Einfluß von Klimafaktoren auf das Wachstum von <i>Vitis</i>-Arten und -Sorten*)

Authors

  • H. Erlenwein Forschungs-Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof und Institut für Obstbau der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1965.5.94-109

Abstract

In den Jahren 1960-1963 wurden Versuche mit Topfreben der europäischen Kultursorten Riesling 90 und Silvaner, der interspezifischen Neuzucht Siegfried, der amerikanischen Wildform V. riparia G 1 sowie der Unterlagssorte Kober 5BB durchgeführt, um den Einfluß der ,Photoperiode, der Temperatur und des Feuchtigkeitsgehaltes des Bodens auf das Wurzelwachstum festzustellen.
  1. Untersuchungen über das jahresperiodische Verhalten des Trieb- und Wurzelwachstums ließen erkennen, daß unter Gewächshausbedingungen die Intensität des Triebwachstums der der Wurzel vorauseilt. Demzufolge ergibt sich im Frühsommer ein sehr weites Sproß : Wurzel-Verhältnis. Im weiteren Verlauf des Wachstums erfuhr die Wurzel eine relative Förderung, woraus eine allmähliche Eingengung des Sproß:Wurzel-Verhältnisses resultiert. Kurztag förderte diese Einengung sehr erheblich, da die kurze Photoperiode vornehmlich das Sproßwachstum hemmte und das Wurzelwachstum wenig beeinflußte.
  2. Die Wachstums1geschwindigkeit von Rieslingwurzeln wunde durch hohe Temperatur und Langtag gefördert. Hierbei konnte eine Wechselbeziehung zwischen Photoperiode und Temperatur derart festgestellt werden, als hohe Tag- und niedrige Nachttemperaturen die bei konstant hoher Temperatur beobachtete Kurztaghemmung aufhebt.
  3. Die photoperiodische Reaktion der Reben zeigte sich durch eine Hemmung des Triebwachstums (Länge und Trockensubstanzgewicht des Triebes) im Kurztag und durch eine starke Förderung im photoperiodischen Langtag (Störlicht). Im Gegensatz dazu wurde das Wurzelwachstum im Kurztag nur sehr wenig, im Langtag aber stark gehemmt. Ihren Ausdruck fand diese gegenläufige Reaktion in einer starken Abänderung des Sproß : Wurzel-Verhältnisses.
  4. Durch hohe Temperaturen wurde die Sproßentwicklung stärker gefördert als das Wurzelwachstum. Daraus resultiert eine Erweiterung des Sproß : Wurzel-Verhältnisses gegenüber tieferen Temperaturen bzw. Wechseltemperaturen. Die Temperaturwirkung stand insoweit in Abhängigkeit zur Tageslänge, als hohe Temperaturen die photoperiodische Reaktion verstärkten und niedrige bei weniger kurztagsensiblen Sorten sogar zu einer Aufhebung der Kurztaghemmung führten.
  5. Eine Erhöhung der Wassergabe von 40% auf 80% der Wasserkapazität des Bodens bewirkte eine einseitige Förderung des Triebwachstums. Die Wurz·eltrockensubstanz wurde absolut nur gering vermehrt oder blieb unverändert. Durch eine  gleichzeitige Erhöhung der Temperatur wurde neben einer weiteren Steigerung des Sproßgewichtes eine Verminderung der Wurzeltrockensubstanz erreicht.
  6. Die Bedeutung der unterschiedlichen Sproß : Wurzel-Reaktion der Rebe gegenüber den Umweltfaktoren Licht, Temperatur und Wasser und das hierbei beobachtete sortenspezifische Verhalten wurde im Hinblick auf praktische Konsequenzen im Weinbau diskutiert.

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Published

2017-02-22

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