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Journal für Kulturpflanzen, 74 (07-08). S. 194–195, 2022 | Personalien

Personalien
Karl-Heinz Berendes1, Horst Delb2, Rolf Kehr3, Thomas Schröder4, Jörg Schumacher5, Mathias Niesar6, Martin Hommes1

Nachruf für Prof. Dr. Alfred Wulf (1950 – 2022)

Affiliationen
1Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst, Braunschweig.
2Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg, Freiburg.
3Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Fakultät Ressourcenmanagement, Göttingen.
4Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Referat 713, Bonn.
5Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), Fachbereich Wald und Umwelt, Eberswalde.
6Landesbetrieb Wald und Holz NRW, Gummersbach.

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Am 29. April 2022 verstarb Professor Dr. Alfred Wulf, der langjährige Leiter des Institutes für Pflanzenschutz im Forst der früheren Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) sowie des Fachinstitutes für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst am heutigen Julius Kühn-Institut (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, in Wolfenbüttel.

Alfred Wulf wurde am 4. Juni 1950 in Hamburg geboren. Dort wuchs er auf und dort ging er zur Schule bis zum Umzug seiner Familie nach Buxtehude, wo er 1971 erfolgreich sein Abitur ablegte. Zum Studium der Agrar- und Forstwissenschaften zog es ihn an die Georg-August-Universität in Göttingen, wo er 1975 seinen Abschluss als Diplom-Forstwirt erreichte. Nach dem Studium schloss sich eine Dissertation im Institut für Forstzoologie der Universität Göttingen an. Mit dem Thema "Der insektenpathogene Pilz Beauveria bassiana (Bals.) Vuill. als Krankheitserreger des Kupferstechers Pityogenes chalcographus L. (Col., Scolytidae)“ wurde er am 31. Mai 1979 zum Doktor der Forstwissenschaften promoviert.

Während seiner Doktorandenzeit erwarb er an der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen noch zwei weitere Abschlüsse. Ergänzend zum ersten Studiengang der Forstwissenschaften für die gemäßigte Zone legte er 1977 erfolgreich auch die Abschlussprüfung für den tropisch-subtropischen Studiengang ab. Parallel absolvierte er auch noch ein Studium der Agrarwissenschaften, welches er 1979 als Diplom-Agraringenieur abschloss.

Im Anschluss war Alfred Wulf noch ein halbes Jahr als Wissenschaftlicher Angestellter an der Universität Göttingen beschäftigt, bis er zum 1. November 1979 als Wissenschaftlicher Angestellter in die damalige Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft eintrat. Hier hatte er sich aufgrund seiner sowohl landwirtschaftlich als auch forstlich geprägten Hochschulausbildung sowie seiner Promotion erfolgreich auf eine freie Stelle in der Fachgruppe für zoologische Mittelprüfung der Abteilung für Pflanzenschutzmittel und Anwendungstechnik der BBA beworben. Seinen Interessensschwerpunkten gemäß ließ er sich einige Jahre später, zum 01. Dezember 1985, in das Institut für Pflanzenschutz im Forst versetzen, wo er den damaligen Institutsleiter Prof. Dr. Heinz Butin als Vertreter tatkräftig unterstützte und sich intensiver um die Forschung auf dem Gebiet des Waldschutzes und um seine Habilitation kümmern konnte.

Nach dem Ausscheiden von Prof. Dr. Heinz Butin wurde er am 1. Mai 1993 in einem ordentlichen Berufungsverfahren mit der kommissarischen Leitung des Instituts für Pflanzenschutz im Forst beauftragt. Mit seiner Ernennung zum Direktor und Professor am 01. Dezember 1993 wurde ihm dann die Leitung dieses Instituts übertragen. In dieser für ihn sehr wichtigen Zeit habilitierte sich Alfred Wulf an der Universität Göttingen mit dem Thema "Pilzbedingte Blattkrankheiten an Ahorn – unter besonderer Berücksichtigung des Bergahorns (Acer pseudoplatanus L.)". Am 23. November 1993 wurde ihm die Venia Legendi des Forstwissenschaftlichen Fachbereichs der Georg-August-Universität Göttingen für die Fächer Forstpathologie und Forstschutz erteilt, und am 20. Januar 1998 wurde ihm der Titel „Außerplanmäßiger Professor“ der Universität Göttingen verliehen.

In den Jahren nach der Übernahme der Institutsleitung befasste sich Alfred Wulf national und auch auf europäischer Ebene mit Fragen der Forstpathologie und des forstlichen Pflanzenschutzes, betreute Doktorandinnen und Doktoranden und organisierte mehrere Schwerpunkttagungen der damaligen BBA zu aktuellen Fragen des Waldschutzes, z. B. 1991 zu Borkenkäfer-Gefahren nach Sturmschäden, 1993 zur damaligen Schwammspinner-Kalamität im Forst, 1996 zum Eichensterben und 1999 zu Fortschritten bei der Lagerungstechnologie von Eichensaatgut.

Mit der Gründung des Julius Kühn-Instituts (JKI) zum 1. Januar 2008 wurde Alfred Wulf schließlich zum Leiter des neu gegründeten Instituts für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst bestellt, die Position, die er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand innehatte.

Prof. Wulf war ein universeller und gut vernetzter Forstwissenschaftler, der neben den vielfältigen Aufgaben in der ehemaligen BBA und dem heutigen JKI sowie seinen Hochschulaktivitäten in zahlreichen Gremien mitwirkte, wie beispielsweise

Wegen seiner herausragenden Expertise zu Krankheiten und Schäden an Bäumen und Waldökosystemen und deren Ursachen war er in Deutschland ein gefragter Interviewpartner für die Medien, der Auskunft geben konnte über neue Pilzkrankheiten, Eichenprozessionsspinner, Schwammspinner, Borkenkäfer, Maikäfer und andere Kalamitäten. Den Braunschweigern ist er darüber hinaus von der Ratgeberseite der Braunschweiger Zeitung bekannt. In der Zeit seiner Institutsleitung wurde er auch von der Landwirtschaftskammer (LWK) Hannover zum öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Fragen der Baumgesundheit (Pilzerkrankungen an Straßen- und Parkbäumen) ernannt.

Alfred Wulfs wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Bewertung und der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Forst, der Gehölzpathologie, der Forstentomologie und des Waldschutzes mündeten in 279 Publikationen. Im den von ihm geleiteten Instituten der BBA bzw. des JKI betreute er insgesamt sieben Doktorarbeiten und eine Habilitationsschrift.

Er hat sich um den wissenschaftlichen Nachwuchs besonders über die Betreuung von Doktorarbeiten und Postdoc-Mitarbeitern/innen verdient gemacht. Durch seine wertschätzende Führung, verbunden mit einer motivierenden Kommunikation für Themen des Waldes, kümmern sich heute viele dieser ehemaligen Doktoranden/innen und ehemaligen jungen Mitarbeiter/innen des Institutes für Pflanzenschutz im Forst in verantwortlichen Positionen wesentlich um den Waldschutz und die Waldgesundheit in Deutschland. Er war diesen jungen Menschen immer ein sehr kompetentes und zuverlässiges Vorbild.

Am 12./13. Juli 2011 wurde Prof. Alfred Wulf mit einem zweitätigen wissenschaftlichen „Waldschutzsymposium“ nach mehr als 30 Jahren in den Diensten der ehemaligen BBA und des heutigen JKI in Braunschweig in die „Freistellungsphase“ seiner Altersteilzeit verabschiedet.

Alfred Wulf hatte immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die von ihm betreuten Doktorandinnen und Doktoranden. Er war stets auf Ausgleich bedacht, und eine konstruktive, vom menschlichen Miteinander und Kommunikation geprägte Arbeitsatmosphäre lag ihm sehr am Herzen. Seine Schüler/innen, Mitarbeiter/innen und Kollegen/innen werden ihn als Mensch, als Lehrer und als allseits geschätzten Wissenschaftler in dankbarer Erinnerung behalten. Leider konnte er die Zeit seines Ruhestandes mit seiner Frau Marga, den beiden Kindern Markus und Katharina und den inzwischen sechs Enkellinnen und Enkeln nicht so lange genießen, wie wir alle es ihm gewünscht hätten. Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.

 

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ISSN (print): 1867-0911
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