Mahonia aquifolium – eine neue Wirtspflanze von Colletotrichum japonicum comb. nov.
Mahonia aquifolium – a new host of Colletotrichum japonicum comb. nov.
Journal für Kulturpflanzen, 64 (12). S. 478–481, 2012, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2012.12.04, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Im Juni 2011 wurde an Mahonia aquifolium ein Blattflecken verursachender Pilz entdeckt, der als Gloeosporium japonicum determiniert wurde. Es handelt sich hiermit um den ersten Nachweis von Gloeosporium japonicum in Europa sowie um eine neue Wirtspflanzenart dieses Pilzes. Aufgrund morphologischer Merkmale wird Gloeosporium japonicum in die Gattung Colletotrichum transferiert.
Stichwörter: Mahonia aquifolium, Gloeosporium japonicum, Colletotrichum japonicum comb. nov., neue Wirtspflanze, Erstnachweis für Europa
In June 2011 a fungus was detected on Mahonia aquifolium which caused leaf spots. It was determined as Gloeosporium japonicum. This is the first report of Gloeosporium japonicum for Europe and of a new host for this fungus. Based on morphological characters Gloeosporium japonicum has been transferred to the genus Colletotrichum.
Key words: Mahonia aquifolium, Gloeosporium japonicum, Colletotrichum japonicum comb. nov., new host, first report for Europe
An Mahonia aquifolium sind in unseren Breiten der Rostpilz Cumminsiella mirabillissima und der Echte Mehltau Microsphaera berberidis recht häufig anzutreffen. Sehr selten kommen an Mahonia aquifolium Puccinia graminis, Phyllosticta aquifolii, Ph. japonica und Septoria mahoniae vor. Eine Phyllosticta mahoniae, wie sie in der Exsikkatensammlung Fungi selecti von Otto Jaap angegeben wird, entspricht hinsichtlich morphologischer Merkmale nicht der Originaldiagnose von Phyllosticta mahoniae.
Des Weiteren wird für Europa auch ein Colletotrichum mahoniae als an Mahonia aquifolium vorkommend angegeben (Fabricatore, 1950).
Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Die Pilzstrukturen wurden mit Wittmanns Blau (Wittmann, 1970) gefärbt.
Die Fundortdaten des österreichischen Belegs sind: Colletotrichum japonicum (Hemmi) Bedlan comb. nov., auf lebenden Blättern von Mahonia aquifolium, 21. Juni 2011, Österreich, Wien 13, Brammergasse 22, leg. et det. G. Bedlan.
C. japonicum verursacht auf Blättern von M. aquifolium mehr oder weniger rundliche bis unregelmäßige Flecken im Ausmaß von 1 bis 5 mm, die scharf dunkelbraun bis schwarz umrandet sind. Auf frischen Blättern haben die Blattflecken einen purpurroten Hof außerhalb der Umrandungen (Abb. 1). Auf den Flecken bildet der Pilz blattoberseits schwarz erscheinende Acervuli aus, die lange von der Epidermis bedeckt bleiben. Sie sind in der Regel oval und 109–372 µm lang und 76–192 µm breit. Die Acervuli sind hauptsächlich auf größeren Flecken oft in konzentrischen Wellenlinien angeordnet, wie es auch von Hemmi (1920a) beschrieben wird. Die Konidien (Abb. 2) messen 10,65–16,83 × 5,08–7,51 µm, im Durchschnitt 14,07 × 6,12 µm. Sie sind ellipsoidisch bis eiförmig, an beiden Enden abgerundet, einzellig, hyalin. Setae wurden nur vereinzelt beobachtet.
Abb. 1. Befallsflecken mit Acervuli an jüngeren Blättern.
Leafspots with acervuli on younger leaves.
Abb. 2. Konidien, gefärbt mit Wittmanns Blau (Wittmann, 1970)
Conidia, coloured with Wittmann's Blue.
Hemmi (1920b) beschreibt sein Isolat als verhältnismäßig große, meistens elliptische, zuweilen unregelmäßige, meist scharf begrenzte Blattflecken verursachend. Anfangs sind diese graubraun, später grau und sie befinden sich auf den Blattoberseiten. Die Konidienlager sind als kleine, regellos angeordnete schwarze Pünktchen zu sehen, zuweilen aber in mehr oder weniger deutlichen konzentrischen Wellenlinien. Die Konidienlager gibt er als schwarz, schwarzbraun oder braun an und die Maße mit 98–260 µm im Durchmesser. Solche Flecken sind meistens schwarz oder schwarzbraun gerandet, obwohl sie zuweilen auch nicht so scharf umgrenzt sind. Die Konidien sind meistens ellipsoidisch, kurz-zylindrisch oder eiförmig, beidendig abgerundet, einzellig und hyalin. Die Konidien sind 10–18 × 5–7 µm groß. Wirtspflanze ist Mahonia japonica.
Fabricatore (1950) beschreibt ein Colletotrichum mahoniae an lebenden Blättern von Mahonia aquifolium mit rundlichen, grauen Flecken, die nicht größer als 1–1,5 mm werden und deren Konidien 12–12,5 × 4,5–5 µm messen. Sie sind zylindrisch, hyalin, 2-getüpfelt oder granuliert. Setae sind nur manchmal vorhanden, dann aber reichlich.
Tan et al. (2010) beschreiben ein Colleotrichum gloeosporioides an Mahonia healei (gemeint ist wohl M. bealei) in der Provinz Guangxi in China (Tab. 1).
Tab. 1. Colletotrichum und Gloeosporium species an Mahonia sp.
Colletotrichum and Gloeosporium species on Mahonia sp.
Arten | Blattflecken | Länge der | Breite | Konidien | Setae |
Colletotrichum gloeosporioides Penz. *) | – | 16–18 | 4–6 | Zylindrisch, gerade, | Setae oft gebündelt, |
Colletotrichum mahoniae Fabric. | 1–1,5 mm | 12–12,5 | 4,5–5 | Zylindrisch, hyalin, 2-punktiert oder | Manchmal vorhanden, dann aber viele; |
Gloeosporium (Colleotrichum) japonicum Hemmi | – | 10–18 | 5–7 | Meistens elliptisch, kurz zylindrisch oder | Einige; kurz, |
Colleotrichum japonicum (Hemmi) Bedlan comb. nov. | 1–5 mm | 10,65–16,83 | 5,08–7,51 | Meistens elliptisch, kurz zylindrisch oder | Sehr wenige |
*) gemäß Originalbeschreibung | |||||
Species | Leafspots | Length | Width | Conidia | Setae |
Colletotrichum gloeosporioides Penz. *) | – | 16–18 | 4–6 | Cylindrical, straight, | Setae often bundled, cylindrical with |
Colletotrichum mahoniae Fabric. | 1–1,5 mm | 12–12,5 | 4,5–5 | Cylindrical, hyalin, 2-punctated or | Sometimes, but then many, basis swelled. |
Gloeosporium (Colleotrichum) | – | 10–18 | 5–7 | Mostly elliptical, | Some; short, pointed, black-brownish, straight or slightly curved. |
Colleotrichum japonicum | 1–5 mm | 10,65–16,83 | 5,08–7,51 | Mostly elliptical, | Very few |
*) according to original descriptions |
Aufgrund der morphologischen Merkmale entspricht das in Österreich gefundene Isolat dem Gloeosporium (Colletotrichum) japonicum von Hemmi. Dies ist nicht nur der erste Nachweis für Österreich, sondern auch für Europa. Mahonia aquifolium ist darüber hinaus eine neue Wirtspflanze von C. japonicum.
Hemmi (1920a, b) betrachtet sein Isolat als zur Gattung Colletotrichum gehörig und bemerkt darüber: In Anbetracht der schon oben beschriebenen Gestalt ist es gewiss, dass dieser krankheitserregende Pilz zur Gattung Colletotrichum gehört, die nach der Auffassung von F. Krüger und einigen anderen Autoren als eine Untergattung der Gattung Gloeosporium betrachtet werden muss. Er nannte daher diesen Pilz Gloeosporium (Colletotrichum) japonicum.
Krüger (1916) bemerkt, dass die Hauptunterschiede zwischen den Gattungen Gloeosporium und Colletotrichum im Vorhandensein oder Fehlen von Borsten bestehen und sieht man hiervon ab, keine besonders unterscheidende Merkmale zwischen beiden Gattungen vorhanden seien. Sind Borsten nicht vorhanden, so gehört der Pilz in die Gattung Gloeosporium. Nun treten aber in Reinkulturen typischer Gloeosporien bisweilen plötzlich Borsten auf, andererseits werden auf Bohnenpflanzen gebildeten Konidienlagern von Gloeosporium (Colletotrichum) lindemuthianum Borsten zwar oft gebildet, die aber an denjenigen auf Bohnenhülsen oft fehlen (Krüger, 1916). Als durchgreifender Gattungsunterschied kann somit das Auftreten von Borsten nicht angesehen werden. Wohl kann es aber dazu dienen, den Überblick über die sehr artenreiche Gattung Gloeosporium zu erleichtern, indem diejenigen Arten, bei denen Borsten gewöhnlich an der Konidiengeneration auftreten, in eine besondere Unterguppe (Subspecies) zusammengefasst werden (Krüger, 1916).
Nach heutiger Sicht sind Gloeosporium und Colletotrichum als zwei verschiedene, jedoch nah verwandte, Gattungen anzusehen und nicht Colletotrichum als eine Untergattung von Gloeosporium.
Der derzeit gültige Name von Hemmis Pilz ist daher gemäß Index Fungorum Gloeosporium japonicum Hemmi. Aufgrund der durchgeführten Untersuchungen muss das Isolat des österreichischen Fundortes zur Gattung Colletotrichum gestellt werden.
Leafspots on the upper surface of the leaves, mostly elliptical or roundish, sometimes irregular shaped, first greyish-brown and finally grey. They are mostly surrounded by a black or black-brownish line. On young leaves the leafspots are surrounded by a purple halo outside the black or black-brownish line. Acervuli in the leafspots always on the upper surface of leaves, irregular located or in concentrical lines, formed first in or under the corroded epidermis, finally breaking through the disrupted cuticula or epidermis, black, black-brownish or brown, discoid, 109–372 µm long and 76–192 mm broad, often with some bristles. The bristles are short, pointed, black-brownish, straight or slightly curved. Conidia mostly elliptical or ovoid, on both ends rounded, one-celled, hyaline, 10,65–16,83 × 5,08–7,51 µm.
On living leaves of Mahonia aquifolium (Pursh) Nutt.
Neotype: Colletotrichum japonicum (Hemmi) Bedlan comb. nov., on living leaves of Mahonia aquifolium, 21 June 2011, Austria, Vienna (Hietzing), Brammergasse 22, leg. et det. G. Bedlan.
The specimen found in Vienna has been deposited at the Department of Botany, Natural History Museum, Vienna (hb W).
Ich bedanke mich bei Ing. Wolfgang Fickert für das Messen der Acervuli und Konidien.
Fabricatore, J.A., 1950: Colletotrichum mahoniae n. sp. parassita su foglie di Mahonia aquifolium. Atti Imp. Regia Accad. Rovereto ser. 3, 6,133-139.
Hemmi, T., 1920a: Beiträge zur Kenntnis der Morphologie und Physiologie der japanischen Gloeosporien. Journal of the College of Agriculture, Hokkaido Imperial University, Sapporo, 9 (1), 1-159.
Hemmi, T., 1920b: Kurze Mitteilung über drei Fälle von Anthraknose auf Pflanzen. Ann. of the Phytopath. Soc. of Japan Vol. I, No. 3, 13-21.
Tan, Haiwen, Li, QiQin, Ye, JingPong, Yuan, GaoQing, LinWie, Ye YunFeng, 2010: A report of anthracnose disease on Mahonia healei. Acta Phytopathologica Sinica Vol. 40, No. 4, 446-448.
Krüger, F., 1916: Beiträge zur Kenntnis einiger Gloeosporien. Arbeiten aus der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft 9, 233-323.
Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykologischer Präparate. PflSchber. Bd. 41, Heft 5/6/7, 91-94.