Mitteilungen und Nachrichten
10. Sitzung des Fachbeirates der Deutschen Genbank Obst
Journal für Kulturpflanzen, 71 (10). S. 271–272, 2019, ISSN 1867-0911, DOI: 10.5073/JfK.2019.10.03, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Am 08. und 09. Mai 2019 fand in Bonn die 10. Sitzung des Fachbeirates der Deutschen Genbank Obst (DGO) statt. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mit dem Informations- und Koordinationszentrum für biologische Vielfalt ist Partner in allen Netzwerken der DGO: Apfel, Kirsche, Birne, Pflaume, Erdbeere und Rubus.
Im Februar dieses Jahres wurde durch den Präsidenten des JKI, Herrn Prof. Dr. Ordon, der neue Fachbeirat der DGO für die Wahlperiode bis 2024 berufen (Abb. 1). Im Rahmen der Fachbeiratssitzung leitete Herr Prof. Dr. Zwerger die Wahl des Vorsitzenden des Fachbeirates sowie dessen Vertreter. Nach kurzer Diskussion wurden Herr Hilbers als Vorsitzender und Herr Dr. Schulte als Stellvertreter in offener Wahl gewählt. Beide nahmen die Wahl an und dankten für das Vertrauen. Gleichzeitig nutzte Herr Prof. Dr. Zwerger die Gelegenheit, den ausgeschiedenen Mitgliedern des Fachbeirates, Herrn Jörg Disselborg, Frau Prof. Dr. Magda-Viola Hanke und Herrn Dr. Johannes Hadersdorfer, für die geleisteten Arbeiten zu danken.
Während dieser Sitzung berichtete Frau Dr. Höfer, Koordinationsstelle der DGO, über die bislang geleisteten Arbeiten. Die DGO besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus den sechs obstartenspezifischen Netzwerken Apfel, Kirsche, Erdbeere, Rubus, Pflaume und Birne. Insgesamt sind 22 Partner mit 46 Sammlungen sowie das Informations- und Koordinationszentrum für biologische Vielfalt der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in die Arbeiten integriert. Es wurden zwei Aufnahmeanträge, der der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und der des Obstmuttergartens Rheinland als Sammlungshaltende bzw. unterstützende Partner für das Netzwerk Apfel, vom Fachbeirat befürwortet.
Frau Schramm, Prüfstelle Wurzen des Bundessortenamtes, gab einen detaillierten Bericht zum Stand der Rubus- und Birnen-Netzwerke und informierte über die Arbeiten zur Gründung des Wildobst-Netzwerkes mit dem Teilnetzwerk Sanddorn. Herr Dr. Hadersdorfer, Technische Universität München, berichtete über das Netzwerk Pflaume und ging auf Probleme der derzeitigen Arbeit ein, die sich aus der Auflösung der Professur für Obstbau an der TU München ergeben. Aus diesem Grund wurde die Netzwerkkoordination der Deutschen Genbank Pflaume durch Herrn Dr. Schlegel vom LLG Sachsen-Anhalt bereits im März dieses Jahrs übernommen. Herr Dr. Schlegel wird dafür Sorge tragen, dass alle Sorten der Sammlung der TU München im Netzwerk Pflaume durch jetzige bzw. neu zu gewinnende Partner gesichert werden können.
Einen wesentlichen Teil der Berichterstattung durch die Koordinationsstelle nahmen detaillierte Informationen zu Aktivitäten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der DGO ein. Insbesondere wurden Neuerungen der Datenbank vorgestellt: (1) Der aktuelle Flyer der DGO ist auf der Webseite abrufbar, (2) in der Sortenansicht ist ein Wechsel zwischen Listen- und Bildansicht möglich, (3) es erfolgte die Einfügung zusätzlicher Charakterisierungsdaten in das Datenblatt der Sorten, (4) des Weiteren wurden neue Funktionen für Netzwerkverantwortliche und die Sammlungshaltenden Partner durch den Datenbankentwickler Christian Müller, JKI, Zentrale Datenverarbeitung, in die Datenbank eingearbeitet, um die Aktualisierung der Daten für Partner zu vereinfachen. Mit der zweiten Version der DGO-Datenbank, die im Oktober 2016 online gegangen ist, haben sich sowohl die Anzahl der Besuche als auch die Anzahl der unterschiedlichen Besucher im Vergleich zu 2015 verdreifacht.
Im letzten Berichtszeitraum wurden im „Journal für Kulturpflanzen“ vier Mitteilungen unter der Rubrik ‚Neues aus der DGO' veröffentlicht, unter denen sich drei weitere Partner vorstellten. Außerdem wurde die Arbeit der DGO in einem englischsprachigen Artikel präsentiert. Insgesamt sind bis heute 37 Beiträge im „Journal für Kulturpflanzen“ zur DGO erschienen. Am 13. und 14. November 2019 wird das 2. Treffen der Partner der DGO in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Quedlinburg/Ditfurt, stattfinden.
Ein wesentliches Ziel der DGO besteht darin, die Obstsorten langfristig und effizient zu erhalten, indem jede DGO-Sorte mindestens an zwei verschiedenen Standorten gepflanzt wird. Nach den ersten Sortenechtheitsprüfungen bei Apfel und Kirsche fanden gezielte Austausche von Reisermaterial statt. Gegenwärtig sind bei Apfel 70% der Sorten und bei Kirsche 73% (Süßkirsche) bzw. 58% (Sauerkirsche) gedoppelt. Bei Erdbeere wurde durch den Aufbau der Kryokonservierung am Standort Dresden-Pillnitz (z. Z. 140 Sorten) eine Doppelung von 78% erreicht.
Frau Dr. Höfer berichtete über den Stand der zweiten Sortenechtheitsprüfungen bei Apfel und Kirsche, die 2017 begannen, und stellte geplante Untersuchungen unter Anwendung der SNP-Technologie vor. Die finanziellen Mittel für die Echtheitsprüfungen werden im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen von Erhebungen, Bestandsaufnahmen und nicht wissenschaftlichen Untersuchungen im Bereich Biologische Vielfalt durch die BLE bereitgestellt. Die molekularen Untersuchungen für beide Obstarten durch die Firma ecogenics GmbH, Schweiz, sind abgeschlossen, die Abschlussberichte liegen vor. Die pomologischen Bestimmungen des Apfels werden durch die Bietergemeinschaft Bannier und Dr. Schuricht sowie bei Kirsche durch Frau Dr. Braun-Lüllemann organisiert und laufen planmäßig bis 2020.
Frau Dr. von den Driesch stellte die Arbeiten des Gastgebers der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in einem Vortrag vor. Zum Abschluss des ersten Tages der Fachbeiratssitzung hatten die Mitglieder die Möglichkeit, den Obstmuttergarten Rheinland unter Leitung von Herrn Vogt zu besichtigen und den neuen Partner der DGO im Netzwerk Apfel kennenzulernen (Abb. 2).
Abb. 2. Mitglieder des Fachbeirates der DGO beim Rundgang im Obstmuttergarten Rheinland unter Leitung von Herr Vogt (3. von rechts)
Der zweite Tag der Fachbeiratssitzung widmete sich dem Schwerpunkt Pflanzengesundheit. Herr Dr. Engel von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sprach über die Aufgaben des Pflanzenschutzdienstes bei der Sortenerhaltung von Baumobst in NRW und stellte gleichzeitig seine Einrichtung als Sammlungshaltenden Partner für das Netzwerk Apfel vor. Herr Renker, ebenfalls von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Sachbereichsleiter Pflanzengesundheit, berichtete über rechtliche Grundlagen beim Umgang und der Abgabe von Pflanzenmaterial alter Obstsorten. Er informierte insbesondere über zwei neue EU-Verordnungen: EU Verordnung 2017/625/EU – Kontrollverordnung sowie EU-Verordnung 2016/2031/EU – Pflanzengesundheitsverordnung, die beide bis 14.12.2019 umgesetzt werden. Des Weiteren sprach Herr Prof. Dr. Flachowsky über die Problematik des Little-Cherry-Virus bei Kirsche. In der sich anschließenden Diskussion wurde hauptsächlich die Problematik befallener Regionalsorten aus den Erfassungsprojekten im Alten Land angesprochen. Ziele sind die Prüfung der Möglichkeit der Virusfreimachung sowie die nachträgliche Erhaltung im Saranhaus bzw. in der Cryokonservierung, wobei die Zuständigkeiten und die Finanzierung zu eruieren sind.