Transfer von Perchlorat in unterschiedliche Pflanzenteile – Können Perchloratfunde in Obst und Gemüse über Perchloratkontaminationen im Boden erklärt werden?
DOI:
https://doi.org/10.5073/JfK.2021.11-12.02Schlagworte:
Mairübe, Perchlorat, Radieschen, Spinat, Mangold, Tomate, TransferAbstract
Im Jahr 2013 wurden in diversen Obst- und Gemüseprodukten aus verschiedenen Ländern hohe Perchlorat-Gehalte detektiert. Da Perchlorat auch in Düngemitteln nachgewiesen wurde und eine hohe Pflanzenverfügbarkeit aufweist, wurde angenommen, dass die Hauptquelle der Kontamination mineralische Dünger sein könnten. Prinzipiell sind aber auch andere Kontaminationspfade denkbar wie z.B. das Substrat, das Waschwasser im Aufbereitungsprozess der Gemüsebaukulturen oder die Behandlung, die z.T. durchgeführt wird, um die Lagerfähigkeit der Gemüseprodukte zu erhöhen.
Um die Perchlorat-Aufnahme von Gemüsepflanzen und den Transfer in unterschiedliche Pflanzenorgane zu untersuchen, wurden in der vorliegenden Arbeit Gewächshausversuche mit verschiedenen Kulturen durchgeführt. Die Versuche wurden mit Spinat (Spinacia oleracea) und Mangold (Beta vulgaris) beispielhaft für Blattgemüse, Radieschen (Raphanus sativus) und Mairüben (Brassica rapa L. var. rapa) als Vertreter von Wurzelgemüse und Tomate (Solanum lycopersicum L.) als ein fruchtbildendes Gemüse durchgeführt. Perchlorat wurde dem Substrat in steigenden Konzentrationen von 0 – 5 – 10 – 100 – 500 μg ClO4-/Gefäß einmalig zu Vegetationsbeginn (2 bis 6-Blattstadium) in gelöster Form zugesetzt. Die untersuchten Pflanzenspezies haben annähernd die gesamte ihnen verabreichte Perchlorat-Menge aufgenommen und der höchste Anteil von 70–100% wurde in den Blättern der untersuchten Gemüsearten wiedergefunden. In Radieschenknollen und Mairüben wurden nur in den hohen Perchlorat-Stufen von 100 und 500 μg ClO4-/Gefäß Spuren von Perchlorat detektiert. In den Tomatenfrüchten wurde kein Perchlorat nachgewiesen, was darauf hindeutet, dass kein Perchlorat-Transfer von den Blättern in die Früchte erfolgt, wenn Perchlorat nur einmalig zu Vegetationsbeginn appliziert wird.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Perchlorat-haltige Düngemittel durchaus kritisch im Einsatz bei Blattgemüse zu beurteilen sind, da näherungsweise das gesamte im Dünger enthaltene Perchlorat von den Pflanzen aufgenommen und in die Blätter transportiert wird. Für Wurzelgemüse und Gemüse, die eine längere Kulturdauer haben und Früchte ansetzen, ist das Risiko einer Perchlorat-Belastung als geringer zu beurteilen, wenn Perchlorat-haltige Dünger zu Vegetationsbeginn eingesetzt werden. Für die mehrmalige Applikation während des Vegetationsverlaufs kann aus den vorliegenden Daten kein Rückschluss gezogen werden.
Downloads
Veröffentlicht
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Copyright (c) 2021 Elke Bloem, Kerstin Panten

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Der Inhalt dieser Zeitschrift ist lizenziert unter der Creative Commons - Namensnennung 4.0 Lizenz. Sie dürfen das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten, remixen, verändern und darauf aufbauen und zwar für beliebige Zwecke, solange die Originalpublikation zitiert wird (Autoren, Titel, Jahr, Zeitschrift, Band, Nummer, Seiten).
Urheber- und Nutzungsrechte verbleiben beim Autor. Die Autoren räumen dem Journal für Kulturpflanzen sowie dem Julius Kühn-Institut und dem OpenAgrar-Repositorium das nicht-ausschließliche Nutzungsrecht ein, das Werk zu verbreiten und zu verwerten.