 5. September 2019, Foto: S. Sobotta

Ewald Schnug bei seiner Ernennung zum Eh­renpräsidenten des CIEC am 5. September 2019, Foto: S. Sobotta

(Silvia Haneklaus,
JKI Braunschweig)

in memoriam – Dr. Holger Lilienthal (1972–2020)

Journal für Kulturpflanzen, 72 (6). S. 251–253, 2020, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Dies ist ein Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0) zur Verfügung gestellt wird (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 International License (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en).

„In die Lüfte!“ sprach mein Engel. „Dann gib mir die Flügel“, sagte ich. [Wolfgang J. Reus (1959–2006)]


Mitten im Leben und auf der Höhe seiner wissenschaftlichen Karriere im Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde des Julius Kühn-Institutes in Braunschweig verstarb in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai 2020 im Alter von nur 48 Jahren Dr. rer.nat. Holger Lilienthal. Im Jahr 2000, von der damaligen Dornier/Daimler-Benz Aerospace GmbH für das Arbeitsgebiet „Lokales Ressourcen Management“ als Wissenschaftler abgeworben, promovierte er bei seinem Mentor Ewald Schnug schon drei Jahre später mit einer Arbeit zu LASSIE („Low Altitude Stationary Surveilance Instrumental Equipments“) an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig mit Auszeichnung zum Dr. rer. nat. Das Institut gehörte damals noch zur Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) und war weltweit das erste Institut einer Ressortforschung, welches seit seiner Neukonzeption im Jahre 1992 boden- und pflanzenbauliche Grundlagen für „Precision Agriculture“ (satellitengestützte Positionierung pflanzenbaulicher Produktionstechnik) und Fern­erkundung, im Forschungsprogramm verankert hatte. Unter Leitung von Holger Lilienthal erlangte das Arbeitsgebiet, insbesondere durch seine Expertise in der Auswertung hyper­spektraler Fernerkundungsdaten, rasch nationale und internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung. Mit dem Einsatz von Hyperspektralsensoren auf Drohnen hat Holger Lilienthal Pionierarbeit bei der Erfassung von Boden- und Bestandesmerkmalen geleistet und im wahrsten Sinne des Wortes LASSIE Flügel verliehen.

Die Krönung seiner Arbeit war dann die Einrichtung des Forschungszentrums für landwirtschaftliche Fernerkundung (FLF), eine Einheit, die unter Holger Lilienthals Koordination, den Informationsbedarf von JKI, Ministerien und anderen Behör­den bedient: der bis dato größte Beitrag des JKI zur Digitalisierung in der Landwirtschaft.

Mit Holger Lilienthal verliert die Ressortforschung ihren wohl kompetentesten Berater in Sachen Fernerkundung, um den so dringend notwendigen Prozess der Digitalisierung in der Landwirtschaft zügiger voranzubringen.

Seine Kollegen und Kolleginnen im Institut verlieren einen erfahrenen und außergewöhnlich offenherzigen Kollegen. Vielen Alumni des Institutes war er während ihrer Promotionszeit nicht nur fachlicher Begleiter, sondern auch Freund und Ratgeber in Lebensfragen.

Die Erinnerung an Holger Lilienthal ist „die Dankbarkeit unsrer Herzen“! [nach Romano Guardini, italienischer Theologe, * 17. Februar 1885 in Verona; † 1. Oktober 1968 in München.]

Dr. Holger Lilienthal mit der Drohne, die LASSIE das Fliegen lehrte, Foto: Haneklaus

Dr. Holger Lilienthal mit der Drohne, die LASSIE das Fliegen lehrte, Foto: Haneklaus

(Ewald Schnug,
JKI Braunschweig)

Zum Gedenken an Prof. Dr. Olaf Christen *25. August 1961 † 2. Februar 2020

Journal für Kulturpflanzen, 72 (6). S. 251–253, 2020, ISSN 1867-0911, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Dies ist ein Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0) zur Verfügung gestellt wird (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 International License (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en).

Olaf Christen wurde am 25. August 1961 als Spross einer Unternehmerfamilie in Hamburg-Bergedorf geboren. Bis 1988 studierte er Agrarwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und promovierte am Kieler Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung unter Anleitung von Prof. Dr. Herbert Hanus zum Thema „Ertragsbildung, Ertragsstruktur und Fußkrankheitsbefall von Wintergetreide in Abhängigkeit von Vor­frucht­kombina­tion und variierter Produktionstechnik“.

Abb. 1.

Abb. 1.

Von 1991 bis 1992 führte ihn ein durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziertes Projekt als Postdoctoral Fellow an das Department of Agronomy and Soil Science (Prof. John V. Lovett), University of New England, Armidale in Australien. Dort waren seine Arbeiten auf allelochemische Effekte von phytotoxischen Substanzen ausgerichtet und somit seinem ersten großen Forschungsfeld, der Fruchtfolgegestaltung, unter­geordnet. Olaf Christen kehrte nach Kiel an den Lehrstuhl von Hanus zurück und wirkte dort als wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent. Das Habilitationsverfahren schloss er im November 1997 erfolgreich ab. Das Thema seiner Habilita­tionsschrift war „Untersuchungen zur Anbautechnik von Winterweizen nach unterschiedlichen Vorfruchtkombinationen“.

Im Jahre 2000 folgte er im Alter von 39 Jahren dem Ruf auf die Professur „Allgemeiner Pflanzenbau/Ökologischer Landbau“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Schnell erschloss er sich weitere Forschungsthemen, die allesamt der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Produktionssysteme zuzuordnen waren. Dazu gehörten Nachhaltigkeitsbewertung landwirtschaftlicher Nutzungssysteme auf der Betriebsebene und in der Wertschöpfungskette, Entwicklung von Einzelindikatoren und Indikatorsystemen zur Bewertung produktionstechnischer Maßnahmen, Entwicklung Boden schonender und Standort ange­passter Verfahren der Bodenbearbeitung sowie Grundlagenuntersuchungen zu „Precision Agriculture“ und zu Umweltwirkungen der Erzeugung nachwachsender Rohstoffe.

Damit setzte er fachliche Akzente, die ihn zu einem hoch geschätz­ten Wissenschaftler werden ließen, der mit seiner Kompetenz national und international gefragt war. So beklei­dete er auf europäischer Ebene die Ämter als Deutscher Repräsentant der European Society for Agronomy (ESA) von 1998 bis 2007, war Sektionsleiter für Agriculture-Environment-Rela­tionships der ESA von 2007 bis 2009 und Head of Division „Cropping Systems at Farm, Regional and Global Scales“ der ESA von 2009 bis 2012. Für wissenschaftliche Zeitschriften arbeitete er als Associate Editor-in-Chief („European Journal for Agronomy“) und Field Editor („Journal for Sustainable Deve­lopment“). Dabei half ihm sein exzellentes Englisch, welches er genauso gut beherrschte wie seine Muttersprache.

Auch auf nationaler Ebene wurde man schnell auf ihn aufmerksam. Im wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz beriet er seit 2006 die jeweiligen Bundesministerinnen und -minister in wichtigen Fragen agrarpolitischen Handelns. Weiterhin war er seit 2008 Mitglied im Forschungsbeirat des Deutschen Biomasseforschungszentrums, seit 2010 im Zukunftsforum des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt in Sachsen-Anhalt; außerdem war er im Fachbeirat der Union zur Förderung des Öl- und Proteinpflanzenanbaus (UFOP) Mitglied und im Fachbeirat der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft. Zudem bekleidete er den Vorsitz der Fachkommission Öl- und Proteinpflanzen der UFOP und war Präsident der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften (2002–2005) sowie des Dachverbandes Agrarforschung (2010–2014).

Olaf Christen engagierte sich über viele Jahre auch in den unter­schiedlichen Gremien der Deutschen Landwirtschafts-Gesell­schaft (DLG), so als Mitglied im Gesamtausschuss, als Mitglied im Ausschuss für Ackerbau sowie im Verwaltungsrat des DLG-Verlages. An der Entwicklung des DLG-Nachhaltigkeitsstandards, ein Zertifizierungssystem mit einer einheitlichen Methode für die Bewertung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, war er maßgeblich beteiligt.

In der Lehre hat Prof. Christen die Studierenden der Agrar- und Ernährungswissenschaften durch sein profundes Wissen und seine ausgeprägten kommunikativen Fähigkeiten über viele Jahre begeistert. In Vorlesungen und Vorträgen füllte er die Hörsäle wie kaum ein anderer. Mit Neugier und Leidenschaft bereiste er viele Gegenden der Welt und war ein begnadeter Fotograf. So war es ihm vergönnt, seinen Studierenden und Doktoranden in den Vorlesungen immer auch die globalen Probleme seines Faches authentisch vor Augen zu führen. In der regionalen Enge hat er sich nie recht wohlgefühlt. Viele seiner Schüler bekleiden heute Ämter auf den unterschiedlichsten Ebenen des Agrarsektors, insbesondere der drei südlichen neuen Bundesländer.

Ab 2005 fand Olaf Christen zunehmendes Interesse an der akademischen Selbstverwaltung seiner Universität. Dabei halfen ihm sein vornehm-hanseatisches Auftreten und sein beachtliches Kommunikationstalent. Im Interesse des Landes und der Universität übernahm er von 2005 bis 2008 das Amt des Direktors des An-Institutes Agrochemie Piesteritz e.V. und er war von 2005 bis 2014 Mitglied des Kuratoriums der Leucorea in Wittenberg. Von 2008 bis 2014 bekleidete er das Amt des Prodekans der Naturwissenschaftlichen Fakultät III, deren Dekan er dann von 2014 bis 2017 war. Diese Ämter führte er in schwieriger Zeit mit Augenmaß und der Bereitschaft zum Kompromiss. Sein erfolg­reiches Management wurde über die Fakultätsgrenzen hinaus bald in der gesamten Universität bekannt. So war es folgerichtig, dass er im Jahre 2018 mit großer Stimmenzahl in den Senat der Universität gewählt wurde. Mit seinen Dekanskollegen und den übrigen Senatoren pflegte er seinen ganz typischen und persönlichen Umgang - kompetent und immer verbunden mit einer Prise wunderbaren Humors.

In dieser Zeit befiel ihn eine heimtückische Krankheit. Er war bereit, sein Schicksal anzunehmen, auf ein erfülltes Leben zurück­zuschauen und sich auf das Unausweichliche vorzubereiten. Am 2. Februar 2020 hat er den Kampf gegen sein schweres Leiden verloren.

Olaf Christen hat sich um seine Professur, sein Institut, seine Fakultät und seine Universität überaus verdient gemacht. Er hat maßgeblich zu dem großartigen Ruf der halleschen Agrarwissenschaften international und national beigetragen.

(Prof. Dr. Wulf Diepenbrock, Halle;
Nachdruck aus Campus Halensis)


ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
Verlag
Eugen Ulmer KG
Ulmer-Logo
Verantwortlicher Herausgeber
Präsident und Professor
Prof. Dr. Frank Ordon
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
Schriftleitung
Dr. Anja Hühnlein
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
E-Mail: journal-kulturpflanzen@julius-kuehn.de
Co-Schriftleitung
Dr. Ulrike Stahl
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Layout/Technische Umsetzung
mediaTEXT Jena GmbH
mediaTEXT-Logo
Julius Kühn-Institut (JKI)
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
 
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
Deutschland
Fon: 03946 47-0
Fax: 03946 47-255
Mail: poststelle@julius-kuehn.de
De-Mail: poststelle@julius-kuehn.de-mail.de
Impressum
 
Diese Zeitschrift wird vom Julius Kühn-Institut herausgegeben.
JKI-Logo