JfK Kopfgrafik
Home / Archiv / Bd. 72 Nr. 7 (2020) / Editorial
Editorial

Dauerfeldversuche: Grundlage für die Landwirtschaft der Zukunft – 25 Jahre JKI-Versuchsstation Dahnsdorf

Hella Kehlenbeck
Affiliation
Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Kleinmachnow

Journal für Kulturpflanzen, 72 (7). S. 257–258, 2020, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2020.07.01, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Kontaktanschrift
Dr. Hella Kehlenbeck, Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Strategien und Folgenabschätzung, Stahnsdorfer Damm 81, 14532 Kleinmachnow, E-Mail: hella.kehlenbeck@julius-kuehn.de
Zur Veröffentlichung angenommen
Dies ist ein Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0) zur Verfügung gestellt wird (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de).
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 International License (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en).

Dauer- und Langzeitversuche bieten die besondere Möglichkeit der Untersuchung von Langzeiteffekten im Pflanzenbau, die in den oftmals nur dreijährig bzw. auf eine Fruchtfolgerotation angelegten Versuchen nicht zu beobachten sind. Daher sind Dauerversuche zur Feststellung langfristiger Effekte fachlich geboten und von sehr hohem Wert. Durch die kontinuierliche Datenerhebung werden Dauerfeldversuche mit zunehmender Dauer zudem immer wertvoller. Solche Versuche sind ein Allein­stellungsmerkmal, zumal nur wenige Institutionen und Standorte über Versuchsstationen und Versuchs­flächen mit der notwendigen Kontinuität und Ausstattung als Grundvoraussetzung solcher dauerhafteren Versuche verfügen und entsprechende Daten auswerten können.

Nach 25 Jahren Versuchsbetrieb auf dem Versuchsfeld in Dahnsdorf blicken wir daher auch mit Stolz auf das Erreichte und Vergangene zurück, schauen aber gleichermaßen mutig in die Zukunft. Heutzutage erreichen nicht mehr viele Dinge die „Silberhochzeit“, sondern gehen auseinander bzw. werden vorher eingestellt.

Im Zentrum unserer Langzeit- und Dauerfeldversuche stehen integrierte und umweltverträgliche Pflanzenbau- und Pflanzenschutzstrategien. Die Versuchsfragen stellen aktuelle Fragen aus der Politikberatung in den Fokus und berücksichtigen auch gesellschaftlich relevante Themen der Zukunft. So steht unsere Forschung auch unter dem Dach der verschiedenen Strategien des BMEL, wie – allen voran und besonders aktuell – der Ackerbau­strategie, dem Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP), der Zukunfts­strategie ökologischer Landbau sowie auch der Eiweißpflanzenstrategie, oder der Bioökonomiestrategie.

Daraus ergeben sich vielfältige Forschungsfragen für die Landwirtschaft, die in interdisziplinärer Zusammenarbeit aus den verschiedensten Blickwinkeln untersucht werden. Die hier zusammengestellten Beiträge geben einen Einblick in die Breite nicht nur der Themen, sondern auch der methodischen Ansätze der verschiedenen Arbeitsgruppen, die gemeinsam arbeiten. Dazu gehören agronomische und phytopathologische ebenso wie ökonomische oder Umweltaspekte, um eine möglichst ganzheitliche Betrachtung zu erreichen.

Möglichkeiten und Grenzen von reduzierten Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln oder die Bestimmung des notwendigen Maßes im Pflanzenschutz werden heute intensiv diskutiert. Aber nur wenige Einrichtungen verfügen über langjährige Datenreihen dazu. Die vor 25 Jahren als Dauerversuche in Dahnsdorf angelegten Unter­suchungen zeigen das gute Gespür des Julius Kühn-Instituts (JKI) einschließlich seiner Vorgängereinrichtung, der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), an der heute so aktuellen Fragestellung. Diese Untersuchungen zu nicht-chemischen, alter­nativen Pflanzenschutzmaßnahmen sind seit Anbeginn in Dahnsdorf ein wichtiger Teil der Forschung des JKI. Ihre Ergebnisse sind jetzt von unschätzbarem Wert. Auch der ökologische Landbau wurde von Anfang an in der Versuchstätigkeit, auch mit zertifizierten Flächen, etabliert. Seit Kurzem sind Versuche im Rahmen eines Projektes (NOcsPS) angelegt worden, die ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz, aber weiterhin mit mineralischer Düngung durchgeführt werden. Damit wird noch einen Schritt weitergegangen und gesellschaft­lichen Forderungen Rechnung getragen, die einen Totalverzicht auf chemischen Pflanzenschutz fordern.

Neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Ergeb­nisse ist der regelmäßige fachliche Austausch auf dem Versuchsfeld vor Ort für uns wichtig. So findet jährlich ein Versuchsfeldtag statt. Hier können sich Interessierte aus der Fachwelt und dem Berufsstand informieren. Auch begrüßen wir regelmäßig Studierende, Schüler oder aber Besuchergruppen in Dahnsdorf.

Ein so anspruchsvolles und umfassendes Versuchsprogramm ist nicht ohne die Arbeit der technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Versuchsfeldes und des Institutes machbar. Ohne ihre Leistungen wären die nachfolgend dargestellten Ergebnisse nicht zustande gekom­men. Daher sei ihnen allen an dieser Stelle für die geleistete Arbeit ganz besonders gedankt.

Die Zukunft wird uns sicher weiter vor viele Herausforderungen und Fragen zum Pflanzenbau stellen. Allein das Wetter und das Klima fordern uns jedes Jahr neu. Die Jahre 2018 und 2019 waren aufgrund der Dürre und deren Nachwirkungen keine einfachen Jahre für die Landwirtschaft und auch das Versuchsfeld war vom fehlenden Niederschlag stark betroffen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Klimawandel uns in Zukunft vermehrt vor solche Herausforderungen stellt und welche Anpassungsstrategien wir ausprobieren und umsetzen können.

In jedem Fall aber bleibt es sehr spannend, in welche Richtung sich die Landwirtschaft entwickeln wird. Wir sind immer wieder neugierig auf die Ergebnisse und verstärken unsere Bemühungen weiter, um mit unserer Forschung in Dahnsdorf dazu beizutragen, die Möglichkeiten, aber auch Grenzen von Pflanzenschutz und Pflanzenbau aufzuzeigen und die Grundlagen für resiliente Anbausysteme weiterzuentwickeln, die hinsichtlich aller drei Säulen der Nachhaltigkeit gut und langfristig für die Zukunft aufgestellt sind.


ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
Verlag
Eugen Ulmer KG
Ulmer-Logo
Verantwortlicher Herausgeber
Präsident und Professor
Prof. Dr. Frank Ordon
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
Schriftleitung
Dr. Anja Hühnlein
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
E-Mail: journal-kulturpflanzen@julius-kuehn.de
Co-Schriftleitung
Dr. Ulrike Stahl
Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Layout/Technische Umsetzung
mediaTEXT Jena GmbH
mediaTEXT-Logo
Julius Kühn-Institut (JKI)
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
 
Erwin-Baur-Str. 27
06484 Quedlinburg
Deutschland
Fon: 03946 47-0
Fax: 03946 47-255
Mail: poststelle@julius-kuehn.de
De-Mail: poststelle@julius-kuehn.de-mail.de
Impressum
 
Diese Zeitschrift wird vom Julius Kühn-Institut herausgegeben.
JKI-Logo