Versuche zur Gründüngung im Weinbau

Authors

  • K. P. Böll Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Justus Liebig-Universität Gießen

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1967.6.151-176

Abstract

  1. Ebenso wie bei den Versuchen, der Spätsommeraussaat (Teil II) wurden auch bei der vorliegenden Arbeit wiederum Fragen der Gründüngung im Weinbau bezüglich der Auswahl der Gründüngungspflanzen behandelt. Es wurden ausgewertet: Wachstumsbeobachtungen, Gründüngungserträge und ihre Nährstoffmengen, die entzogenen Wassermengen, der Einfluß der Gründüngung auf die Traubenerträge und die Qualität der Trauben, auf das Mikroklima und auf die Nährstoff- und Humusversorgung des Bodens. Die Frühjahrsaussaaten wurden im April mit Erbsen-Wicken-Gemenge, Platterbse .,Bodenfreund", Ölrettich „Siletta" und Sommerraps „Lihoraps" vorgenommen. Die Versuche wurden 1963 und 1964 auf Flächen durchgeführt, die denen der Spätsommeraussaat benachbart waren. Die Standorte waren Bockenheim/Weinstraße (Lößlehm, kalkhaltig, eben) Nierstein/Rhh. (Rotliegendes, steilhängig), Rauenthal/Rhg. {Schieferverwitterung, hängig), Johannisberg/Rhg. (Quarzverwitterung mit Tonschiefer, steilhängig) und Trier {Devonschiefer, hängig). Die Rebzeilenentfernung betrug 1,20-1,50 m.
  2. Beim Versuch 1963 in Johannisberg lief der Ölrettich nicht auf, während in allen übrigen Versuchen alle Varianten auswertbare ,Ergebnisse lieferten.
  3. Die Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, besonders die Vernichtung der Erdflöhe bei den Cruciferen, sowie die mechanische Unkrautbekämpfung bei den Leguminosen, vor allem bei der Platterbse, mußten bei der Frühjahrsaussaat in weit stärkerem Maße und in einer höheren Anzahl von Fällen durchgeführt werden als bei den Spätsommeraussaatversuchen.
  4. Der Schnitt erfolgte ,iJei beiden Ölgewächsen, die immer gleichzeitig geerntet wurden, meist früher als bei den Leguminosen, von denen die niedrige Platterbse am längsten ungehindert in den Weinbergen wachsen konnte. 1963 wurden bei den Ölpfianzen in Bockenheim zwei Schnitte erzielt, während in Nierstein bei beiden Leguminosen und dem Ölrettich aus ausfallenden Samen eine 2. Ernte gewonnen wurde, wobei sich die Kombination Gründüngung + Torfdüngung als günstig erwies.
  5. Bei zwei Unwettern in Nierstein und Rauenthal riß das Wasser bei der Nullparzelle mitten in den Gängen tiefe Furchen auf, während es bei den Gründüngungsparzellen längs der Stockreihen bergablief und z. T. die Stöcke freischwemmte.
  6. Der feuchte Sommer 1963 war für die Entwicklung und die Ertragshöhe der Gründüngung im allgemeinen günstiger als der trockenwarme Sommer 1964 mit der Ende Juni bis Mitte August einsetzenden Trockenperiode. Nur in Johannisberg wurden 1964 höhere Erträge erzielt als im Vorjahr, während in Bockenheim der Einfluß der Witterung sich im geringsten Maße auf die Höhe des Ertrages auswirkte.
  7. Beim Standortsvergleich lag Bockenheim im Gründüngungsertrag vor Nierstein an der Spitze, während Trier und Rauenthal fast gleich hohe Leistungen zeigten und sich im Gesamtdurchschnitt noch vor Johannisberg plazieren konnten, das 1964 allerdings den zweitbesten Ertrag aufwies.
  8. Die Unterschiede der Varianten im Ertrag waren wesentlich geringer als bei der Spätsommeraussaat, da <li:e Pflanzen auf den Standorten sehr unterschiedliche Leistungen hervor,brachten. Auch bei der Frühjahrsaussaat erzielte der Ölrettich im Durchschnitt aller Versuche den höchsten Gesamtertrag, doch war der Mehrertrag gegenüber dem Sommerraps nicht mehr wie bei der oberirdischen Masse gesichert, da der Sommerraps durch höhere Wurzelmasseerträge die Unterlegenheit der oberirdischen Masse ausgleichen konnte. Gegenüber den Leguminosen erwies sich der Ölrettich im Gesamtertrag statistisch gut bis sehr gut gesichert überlegen, obwohl bei der oberirdischen Masse die Differenz gegenüber dem Gemenge nicht gesichert war. Die Überlegenheit des Sommerrapses im Gesamtertrag gegenüber den Stickstoffsammlern war nur gegenü:ber der Platterbse signifikant, während der Mehrertrag des Gemenges gegenüber der Platterbse ungesichert war. Der Wurzelmasse.ertrag des Sommerrapses war dreimal, der des Ölrettichs doppelt .so hoch wie der des Gemenges, der nicht wesentlich über dem Ertrag der Platterbse lag.
  9. Bei dem Versuch 1963 in Bockenheim wurde bei Ölrettich, wenn der erste Schnitt im Rebgang ausgebreüet worden war, ein höherer Nachwuchs erzielt, als wenn die Gründüngung unter die Stöcke gelegt worden war, während beim Sommerraps bei beiden Verfahren fast der gleiche Nachwuchs auftrat.
  10. Im Mittel aller Versuche wurden bei der Nährstoffuntersuchung der Gründüngungspflanzen beim Ölrettich mit der höchsten Massenbildung bei allen Nährstoffen die höchsten Nährstoffmengen festgestellt, doch waren die Unterschiede zu den Nährstoffmengen des Sommerrapses nur bei P, Ca und Na größer, wo der Ölrettich höhere Nährstoffgehalte verzeichnete. Die Cruciferen besaßen beide höhere Nährstoffmengen als die Leguminosen, wobei der Abstand, besonders bei Ca und Na, wegen wesentlich höherer Gehalte ziemlich groß war. Die Platterbse hatte etwas niedrigere Mengen an Nährstoffen als das Gemenge, die Unterschiede waren aber nur bei Kalium, Kalzium und P,hosphor stärker. Die N-Gehalte der oberirdischen Masse waren bei den Ölpflanzen höher als bei den Schmetterlingsblütlern, während es bei der Wurzelmasse umgekehrt war.
  11. Ebenso wie bei der Spätsommeraussaat hatte auch bei der Frühjahrsaussaat der Standort Bockenheim, besonders bei den Nichtleguminosen, wesentlich höhere Ca- und Na-Mengen in der Trockenmasse als auf den übrigen Standorten, was in erster Linie durch die hohen Kalzium- und Natrium-Gehalte verursacht wurde.
  12. Der Wasserentzug der tiefwurzelnden Cruciferen in der Krume und besonders im Unterboden war wesentlich höher als bei den Leguminosen. Dabei verbrauchte der Ölrettich im Unterboden in der Schicht 40-60 cm mehr Wasser als der Sommerraps. Die Ansprüche beider Leguminosen an den Wasserhaushalt des Bodens waren ziemlich gleich, wenn auch auf den verschiedenen Standorten einmal die Platterbse, ein andermal das Gemenge ,etwas mehr Wasser verbrauchte.
  13. Ein positiver Einfluß auf den Wasserhaushalt des Bodens durch Gründüngungseinsaat wurde einmal dadurch bewirkt, daß besonders bei durchlässigen Böden nach Regen (Versuch Rauenthal und Nierstein) durch die Gründüngungspflanzen das Wasser langsamer in die tieferen Schichten abfloß und weniger verdunstete als bei der Nullparzelle, zum anderen durch die Mulchdecke, wobei die dicke Decke des Ölrettichs mit dem höchsten Trockenmasseertrag in Bockenheim den Wasserhaushalt des Bodens am meisten von allen Pflanzen schonte.
  14. In mehreren Fällen traten bei den Gründüngungsparzellen im Vergleich zur Nullparzelle gesicherte 'Mindererträge an Trauben auf, die bei beiden Cruciferen auf den höheren Wasserentzug gegenüber den Leguminosen zurückgeführt wurden; dabei lieferte der Versuch in Bockenheim 1964 das eindrucksvollste Beispiel, da hier die Traubenerträge der Ölg,ewächse statistisch sehr gut gesichert unter dem Ertrag der unbesäten Parzelle lagen. Im Gesamtdurchschnitt war der Traubenertrag bei der Nullparzelle am höchsten und der Platterbsen-, der Sommerraps- und der Ölrettichparzelle gesichert überlegen, während die Ölrettichparzelle mit dem niedrigsten Ertrag außer der Nullparzelle auch der Gemengeparzelle signifikant unterlegen war.
  15. Beim Mostgewicht und beim Gesamtsäurewert war im Mittel kein Einfluß der Gründüngung auf die Qualität der Trauben zu ermitteln. Ebenso war kein Einfluß der Gründüngung auf die Qualität des Weines festzustellen.
  16. Da die bisherige Versuchsdauer nur zwei Jahr·e betrug und da der Einfluß der Bodenprobeentnahme groß war, konnte keine Auswirkung der Gründüngung über den C- und N-Gehalt des Bodens auf Ertrag und Qualität der Reben nachgewiesen werden.
  17. Im Gründüngungsbestand wurden niedrigere Temperaturen und eine geringere relative Luftfeuchtigkeit als in der Nullparzelle festgestellt. Die niedrigsten Temperaturen traten aber dort auf, wo eine Mulchdecke vorhanden war.
  18. Die Frühjahrsaussaat ist im allgemeinen risikoreicher als die Spätsommeraussaat. Sie sollte dennoch vor allem in stark erosionsgefährdeten Lagen erfolgen. Dabei wird empfohlen, die Aussaat auf trockenen Standorten vornehmlich mit Leguminosen, am besten mit der Platterbse Lathyrus cicera „Bodenfreund" durchzuführen, da die Stickstoffsammler wenig Wasser brauchen und die niedrige, nicht in die Stöcke rankende Platterbse auch als Breitsaat unter die Stöcke geeignet ist.

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Published

2017-02-22

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