Erstnachweis von Septoria alni an Alnus glutinosa in Österreich sowie nomenklatorische Anmerkungen
First report of Septoria alni on Alnus glutinosa in Austria and nomenclatorical remarks
Journal für Kulturpflanzen, 67 (8). S. 280–282, 2015, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2015.08.02, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Anfang Juni 2014 wurde der Pilz Septoria alni an Alnus glutinosa erstmals in Österreich nachgewiesen.
Stichwörter: Septoria alni, Alnus glutinosa, Schwarz-Erle, Erstnachweis, Österreich
At the beginning of June 2014 the occurrence of the fungus Septoria alni on Alnus glutinosa is first reported for Austria.
Key words: Septoria alni, Alnus glutinosa, first report, Austria
An Alnus spp. sind sechs Arten aus der Gattung Septoria beschrieben (siehe Tab. 1), die von Constantinescu (1984) einer Revision unterzogen wurden. Anfang Juni 2014 konnte im niederösterreichischen Alpenvorland an einer Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) der Pilz Septoria alni nachgewiesen werden. Es ist dies der erste Nachweis von Septoria alni an Alnus glutinosa in Österreich.
Tab. 1. An Alnus spp. beschriebene Arten der Gattung Septoria (in chronologischer Reihenfolge) gemäß Originalbeschreibungen1) bzw. eigenen Messungen2)
Spezies | Wirtspflanze | Synonym(e) und Anmerkungen | Durchmesser der Pyknidien in μm | Konidienlänge in μm | Konidienbreite in μm | Konidieneigenschaften |
Septoria alnicola Cooke (1866) 1) | Alnus glutinosa | = Asteroma alneum (Pers.) B.C. Sutton (1980) | Acervuli | 13,3–16,7 | 5–6,7 | länglich, |
Septoria alnicola Cooke (1866) | Alnus glutinosa | = Asteroma alneum (Pers.) B.C. Sutton (1980) | Acervuli | 8,05–12,18 | 1,11–3,08 | wenn gebogen, |
Septoria alnicola Cooke (1866) | Alnus glutinosa | = Asteroma alneum (Pers.) B.C. Sutton (1980) | Acervuli | 6,79–11,95 | 1,58–3,37 | wenn gebogen, |
Septoria alni Sacc. | Alnus glutinosa | 30–35 | 1,5–2,5 | Konidien dünn, stäbchen- oder keulenförmig, entfernt mit Öltropfen versehen, hyalin | ||
Septoria alni Sacc. (1878) | Alnus glutinosa | 26,12–47,92 | 1,14–2,49 | meist 4-zellig, gegen 1 Ende zu stumpf zulaufend und dicker werdend | ||
Septoria alnigena Sacc. (1878) 1) | Alnus glutinosa | 20 | 0,75 | 1-zellig, kurz fadenförmig | ||
Septoria carisolensis Kabát et Bubák (1905) 1) | Alnus viridis | = Septoria alni Sacc. | 45–90 | 15–38 | 2–2,5 | hyalin, 2–4-zellig, kurz-fadenförmig, an beiden Enden abgerundet oder unten erweitert, zuweilen auch beiderseits verjüngt, gerade oder stark gebogen |
Septoria alnifolia Ell. et Ev. (1894) 1) | Alnus rubra | 80–100 | 35–55 | 3 | hyalin, linear mit einer Reihe von Kernen, meistens gebogen bis halbkreisförmig | |
Septoria alnifolia Ell. et Ev. (1894) | Alnus rubra | 25,1–37,18 | 1,51–2,97 | 2–4-zellig, meist 4-zellig, beide Enden halbrund abgerundet | ||
Septoria weiriana Sacc. (1920) 1) | Alnus tenuifolia | 200–250 | 80–95 | 3–3,5 | unscheinbar 3-septiert, |
Für die Bestimmungsarbeiten des Pilzes wurden die gängigen mykologischen Routinemethoden der Lichtmikroskopie angewandt. Die Pilzstrukturen wurden mit Wittmann’s Blau (Wittmann, 1970) gefärbt. Pyknidien und Konidien wurden mit dem Programm labSens von Olympus gemessen.
Auf den Blättern rundliche bis rundlich-unregelmäßige braune Flecken von 1 mm im Durchmesser, die dunkelgrün bis bräunlich schmal umrandet sind. Die Flecken sind unregelmäßig über die Blattspreiten verteilt (Abb. 1).
Die braunen Pyknidien befinden sich hauptsächlich blattoberseits subcuticular, meist in das Blattgewebe eingesenkt. Lediglich die Ostiolen ragen aus dem Pflanzengewebe hervor. Die Pyknidien messen 53,46–71,04 μm im Durchmesser (im Durchschnitt 63,47 μm) (Abb. 2).
Die Konidien sind hauptsächlich 4-zellig, wenige 3- und 2-zellig, zu einem Ende hin dicker werdend, an beiden Enden stumpf-rundlich zulaufend. Sie messen
14,03–43,44 × 0,76–2,11 μm (im Durchschnitt 27,33 × 1,53 μm) (Abb. 3).
Septoria alni Sacc. an lebenden Blättern von Alnus glutinosa, Zinsenhof (Bezirk Melk, Niederösterreich), 13. Juni 2014, leg. et det. Gerhard Bedlan.
M.C. Cooke (1871) gibt im „Handbook of British Fungi“ eine Beschreibung von Septoria alnicola an lebenden Blättern von Alnus glutinosa. Diese Beschreibung stellt aber keineswegs den Protolog dar, Cooke gibt den Hinweis „Cooke Seem. Journ. iv. p. 97, f. 23. Cooke exs. No. 203.“.
Bei diesem Journal handelt es sich um „The Journal of Botany, British and Foreign“, dessen Volume IV von Berthold Seeman im Jahre 1866 herausgegeben und bei Cooke als Seeman Journal bezeichnet wurde. Daher ist die Erstbeschreibung auf das Jahr 1866 vorzudatieren (Cooke, 1866). Der Protolog von Septoria alnicola befindet sich jedenfalls auf Seite 114 des Artikels von Cooke.
Die Überprüfung des Isotypus in Fungi Britannici exsiccati No. 203 mit dem Datum Oktober 1866 erbrachte, dass es sich nicht um eine Septoria handelt, sondern um Asteroma alneum (Pers. ex Fr.) Sutton, wie auch bereits Constantinescu in seiner Annotation am Beleg sowie 1984 (Constantinescu, 1984) festhielt. Basionym von Asteroma alneum (Pers. ex Fr.) Sutton ist Xylema alneum Pers.
Thümen gibt in der Mycotheca universalis unter der Nr. 693 eine Septoria alnicola Cooke an Alnus glutinosa, gesammelt von Passerini im Piemont, heraus, die aber ebenfalls Asteroma alneum (Pers. ex Fr.) Sutton darstellt.
Sutton (1980) beschreibt die Asteroma alneum mit Acervuli und Konidien, die 10,5–13,5 × 3 μm messen, fusiform, gerade oder leicht gebogen sind.
Folgt man den Maßstabsangaben im Protolog in den Zeichnungen der Konidien auf Tafel 45, Figur 23, stimmen diese mit den Maßen der Konidien im Isotypus überein, und es herrscht kein Zweifel über eine Zuordnung zur Gattung Asteroma.
Saccardo (1878) beschreibt diese Spezies an Alnus glutinosa aus Vittorio (Veneto, Italien) vom Oktober 1878 mit schwarzen, linsen- und punktförmigen, dicht beisammen stehenden Fruchtkörpern (Perithecien) sowie einzelligen, kurzen, fadenförmigen, gebogenen und an beiden Seiten zugespitzten, hyalinen Konidien, die 20 × 0,75 μm messen.
In den Herbarien von Padua (PAD) und Turin (TO) ist kein Typus-Material verfügbar (Constantinescu, 1984). Constantinescu (1984) hält fest, dass es sich ebenfalls um eine Asteroma handeln dürfte.
Die weitere Beschreibung von nicht vorhandenen Flecken (auf den Blättern, es handelt sich immerhin um eine Aufsammlung im Oktober) sowie die Beschreibung der Fruchtkörper, die an Acervuli erinnern, bestätigt die Vermutung von Constantinescu (1984). Daher schlage ich vor, diese Spezies in die Gattung Asteroma zu stellen:
Asteroma alnigena (Sacc.) Bedlan comb. nov.
Index Fungorum IF 551365 ≡ Septoria alnigena Sacc., Michelia 1(2), p. 179, 1878
Acervuli lens-shaped, punctiform. Conidia unicellular, hyaline, short, filiform, curved and on both ends acuminate, 20 × 0,75 μm.
Für die Zurverfügungstellung von Herbarmaterial aus dem Naturhistorischen Museum in Wien (Herbar W) bedanke ich mich bei Dr. Anton Igersheim.
Constantinescu, O., 1984: Taxonomic Revision of Septoria-like Fungi parasitic on Betulaceae. Transactions of the British Mycological Society 83 (3), 383-398.
Cooke, M.C., 1866: Decades of British Fungi. Dec. I.-VII. Journal of Botany, British and Foreign, Vol. IV, p. 114.
Cooke, M.C., 1871: Handbook of British Fungi. London and New York, McMillan and Co., 488 pp.
Saccardo, P.A., 1878: Fungi Veneti novi vel critici vel mycologiae Venetae addendi. Series VII. Michelia 1 (2), p. 179.
Sutton, B.C., 1980: The Coelomycetes. Commonwealth Mycological Institute, Kew, 696 pp.
Wittmann, W., 1970: Ein neues Rezept zur Herstellung mykologischer Präparate. PflSchber., Bd. 41, Heft 5/6/7, 91-94.