Untersuchungen zur Regulation der Knospenruhe verschiedener Rebsorten durch ökologische und endogene Faktoren

Authors

  • C.-Y. Cheng Institut für Botanik der Hessischen Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau, Geisenheim
  • G. Reuther Institut für Obstbau, Universität Gießen
  • W. Gruppe Institut für Obstbau, Universität Gießen

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1974.13.98-111

Abstract

Das Kältebedürfnis der Sorten Riesling und Spätburgunder wurde untersucht. Durch Kältebehandlung einjähriger Rebsprosse wurde die kritische Austriebszeit daraus hergestellter Stecklinge verkürzt; außerdem nahm der Prozentsatz ausgetriebener Knospen im Verlauf der Ruhephase von Oktober bis März zu. Die Knospenruhe von Riesling war größer als die von Spätburgunder. Nach der Befriedigung des Kältebedürfnisses wurden 3 Austriebsphasen beobachtet:

  1. Von November bis Dezember nahm die Dormanz rapide ab.
  2. Von Dezember bis Januar blieb die Dormanz im wesentlichen unverändert niedrig.
  3. Von Februar bis März wurde der Austrieb erneut stimuliert.

Die quantitative Bestimmung von ABS der Knospenproben aus diesen Perioden ergab, daß die 1. Phase mit einer Abnahme der ABS-Kurve in Abhängigkeit von der Kältebehandlung im November korrelierte. Der ABS-Gehalt stieg ab August steil an und erreichte im November ein Maximum. Die darauffolgende kälteinduzierte Inaktivierung freier ABS korrespondierte mit einer Zunahme glykosidisch gebundener ABS. Von Dezember bis März blieb der Gehalt freier ABS in den Knospen mehr oder weniger konstant. Eine Entblätterung der Weinreben Ende August führte zu einer geringeren Austriebshemmung als 3 oder 5 Wochen später. Der Einfluß der Tageslängen auf die Synthese von ABS in den Blättern wird diskutiert. Die obere Schwelle der induktiven Temperatur wurde bei + 5 °C festgesetzt. Das Kältebedürfnis wurde durch Lagerung von nicht induzierten einjährigen Sprossen während unterschiedlicher Perioden bei + 4,0 und -5 °C ermittelt. Der Austrieb wurde in Abhängigkeit von der Länge der Kühlperiode in der niedrigsten Temperaturstufe am stärksten aktiviert. Die Stimulation verhielt sich jedoch zur Temperaturbehandlung nicht proportional.
Das Kältebedürfnis wurde als Produkt der „relativen Temperatur" und der „Zeit in Stunden unter +5 °C" (∆ t · h) ausgedrückt. Die physiologische Wirkung der niederen Temperatur auf den Austrieb hängt von ihrer Differenz zum Schwellenwert und von ihrer Einwirkungsdauer ab. Es wurden Versuche zur Synchronisierung dieser ökologischen Faktoren durchgeführt, um das sortenspezifische Kältebedürfnis exakt zu bestimmen.

Investigations on the regulation of bud dormancy of different Vitis vinifera varieties by oecological and endogenous factors

The chilling requirement of the varieties "Riesling" and "Spätburgunder" was investigated. The critical time of bud burst of cuttings from one yearold shoots was shortened by means of chilling treatment. In addition, the percentage of burst buds increased in the course of dormancy from October to March. Compared with "Spätburgunder", the dormancy of "Riesling" was deeper. When the chilling requirement was satisfied, three phases of bud burst were observed:

  1. From November to December dormancy decreased rapidly.
  2. From December to January dormancy was not altered markedly.
  3. From February to March the rate of bud burst was stimulated again.

Quantitative determination of ABA from buds sampled in the same periods indicated that the first phase was correlated to the descending of ABA-curve in November. This process coincided with low temperature conditions. The level of ABA was low in August, and increased from August towards a maximum in November. Corresponding to the inactivation of the free ABA the level of ABA-glycosides changed. From December to March the ABA content in the buds remained more or less constant. Defoliation of vines at the end of August resulted in a lower inhibition of the bud burst than defoliation 3 or 5 weeks later. The influence of day length an the synthesis of ABA in the leaves is discussed.
The upper threshold for inductive temperature was assumed at +5 °C. The chilling requirement was registered by storage of one year-old shoots, cut before induction, for different periods at +4, 0, and -5 °C. According to same length of chilling period the bud burst was stimulated most at the lowest temperature. The stimulation, however, was not proportional to the temperature treatment.
The chilling requirement has been expressed as a product of "relative temperature" and "number of hours below +5 °C" (∆ t · h). The physiological effect of low temperature an bud burst depends an its difference from the temperature threshold and the duration of chilling. Attempts were made to synchronize these oecological factors for exact determination of variety specific chilling requirement.

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Published

2017-01-11

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