Das vegetative Wachstum 1jähriger Reben in Abhängigkeit von der Tageslänge
DOI:
https://doi.org/10.5073/vitis.1959.2.101-112Abstract
- 1jährige 2-Augenstecklinge der Sorten Riesling 90, Riparia G 80, FS. 4 - 201 - 39, FS. 4 -195 - 39 und Sbl. 2 -19 - 58 erhielten neben Normaltag Tageslängen von 11, 13 und 15 Stunden, sowie Störlicht (Kurztag von 11 Stunden und Unterbrechung der Dunkelphase von 24.00 bis 1.00 Uhr mit etwa 2 500 Lx).
- Abnehmende Tageslängen führen zu einer vorzeitigen Wachstumsruhe. Hiermit ist eine verminderte Wuchslänge verbunden, die durch eine rasche Hemmung der Internodienlänge und ein danach einsetzendes Nachlassen der Blattbildung (Nodienzahl) bedingt ist·. Die induzierte Ruhe hat jedoch keinen Blattfall zur Folge. Gemessen an der Wachstumsdauer und an der Wuchslängenzunahme erwiesen sich FS. 4 - 201 - 39 und Riesling 90 am kurztagverträglichsten, während FS. 4 - 195 - 39 und Riparia G 80 die geringste Kurztagverträglichkeit erkennen ließen. Sbl. 2 - 19 - 58 nimmt eine Mittelstellung ein.
- Kurztag fördert allgemein die Holzreife, doch dominiert weitgehend die genetische Konstitution der Sorten, wobei sich FS. 4 - 195 - 39 durch eine sehr frühe, Riparia G 80 durch eine recht späte Holzreife auszeichneten.
- Der Übergang in ein Ruhestadium wird bei Riesling 90 durch Gibberellinsäure nur verzögert, durch IES unter den gegebenen Bedingungen nicht beeinflußt.
- Der photoperiodische Reiz wird von allen Blättern, jedoch nicht nachweisbar von den grünen Stengeln und der Sproßspitze aufgenommen. Hierbei dominieren bei unterschiedlicher Tageslängenbehandlung unabhängig von der Insertionshöhe und -folge die mit Kurztag behandelten Blätter.
- Die photoperiodischen Reaktionen der Reben werden mit der Annahme einer durch Kurztag hervorgerufenen Bildung von Hemmstoffen erklärt, wobei aktive Vorgänge während der langen Dunkelphase von entscheidender Bedeutung sind. Es wird ferner angenommen, daß IES bei den photoperiodischen Reaktionen nur eine untergeordnete Rolle spielt und nicht für den Eintritt in ein Ruhestadium verantwortlich ist, während GS oder gibberellinähnliche Substanzen in den enzymatischen Vorgängen der Hemmstoffbildung oder des Abbaues eingreifen.
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