Versuche zur Gründüngung im Weinbau <p>II. Spätsommeraussaatversuche</p>

Authors

  • K. P. Böll Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Justus Liebig-Universität Gießen

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1967.6.21-46

Abstract

  1. In der vorliegenden Arbeit wurden Fragen der Gründüngung im Weinbau über die Auswahl der Gründüngungs,pflanzen bei Spätsommeraussaat behandelt. Die Untersuchungen erstreckten sich neben den Wachstumsbeobachtungen bei Rebe und Gründüngung vor allem auf die Feststellung der Gründüngungserträge, der Nährstoffmengen, der entzogenen Wassermengen und der Beeinflussung der Traubenerträge durch die Gründüngung. Darüber hinaus wurden Ermittlungen über den Einfluß der Gründüngung auf die !Qualitätseigenschaften der Trauben und z. T. der Weine, das Mikroklima des Gründüngungsbestandes sowie die Veränderungen der Nährstoffversorgung des Bodens vorgenommen. Die Versuchspflanzen waren Erbsen-Wicke-Gemenge, Platterbse Lathyrus cicera „Bodenfreund", Olrettich „Siletta" und Sommerraps (Lihoraps). Die Versuche wurden 1962 und 1963 in Normalanlagen (1,30 bis 1,50 m Rebzeilenentfernung) auf 5 unterschiedlichen Standorten durchgeführt: Hockenheim/Weinstraße (Lößle1hm, ,kalkhaltig, eben), Nierstein/Rhh. (Rotliegendes, steilhängig), Rauenthal/Rhg. (Schieferverwitterung, hängig), Johannisberg/Rhg. (Quarzitverwitterung mit Tonschiefer, steilhängig) und Trier (Devonschiefer, hängig).
  2. Von den 10 durchgeführten Versuchen lieferten 8 auswertbare Ergebnisse, da 1962 bei zwei Versuchen die Pflanzen nicht aufliefen bzw. vertrockneten. Der feuchtere Sommer 1963 war für das Wachstum und die Massenbildung der Gründüngungspflanzen und der Reben günstiger als der trockene Sommer 1962. Die Traubenqualität war 1963 nur bei den frühreifen Müller-Thurgau-Trauben in Bockenheim und den Riesling-Trauben in Rauenthal niedriger als im Vorjahr. Der trockene Oktober 1963 erbrachte in den ,Qualitätslagen von Nierstein und Johannisberg trotz hoher Erträge sehr reife, edelfaule Trauben mit hohen Mostgewichten.
  3. Die Ölgewächse wurden in den meisten Fällen von Erdflöhen befallen, während die Leguminosen von Schädlingen und Krankheiten verschont blieben, dafür aber, besonders die Platterbse, Unkrautbesatz zeigten, was die Cruciferen durch eine schnellere Massenentwicklung und Schließen des Bestandes verhinderten.
  4. Der Ölrettich brachte im Mittel aller Standorte und Jahre die höchsten Erträge an Sproß und Wurzel. Auch der Sommerraps war beiden Leguminosen signifikant überlegen. Das Leguminosengemenge zeigte im oberirdischen Massenertrag gegenüber der Platterbse eine gesicherte Überlegenheit, die aber im Gesamtertrag, infolge einer fast gleich hohen Wurzelausbildung, nicht mehr vorhanden war. Die Wurzelmasse der Cruciferen lag im Durchschnitt aller Versuche um etwa 25% über der der Stickstoffsammler.
  5. Die höchsten Nährstoffmengen der Gründüngungspflanzen wurden insgesamt im Ölrettich festgestellt. Der Sommerraps lieferte hohe N-, Ca- und Na-Mengen, dagegen nur wenig Mg. Zwischen beiden Leguminosenvarianten waren die Unterschiede in den Nährstoffmengen ebenso wie beim Trockenmasseertrag und den Nährstoffgehalten gering. Auf dem Standort Bockenheim wurden, vor allem bei den Ölpflanzen, in erster Linie dank weit höherer Gehalte, wesentlich höhere Ca und Na-Mengen in der Trockenmasse als bei den übrigen Standorten gefunden.
  6. Der Wasserentzug aller Gründüngungsvarianten war insgesamt gering. Die Leguminosen zeigten in der Krume und noch weniger im Unterboden Unterschiede im Wassergehalt des Bodens ,gegenüber der unbewachsenen Parzelle. Der Sommerraps verbrauchte im September in der Krume mehr Wasser, im Unterboden war aber kein niedrigerer Wassergehalt festzustellen. Ölrettich hatte infolge seiner starken Massenbildung ,einen ,etwas höheren Wasserentzug in Krume und Unterboden, doch entzog der Sommerraps in Bockenheim, Nierstein und Johannisberg gegen Ende der Vegetationszeit ähnliche Wassermengen wie der Ölrettich.
  7. In manchen Fällen, z. B. in Rauenthal, wurde in den Gründüngungsparzellen ein höherer Wassergehalt als in der Nullparzelle beobachtet. Die Gründüngung wirkte sich also auch positiv auf die Wasserspeicherung aus.
  8. Unterschiedliche Traubenertragsleistungen der Gründüngungsvarianten konnten, wie zu erwarten, nur in Einzelfällen festgestellt werden. Im Durchschnitt aller Versuche war keine über- oder Unterlegenheit einer Variante zu erkennen. Ebenso unterlagen das Mostgewicht und die Gesamtsäure keiner Beeinflussung durch die Gründüngung. Ein Weinausbau ergab keine Beeinflussung der Weinqualität.
  9. Nach zwei Jahren konnten noch keine eindeutigen Auswir>kungen der Gründüngung auf den Humus- und Nährstoffgehalt sowie auf den Reaktionszustand des Bodens festgestellt werden.
  10. Die Mikroklimauntersuchungen erbrachten in der Nullparzelle meist niedrigere Temperaturen als bei der Platterbsen- und der Ölrettichvariante, d. h. die Gründüngung wirkte sich günstig auf die Wärmeerhaltung aus. Die relative Luftfeuchtigkeit lag selbst im hochwachsenden Ölrettichbestand nur geringfügig höher als in der unbewachsenen Rebgasse.
  11. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sprechen für die Gründüngung als Spätsommeraussaat. Dabei können alle 4 geprüften Pflanzenarten verwendet werden. Im Interesse einer unbehinderten Lese wird empfohlen, jährlich a<bwechselnd jeden zweiten Rebgang zu besäen. Mit der niedrigwachsenden Platterbse „Bodenfreund" kann ohne Benachteiligung der gesamte Weinberg besät werden.

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Published

2017-02-22

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