Untersuchungen zur Stiellähme der Reben <p>I. Die Symptomatologie der Krankheit</p>
DOI:
https://doi.org/10.5073/vitis.1971.10.298-313Abstract
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Natur der Stiellähme und den Zeitpunkt ihres Auftretens zu ermitteln. Hierzu wurden der morphologisch sichtbare Verlauf der Krankheit bonitiert, die histologischen Veränderungen, die durch Krankheit hervorgerufen werden, festgestellt sowie das Beeren- und Triebwachstum gemessen.- Die sichtbaren morphologischen Primärsymptome der Krankheit sind eingesunkene bräunliche Flecke an der Hauptachse des Traubengerüstes, zwischen der ersten und dritten Verzweigung, die von der Hauptachse ausgehend auf die Verzweigungen übergreifen und im Sekundärstadium die Traubenachse abschnüren, so daß es zu Welkeerscheinungen der Beeren und schließlich zum Traubenabfall kommt.
- Histologisch läßt sich die Entwicklung der Krankheit in vier Phasen gliedern: Beginnend mit einer Plasmolysierung und Braunfärbung der äußeren Kollen· chymzellen der Rinde (Phase I) setzt eine Deformierung dieser Zellen ein (Phase II), nach der sich die Krankheit in der Phase III in tangentialer und radialer Richtung über die gesamte Rinde ausbreitet. Im Sekundärstadium der Krankheit zeigt nur noch das Xylem unbeschädigte Stellen (Phase IV).
- Die morphologischen Primärsymptome der Krankheit setzen zu Beginn der Zuckereinlagerung in die Beere ein, d. h. zu Beginn der Wachstumsphase IV. In beiden Untersuchungsjahren und in beiden Sorten betrug der Zuckergehalt der Beeren zu diesem Zeitpunkt 47-49° Oe. Der Zeitpunkt der Induktion der Krankheit liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit 14-21 Tage vor ihrem Sichtbarwerden und fällt damit in die physiologische Umstimmungsphase III der Beere, die durch ein Säuremaximum, ein geringes Zuckerniveau und durch ein Sistieren des Beeren- sowie Längenwachstums charakterisiert ist.
- Der prozentuale Anteil kranker Trauben nimmt mit zunehmender Insertionshöhe des Triebes an der Tragrute und mit zunehmender Traubenzahl/Trieb zu, hingegen nimmt er mit zunehmender Insertionshöhe der Traube am Trieb ab.
- Zwischen der Wachstumsintensität des Triebes und dem Stiellähmebefall konnte kein Zusammenhang ermittelt werden.
- Gleiche Reben, die in zwei aufeinanderfolgenden Jahren beobachtet wurden, zeigten zwar von Jahr zu Jahr einen unterschiedlich starken Befall, jedoch konnte bei keiner Pflanze im zweiten Versuchsjahr eine völlige Gesundung nachgewiesen werden. Die Jahresunterschiede im Krankheitsbefall dürften vermutlich durch die Witterungsverschiedenheiten der Jahre 1968 und 1969 bedingt sein.
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