Zulassungen/Genehmigungen zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in Leguminosen in Deutschland
Authorizations for the use of plant protection products in leguminous crops in Germany
Journal für Kulturpflanzen, 61 (9). S. 332–340, 2009, ISSN 0027-7479, DOI: 10.5073/JfK.2009.09.07, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen und Klee werden durch eine Vielzahl von Krankheiten und Schädlingen in ihrer Ertragsleistung beeinflusst. Ebenso bestimmen der Durchwuchs von Getreide, Raps und Gräsern sowie die Konkurrenz mono- und dikotyler Unkräuter die Etablierung der Bestände, das Wachstum der Leguminosen und die ungehinderte verlustfreie Ernte. Gegenwärtig fehlen für viele Anwendungsgebiete die Zulassungen bzw. Genehmigungen zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in diesen Kulturen.
Stichwörter: Leguminosen, chemischer Pflanzenschutz, Pflanzenschutzmittel-Zulassung
A high number of diseases and pests affect the cultivation of faba beans, peas, lupins, and clover and the yields of them. The growing of leguminous crops and the establishing of its stocks are determined through the competition by mono- and dicotyled weeds and the growth of unwanted plants of cereals, rapes or grasses also. At present, many plant protection products are lacking authorisation to be used in leguminous crops for the control of important diseases, pests and weeds or for the desiccation.
Key words: Legumes, chemical plant protection, plant protection products, authorisation
Die erheblichen Ertragsschwankungen der meisten Leguminosenkulturen stehen in engem Zusammenhang mit den ihnen eigenen, relativ langen vegetativen Wachstumsperioden bei fortgesetzter Tendenz zur Blütenbildung. Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen entwickeln sich im Bestand selten gleichmäßig; sie blühen und reifen erst im Verlauf einer längeren Zeitperiode ab. In einem Feldbestand sind daher bei feuchter Witterung auf jeder Pflanze zugleich überreife, reife und halbreife Hülsen, dazu Blüten in allen Stadien anzutreffen. Bedingt durch diesen Umstand sind sie gegenüber Krankheiten, Schädlingen oder Konkurrenz durch Unkräuter in der Jugendentwicklung und kurz vor der Ernte sehr anfällig. Von zahlreichen tierischen und pilzlichen Krankheitserregern ist bekannt, dass das Ausmaß ihrer Schadwirkung fast regelmäßig mit der Länge ihrer großen Wachstumsperiode ansteigt oder mit dem längeren Verweilen in einem bestimmten Wachstumsstadium zunimmt. Mit dem Erscheinen des ersten Laubblattpaares durchlaufen sie ein Hungerstadium, wenn die N-Bestandteile des Samen aufgebraucht und noch keine Knöllchenbakterien aktiv sind. Daher sind sie insbesondere in dieser Phase sehr empfindlich gegenüber den Auflaufkrankheiten oder den Blattrandkäfern. Die Bekämpfung von Anthraknose, Grauschimmel, echtem oder falschem Mehltau, Rost, Phoma, Sclerotinia oder Stemphyllium während der Ertragsbildung kann ebenso wichtig sein wie der fungizide Schutz der reifenden Hülsen oder die Bekämpfung der Samenschädlinge in Ackerbohnen, Erbsen und Rotklee.
Der Anbauumfang von Ackerbohne, Erbse, Lupinen- und Kleearten ist wegen unzureichender Wirtschaftlichkeit seit Jahren sehr gering und stagniert nicht zuletzt wegen Mängeln in der Anbautechnik. Ausdruck dieser Mängel sind fehlende Zulassungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) zur Bekämpfung der Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter. Die Übertragung von Zulassungen aus solchen Kulturen wie Getreide oder Raps gelingt nur selten und scheitert bisher, weil ungeregelt ist, wer für die Kosten der Gewinnung der rückstandsrelevanten Daten für die auszuweisenden Anwendungsgebiete aufkommt. Gegenwärtig sehen darin weder die Inhaber der PSM-Zulassungen noch die Saatgutbranche ihre wirtschaftlichen Interessen gewahrt. Ohne staatliche Hilfe und Regulierung wird die notwendige Anzahl Zulassungen und Genehmigungen zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in Leguminosen in Deutschland nicht zu erreichen sein.
Gegenstand dieses Beitrages ist eine kurze übersichtliche Darstellung der aktuellen phytosanitären Probleme und des Standes zur Anwendung von PSM in Leguminosen. Insbesondere aus den Übersichten zu den potentiell möglichen Krankheiten und Schädlingen wird sichtbar, dass hier Forschungsbedarf besteht.
Für die Kulturen Ackerbohne, Erbse, Lupinen- und Kleearten sind die zahlreichen Schädlinge und Krankheiten aufgelistet und werden Möglichkeiten des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln dargestellt. Ob des begrenzten Anbauumfanges dieser Kulturen sind einige Indikationen über Genehmigungen nach § 18 a und b möglich. Die Tabellen über positive Genehmigungsbescheide nach § 18b PflSchG sind rein informativ und geben an, bei welchen Indikationen eine Genehmigung über Antragstellung im Einzelfall möglich ist. Eine Anwendung der in diesen Tabellen genannten Produkte ist ausschließlich nach vorangegangener Antragstellung und schriftlicher Genehmigung des amtlichen Pflanzenschutzdienstes möglich. Neben Einzelanträgen sind auch Sammelanträge möglich. In jedem Fall ist ein Genehmigungsbescheid nach § 18b kostenpflichtig.
Zahlreiche Krankheitserreger beeinflussen das Wachstum und den Ertrag der Leguminosen sowie die Qualität des Erntegutes. Wie der Übersicht (vgl. Tab. 1) zu entnehmen ist, sind für Ackerbohnen die geringste Anzahl (10) und für Lupinen die größte Anzahl (21) bedeutsam; aber auch in Erbsen (13) und im Klee (15) ist das Auftreten der Krankheitserreger zu beachten. Es zeigt sich, dass dem Komplex der Krankheitserreger in den letzten 20 bis 30 Jahren, von Ausnahmen (Anthraknose der Lupine) abgesehen, keine angemessene Aufmerksamkeit in der Forschung gewidmet wurde. Es wäre von Nutzen, wenn die Nomenklatur einzelner Erreger und ihre Entwicklungsverläufe unter aktuellen anbautechnischen Aspekten überprüft würden. Das würde die Entwicklung von Prognosemodellen befördern und das Auffinden geeigneter Bekämpfungswege erleichtern. Auch die Vorauswahl möglicher fungizider Wirkstoffe hätte bessere Grundlagen.
Tab. 1. Krankheiten in Leguminosen
Ackerbohne | Erbse | ||
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name |
Aphanomyces euteiches | Aphanomyces Wurzelfäule | Aphanomyces euteiches | Aphanomyces Wurzelfäule |
Ascochyta fabae | Ascochyta-Brennfleckenkrankheit | Ascochyta pisi | Ascochyta-Brennflecken |
Botrytis cinerea | Grauschimmel | Botrytis cinerea | Grauschimmel |
Botrytis fabae | Schokoladen- oder Braunfleckenkrankheit | Erysiphe pisi | Erbsenmehltau |
Erwinia carotovorum var. fabae | Bakteriose der Ackerbohne | Fusarium oxysporum | Fusariumwelkekrankheit |
Fusarium avenaceum | Fusarium-Fußkrankheit | Fusarium solani | Fusarium-Fußkrankheit |
Peronospora viciae var. fabae | Falscher Mehltau | Mycosphaerella pinoides | Ascochyta-Fußkrankheit |
Rhizoctonia solani | Rhizoctonia – Wurzelhals- und Stängelfäule | Peronospora viciae | Falscher Mehltau |
Sclerotinia trifoliorum | Weißstängeligkeit | Phoma medicaginis var. | Ascochyta-Fußkrankheit |
Uromyces fabae U. viciae fabae | Ackerbohnenrost | Pseudomonas syringae var. pisi | Bakterieller Stängelbrand |
Sclerotinia sclerotiorum | Weißstängeligkeit | ||
Uromyces pisi var. sativi | Erbsenrost | ||
Uromyces viciae var. fabae | Erbsenrost | ||
Lupine | Klee | ||
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name |
Ascochyta spp. | Colletotrichum trifolii | Anthraknose | |
Botrytis cinerea | Grauschimmel | Cymadothea trifolii | Kleeschwärze |
Cladosporium spp. | Cladosporium-Augenflecken | Erysiphe trifolii | Klee-Mehltau |
Colletotrichum lupini | Anthraknose | Fusarium oxysporum | Klee-Welke |
Diaporthe toxica | Phomopsis | Fusarium solani | Fusarium-Wurzelfäulekrankheit |
Erysiphe polygoni | Lupinen-Mehltau | Kabatiella caulivora | Kleestängelbrand |
Fusarium oxysporum | Lupinen-Welke | Leptosphaerulina trifolii | Blattbrand |
Fusarium solani | Fusarium-Fußkrankheit | Peronospora trifoliorum | Falscher Mehltau |
Fusarium spp. | Fusarium-Fußkrankheit | Phoma medicaginis var. | Ascochyta – Stängelschwärze an Klee |
Macrophomina phaseolina | Graue Stängelfäule | Pseudopeziza trifolii | Pseudopeziza – Blattfleckenkrankheit |
Phoma medicaginis var. | Wurzelhals- und Stängelfäule | Rhizoctonia solani | Rhizoctonia – Wurzelhals- und Stängelfäule |
Pleiochaeta setosum | Braunfleckenkrankheit | Sclerotinia trifoliorum | Kleekrebs |
Pythium ultimum | Wurzel-Weichfäule | Stemphyllium sarciniforme | Braunfleckenkrankheit an Klee |
Rhizoctonia solani | Rhizoctonia – Wurzelhals- und Stängelfäule | Uromyces flectens | Kleerost |
Sclerotinia minor | Weißstängeligkeit | Uromyces trifolii | Kleerost |
Sclerotinia sclerotiorum | Sklerotinia-Weichfäule | ||
Stemphyllium botryosum | Graufleckenkrankheit | ||
Stemphyllium sarciniforme | Lupinen-Blattschütte | ||
Thielaviopsis basicola | Wurzelbräune | ||
Uromyces lupinicolus | Lupinenrost | ||
Uromyces renovatus | Lupinenrost | ||
Fusarium spp. = (F. avenaceum, F. culmorum, F. equiseti, F. tricintum) |
Alle Leguminosen leiden unter den Erregern der Auflauf- und Fußkrankheiten wie Aphanomyces, Colletotrichum, Fusarium, Pythium, Rhizoctonia und Thielaviopsis. Dagegen verursachen Mycospharella, Phoma und Sclerotinia pilzliche sowie Erwinia und Pseudomonas bakterielle Erkrankungen der Stängel. Typische Erreger von Blattkrankheiten sind Ascochyta, Botrytis, Cladosporium, Erysiphe, Peronospora, Pleiochaeta, Pseudopeziza, Stemphyllium oder Uromyces.
Die Verwendung von gesundem Saatgut sowie die Beizung (Tab. 2) gegen Auflauf- und Fußkrankheiten können spürbare Ertragsausfälle durch pilzliche Krankheiten bei den Körnerleguminosen verhindern. Im ökologischen Landbau ist die Warmwasserbehandlung (Beispiel: Lupine) die alleinige Möglichkeit der Saatgutbehandlung. Bedingt durch das Schadmaß des Befalls in Weißer und Gelber Lupine werden überwiegend Sorten der Blauen Lupine angebaut, da deren Sorten eine höhere Toleranz gegenüber dem Erreger aufweisen.
Tab. 2. Zugelassene Beizmittel in Leguminosen
Präparat | Aufwand | Wirkstoff(e) | Wirkstoffgehalt g a.i./ha | Ackerbohnen | Futtererbsen | Lupinen | |
Rovral UFB* | 200 - 300 | Iprodion + | 350 + | 200 | Saatgut | 300 | |
Solitär* | 200 | Cyprodinil + | 10 + | – | – | Saatgut | |
TMDT98% Satec ** | 200 | Thiram | 980 | x | x | – | |
* Zulassungsende / Aufbrauch |
Zum Einfluss unterschiedlicher Saatgutbeizungen liegen für Lupine mehrjährige Ergebnisse aus den letzten Jahren vor. Mehrerträge von mindestens 2 bis 3 dt/ha kompensieren daher stets die Aufwendungen für die Beizung des Saatgutes. Diese entstehen trotz phytotoxischer Einflüsse der Beizmittel auf die Jugendphase der Lupine; bei Frühjahrs- oder Frühsommertrockenheit sind sie am ausgeprägtesten.
Die Anwendung von Fungiziden zur Bekämpfung der Stängel- und Blattkrankheiten bei Leguminosen ist bisher nur in Ausnahmefällen üblich. Die zweifelsfrei bedeutsamste Krankheit der letzten Jahre ist die Anthraknose (Brennfleckenkrankheit) der Lupine. Da eine Korrelation zwischen Hülsen- und Saatgutbefall gegeben ist, ist zumindest bei der Erzeugung von Saatgut eine weitere Reduzierung des Befalls durch den Fungizideinsatz (Tab. 3) ab erstem Auftreten des Erregers bzw. nach Aufruf durch den amtlichen Dienst obligatorisch. Damit werden Verlauf und Stärke des Befalles verzögert bzw. vermindert sowie der Ertrag verbessert. Bei der Wahl von Termin und Aufwandmenge sind jahresbedingte Einflüsse und der Infektionsverlauf der Krankheit zu beachten. Bewährt hat sich die Anwendung einer Tankmischung von Ortiva und Folicur. Diese Behandlungstermine liegen in Abhängigkeit vom Befallsverlauf in BBCH 16...49 (ab 5-Blattstadium; T1, in BBCH 51...55 (Blühbeginn; T2) und in BBCH 65...75 (Hülsen am Haupttrieb; T3).
Tab. 3. Auswahl zugelassener/genehmigter Präparate zur Krankheitsbekämpfung in großkörnigen Leguminosen; Aufwandmengen; Anwendungsbestimmungen (Stand November 2007)
Präparat | Ackerbohnen | Futtererbsen | Lupinen | Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung1 | Saumbiotop | |||
– | 50% | 75% | 90% | |||||
Cantus | – | 2 x 1,0** | – | –* | –* | –* | –* | – |
Contans WG | 4,0 – 8,0 | – | – | –* | –* | –* | –* | – |
Folicur *** | 2 x 1,0 | – | 2 x 1,0 | 5 | 5 | 5 | –* | – |
Kumulus WG | – | 3 x 1,5** | – | –* | –* | –* | –* | – |
Ortiva | 2 x 1,0 | 2 x 1,0 – 1,5 | 2 x 1,0 | –* | –* | –* | –* | – |
Switch | 1,0 | 2 x 1,0** | 2 x 1,0 | 5 | 5 | 5 | –* | – |
Thiovit Jet | – | 3 x 1,5** | – | –* | –* | –* | –* | – |
Verisan | – | 3,0 | – | 20 | –* | * | –* | – |
* Abstand gemäß Landeswassergesetz einhalten |
Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen der Krankheitsbekämpfung in Leguminosen liegen nur wenige Versuchsergebnisse vor. Der Einsatz von Fungiziden ist nur nach Einzelfall-Beratung sinnvoll. Die Bekämpfung der Anthraknose der Lupine ist noch am besten mit Ergebnissen belegt.
Aus der Sicht des direkten Pflanzenschutzes hat in den Leguminosen traditionell die Bekämpfung von Schädlingen die höchste Priorität, nicht zuletzt weil Drahtwürmer, Schattenwickler, Blattrandkäfer, Minierfliegen und Blattläuse der verschiedenen Spezies die Kulturen empfindlich schädigen können. Alle Leguminosen haben ein gleich starkes Spektrum unterschiedlicher Schädlingsarten aufzuweisen (vgl. Tab. 4). Für Ackerbohnen sind die Schwarze Bohnenlaus und der Pferdebohnenkäfer, für Erbsen die Grüne Erbsenblattlaus und die Erbsengallmücke, für Lupinen die Blattrandkäfer und für Rot- und Weißklee die Blattrandkäfer sowie die Spitzmausrüssler die am häufigsten bekämpfungswürdigen Schädlinge. Erwähnenswert ist auch eventuelle Virusübertragung durch verschiedene Schädlinge wie die Blattläuse.
Tab. 4. Schädlinge in Leguminosen
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Ackerbohne | Erbse | Lupine | Klee |
Acyrthosiphon pisum | Grüne Erbsenblattlaus | x | x | ||
Agriotis spp. | Drahtwürmer | x | x | x | x |
Aphis craccivora | Schwarze Wickenlaus | x | |||
Aphis fabae | Schwarze Bohnenlaus | x | |||
Bruchus pisorium | Erbsenkäfer | x | |||
Bruchus rufimanus | Acker-/Pferdebohnenkäfer | x | |||
Cnephasia wahlbomiana | Schattenwickler | x | x | x | x |
Contarinia pisi | Erbsengallmücke | x | |||
Grapholita nigricana (=Cydia nigricana) | Erbsenwickler | x | |||
Heterodera göttingiana | Erbsenzystenälchen | x | x | x | x |
Heterodera trifolii | Kleezystenälchen | x | |||
Hypera nigrirostris | Kleeblütennager | x | |||
Ischnopterapion virens | Grünliches Kleespitzmäuschen | x | |||
Kakothrips pisivorus | Erbsenblasenfuß | x | x | ||
Lyriomyza brassicae | Ackerbohnenminierfliege | x | |||
Macrosiphon albifrons | Lupinenblattlaus | x | |||
Megoura viciae | Wickenblattlaus | x | |||
Myzus persicae | Grüne Pfirsichblattlaus | x | |||
Ottiorhynchus ligustici | Luzernerüssler | x | x | x | |
Phorbia florilega | Lupinenfliege | x | |||
Phytomyza atricornis | Lupinenstängelfliege | x | |||
Protapion apricans | Dunkles Kleespitzmäuschen | x | |||
Protapion assimile | Kleespitzmäuschen | x | |||
Protapion dichroum (=Apion flavipes) | Weißkleespitzmäuschen | x | |||
Protapion trifolii | Kleespitzmäuschen | x | |||
Sitona flavescens | Blattrandkäfer | x | |||
Sitona gressorius | Gr. Lupinenblattrandkäfer | x | |||
Sitona griseus | Grauer Blattrandkäfer | x | |||
Sitona hispidulus | Blattrandkäfer | x | |||
Sitona lineatus | Gestreifter Blattrandkäfer | x | x | x | |
Sitona spp. | Blattrandkäfer | x | x | x | |
Sitona sulcifrons | Blattrandkäfer | X | |||
Thrips angusticeps | Früher Ackerthrips | x | x |
Zur Bekämpfung stehen nur wenige Produkte bzw. Wirkstoffe aus zulassungstechnischen Gründen zur Verfügung (vgl. Tab. 5). Fastac Super, Iro, Talstar 8 SC, Trafo WG, Karate-Zeon und Pirimor bieten sich zur Bekämpfung beißender und saugender Insekten an. Problematisch ist, dass kein bienenungefährliches Insektizid zur Bekämpfung des Spitzmausrüsslers im Klee-Samenbau zugelassen ist (vgl. Tab. 6). Lösungen über § 18 b PflSchG müssen dauerhafter und allgemeingültiger werden.
Tab. 5. Auswahl zugelassener/genehmigter Präparate zur Bekämpfung beißender und saugender Insekten in großkörnigen Leguminosen; Aufwandmengen; Anwendungsbestimmungen (Stand März 2009)
Präparat | Ackerbohnen | Futtererbsen | Lupinen | Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung1 | Saumbiotop | |||
– | 50% | 75% | 90% | |||||
Fastac SC Super Contact | – | 0,090** | – | 15 | 10 | 5 | NT 102 | |
Iro | – | 0,090** | – | 15 | 10 | 5 | NT 102 | |
Karate-Zeon | 0,075 | 0,075 | 0,075 | 15 | 10 | 5 | –* | NT 103 |
Pirimor Granulat | 2 x 0,3 | 2 x 0,3 | – | 5 | –* | –* | –* | – |
Talstar 8 SC | 0,125 | 0,100 | 20 | 15 | 10 | 5 | NT 102 | |
NT 103 | ||||||||
Trafo WG | 0,150 | 0,150 | 0,150 | 15 | 10 | 5 | –* | NT 103 |
* Abstand gemäß Landeswassergesetz einhalten ** Erbsen |
Tab. 6. Zugelassene/ genehmigte Insektizide in Kleearten zur Saaterzeugung
Mittel | Indikation | Aufwand | Wirkstoff | Wirkstoffgehalt | Gewässerabstand (m) Abdriftminderung1 | Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung | NT-Auflagen (Hecken etc.) vergeben | Preis | |
– | 90% | ||||||||
Trafo WG | Insekten | 0,150 | lambda- | 50 | 15 | – | – | 103 | 7 |
Karate-Zeon | Insekten | 0,075 | lambda- | 100 | 15 | – | – | 103 | 9 |
Biscaya* | Spitzmausrüssler | 0,3 | Thiacloprid | 240 | Laut Genehmigungsbescheid § 18b PflSchG in MV* | ||||
* Rotklee als Saatgut |
Mehr als 20 dikotyle und mindestens zwei monokotyle Unkrautarten beeinflussen die Entwicklung der Bestände von groß- und kleinkörnigen Leguminosen (vgl. Tab. 7). Vielfach sind es Ungräser und Unkräuter, die auch problematisch im Raps- und Rübenanbau sein können. Dennoch ist eine differenzierte Betrachtungsweise zwischen den groß- und kleinkörnigen Leguminosen zweckmäßig.
Tab. 7. Wichtige mono-/ dikotyle Unkräuter in Leguminosen
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name |
Rapsdurchwuchs | Getreidedurchwuchs | ||
Anthemis arvensis | Hundskamille | Agropyron repens | Quecke |
Atriplex patula | Gemeine Melde | Alopecurus myosuroides | Ackerfuchsschwanz |
Capsella bursa-pastoris | Hirtentäschel | Avena fatua | Flughafer |
Centaurea cyanus | Kornblume | Lolium spp. | Weidelgräser |
Chenopodium spp. | Gänsefuß-Arten | Poa annua | Einjährige Rispe |
Fumaria officinalis | Gemeiner Erdrauch | Setaria spp. | Borstenhirse-Arten |
Galinsoga spp. | Franzosenkraut | ||
Geranium spp. | Storchschnabel-Arten | ||
Lactua serricola | Kompasslattich | ||
Lamium spp. | Taubnessel-Arten | ||
Lapsana communis | Rainkohl | ||
Matricaria spp. | Kamille-Arten | ||
Polygonum spp. | Knöterich Arten | ||
Raphanus raphanistrum | Hederich | ||
Senecio vulgaris | Kreuzkraut | ||
Sinapsis arvensis | Ackersenf | ||
Stellaria media | Vogelmiere | ||
Thlaspi arvense | Ackerhellerkraut | ||
Veronica spp. | Ehrenpreis-Arten | ||
Viola arvensis | Ackerstiefmütterchen |
Bei Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen können durch starke Unkrautkonkurrenz einerseits und geringes Unkrautunterdrückungsvermögen andererseits Schäden bis zum Totalausfall auftreten. Diese Kulturen sind durch langsames Wachstum bis zum Reihenschluss und erneut mit zunehmender Durchlichtung bei fortschreitender Reife oder bei zunehmendem Lager besonders unkrautgefährdet. Eine Ausschaltung konkurrenzstarker Unkräuter bzw. Ungräser im Rahmen der Fruchtfolge ist daher unerlässlich.
Beim Klee ist im Ansaatverfahren zwischen Blank- und Untersaat zu unterscheiden. Die Nutzung von Sommergerste als Deckfrucht ist meistens sinnvoller, weil eine bessere Ertragsleistung von der Fläche im ersten Jahr erreicht wird und die Deckfrucht die Unkrautkonkurrenz vermindert. Beim Anbau von Klee zur Samengewinnung muss dann eine Bekämpfung des Ausfall- bzw. Durchwuchsgetreides vorgesehen werden.
Bei Blanksaaten im Frühjahr oder Sommer ist eine Ausschaltung der Unkrautkonkurrenz erforderlich, jedoch können hier geringere Wirkungsgrade des Herbizideinsatzes wie bei großkörnigen Leguminosen genügen.
Eine direkte Bekämpfung mittels mechanischer Pflegemaßnahmen oder durch den Herbizideinsatz ist nur in begrenztem Maße möglich. Das Angebot zugelassener bzw. genehmigter Indikationen bleibt begrenzt (Tab. 8 und 9). Es fehlen Lösungen zur gezielten Bekämpfung dikotyler Unkräuter im Nachauflauf der Leguminosen. Ebenso wird für Klee eine dauerhafte Zulassung des Wirkstoffes Propyzamid vorteilhaft sein.
Tab. 8. Auswahl zugelassener/genehmigter Herbizide in großkörnigen Leguminosen; Aufwandmengen, Anwendungsbestimmungen (Stand März 2009)
Präparat | Ackerbohnen | Futtererbsen | Lupinen | Gewässerabstand (m) | Saumbiotop | |||
– | 50% | 75% | 90% | |||||
Agil-S | NA 0,75 | NA 0,75 | – | –* | –* | –* | –* | – |
Bandur | VA 4,0 | VA 4,0 | – | 20 | 10 | 5 | 5 | NT 109 |
Basagran | NA 2 x 1,0 | NA 2,0 | – | –* | –* | –* | –* | NT 101 |
Boxer | VA 5,0 | VA 5,0 | VA 5,0 | 10 | 5 | 5 | –* | NT 102 |
Centium 36 CS | VA 0,25 | VA 0,25 | – | –* | –* | –* | –* | NT 101 |
Focus Ultra | NA 2,5 - 5,0 (Quecke) | – | – | –* | –* | –* | –* | NT 101 |
Fusilade Max | NA 1,0 | NA 1,0 - 2,0 (Quecke) | NA 1,0 - 2,0 (Quecke) | –* | –* | –* | –* | NT 101 |
Gardo Gold | – | – | VA 4,0 | 5 | –* | –* | –* | NT 102 |
Panarex | NA 1,25 - 2,25 (Quecke) | NA 1,25 - 2,25 (Quecke) | – | –* | –* | –* | –* | NT 102 |
Primagram Gold | – | – | VA 4,0 | 5 | –* | –* | –* | NT 102 |
Select 240 EC | Ackerbohnen / Futtererbsen (Saatgut) NA 1,0 | X NW 607* | 15 | 10 | 5 | NT 103 | ||
Lupinen NA 0,5 | 20 | 10 | 5 | 5 | NT 103 | |||
Stomp SC | Ackerbohnen / Futtererbsen VA 5,0 | X NW 607* | 20 | 20 | 10 | NT 108 | ||
Futtererbsen NA 2,5 | 20 | 10 | 5 | 5 | NT 107 | |||
Lupine VA 4,0 | 20 | 20 | 10 | 5 | NT 108 | |||
Stomp Aqua / Stomp Raps | Ackerbohne/Futtererbsen VA 4,4 | X NW 607* | 20 | 20 | 10 | NT 108 | ||
Futtererbsen NA 3,0 | 20 | 15 | 10 | 5 | NT 107 | |||
Lupine VA 2,6 | 20 | 10 | 5 | 5 | NT 107 | |||
* 3m Abstand gemäß Landeswassergesetz MV einhalten, Reduzierung auf 1m durch 90%ige Abdriftminderung |
Tab. 9. Möglichkeiten der Unkrautbekämpfung im Rotklee
Mittel | Indikation | Aufwand l, kg/ha | Wirkstoff | Wirkstoffgehalt | Gewässerabstand (m) Abdriftminderung1 | Randstreifen (m) bei > 2% Hangneigung | NT-Auflagen (Hecken etc.) | Preis | |
– | 90% | ||||||||
Zugelassene / Genehmigte Herbizide in Kleearten zur Saatguterzeugung | |||||||||
Fusilade Max | Ungräser Quecke | NA 1,0 2,0 | Fluazifop-P | 107 | – | – | – | 101 | 23 |
Basagran | Unkräuter | NA 2,0 | Basagran | 480 | Laut Genehmigungsbescheid § 18b PflSchG in MV | ||||
Kerb 50 W* | Getreidedurchwuchs Ackerfuchsschwanz | NA 1,0 | Propyz amid | 500 | |||||
Zugelassene / Genehmigte Herbizide in Rotkleearten zur Saatguterzeugung | |||||||||
Stomp SC | Unkräuter | NA 2,5 | Pendi | 400 | 20 | 5 | – | 107 | 30 |
Certrol B | Kamillearten | NA 0,8 | Bromoxy nil | 235 | 5 | – | – | 101 | 13 |
Select 240 EC | Ungräser Quecke | NA 0,75 1,0 | Clethodim | 2429 | 30 | 5 | – | 103 | 38 |
Stomp Aqua | Unkräuter | NA 2,2 | Pendi | 455 | 15 | 5 |
| 107 | 16 |
Stomp Raps | Unkräuter | NA 2,2 | Pendi | 455 | 15 | 5 |
| 107 | 16 |
Lentagran WP* | Unkräuter | NA 2,0 | Pyridate | 450 | – | – | – | 103 | 36 |
Zugelassene / Genehmigte Herbizide für Rotklee in Untersaat | |||||||||
U 46 M-Fluid | Unkräuter | NA 1,5 | MCPA | 500 | – | – | – | 103 | 8 |
* auch Weißklee |
Voraussetzung für eine wirksame chemische Unkrautbekämpfung sind ein gleichmäßiges, klutenfreies, gut abgesetztes Saatbett sowie genügend Bodenfeuchte. Unter diesen Bedingungen können die Aufwandmengen reduziert werden. Für die Einhaltung der vorgeschriebenen Saattiefe ist zu sorgen. Die Bekämpfung des Durchwuchses von Getreide und Raps, manchmal auch von Weidelgräsern, erfordert in der Regel wenigstens einen zweifachen Einsatz von Herbiziden.
Eine starke Verunkrautung vor der Ernte, eine zu erwartende Behinderung des Mähdrusches sowie eine ungleichmäßige Abreife des Bestandes erfordern gegebenenfalls den Einsatz von Sikkationsmitteln (Tab. 10). Hohe Brüheaufwandmengen von etwa 1000 l/ha sind wichtig für den Erfolg dieser Maßnahme.
Tab. 10. Auswahl zugelassener/genehmigter Präparate in zur Sikkation von großkörnigen Leguminosen; Aufwandmengen; Anwendungsbestimmungen (Stand November 2007)
Präparat | Ackerbohnen l/ha | Futtererbsen l/ha | Lupinen l/ha | Gewässerabstand (m) bei Abdriftminderung1 | Saumbiotop | |||
– | 50% | 75% | 90% | |||||
Basta | 2,5 | 2,5 | 2,5 | –* | –* | –* | –* | NT 108 |
Reglone | 3,0 | 3,0 | 3,0 | 20 | 10 | 5 | 5 | NT 109 |
RA 200 flüssig | – | – | 2,5 | –* | –* | –* | –* | NT 108 |
Roundup UltraMax | 3,2 | 3,2 | 4,0 | –* | –* | –* | –* | NT 101 |
* Abstand gemäß Landeswassergesetz einhalten |
• Der Einsatz von Beizmitteln bei allen Leguminosen ist eine elementare Maßnahme für einen guten Feldaufgang und die Bestandesentwicklung. Sofortiger Handlungsbedarf ist für Lupinen erforderlich. Neben dem Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln wie Proradix sind Zulassungen bzw. Genehmigungen für ein thiramhaltiges Beizmittel wie TMDT 98% Satec notwendig. Nach weiteren geeigneten Wirkstoffen ist zu suchen. Geeignete Wirkstoffe zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass sie keine wachstumsregulierende Wirkung auf die Keimung haben. |
• Die Palette der zugelassenen Fungizide ist insoweit ausreichend, als Maßnahmen der Krankheitsbekämpfung nur gelegentlich wirtschaftlich vertretbar sind. Die Entwicklung von Entscheidungsmodellen wie SIMCOL in Lupine ist unumgänglich. |
• Zur Bekämpfung von Schädlingen in Leguminosen sind zwecks Resistenzmanagements neben dem Wirkstoff der Pyrethroide mindestens Insektizide eines weiteren Wirkstoffes (z. B. Thiacloprid) erforderlich. |
• Dringend sind Lösungen zur Unkrautbekämpfung im Nachauflauf der Leguminosen erforderlich. Ähnlich wie bei Raps oder Rüben scheinen ob der langsamen Jugendentwicklung der Leguminosen Folge- oder Splitting-Anwendungen sinnvoll. Die Toleranz der einzelnen Arten und Sorten auf die einzelnen geeigneten herbiziden Wirkstoffe muss geklärt werden. An Lösungen zur Unkrautbekämpfung bei Anbau in Mischkultur oder mit Deckfrucht ist zu arbeiten. |
• Produkte zur Sikkation für die Ernteerleichterung sind für alle Gebrauchswerte der einzelnen Leguminosenarten erforderlich. Lücken für die Saatguterzeugung sind zu schließen. |
• Mit staatlicher Hilfe ist zu klären, wer für die Kosten der Gewinnung der rückstandsrelevanten Daten für die auszuweisenden Anwendungsgebiete aufkommt. |
Autorenkollektiv, 2007: Lupinen, Verwertung und Anbau. Gesellschaft zur Förderung der Lupine. Broschüre, 5. Aufl.
Hoffmann, G.M., H. Schmutterer, 1999: Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2. Aufl.
Kaufmann, K., B. Schachler, R. Thalmann, C. Struck, 2009: Pilzkrankheiten und Schädlinge bei Süßlupinenarten. Berlin, UFOP- Broschüre.
Kirchner, H.A., 1975: Grundriss der Phytopathologie und des Pflanzenschutzes; Jena, Gustav Fischer Verlag, 2. Aufl.
Mielke, H., B. Schöber-Butin, 2004: Anbau und Pflanzenschutz nachwachsender Rohstoffe (Sonderkulturen) Eiweiß-, Öl-, Färber-, Inulin- und Faserpflanzen, Mitt. Biol. Bundesanst. Land- Forstwirtsch. H. 395, 128 S. ISBN 3-930037-11-4.
Pflughöft, O., B.C. Schäfer, A. von Tiedemann, 2007: Pilzkrankheiten an Körnerfuttererbsen. Berlin, UFOP- Broschüre.
Schmidt, M., 1955: Landwirtschaftlicher Pflanzenschutz; Berlin, Bauernverlag, 2. Aufl.
White, P., B. French, A. McLarty, 2008: Producing Lupins. Bulletin 4720, Department of Agriculture and Food, Western Australia, ISBN 1833-7236.