Der gegenwärtige Stand der Kohlensäurefrage für Pflanzenkulturen
Abstract
Als Kolumbus seine erste Entdeckerfahrt plante, sprach sich ein Kollegium hochgelehrter Männer mit allen gegen eine Stimme dahin aus, daß der Gedanke einer Erdumsegelung barer Unsinn sei.
Als die Eisenbahn erfunden war, gab ein Rat sachverständiger Männer das Urteil ab, es sei das gewiß eine recht interessante Sache, aber davon könne keine Rede sein, daß das neue Verkehrsmittel jemals zur Überwindung großer Entfernungen oder zur Beförderung größerer Lasten dienen könne. Dieses Urteil erfolgte einstimmig.
Die Mendelschen Spaltungsregeln, das Einmaleins der Vererbungsforschung, haben rund 35 Jahre in Verborgenheit geschlummert, ehe sie die verdiente Anerkennung fanden. Es ist nicht richtig zu meinen: „Die Zeit sei nicht reif gewesen“; man würde den führenden Männern von damals doch gar zu wenig zu trauen, wollte man sagen, jene Regeln seien ihnen „zu hoch“ gewesen – im Gegenteil, zu einfach waren sie.
Zu einfach ist wohl auch der Gedanke, den Pflanzen mehr Kohlensäure zuzuführen, als die Natur ihnen für den Assimilationsvorgang bietet. Jeder Bauer weiß heutzutage, daß man durch Düngung mit Stickstoff, Kali, Phosphor usw. höhere Ernten herausholen kann; die Pflanzen auch einmal mit mehr Kohlensäure zu versorgen, daran hat kaum jemals jemand gedacht, und
wenn es einer aussprach, dann blieb er ein Prediger in der Wüste. Die Ablehnung dieses Gedankens seitens der Landwirtschaftswissenschaft ist umso seltsamer, als schon 1837 der Vater der rationellen Landwirtschaft, Albrecht Thaer, betont hat, der Hauptwert organischer Düngung liege in der Entwicklung von „kohlensaurem Gas“, das an die Blätter der Pflanzen herantrete
und von ihnen aufgenommen werde.
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