Untersuchungen über den Austrieb der Winterknospen von Reben

Authors

  • G. Alleweldt

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1960.2.134-152

Abstract

Es wurde die Austriebsbereitschaft von 1- und 2jährigen Reben (vegetative Knospen) und von 1- und 2-Augenstecklingen älterer Rebstöcke (generative Knospen) untersucht. Die im Gewächshaus und in einem Lichtthermostaten durchgeführten Versuche erbrachten folgende Ergebnisse:
  1. Der Austrieb der Winterknospen ist vor dem Einsetzen einer endogenen Knospenruhe korrelativ gehemmt. Die Hemmung geht von der Sproßspitze aus.  
  2. Die Dauer der endogenen Knospenruhe ist sortenspezifisch, sie beträgt etwa 8 Wochen (Mitte August bis Mitte Oktober). Die anschließende Nachruhe klingt in den Monaten Dezember/Januar aus.
  3. Eine Kurztagbehandlung führt bei allen Sorten erst nach längerer Einwirkungszeit zu einer vorzeitigen Austriebshemmung. Für den Eintritt in die Phase der endogenen Knospenruhe unter ökologischen Bedingungen ist die Tageslänge nicht verantwortlich zu machen.
  4. Die Einwirkung niedriger Temperaturen (≤ + 5 °C) ist für die Beendigung der endogenen Knospenhemmung nicht nötig. Die Nachruhe wird durch einen Kältereiz nicht verkürzt.
  5. Die austriebshemmende Wirkung der GS ist art- und sortenbedingt, sowie abhängig vom Zeitpunkt der Applikation und von der Dosis:
    • a) Nicht oder nur sehr wenig auf GS reagieren amerikanische Wildformen (Riparia G 1, Riparia G 75, Rupestris St. George) und ein Zuchtstamm aus einer interspezifischen Kreuzung (FS. 4-175-30). Wirksam hingegen ist GS bei allen europäischen Sorten (Riesling, Sylvaner) und bei einigen resistenten Zuchtstämmen (FS. 4-201-39, Sbl. 2-19-58), die ebenfalls aus interspezifischen Kreuzungen hervorgingen.
    • b) Vor der endogenen Knospenruhe wirkt GS nur in relativ hohen Gaben (70-100 μg GS/Knospe) austriebhemmend, und zwar in der Weise, daß die Zahl der austreibenden Knospen dekapitierter Pflanzen herabgesetzt wird, die Austriebsgeschwindigkeit jedoch unbeeinflußt bleibt. Vermutlich verstärkt sich durch GS die von den distalen Knospen ausgehende korrelative Hemmung.
    • c) Mit zunehmender Tiefe der Ruhe und während der Nachruhe hemmt GS den Austrieb dekapitierter Pflanzen und von Stecklingen bereits in Gaben von 30-50 l,lg GS/Knospe. Eine sortentypische GS-Wirkung, wie unter 5 a genannt, ist während der Nachruhe nur noch angedeutet. Bei gleichzeitiger Verlangsamung der Austriebsgeschwindigkeit wird auch die Zahl der austreibenden Knospen reduziert. Diese Reduktion führt bei Stecklingen zu einem Absterben der Knospen.
    • d) Im Stadium der unfreiwilligen Ruhe (ab Januar/Februar) sind unphysiologisch hohe Gaben nötig, um bei Stecklingen eine Austriebshemmung hervorzurufen (über 100 µg GS/Knospe).
    • e) Während GS vor der Hauptruhe das Längenwachstum der austreibenden Triebe fördert, ist während der Nachruhe eine Wuchslängenförderung bei Stecklingen bei gleichzeitiger Austriebsverzögerung nicht zu beobachten. Auch Topfreben, die vor der endogenen Knospenruhe GS erhielten aber erst nach der Hauptruhe zum Austrieb gebracht wurden, zeigten keine gesteigerte Wuchsfreudigkeit.
  6. Die Knospenruhe wird durch Rindite (etwa 3-5 mg/Knospe) aufgehoben. Die Austriebsbeschleunigung ist auch während der Nachruhe festzustellen, läßt aber nach, um schließlich während der „erzwungenen" Ruhe nicht mehr sichtbar zu sein.
  7. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf mögliche Beziehungen zwischen der endogenen Knospenruhe und der photoperiodisch induzierten Wachstumsund Knospenruhe diskutiert.

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Published

2017-02-22

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