Die Histologie der Nodositäten verschiedener Rebensorten bei Reblausbefall

Authors

  • E. L. Hofmann Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung Geilweilerhof

DOI:

https://doi.org/10.5073/vitis.1957.1.125-141

Abstract

  1. Die Nodosität entsteht durch gleichzeitige Wachstumsverzögerung (Hypotrophie) und -förderung (Hypertrophie) sowie Zellvermehrung (Hyperplasie) im Rindenparenchym. In den hypotrophierten Zellen an der Einstichstelle sind Zellkernvergrößerungen festzustellen, in den hypertrophierten seitlich davon vermehrte Stärkeablagerungen. Die Zellvermehrung im Rindenparenchym wird auf die Bildung von Sekundärmeristemen zurückgeführt.
  2. Unter Berücksichtigung der bestehenden Lehrmeinungen über die Mitwirkung von Wuchsstoffen und Giftstoffen wird die Entstehung der Nodositäten diskutiert.
  3. Die Ursachen des Absterbens der Nodositäten sind physiologischer Natur. Primär wirkt die Degeneration der Gewebe, sekundär die Tätigkeit von Mikroorganismen, auch Umwelteinflüsse sind von Bedeutung.
  4. Die histologischen Untersuchungen an Nodositätenquerschnitten verschiedener Rebsorten zeigen, daß die amerikanischen Vitis-Species und die untersuchten Kreuzungsnachkommenschaften mehr Stärke in ihren Nodositäten einlagern als die Vitis vinifera- Sorten. Offenbar werden d1e Wurzeln der erstgenannten Sorten besser mit Stärke versorgt. Infolgedessen zeichnen sie sich auch durch eine längere Lebensdauer aus.
  5. Die Zellgröße ist an der Einstichstelle und ebenso am Rande des Gallenquerschnittes bei allen Sorten ungefähr gleich. Seitlich der Einstichstelle sind die Zellen bei den Kreuzungsnachkommenschaften und bei V. rupestris, V. labrusca doppelt so groß wie bei den Vitis vinifera-Sorten. Daraus ergibt sich, daß die Entfernung der Einstichstelle vom Zentralzylinder bei den erstgenannten Sorten größer ist, und demzufolge die Wirkung des Reblausstiches auf den Zentralzylinder geringer wird.
  6. Erfolgt der Einstich der Reblaus in der Nähe der Wurzelspitze, so werden in der Endodermis und im Zentralzylinder Veränderungen hervorgerufen. Nach Ausbildung der Sekundärendodermis lassen sich im Reizfeld keine Veränderungen an der Endodermis beobachten.
  7. Zwischen den einzelnen Sorten bestehen Unterschiede in der Ausbildung der Sekundärendodermis. Diese wird bei den Vitis-Species und Kreuzungsnachkommenschaften in kürzerem Abstand von der Wurzelspitze differenziert als bei den Vitis vinifera-Sorten. Infolgedessen können die Gewebeveränderungen nicht auf den Zentralzylinder übergreifen und die Wurzel wächst weiter.
  8. Bei der Ausbildung der Sekundärendodermis spielt die Wachstumsgeschwindigkeit der Wurzeln eine entscheidende Rolle. Je wüchsiger eine Sorte ist, umso eher tritt die Ausbildung der Sekundärendodermis ein, durch die eine Abgrenzung des Zentralzylinders gegen die durch den Reblausstich hervorgerufenen Gewebeveränderungen ermöglicht wird.
  9. In Verbindung mit der Wachstumsgeschwindigkeit wird die frühzeitige Differenzierung der Endodermis als eine der Ursachen für das "Durchwachsen" und die längere Lebensdauer (Toleranz) der Nodositäten angesehen.

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Published

2017-02-22

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