Pheromone im Vorrats- und Materialschutz – Erfahrungen aus 35 Jahren praktischem Einsatz

Autor/innen

  • Rudy Plarre Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Fachbereich Biologische Materialschädigung und Referenzorganismen, Berlin

DOI:

https://doi.org/10.5073/JfK.2013.05.01

Schlagworte:

Pheromon-Etymologie, Monitoring, Faunistik, Ökologie, Kleidermotte, Tineola bisselliella

Abstract

Seit mehreren Jahrzehnten ist der Einsatz von Lockstoffen gegen Insekten zur Schadensabwehr an Lagergütern und Materialien etabliert. Die Hauptkomponenten der Pheromone aller wirtschaftlich relevanten vorrats- und materialschädlichen Insekten sind bekannt. Zur Früh­erkennung und zur Populationsdichteüberwachung von Schädlingen nehmen Pheromonfallen eine zentrale Position im Konzept der ökonomischen Schadensschwelle und damit im integrierten Vorrats- und Materialschutz ein. Dies gilt vor allem für Sexuallockstoff-Fallen gegen paarungsbereite Männchen von vorratsschädlichen Motten aus den Gruppen der Zünsler (Pyralidae) mit Dörrobst-, Mehl- und Speichermotte und gegen Kleinschmetterlinge (Tineiden) mit Kleider- und Pelzmotte sowie gegen einige Nagekäfer mit Brot-, Tabak- und Gemeiner Nagekäfer. Durch das sogenannte „Monitoring“ können Bekämpfungsstrategien zunächst zeitlich und räumlich optimiert und anschließend auf Erfolg bewertet werden. Neben Sexualpheromonen sind bei einigen Käfern wie beispielsweise den Korn- und Reismehlkäfern auch Aggregationspheromone, die attraktiv auf beide Geschlechter wirken, verbreitet. Ihr Einsatz zur Bekämpfung, d.h. zum Massenfang von Individuen, wie dies im forstwirtschaftlichen Bereich gegen Borkenkäfer nutzbringend durch­geführt wird, hat sich aufgrund mangelnden Erfolgs im Nachernteschutz jedoch nicht etabliert.

Neben einem wirtschaftlich orientierten Einsatz von Pheromonfallen kann deren Anwendung auch wertvolle allgemeinbiologische Informationen über Schadinsekten liefern. Wird das „Monitoring“ z.B. im Freiland abseits von Lagerstätten für faunistische Erhebungen durchgeführt, können natürliche Vorkommen von Schädlings­arten ermittelt werden. Dies erlaubt Rückschlüsse auf ihre ursprünglichen Lebensräume und auf mögliche adaptative Szenarien beim Übergang zu einer synanthropen und damit für den Menschen schädlichen Lebens­weise. Zusätzlich werden auf diese Weise natürliche Habitate, die als Reservoire für Schadpopulationen fungieren könnten, aufgespürt und, wenn notwendig, in ein Bekämpfungsprogramm integriert.

 

 

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Veröffentlicht

2013-05-01