Untersuchungen über die Modifikabilität und Variabilität der Blattstruktur bei <i>Vitis</i>-Arten, Sorten und Nachkommen aus interspezifischen Kreuzungen.

Authors

  • J. Zimmermann Staatl. Weinbauinstitut, Freiburg i. Br.

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1963.3.177-189

Abstract

  1. Es werden Vitis-Arten, Sorten und Nachkommen aus interspezifischen Kreuzungen auf ihre Blattstrukturwerte, Oberflächenentwicklung und Wassergehalt untersucht. Diese beiden Größen sind frei variabel und kombinierbar. Aus ihnen ergeben sich rechnerisch der Hartlaubcharakter und der Sukkulenzgrad.
  2. Die Blattstrukturwerte werden durch die topologische Stellung am Sproß nicht in bestimmter Richtung modifiziert. Schattenblätter ergeben eine größere Oberflächenentwicklung und einen höheren Wassergehalt.
  3. Eine Verkürzung des Normaltages auf 13 Stunden bewirkt bei den Unterlagen eine Verkleinerung der Blattfläche, bei V. sativa-Sorten aber nicht. Die Oberflächenentwicklung war bei verkürzter Tageslänge erhöht, der Wassergehalt erniedrigt, wobei je nach Art und Genealogie die Differenzen verschieden groß waren.
  4. Modifizierend auf die Blattstruktur wirkt die Witterung vom 1.4. bis 31.5., was etwa der Periode Knospenschwellen bis kurz vor Blütebeginn entspricht. Mit Zunahme der Niederschlagsumme dieses Zeitabschnittes nimmt die Oberflächenentwicklung sortentypisch unterschiedlich zu. Der Wassergehalt fällt bei den V. sativa-Sorten mit abnehmender Temperatursumme, bei den Unterlagen nimmt er dagegen zu. Da die Richtung in der Modifikation der Strukturwerte bei den Arten, Sorten und Kreuzungssämlingen nicht stets gleichsinnig und gleich stark ist, kann sich von Jahr zu Jahr ihre Rangfolge ändern, wodurch die Bewertung der ökologischen Eignung und Auslese erschwert wird.
  5. Die Arten besitzen z. T. sehr unterschiedliche Blattstrukturwerte, die sich bei ihren Bastarden in freier Kombination wiederfinden, wobei auch Transgressionen auftreten.
  6. Während des Wachstums des Blattes nehmen bei den V. sativa-Sorten die Oberflächenentwicklung und der Wassergehalt deutlich ab, während bei den Unterlagen nur eine unbedeutende Änderung eintritt. Bei V. cinerea hält die Oberflächenentwicklung während des Wachstums länger als bei anderen Sorten und Arten an, um dann konstant zu bleiben, der Wassergehalt nimmt nach Konstantwerden der Oberflächenentwicklung ab.
  7. In einer Population Ruländer x V. cinerea zeigte der größte Teil der Sämlinge mit einem hohen und ein größerer Teil mit einem niederen Hartlaubcharakter nur wenig Wüchsigkeit und fiel im 1. Sämlingsjahr und in den ersten Weinbergsjahren aus.
  8. In den Kreuzungspopulationen, insbesondere mit V. cinerea Arnold und Dr. Deckerrebe tritt eine starke Variabilität der Blattstrukturwerte auf, die weit über die Werte der z. Z. verwendeten Arten und Sorten reicht. Am Rande des Korrelationsfeldes „Oberflächenentwicklung zu Wassergehalt" treten extreme Varianten auf, die geschwächte Vitalität zeigen und somit das züchterisch auswertbare Kombinationsfeld begrenzen.

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Published

2017-02-22

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