Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Blütenbildung und Triebwachstum bei Reben

Authors

  • G. Alleweldt Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung Geilweilerhof
  • E. Ilter Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung Geilweilerhof

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1969.8.286-313

Abstract

  1. Der Differenzierungsablauf der Infloreszenzbildung in den Winterknospen wurde unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Triebwachstums an älteren, im Freiland wachsenden Pflanzen beobachtet. Als Entwicklungskriterien der reproduktiven Organbildung dienten die Stadien O (praeflorales Primordium), I (Infloreszenzprimordium), II (Verzweigung der Infloreszenz) und III (Blütenprimordium).
  2. In den Winterknospen der 5. bis 7. Insertionshöhe treten bei den Sorten Aris und Riesling Infloreszenzprimordien etwa 35 Tage nach dem Knospenaustrieb im Frühjahr auf. Der Blühimpuls breitet sich mit dem wachsenden Trieb in distaler Richtung aus, wobei ca. 6-10 Knospen unmittelbar unterhalb der Sproßspitze vegetativ bleiben. Die maximale Zahl an Infloreszenzen/Knospe ist etwa 12 Wochen nach dem Austreiben erreicht. Bei den zuerst angelegten Infloreszenzprimordien erscheinen die ersten Blütenprimordien bei Aris etwa 50 Tage nach dem Austrieb (20 Tage nach Stadium I) und bei Riesling etwa 80 Tage nach dem Austrieb (rund 45 Tage nach Stadium I). Bis zur endogenen Wachstumsruhe enthalten bei Aris 24,5% und bei Riesling 5,9% aller infloreszenzbildenden Knospen Blütenprimordien.
  3. Die Anlage von Infloreszenzen ist mit der Blattentfaltungsgeschwindigkeit des Haupttriebes korreliert. Die Höhe der für die Determination erforderlichen Blattzahl/Trieb ist sortenspezifisch. Eine Klassifizierung der Sorten nach dieser Blattzahl/Trieb ergibt: Sorten mit sehr früher Infloreszenzbildung: 11-12 Blätter/Trieb (V. silvestris, Klon Ketsch 30), mittelfrüher: 13-15 Blätter/Trieb (V. silvestris, Klon Ketsch 6, V. labrusca, Aris, Riesling), mittelspäter: 16-18 Blätter/Trieb (V. cinerea, Rupestris du Lot, Portugieser, Gutedel) und später Infloreszenzbildung: 20-22 Blätter/Trieb (Tschausch, Rkazeteli, Rasaki).
  4. Durch Applikation von Gibberellinsäure auf die Blattspreiten wird eine signifikante, vom Zeitpunkt der Behandlung und von der Sorte abhängige Hemmung und Blockierung der Infloreszenzbildung festgestellt. Das Maximum des Gibberellineffektes liegt bei der Sorte Aris ca. 24-28 Tage oder bei 6-9 Blättern/Trieb vor der Infloreszenzdetermination. Die Gibberellinhemmung der Blütenbildung wird itn Maximum der GS-sensiblen Phase von morphologischen Veränderungen innerhalb der Knospen begleitet. Dabei kann es mitunter zu einem Absterben der Hauptknospe einer Winterknospe kommen.
  5. Eine gesteigerte N-Düngung führte bei der Sorte Aris zur Erhöhung der Infloreszenz-und Blütenzahl/Knospe bzw. je Trieb. Eine überoptimale N-Zufuhr reduzierte die Intensität der Blütenbildung.
  6. Bei horizontal und senkrecht wachsenden Trieben werden weniger Infloreszenzen/Knospe als bei aufrecht wachsenden Trieben angelegt.
  7. Die entwicklungsphysiologischen Schritte der Infloreszenz- und Blütenbildung werden dargelegt und mit den an anderen Holzpflanzen gewonnenen Befunden eingehend diskutiert. Es wird angenommen, daß die Anlage von Infloreszenzen eine Funktion des entwicklungsphysiologischen Alters der Knospen und Laubblätter darstellt, während die Anlage von Blütenprimordien primär als Ausdruck korrelativer Wechselwirkungen innerhalb der Knospe zu werten ist. Ernährungsphysiologische Komponenten bestimmen überwiegend die Infloreszenz- und Blütenzahl/Knospe. Die Klimakomponenten wirken primär über ein beschleunigtes Wachstum (Temperatur, Langtag) oder über eine verbesserte Photosynthese (Licht) auf den Prozeß der Infloreszenz- und Blütenbildung ein.
  8. Die züchterischen und weinbaulichen Aspekte der vorliegenden Untersuchungen werden angeführt.

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Published

2017-02-17

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