Journal für Kulturpflanzen, 75 (09-10). S. 274, 2023 | Personalien
Prof. Dr. Olaf Schmidt – 50 Jahre in der Forschung
Prof. Dr. rer. nat. habil. Olaf Schmidt wird am 23. November diesen Jahres 80 Jahre alt und ist zugleich seit genau 50 Jahren an der Universität Hamburg in der Forschung tätig. Seine Ergebnisse aus einen halben Jahrhundert sind in über 170 begutachteten Veröffentlichungen dokumentiert. Sein Wissen hat Professor Schmidt zudem in mehreren Lehrbüchern zusammengefasst, beispielsweise in „Holz- und Baumpilze“ sowie „Wood and Tree Fungi“ (Springer Verlag). Es ist ein außerordentliches Lebenswerk mit wissenschaftlichem Tiefgang bei gleichzeitigem Praxisbezug. Die verschiedenen, häufig auch interdisziplinären Projekte haben viele Wissenslücken geschlossen und helfen, das Leben von Bakterien und Pilzen in Bäumen sowie in verbautem Holz besser zu verstehen.
Geboren wurde Olaf Schmidt während des II. Weltkrieges 1943 in Derschau/Oberschlesien, es folgte alsbald die Flucht nach Westen und der Aufenthalt in einem Flüchtlingslager in Bayern. 1952 zog seine Mutter mit ihm nach Essen, wo er bis 1965 zur Schule ging. Anschließend studierte er Biologie an der Universität Münster und schloss dieses 1973 mit einer Dissertation über den Einfluss von Vitamin B1 auf ein auxoautotrophes Bakterium ab. Im November desselben Jahres wechselte er zum Lehrstuhl für Holzbiologie an der Universität Hamburg, wo er 1980 habilitierte. 1983 wurde ihm dort der Titel des Universitätsprofessors verliehen. Die Emeritierung erfolgte im Jahr 2008. Auch über 15 Jahre nach seiner Emeritierung ist er noch immer an der Universität Hamburg in seinem Labor tätig und forscht gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen.
Die Hauptbereiche seiner Forschungsarbeiten sind die holzbewohnenden Bakterien, ihre Eigenschaften und Einflüsse auf die Holzfäule sowie die physiologische Charakterisierung von Hausfäulepilzen. Hierzu gehören auch Untersuchungen über die ribosomale DNA (rDNA), die die Identifizierung von Gattungen, Familien und Ordnungen möglich machen. Zudem wurden von ihm für Basidiomyceten die ersten MALDI-TOF-Massenspektrometrie-„fingerprints“ erarbeitet. Weitere Arbeiten von Olaf Schmidt befassen sich mit dem Wachstum von Speisepilzen auf Holzabfällen sowie den Wechselwirkungen zwischen Mikroorganismen und lebenden Bäumen. Aktuelle Forschungen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Baumpflege betreffen den bakteriellen Ursprung des Rosskastaniensterbens sowie mögliche Behandlungen bereits erkrankter Bäume.
Neben seiner international anerkannten Forschungstätigkeit hielt Professor Schmidt rund vier Jahrzehnte Vorlesungen zu den Grundlagen der Holzbiologie und zur Holzpathologie für den Studiengang Holzwirtschaft. Zudem betreute und betreut er noch immer Studierende sowie ausländische Kolleginnen und Kollegen bei ihren experimentellen Arbeiten. Olaf Schmidt ist außerordentlich hilfsbereit und kooperativ und arbeitet stets sehr zielorientiert. Sein Teamgeist kommt auch darin zum Ausdruck, dass seine Publikationen mit über 50 Co-Autoren entstanden sind. Zugleich begutachtet er regelmäßig für mehrere Fachzeitschriften eingereichte Manuskripte und wird als kritischer und zugleich konstruktiver Reviewer sehr geschätzt.
Einen Ausgleich zu der Arbeit findet Olaf Schmidt in seinem Haus mit herrlichem Garten. Erst wer ihn näher kennt, erfährt auch von seinen weiteren vielfältigen Interessen. Manche sind erstaunt, dass man sich mit ihm beispielsweise auch über Snooker angeregt unterhalten kann. Für die Zukunft wünsche ich Olaf Schmidt vor allem Gesundheit und Zeit für weitere interessante Untersuchungen zusammen mit Kollegen aus dem In- und Ausland sowie erholsame Stunden im heimischen Garten.