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Journal für Kulturpflanzen, 75 (07-08). S. 205–207, 2023 | DOI: 10.5073/JfK.2023.07-08.06 | Klock und Klock

Nachrichten
Peter Klock, Thorsten Klock

Neues aus der Deutschen Genbank Obst (DGO):

Baumschule für besondere Obstgehölze

Affiliation
Südflora Baumschulen, Hamburg.
Kontaktanschrift
Thorsten Klock (Dipl.-Ing.), Südflora Baumschulen, Nussbaumschule Klocks, Stutsmoor 42, 22607 Hamburg, www.nussbaumschule-klocks.de, E-Mail: suedflora@aol.com

Der Anfang

Monika und Peter Klock konnten sich nicht damit abfinden, dass seinerzeit in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Zitrusfrüchte nur in Südeuropa kultiviert wurden, während hier eigentlich nur die saure und kleinfruchtige Calamondin angeboten wurde. Warum sollte man nicht auch bei uns in Deutschland Zitruspflanzen wie Orangen, Zitronen und Mandarinen sowie die vielen historischen Pomeranzensorten im Kübel halten können? So wie es in den Orangerien königlicher Schlösser und sehr wohlhabender Bürger schon seit Hunderten von Jahren üblich war?

Hier war ein entsprechendes Angebot für den „normalen“ Bürger jedenfalls nicht vorhanden. Das mag auch daran gelegen haben, dass es damals nicht einfach war, fertige Zitruspflanzen nach Deutschland zu importieren. Wer von Italien Pflanzen nach Deutschland bringen wollte, musste zuerst das Fahrzeug mit der Pflanzenladung an der italienisch/österreichischen Grenze verplomben lassen, um dann an der österreichisch/deutschen Grenze im Rahmen der Verzollung dem Pflanzenschutzdienst an der Grenze die Ware vorzuführen.

Diese Tatsachen waren im Jahre 1979 der Grund dafür, dass Monika und Peter Klock sich dazu entschlossen, eine Baumschule zu gründen mit Schwergewicht auf die Anzucht seltener Obstarten, die auch bei uns kultiviert werden können.

Zitruspflanzen

So entstanden aus importierten Reisern unterschiedlicher Zitrusarten und -sorten durch Veredelung in erster Linie auf Poncirus trifoliata und deren Hybriden eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten, die eine Bereicherung in der Zitruspflanzenvielfalt bei uns bedeuteten und von den Kunden gerne angenommen wurden. Zur „Hochzeit“ der Zitrusvermehrung hielt die Baumschule Südflora über 70 verschiedene Zitrusarten und -sorten sowie eng mit ihnen verwandte Gattungen vor. Besonderheiten und Kniffe bei der Vermehrung erfuhren und erlernten die Firmeninhaber erstmals im Jahre 1985 in einer der damals größten Zitrusbaumschulen Israels. Aus dem Wissen und der Erfahrung um die Zitruskultur entstanden verschiedene Veröffentlichungen über Zitrus, im Jahre 2007 „Das große Ulmer-Buch der Zitruspflanzen“ (Klock et al., 2007).

Ebenso in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgte der versuchsweise und erfolgreiche Anbau von Ginseng (Panax ginseng, P. quinquefolia) u. a. in den Hamburger Vierlanden. Die gesammelten Erfahrungen daraus fanden ihren Niederschlag in der Veröffentlichung „Ginseng – das Geheimnis des grünen Goldes“ (Klock, 1993). Inzwischen wird Ginseng auch in Deutschland wirtschaftlich kultiviert.

Die Teebaumpflanze (Melaleuca alternifolia), aus deren Blättern durch Destillation das ätherische Teebaumöl gewonnen wird, ist eine weitere besondere Nutzpflanzenart, deren Anbau von der Baumschule Südflora erfolgreich durchgeführt wurde. Allerdings handelt es sich bei dieser nordaustralischen Art eigentlich um einen „Ausreißer“ in der Pflanzenproduktion, denn im Gegensatz zu den übrigen produzierten Obstgehölzen ist der Teebaum nicht winterhart und daher dauerhaft nur im Hause kultivierbar. Immerhin kann aus den Blättern ohne große Umstände ein Hydrolat hergestellt werden, das vergleichbare Heilpflanzen-Wirkungen wie das Teebaumöl zeitigt. Zu diesem Thema entstand die Veröffentlichung „Der wahre Teebaum“ (Klock, 1997).

Weitere Pflanzen, denen sich Südflora besonders gewidmet hat, sind die Passionsblumen mit ihren Obstvertretern, den Passionsfrüchten Maracuja, Süße Granadille, Curuba oder Bananenpassionsfrucht u. a. („Das große Buch der Passionsblumen“, Klock, 2001).

Eine neue Apfelsorte

Vor gut zwanzig Jahren fiel Peter Klock und seinem Sohn Thorsten an einem Straßenrand in Witzeeze, dicht bei einer Bushaltestelle, ein ungewöhnlicher Strauch auf, der im Frühjahr sehr große, besonders schöne gefüllte Blüten bildete – Jahr für Jahr. Es handelte sich offensichtlich um einen Apfelsämling, der es jedoch nie zur Ausbildung von Früchten schaffte, denn regelmäßig im Sommer wurde der Grünstreifen vom ansässigen Straßenbauamt gemäht, einschließlich des Strauches. Daher wurden von den Baumschulern Triebe des Strauches veredelt. Zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Pomologen Walter Dobert aus Fuhlendorf wurde versucht, die Sorte zu bestimmen. Das war jedoch nicht möglich, denn es handelte sich um einen Zufallssämling, allerdings mit besonderen Eigenschaften: Die Äpfel reifen sehr früh, schon Mitte bis Ende August. Die nackigen rundlichen, zuweilen ein wenig glockenförmigen Früchte weisen eine mindestens mittlere Größe auf. Ihre weiße bis hellgrüne Deckfarbe hat eine senkrechte, deutlich rote Streifung, was dem Apfel ein sehr ansprechendes Erscheinungsbild verleiht. Geschmacklich ist er süßsäuerlich und wohlschmeckend, nicht sehr lange lagerfähig, allerdings wird er als eine dem 'Weißen Klarapfel' überlegene Sorte bezeichnet. Die Sorte wurde unter der Bezeichnung 'Witzeezer Sommerapfel' erfolgreich in den Handel gebracht.

Walnüsse, Maronen und Haselnüsse

Nachdem die Baumschule auf Thorsten Klock, dem Sohn der Inhaber, übergegangen war, widmete man sich auch der Vermehrung und Veredelung von Walnüssen, Maronen und Haselnüssen. Viele der nur einem kleineren Kreis von Interessierten bekannten Walnusssorten werden angezogen, wobei seltene, ausgefallene Sorten in erster Linie an Privatleute und Sammler abgegeben werden. Wegen des oft nur geringen Vorrats geeigneter Veredelungsreiser werden diese Sorten von Hand veredelt, weil die Erfordernisse einer Maschinenveredelung meistens nicht erfüllt werden können.

Auch Auftragsveredelungen werden ausgeführt, wobei vom Kunden Reiser einer ausgesuchten Sorte oder eines Sämlings eingeschickt werden. Hiervon wird dann die gewünschte Anzahl von fertigen Veredelungen hergestellt. Allerdings ist dieses Angebot häufig mit sehr großem Aufwand verbunden. Oft wissen die Kunden nicht, wie die Reiser beschaffen sein müssen, um diese auf eine Unterlage zu veredeln. Nicht selten muss der Baum erst einmal zurückgeschnitten werden, damit in der folgenden Vegetationszeit geeignete Edelreiser gebildet werden.

Die meisten Einsender der Reiser beschreiben die Nüsse des Mutterbaumes. Auf diese Weise kommen nicht selten interessante Informationen zutage, die auf Nüsse ganz besonderer Qualität schließen lassen. Dann kann gegebenenfalls gemeinsam eine eingehende Beschreibung erfolgen mit dem Ergebnis einer neuen Sorte. So ist es auch geschehen mit Reisern, die im Rahmen einer Kirgisien-Exkursion gesammelt wurden. Es wurden Reiser u. a. der 'Kirgisischen Bombe' und 'Idealo', wahrscheinlich Sämlinge, veredelt. Die schon bald erschienenen Nüsse konnten beschrieben und als Baum sortenecht weiter vermehrt werden.

Die Walnusssorten-Sammlung der Nussbaumschule wird vorgehalten überwiegend als ausgepflanzte Veredelungen, die jährlich nach Bedarf zurückgeschnitten werden. Die Bäume stehen auf recht magerem Boden, sodass eine zusätzliche Versorgung mit Nährstoffen noch erforderlich ist (Abb. 1).

Abb. 1. Junge Walnussplantage mit Zwischenkultur

Abb. 1. Junge Walnussplantage mit Zwischenkultur

Die Sortensammlung ist nicht angelegt als Selbstzweck. Man ist nicht bestrebt, viele Walnusssorten vorzuhalten oder nur solche mit bestimmten Eigenschaften zu sammeln. Die Sammlung besteht aktuell aus über 50 in erster Linie vermarktbaren Sorten, solchen mit aus Sicht der Betreiber besonderen und sammelwerten Eigenschaften und Nusssorten, die in der Zukunft selbst bearbeitet und/oder vermarktet werden sollen (Abb. 2).

Abb. 2. Walnuss 'Violetta Royal'

Abb. 2. Walnuss 'Violetta Royal'

Mit ihrer außergewöhnlichen Walnusssammlung ist die Nussbaumschule Klocks seit November 2021 sammlungshaltender Partner im Teilnetzwerk Nüsse des Genbanknetzwerks Wildobst der Deutschen Genbank Obst.

Neben einer Walnusssortensammlung ist eine Esskastanien-, Haselnuss- und Pawpaw-Sortensammlung (Indianerbanane, Asimina triloba) im (fortgeschrittenen) Aufbau.

Literatur

Klock, P., 1993: Ginseng – das Geheimnis des grünen Goldes: Kultur, Verarbeitung, Wirkung. Verlag Lagerstroemia, Hamburg, 61 S., ISBN: 9783929248005.

Klock, P., 1997: Der wahre Teebaum: Gesund mit Teebaumöl. Kultur und Produkte einer wiederentdeckten Heilpflanze. Verlag Lagerstroemia, Hamburg, 63 S., ISBN: 978-3929248043.

Klock, P., 2001: Das große Buch der Passionsblumen. Verlag Lagerstroemia, Hamburg, 271 S., ISBN: 978-3929248029.

Klock, M., P. Klock, T. Klock, 2007: Das große Ulmer-Buch der Zitruspflanzen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 160 S., ISBN: 978-3800146932.

 

ISSN (elektronisch): 1867-0938
ISSN (print): 1867-0911
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