Die Bedeutung blattmorphologischer Merkmale für die Züchtung dürreresistenter Rebenunterlagssorten

Authors

  • G. Geisler Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung Geilweilerhof

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1960.2.153-171

Abstract

An Vitis Spezies, Kultursorten von Vitis vinifera und an im Weinbau verwendeten interspezifischen Sämlingen (Direktträgern und Unterlagssorten), schließlich auch an größeren Sämlingspopulationen wurden Blattstrukturen und zwar an Hand von Dimensionsquotienten (Oberflächenentwicklung, Sukkulenzgrad, Hartlaubcharakter und Wassergehalt) untersucht. Es ließ sich nachweisen:
  1. Zwischen den Blattstrukturmerkmalen und den ökologischen Eigenschaften der Arten, die an Hand der natürlichen Verbreitungsgebiete beurteilt wurden, läßt sich eine enge Beziehung nachweisen. Als extreme Typen, die in trockenen und sonnigen Gebieten ihre natürliche Verbreitung haben, sind V. monticola, bzw. V. rupestris anzusprechen. Die Blattstrukturen dieser Arten weisen deutlich Xeromorphie auf. Das andere Extrem stellt die V. cinerea dar, die typisch für feucht-warme Standorte ist. Die Blätter dieser Art haben eine mesomorphe Struktur. Die Differenzen in den Blattstrukturen zwischen diesen beiden Spezies betragen nahezu 50 % (z.B. Oberflächenentwicklung: V. monticola 43 cm2/g Frischgewicht, V. cinerea 73 cm2/g Frischgewicht). Auch bei europäischen Sorten lassen sich ähnliche Beziehungen zwischen der Blattstruktur und den ökologischen Eigenschaften nachweisen. Allerdings sind hier die Unterschiede nicht so stark ausgeprägt. Als Extrem ist hier die Sorte Riesling zu nennen, die am stärksten den xeromorphen Typ repräsentiert, also sonnigen und trockenen Lagen angepaßt sein dürfte.
  2. Die Modifikabilität der Blattstruktur ist art-, bzw. sortenspezifisch und neben Typen mit stabilen Merkmalen (V. cinerea) treten auch Typen mit relativ großen Schwankungen auf (V. rupestris).
  3. In Topfkulturen, die bei unterschiedlicher Wasserversorgung im Freiland herangezogen wurden, lassen sich z. T. charakteristische Veränderungen der Dimensionsquotienten nachweisen. Grundsätzlich ist der Wassergehalt der Blätter in den Trockenkulturen vermindert. Ausnahmen stellen lediglich die Sorte Portugieser und die Riparia Varietät G 1 dar. Die Oberflächenentwicklung zeigt in ihrer Reaktion auf unterschiedliche Wasserversorgung bei den untersuchten Arten und Sorten ein recht uneinheitliches Bild. Bei dem größeren Teil der Arten und Sorten läßt sich eine statistisch gesicherte Veränderung der Oberflächenentwicklung nicht nachweisen. Es besteht allerdings eine gewisse Tendenz zur Vergrößerung der Oberflächenentwicklung in der Trockenkultur, dies gilt insbesondere (signifikant) für V. rupestris, V. riparia G 1 und Riesling.
  4. Es konnte nachgewiesen werden, daß in interspezifischen Kreuzungen bei der Untersuchung größerer Sämlingspopulationen innerhalb dieser Populationen eine gesicherte Beziehung zwischen der Dürreresistenz der Sämlinge und ihrer Blattstruktur besteht, wobei geringe Oberflächenentwicklung mit hoher Dürreresistenz korreliert ist. Zu berücksichtigen ist in jedem Falle, daß auch eine enge Beziehung zwischen den Dimensionsquotienten der Sämlinge und den Werten der Elternpflanzen besteht, so daß eine Verwendung der Dimensionsquotienten als Maß für die ökologischen Leistungen der Sämlinge nur innerhalb genetisch vergleichbaren Materials zulässig ist.
  5. In Gewächshauskulturen werden die Dimensionsquotien ten außerordentlich stark verändert. Für die Oberflächenentwicklung wurde eine Vergrößerung bis zu 30 % beobachtet. Diese Veränderungen übertreffen bei weitem die Modifikationen, die im Freiland, z.B. in Abhängigkeit von einer unterschiedlichen Wasserversorgung, gefunden werden. Es zeigt sich, daß die im Freiland gefundenen Korrelationen zwischen der Dürreresistenz und der Blattstruktur auch im Gewächshaus nachzuweisen sind. Außerdem scheinen unter den spezifischen Bedingungen der Gewächshauskulturen diese Korrelationen enger zu sein.
  6. An mehreren Sämlingspopulationen wurde ferner überprüft, welchen Einfluß die Wasserversorgung auf die Blattstruktur hat und inwieweit dieser Einfluß spezifisch ist für die Dürreresistenz der Sämlinge. Hierbei hat sich eine gesicherte Korrelation zwischen der Dürreresistenz und der Veränderung der Oberflächenentwicklung in Abhängigkeit von dem Wassergehalt ergeben und zwar in der Weise, daß im Mittel dürreanfällige Pflanzen ihre Oberflächenentwicklung bei Wassermangel wesentlich stärker verringern als dürreresistente Typen.

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Published

2017-02-22

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